GeiGit
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[Baubericht] "Nr.1" + "Nr.2" - Die Entstehung meiner ersten selbstgebauten E-Gitarren"
Der Bau meiner zwei ersten E-Gitarren liegt mittlerweile schon gut 33 Jahre zurück."Nr.1" existierte nicht sehr lange, aber "Nr.2" ist heute eigentlich wieder meine Lieblings-E-Gitarre, auch wenn es ein paar Pausen gab in denen sie eine gewisse Zeit auf "Platz Nr. 2" gerutscht ist.
Vielleicht interessiert es euch ja, wie ich mit 15/16 so meine ersten Schritte im Gitarrenbau gemacht habe?
Bilder wurden zu der Zeit leider eher weniger gemacht, aber zumindest die Überlegungen, Entwicklungsstufen und die Geschichte an sich, kann ich euch erzählen.
1986 - aus "Gei" wird "GeiGit" - Ein Geiger baut und lernt Gitarre
Ich habe dieses Wortspiel mit meinem Nickname spontan gewählt, da mein persönlicher Werdegang ziemlich stark mit diesen Gitarren verknüpft ist und ich mir eigentlich ziemlich sicher bin, dass es ohne sie heute keinen "GeiGit" hier im Musiker-Board geben würde.Ich spielte Geige seit ich sieben war, also seit meiner Einschulung 1978.
Irgendwann war mir aber die Klassik, die ich auf der Geige spielte, einfach nicht mehr genug und ich war mit etwa 13/14 fasziniert von meinem Englischlehrer, weil er Gitarre spielte und sang.
Ich sang ebenfalls schon seit ich klein war sehr gerne, aber das war ohne Begleitung irgendwie öde und die Geige eignete sich nicht als Begleitinstrument.
1986 war ich im zarten Alter von 15 Jahren und hatte meine ersten zwei Griffe auf einer klassischen Gitarre meines Bruders gelernt, die er kurz zuvor irgendwo auf dem Sperrmüll gefunden hatte.
Und dann hatte mein Bruder irgendwann dieses Werkbuch für Jungen bekommen:
"Nr.1" entsteht
Da waren tolle Dinge zum Nachbauen drin und mir hatte es irgendwie die E-Gitarre angetan.Als ich dann auf dem Dachboden meiner Großeltern eine zertrümmerte Wandergitarre fand, die rausgeworfen werden sollte, beschloss ich den Hals dieser Gitarre zu nehmen und eine E-Gitarre daraus zu bauen.
Ich war damals, wie schon gesagt, so etwa 15 Jahre alt.
Gesagt, getan, die zertrümmerte Kopfplatte wurde von mir geleimt und aus zwei übereinander geleimten Tischlerplatten wurde der Korpus gezimmert. Die Schwalbenschwanz-Verbindung kürzte ich auf die 38mm-"Korpusdicke" und leimte das überstehende Griffbrett auf und den Schwalbenschwanz in den Korpus.
Die Gitarre spritzte ich weiß.
Ich bestellte ein "30-Mark-Tonabnehmer-Gitarrenschaltungs-Set" von Conrad Elektronik, welches aus einem Single Coil, einer Tonblende, einem Lautstärkeregler und einer Buchse bestand. Es sollte in Verbindung mit dem DIN-Eingang eines Kofferradios Töne aus dieser Gitarre entlocken.
Naja. Es kamen Töne raus , es klang in etwa nach Gitarre, also wollte/musste ich jetzt Gitarre lernen, sonst wäre die Arbeit ja umsonst gewesen.
Ich übte fleissig und es machte mir wirklich Spaß!
Mein Klassenkamerad und damals bester Freund hatte zu seinem Geburtstag ein Keyboard geschenkt bekommen und ein anderer Klassenkamerad und Freund ein Schlagzeug.
Also bildeten wir drei spontan "eine Band".
Keiner konnte spielen, die Ausrüstung war ziemlich mau und wurde durch "gute" 80-Mark-Mikrofone und Mikrofonständer von Conrad komplettiert.
Wie gesagt, wir hatten keinen Plan, was wir spielen wollten, aber ruck zuck aus unserer Klasse noch zwei "Sängerinnen“ und eine „Managerin“. Es war ein rießen Spaß!
Wir nannten uns "The Tigers" - was bei allen anderen Klassenkameraden irgendwie eher eine Lachnummer, wie ein ernstzunehmender Bandname war.
