Review: Gretsch White Falcon G6136T-59 Vintage Select
Es gibt eine Menge Gitarren auf dieser Welt. Manche sind schön, andere sehen aus, als würden sie nur ihr Erschaffer lieben können. Hier geht es um eine Gretsch White Falcon, ein gitarregewordenes Understatement. Sozusagen.Ernsthaft, ich weiß nicht was passiert ist. Meine Maus fand ihren Weg von ganz alleine zum Kaufen-Button und meine Frau sagte “tu es”. Da musste ich lachen weil ich wusste, dass ich träume.
Ein paar Tage später war sie da.
Verdammt.
Spezifikationen
- Bauform: Hollowbody mit Cutaway
- Korpus: 3-lagig laminierter Ahorn
- Gold Sparkle Binding
- Korpustiefe: 5,72 cm (2,25")
- Korpusbreite: 43,20 cm (17")
- Ahornhals mit Walnuss-Streifen
- 22 Medium Bünde
- Ebenholzgriffbrett
- Halsradius: 12"
- Knochensattel
- Sattelbreite: 42,62 mm
- Mensur: 648 mm
- Tonabnehmer: 2x TV Jones Classic
- Space Control Steg
- Grover Imperial Mechaniken
- Bigsby B6 Tremolo
- vergoldete Hardware
- inkl. Koffer
Verarbeitung
Das Design der 1950er war eher funktional geprägt, man hatte ja nichts. Statt eines aufregenden Fotofinishs, wie z.B. das Necromancer`s Castle von Ibanez, wird die White Falcon in einem schlichten Weiß gehalten. Zugegeben, es ist ein sehr ansehnliches Weiß. Nicht die Art Weiß, das unangenehme Erinnerungen an frisch gekalkte Gefängnissendecken wach werden lässt. Zusammen mit der goldenen Hardware und dem gold sparkle Binding erinnert der zarte Elfenbeinton vielmehr an den Hals einer russischen Oligarchin und strahlt auch in etwa dieselbe Bescheidenheit aus. Sie sagt “Berühre mich, spiel mit mir. Aber ich werde immer zu gut für dich sein.” Und sie hat sogar recht damit.Darüber hinaus ist die Gitarre absolut sauber und ordentlich verarbeitet. Das Werkseitige Setup war perfekt. Briefmarkenflache Saitenlage und recht saubere Intonation, was mich schon etwas überrascht hat. Immerhin lässt sie die ja gar nicht für jede Saite einzeln einstellen, das gehört aber dazu.
Sehr interessant finde ich auch die Elektronik. Alle drei Potis sind Volume-Regler. Einen für jeden PU und der Dritte im Cutaway ist Master. Einer der beiden Schalter ist ein PU-Wahlschalter und der zweite, Muffle-Switch genannt, ist eine dreistufige Höhenblende. Jetzt kann man denken, dass das weniger flexibel ist als die Höhen stufenlos wegblenden zu können, das hat aber auch ein paar Vorteile:
- Statt eines Kondensators, der dieselbe Grenzfrequenz mehr oder weniger stark absenkt, kommen hier zwei verschiedene Kondensatoren zum Einsatz, die der jeweiligen Schalterposition ihren eigenen Charakter geben und die einfach hervorragend klingen.
- Die Bedienbarkeit ist einfacher. Man muss nicht suchen wo man hin will sondern schaltet einfach um und das ist dann genau der Sound.
- Normale passive Höhenblenden sind auch voll augedreht nicht komplett wirkungslos. Bei einem Schalter ist das anders, aus ist aus.
Und auch ein Mastervolume-Regler macht durchaus Sinn. Viele benutzen den Volume Regler ja um die Verzerrung zu kontrollieren oder für Sweeps. Aber auch weil Gretsch leider am Holz gespart und die Gitarre innen hohl gebaut hat. Das macht sie auch “etwas” anfälliger für Feedbacks. Wenn man dann in Spielpausen den Ton mit einem Handgriff weg bekommt, ist das nicht schlecht.
Um das Problem ganz in den Griff zu bekommen könnte vielleicht Bauschaum helfen. Ich werde berichten.
Spielgefühl
Die Größe ist schon was anderes als bei einer normalen Qualitäts-Gitarre die man am Strom anschließen kann. Der tiefere Body und die Lockdown-Wampe sorgen schon dafür, dass die Saiten etwas weiter weg vom Spieler sind. Aber daran gewöhnt man sich schnell und ist auch nichts was man beanstanden könnte.Ansonsten fasst sie sich wirklich sehr gut an. Der her schlanke, aber nicht zu schlanke Hals spiel sich sehr gut und das hervorragende Setup habe ich ja gerade bereits erwähnt. Die war out of the box schon genau perfekt.
Sound
Gar nicht mal so schlecht, Leute. Gar nicht mal so schlecht. Die Pickups sind klanglich schon fast näher an Single Coils als an den meisten Humbuckern, nur eben nebengeräuschfrei und mit ein paar PS mehr. Tele-Spieler hassen diesen Trick.Die leicht betonten Hochmitten machen diesen speziellen glockigen Gretsch-Sound und sorgen für gute Durchsetzungsfähigkeit im Mix. Besonders im leicht angezerrten Bereich macht das einen fantastischen Sound mit viel Funkeln. Auch stärker verzerrt klingt ausgezeichnet und besonders da finde ich den Muffle-Switch sehr nützlich. Damit der Sound schön fett aber nicht dumpf wird, habe ich bei meiner Tele dafür gerne die Höhen etwas zurückgedreht, man muss dann aber den Sweet-Spot suchen. Bei der Falcon schaltet man um und hat genau den richtigen Sound. Und clean macht sich der knackige und transientenreiche Sound sowieso hervorragend. Da gefällt mit auch besonders die Mittelposition.
Das ist schon ein richtiges Rock-Instrument, im gediegenen Jazz- und Blues-Bereich sehe ich die eher nicht. Aber wer bin ich schon?
Fazit
Wer meint, dass man zum vergleichsweise günstigen Preis eines Gebrauchtwagen noch keine brauchbare Gitarre bekommt, dem beweist so eine White Falcon das Gegenteil.Und wer schon immer mal so cool sein wollte wie Billy Duffy als The Cult noch eine geile Band waren, der kommt an einer White Falcon eh nicht vorbei. Klappt aber trotzdem nicht, wir reden hier schließlich über Billy Duffy.
Glaubt mir, ich hab’s probiert.
Pro
- Gar nicht mal so schlechter Sound
- Nice Optik
- Verarbeitung
Contra
- Die roten Steine in den Potiknöpfen sind keine echten Rubine
- Eigenschaft
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