Wir trafen uns im ausgebauten Keller des Schlagzeugers und hatten eine gute Zeit mit viel Spaß und Experimenten!
Mein Freund hatte sich einen großen "Lesley"-Verstärker für sein Keyboard gekauft, der einige Eingänge hatte. Da schloßen wir das Keyboard, die Mikrofone und Anfangs auch meine Gitarre an.
Irgendwie machte es wirklich Spaß und schien auch was dauerhaftes werden zu können, also machte man sich schon auch mal Gedanken über die Ausrüstung.
Ein Verstärker muss her
Es war natürlich klar, dass ich mir endlich einen Verstärker kaufen wollte, also hatte ich schon einen im Conrad-Katalog gefunden der mir ganz gut gefiel! Er kostete leider 400DM, hatte aber immerhin zwei Eingänge mit Klangreglung und einer davon sogar mit einem "Fuzz"-Regler für die Verzerrung. Er hatte 50 Watt und zwei 12"-Pappen. Die Krönung war die eingebaute Hallspirale.Als ich den dann in den Kleinanzeigen in der Zeitschrift "Sperrmüll" gebraucht fand, fuhr ich mit meinen Eltern hin, testete ihn und kaufte ihn. Ich zahlte glaub 280DM.
"Nr1" schwächelt - erneuter Bruch der Kopfplatte
Bei einem Transport im Kofferraum unseres Kombis fuhr mein Vater etwas forsch durch eine Kurve und der neue Gitarrenverstärker kippte und landete sauber auf dem Hals der danebenliegenden E-Gitarre.Das hielt die damals geleimte Kopfplatte nicht aus und zerbrach in viele kleine Stücke. Da sie mir in ihrer klassischen Form sowieso nicht wirklich gefallen hatte "reparierte" ich sie sehr "professionell": Ich schnitzte eine neue Kopfplatte im "echten E-Gitarren-Design" aus Ahorn und dübelte sie stumpf mit zwei 8er, oder 10er-Holzdübeln auf den Hals.
Hier sieht man die Gitarre mit dieser Kopfplatte. Das Design hatte ich selbst entwickelt und es gefällt mir auch heute noch! Das ist sozusagen "mein Design" und ich habe es später auch "wiederentdeckt":
Wie auch immer. Ich spielte sie einige Zeit, aber die Saitenlage wurde leider immer schlechter, da der verkürze Schwalbenschwanz nun nicht wirklich die beste Verbindung zu den beiden Tischlerplatten war und dadurch der Halswinkel immer negativer wurde. Auch die Dübelung der Kopfplatte war nicht die beste Lösung und war genauso weich.
Neue Inspiration
Bei einer Saitenbestellung beim "Saitenversand" hatte ich mir in dieser Zeit das Buch "guitar electronics" mitbestellt und begeistert mehrmals durchgelesen.Damals gab es ja noch kein Internet und ich habe daraus viel über Pickups, deren Klang, Schaltungsmöglichkeiten und noch einiges mehr gelernt.
Mit all dem Wissen wollte ich dann den Singlecoil rausschmeißen und zwei "Golden 50ties"- Humbucker von Schaller mit "Spezialschaltung" einbauen.
Da hatte mir die Klangbeschreibung in dem Buch so gut gefallen, dass ich das unbedingt ausprobieren wollte.
Als ich meinem Bruder von dieser Idee erzählte fragte er: "Aber nicht in diese Gitarre, oder?" Ich sagte: "Doch, eigentlich schon". Er sagte darauf: "Bau Dir doch gleich 'ne gescheite, richtige E-Gitarre". - Und nach einigen Überlegungen kam ich zu dem Schluss: Er hat Recht!
"Nr.2" entsteht
Also freundete ich mich mit dem Gedanken an eine zweite E-Gitarre zu bauen.Beim Bau der "Zweiten" wollte ich die Dinge besser machen.
Also ging ich zum Werklehrer der Parallel-Klasse in der Schule, bei dem viele Schüler Instrumente in Jahresarbeiten bauen durften. Jede Menge Geigen, Bratschen, Celli, Akustik-Gitarren entstanden dort in den Werkräumen und ich hoffte auf etwas Hilfe bei meinem Projekt.
Auf meine Frage zum E-Gitarrenbau sagte er jedoch in etwa: "Eine E-Gitarre darfst Du hier nicht bauen. Nur "echte" Instrumente, die selber klingen. Aber ich habe dir einen E-Gitarrenhals, der ist von einem Projekt übrig geblieben und lehnt schon ein paar Jahre da hinten in der Ecke". Er zeigte mir einen 5-fach verleimten, durchgehenden Hals-Rohling, grob gefräst, mit großer Kopfplatte.
Ich bekam noch etwas Bunddraht und ein Ebenholz-Griffbrett-Rohling, gab ihm dafür die verlangten 165 Mark und ging eine Werkstatt weiter zu meinem Werklehrer.
Ich fragte, ob er mir noch zwei Seitenteile hat und ob ich die hier noch mit der Rauhbank anfügen und anleimen dürfe.
Er war nicht ganz so streng und er besorgte mir zwei Erle-Seiten, die ich dann anleimte. Eine davon hatte einen Ast, den plazierte ich im Bereich der oberen Tailierung in der Hoffnung, dass er dort später "gut aussehen" würde. Ich glaube die beiden Seitenteile kosteten mich 7 DM.
Mit diesem "Gitarrenrohling" ging ich dann nach Hause und baute daraus meine zweite E-Gitarre "in Heimarbeit".
Doch ich war eigentlich weiterhin etwas überfordert. Vorallem mit der Form. Sie sollte schön und gut proportioniert sein - schön ausgewogen hängen und gut am Körper anliegen und ich wollte ohne Behinderung durch den Korpus bis zum 24. Bund spielen können. Somit schied die Les Paul- und Tele-Korpus-Form mit "Single-Cut" aus. Bei der traditionellen Strat gefiel mir die Kopfplatte nicht und die Hörner waren mir irgendwie zu rund. Bei den zu der Zeit modernen Ibanez-Formen gefiel mir die Kopfplatte, die ja auch eine gewisse Ähnlichkeit zu meiner selbst entworfenen hatte, aber die Hörner waren mir zu dünn und zu spitz.
Schaller Golden 50s
Immer wieder war ich in meinem Lieblingsladen in Stuttgart auf dem kleinen Schloßplatz. Dort bestellte ich auch die Steg- und die Hals-Version des Schaller-Humbuckers "Golden 50" deren Klangbeschreibung, Versiegelung gegen Mikrofonie und Anschlußmöglichkeiten für diverse Schaltungen mich in meinem "guitar electronics-Buch" überzeugt hatten.Hier im Board sind die Schaller Golden 50 bisher noch nicht so oft erwähnt worden, aber es gibt durchaus Gitarristen die sie mögen (klick).
Zu der Zeit damals gab es jedenfalls noch kein Musiker-Board und ich kannte auch keine E-Gitarristen persönlich, also verließ ich mich auf die Beschreibung im Buch.
Sie sollten jeweils 76 DM kosten und es war glaube ich tatsächlich die erste Bestellung mit Anzahlung, die ich ganz alleine und ohne meine Eltern gemacht habe!
Ich weiß nicht mehr wie lange die Lieferzeit war, aber als ich sie dann abholen durfte und diese "echten Pickups" in ihren Schachteln entgegen nahm und spontan noch cremefarbene DiMarzio-Rähmchen, Befestigungsschrauben und Federn dazu kaufte, war ich stolz wie Harry!
Als ich mir danach zum wiederholten Male die Gitarren, die im Laden hingen, anschaute, kam mir eine Idee, über die ich anschließend noch etwas nachdachte.
Ein "tollkühner Plan"
In meinem Kopf formte sich diese Idee immer weiter zu einem richtigen Plan und eines schönen Tages in den Ferien war mir klar, wie ich ihn in die Tat umsetzen könnte: Ich klebte drei Mal jeweils zwei Blätter meiner Schreibtischunterlage nebeneinander, faltete sie zusammen, steckte sie in meinen Rucksack und ging früh morgens an einem normalen Werktag in meinen Lieblingsladen.Wie erwartet war ich der einzige Kunde, ging an den Tresen, begrüßte die Verkäufer und unterhielt mich mit ihnen über meinen Gitarrenbau.
Dann fasste ich mir ein Herz und fragte: "Ich hab da mit der Form noch so meine Schwierigkeiten. Wäre es vielleicht möglich, dass ich mir die Form von zwei, drei Gitarren abzeichne?"
Sie schauten sich gegenseitig an, zuckten mit den Schultern, überlegten und sagten tatsächlich ja!!!!
Mein Herz sprang vor Freude!
Ich ging also in einen der Gitarren-Räume, packte eines der Doppelblätter und einen Bleistift aus, legte es auf den Teppichboden, schnappte mir eine meiner Lieblingsgitarren, legte sie auf das Blatt und zeichnete den Umriß ab. Zusätzlich nahm ich ein paar Maße, schrieb sie dazu, schob dann das Blatt quer mit der Rückseite nach oben unter die Saiten und rieb stark drüber, so dass sich die Bünde, Pickup-Rahmen usw. durch das Blatt durchdrückten.
Ich war schnell, und bevor einer der Verkäufer mal aus Interesse vorbeischaute wie ich das denn mache, war die erste Gitarre schon wieder an der Wand und das wertvolle Blatt im Rucksack und ich war schon bei der zweiten Gitarre.
Ich weiß nur noch, dass es ein komisches Gefühl war auf diese Weise mir die Größen zu beschaffen, abzuzeichen und zu -pausen, aber ich fand es sehr nett, dass ich das durfte und mir ab und zu interessiert über die Schulter geschaut wurde.
Ich hatte dann jedenfalls eine Strat und eine Ibanez abgezeichnet und hatte noch ein Blatt übrig.
Und dann nahm ich mir wirklich die schönste Gitarre, von der ich bis heute nicht mehr weiß was es für eine genau war. Ich weiß nur noch, dass sie eine tolle zweiteilige Vogelaugenahorndecke mit leichten Flammen hatte, in der Mitte eher natur-gelblich war und nach außen immer rötlicher wurde. Sie hatte goldene Hardware, eine Korpußform mit leichtem Absatz, kurz unter dem Endpin und ich fand sie einfach unerreichbar schön!
Ich dankte ihnen jedenfalls sehr, dass sie mir so geholfen hatten und ging dann glücklich mit den Formen und Maßen von drei Gitarren nach Hause!
Eine Mischung aus drei Formen mit eigenen Ideen und Änderungen
Zuhause ließ ich nochmal alle drei Gitarrenformen auf mich wirken und machte mich dann daran aus allen dreien eine eigene Form zu gestalten. Ich kombinierte einfach das, was mir gefiel und gestaltete die untere Rundung leicht nach rechts geneigt, aber ohne Absatz, verkürzte das untere Horn, vertiefte den Ausschnitt um den 24. Bund sauber erreichen zu können und gestaltete den Übergang zwischen der konkaven Innenrundung der Hörner zur Außenrundung relativ rechtwinklig und spitz.Als ich dann irgendwann zufrieden war, schnitt ich diese Außenkontur aus dem Blatt aus, übertrug sie auf den Korpus und ging zu einem Kollegen meines Vaters in die kleine Schreinerei im technischen Dienst des Krankenhauses. Er lieh mir eine Stichsäge, mit der ich diese Außenkontur dann aussägte. Er fertigte auch kurz eine Schablone an mit der er dann die Ausfräsungen für die Pickups und das E-Fach mit der Handoberfräse ausfräste.
Danach raspelte ich die Bauch-Aussparung auf der Unterseite und die schräge Armauflage auf der Oberseite nach meinen Vorstellungen.
Anschließend durfte ich alles mit seinem Tellerschleifer glatt schleifen.
Mit diesem Rohling, der schon sehr viel mit der endgültigen Gitarre zu tun hatte, ging ich glücklich nach Hause, setzte den Spannstab ein und leimte das Ebenholz Griffbrett auf. Ich verwendete dazu zwar einige Schraubzwingen und kleine Bretter als Zulagen, aber nichts durchgängiges. Das man das noch besser machen kann, lernte ich erst einige Zeit später.
Nachdem ich das Griffbrett und auch den Übergang zwischen Hals und Korpus mit Raspel, Feilen und Schleifklotz nach langer Arbeit bündig zum Hals und zu einem sauberen Übergang gebracht hatte, schliff ihn einige Stunden lang mit diversen Schleifklötzen von Hand alles vollends glatt.
Hier seht ihr mich bei dieser Arbeit auf unserer Terasse auf der "Workmate" sitzend:
Hobeln des Griffbretts
Bisher waren ja alle meine Griffbretter flach, also ohne jeglichen Wölbungsradius gewesen.Das wollte ich diesmal anders haben und hobelte mit einem kleinen Handhobel eine Wölbung, die ich anschließend schön glatt schliff.
Ja, es war ein kleiner Handhobel aus Alu, der mit etwas dickeren "Rasierklingen" bestückt wurde.
Leider fehlte mir zuhause die Raubank und Ebenholz ist auch wirklich nicht einfach zu hobeln...
im Nachhinein würde man sagen: "Er bemühte sich"...
Ich dachte zwar, dass es mir gelungen wäre, aber später sollte sich herausstellen, das es mit dieser Wolbung leider nicht möglich wurde eine halbwegs gute Saitenlage einzustellen.
...so lernt man eben dazu...
Anzeichnen und sägen der Bünde
Auch beim Anzeichnen der Bünde "bemühte" ich mich. Ich zeichnete eine saubere Mittellinie an, berechnete die Bundabstände mit meiner Formel und zeichnete sie dann mit dem Geodreieck auf.Da ich das Maßband allerdings immer wieder neu anlegte sind mir wohl einige kleinere Ungenauigkeiten unterlaufen.
Als Säge hatte ich nur eine kleine Bügelsäge deren Sägeblatt eigentlich zu breit war und deshalb von mir seitlich abgeschliffen wurde. Mit ihr sägte ich etwa 1mm tief, kontrollierte aber das jeweilige Maß nach dem Ansetzen nicht nochmal nach.
deshalb schlichen sich auch hier leider weitere Ungenauigkeiten ein...
Auch den Nullbund sägte ich auf diese Weise, da mir die Anfertigung und Positionierung eines Sattels mit meinen Möglichkeiten zu aufwändig und ungenau erschien.
Einklopfen der Bünde
Das Einklopfen des Bunddrahtes machte ich mit einem kleinen 100g Stahlhammer ohne Zulage auf meinen Knien. Das funktionierte ganz gut, gab aber natürlich kleine Macken auf dem Scheitel des Bunddrahtes.Auch das war also nicht ganz ideal, zumal wohl auch mancher Sägeschlitz in der Mitte wohl doch nicht ganz die richtige Tiefe hatte.
Den Bunddraht schnitt ich mit einem Seitenschneider links und rechts neben dem Griffbrett ab und feilte anschließend jedes Bundstäbchen schön bündig von oben nach unten.
Und egal wie genau ich das machte und anschließend mit Schleifpapier drüber schliff um die scharfen Kanten zu entfernen... es gelang mir leider nicht so gut, wie ich das gerne gehabt hätte.
Aschließend klebte ich ein Schleifpapier auf ein planes Brett und schliff über die Bünde bis ich so tief war, dass alle Bünde etwas angeschliffen waren.
Damit egalisierte ich sie auf eine Ebene.
Montage des Steges
Mein Steg war von Conrad Electronic. Es war ein ziemlich massiver, verchromter Metallwinkel mit sechs längen- und höhenverstellbaren massiven Saitenreitern. Die Saiten mussten von unten durch das Blech und durch die Saitenreiter gefädelt werden. Also ein "String through body-model". Zusätzlich hatte er den Rahmen für den Steg-Humbucker integriert.Ich stellte die Saitenreiter ziemlich lang ein um genügend Korrekturmöglichkeit für die Oktavreinheits-Einstellung zur Verfügung zu haben. Dann positionierte ich ihn auf der Mittellinie mit einem Abstand von 640mm zum Nullbund. Nun zeichnete ich die Befestigungs- und Saitendurchgangslöcher an und bohrte sie auf einer großen Ständerbohrmaschine mit genügend Auslegung in der Metallwerkstatt im technischen Dienst meines Vaters. Trotz korrektem Lochanfang auf der Oberseite und passendem 90°-Winkel verlief der Bohrer doch im Korpus, so dass die Lochreihe nur auf der Oberseite aber nicht auf der Unterseite schön in einer Linie war. Schade.
Ich schraubte ihn mit zwei passenden großen Holz-Senkschrauben auf den Korpus. Die Schrauben saßen versteckt unter den Saitenreitern.
Anfertigen des Schlagbretts
Das Schlagbrett fertigte ich aus weißem Polystirol aus dem Modelbaufachgeschäft an. Ich glaube es war damals 3mm dick. Das konnte ich gut mit meiner Dekupiersäge aussägen und dann von Hand mit Schleifpapier glätten und abrunden.Entwurf der Gitarrenschaltung
Mich faszinierten die im Buch beschriebenen Klangvariationen die aus den verschiedenen Schaltungsvarianten "Seriell (Humbucker)", "Parallel (Humbucker)", "Spule 1 alleine (Singlecoil)", "Spule 2 alleine (Singlecoil)", "Seriell out of phase", "parallel out of phase".Also kaufte ich bei Conrad Electronic zwei 6-Stufen-Schalter mit vier Ebenen um beide Pickups jeweils in diesen Varianten schalten zu können.
Die beiden Ausgänge der Schalter sollten dann parallel geschaltet werden. Hier hatte ich noch keine anderen Ideen, also blieb es erstmal beim "Standard".
Dann wollte ich natürlich einen Volumenpoti und eine Tonblende.
Positionieren der Schalter, Regler und der Buchse
Hier orientierte ich mich etwas an der klassischen Strat. Allerdings hatte ich mehr Elemente, also wurde es "in Anlehnung" eben "was Eigenes": Den Volumenpoti wollte ich möglichst nahe an der Hand, aber so, dass ich ihn nicht versehentlich verstellte. Dahinter die Tonblende und dann unten die beschriebenen zwei 6-fach-Schalter und die Ausgangsbuchse.Die erste Fertigstellung
Wenn man eine Weile an so einem Instrument baut, möchte man natürlich schnell zu dem Punkt kommen, dass man mal spührt, wie es sich spielt und dann auch hört wie es klingt.Also verteilte ich die Schrauben so, dass die Potis und Schalter dazwischen entsprechend Platz hatten und zeichnete die endgültige Position des Schlagbretts an. Als ich mit Form und position zufrieden war, bohrte ich die Löcher ins Schlagbrett und schraubte es fest.
Dann zeichnete ich den Umriss des Schlagbretts auf das Holz an, schraubte es wieder weg und entwarf den Umriss für das E-Fach.
Das übertrug ich wiederum auf einen Karton und ging mit beidem wieder zum Schreinerkollegen meines Vaters. Er gab mir Holz, Anweisungen und die Stichsäge und ich erstellte daraus die Frässchablone.
Er spannte sie dann auf die Gitarre und fräste mir damit das E-Fach.
Auch für die von mir angezeichneten Kabelwege zu den Humbucker-Fräsungen, fräste er mir passende Kanäle.
Später bohrte ich die Bohrungen für Potis, Schalter und Buchse, montierte alles und setzte das Schlagbrett mit Humbuckern und Elektronik in die Ausfräsungen.
Es passte alles, also konnte ich mich an die Verkabelung machen.
Nachdem alles verkabelt war, montierte ich das Schlagbrett und zog Saiten auf.
Und endlich konnte ich die Gitarre an meinen Verstärker anschließen und hörte wie sie klang!
Ich war begeistert! Das war kein Vergleich zu meiner ersten E-Gitarre!
Der erste Auftritt der neuen Band
Jetzt habt ihr schon so viel über die Gitarre lesen können, nun wird es endlich Zeit sie auch mal zu sehen, oder?Das erste Mal, dass ich sie öffentlich gezeigt und gespielt habe, war bei unserem ersten "öffentlichen" Auftritt.
Unser Schlagzeuger hatte ja die Band verlassen. Daraufhin probte ich erst zusammen mit unserem Keyboarder bei ihm im Zimmer und wir versuchten uns an Titeln wie "Let ist be", "Knokin' on heavens door", "Planet Earth" und einigen selbst geschriebenen Songs.
Um etwas rhythmische Unterstützung zu haben, kauften wir uns den damals relativ neu herausgekommenen "Dr. Rhythm" und bekamen in Form eines weiteren Klassenkameraden dann sogar Unterstützung am Bass, den er auch ganz neu hatte. Er war kein blutiger Anfänger, da er schon ganz gut seine akustische Gitarre beherrschte.
Jedenfalls bauten wir unser Repertoir nach und nach auf, schrieben und probierten Songs usw. Da er ebenfalls Songs schrieb und sang, aber nur Gitarre und nicht Bass dazu spielen konnte, wechselte ich dann an seinen Bass und er an meine Gitarre wenn er sang.
Eines schönen Frühlingstages meinte der Vater unseres Keyboarders: Wir wollen heute draußen vor dem Haus hinter den Garagen grillen. Was haltet ihr davon, wenn ihr bissl was spielt?
Ja. Ganz spontan, nicht geplant im erweiterten Familiären Rahmen, ergänz von Leuten die vorbei kamen und die Musik hörten, fand unser erstes "Konzert" statt.
Das folgende Bild ist eines der wenigen Bilder aus dieser Zeit und stammt von genau diesem ersten Auftritt:
Den Zuhörern hat es ganz gut gefallen und wir hatten unseren Spaß und konnten die ersten Erfahrungen sammeln.
Die erste Aufnahme
Nicht lange danach kamen wir auf die Idee: Lasst uns das mal aufnehmen!Also fragte ich meinen Vater, ob er nicht mal mit seinen zwei Mikrofonen und seinem Kassettenrekorder, mit dem er sonst das Trio oder Quartett meines Opas aufnahm, in den Proberaum kommen könnte um uns aufzunehmen.
Er machte es, baute die beiden Mikros irgendwie vor den beiden Verstärkern auf, über die ALLES lief und wir spielten einen Song nach dem anderen.
Leider habe ich die Original-Kassette nicht mehr. Es existiert nur noch eine Überspielung davon, die ich eher diletantisch mit meinem Walkman und dem Kofferradio meines Bruders gemacht hatte. Da blieb leider viel Qualität auf der Strecke, was mir meine damaligen Abhörmöglichkeiten allerdings "verschwiegen".
Wir waren jedenfalls total stolz "auf unsere Kassette" und ich weiß noch wie wir sie im Autoradio im Schullandheim allen Freunden und Freundinnen vorspielten die es hören wollten.
E-Gitarren ohne Namen - Aber warum eigentlich?
Ich glaube hier wäre ein ganz guter Punkt um den ersten Abschnitt meines Bauberichts zu beenden. Falls es euch interessiert schreibe ich natürlich gerne auch die weitere Werdensgeschichte auf, denn "Nr.2" wurde einige Male überarbeitet, umgebaut, repariert und modifiziert.Als mir heute beim Schreiben des Thread-Titels wieder bewusst wurde, dass beide E-Gitarren nie einen Namen bekommen haben, dachte ich eine Weile darüber nach, warum dass denn so ist?
Dabei wurde mir klar, dass sie einfach keinen Namen gebraucht hatten weil sie (nacheinander) immer "meine Gitarre" waren. Es gab immer nur eine, da ja "Nr.1" nach erfolgreicher Fertigstellung von "Nr.2" zerlegt und verschrottet wurde. Sie geriet auch schnell in Vergessenheit und erst "Nr.2" war dann auch gefühlt eine "richtige E-Gitarre" und auch so "wirklich selbstgebaut".
Es gab also immer nur eine, also war die Bezeichnung eindeutig und reichte völlig aus. Manchmal sagte ich noch dazu, dass sie selbstgebaut war, aber für mich war sie schlicht und ergreifend "meine Gitarre", oder auch "meine Selbstgebaute".
Bis 1991 war sie tatsächlich meine einzige Gitarre und ich habe vor allem durch "Nr.2" das Bauen und Spielen der E-Gitarre gelernt. Es gab zwar noch eine alte Wandergitarre meiner Oma mit Riss im Boden, Nylonsaiten und schauderbarem Klang und die oben erwähnte, umgebaute Konzertgitarre meines Bruders mit schlimmer Saitenlage, aber die wurden von mir nur sehr selten und ungern gespielt. (Wen wundert's?).
1991 kaufte ich mir meine "Lowden", über die ich hier im A-Gitarrenbereich schon viel berichtet habe (klick).
Auch da bekam sie noch keinen Namen, aber beim Schreiben dieses Berichtes bekam ich immer mehr den Eindruck, dass sie "Nr.2" heißen darf. Das passt zu ihr, denn das ist sie und es ist Teil ihrer Geschichte.
Da ihre Geschichte auch in gewisser Weise meine Geschichte als Gitarrist begleitet hat, habe ich auch aus dieser Perspektive das eine oder andere zusätzlich erzählt, ich hoffe das passt für euch.
Ich hoffe jedenfalls, dass es euch insgesamt gefallen hat.
Bis demnächst, euer GeiGit
...Fortsetzung folgt
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