Die 7 Parameter der Musik bleiben beim bloßen Tastendrücken (wann und wie lange drücken als einziges Kriterium) zu sehr außen vor.
Man gewöhnt sich ggf zuviel falsch an und das umlernen braucht Zeit oder ist schwierig bzw mit Frust verbunden.
Bei Axel Benthien wird es schön beschrieben: Im Unterricht werden nicht nur Tastendrücker, sondern Musiker herangebildet.
Die Apps sind defizitär im Hinblick auf die Ganzheitlichkeit und das Zusammenwirken der 7 Parameter der Musik:
Rhythmik
Melodik
Harmonik
Artikulation
Phrasierung
Tempo
Dynamik
Wenn ich mir das Ergebnis in der Werbung der einen App anschaue, wo jemand nach ein paar Wochen das Thema der Morgenstimmung spielt, was verblüffen soll, so assoziiere ich eben nur jene Tastendrückerei statt Musik machen.
Ich glaube nicht dass Picasso durch Malen nach Zahlen die Malerei erlernt hat. Nun will natürlich kaum einer ein Picasso werden.
Für mich war es eine Offenbarung, auf Basis von Akkorden zu lernen. Keyboard mit Lehrer zu lernen war mein Weg zum - letztlich - Klavierspiel.
Ich bin also heilfroh, dass ich Unterricht hatte, aber eben auch speziell Akkord basiert. Sonst haette ich nie einen Zugang bekommen. Glückliche Fügung.
Das wünsche ich jedem, den genau passenden Lehrer.
Wenn man Musiker fragt, ob es möglich ist, nach diesen Apos zu lernen, sollte es normal sein, dies sehr einschränkend mit ja bzw jein zu beantworten.
Beim ersten Telefonat wegen Unterricht kommt oft der Hinweis: "Es soll natürlich kein Mozart herauskommen, es ist nur ein Hobby", dann ist das für mich keine Aufforderung, den Unterricht ohne eigenen Qualitätsanspruch zu machen.
Trotzdem kommen Schüler und Lehrer manchmal nicht auf einen Nenner.
Wenn am Telefon nach langer Beratung plötzlich die Frage kommt, ob man das nicht auch per App lernen kann, frage ich mich, warum ich diese Frage gestellt bekomme?
Wieso fragt man das nicht den Entwickler der App? Vermutlich weil die Antwort eine andere ist.
Das aber uns Unterrichtenden womöglich noch vorzuwerfen, würde mich irritieren.
Kann man mit dem passenden Lehrer besser lernen?
Ist der Papst katholisch? Muss man enttäuscht reagieren, wenn die Antwort ja lautet?
No offense, ich mache nur Brainstorm und nenne alle Aspekte, die mir halt wichtig sind.
Eigentlich ist es schön, dass es diese Apps gibt. Ich nutze sie aber nur, um Leute, die genau diese Antwort haben wollen, dass man damit ja auch gut lernen kann, dorthin zu schicken. Ich hab dann meine Ruhe.
Ob das dann gut für diejenigen ist, entzieht sich ja dann meiner Kenntnis. Wer weiß was hätte werden können.
Aber manchmal trennen einen Welten. Der Markt regelt eben nicht alles, sondern kann extreme Schieflagen erzeugen.
Diese lange Antworterei könnte die Fragestellerin abschrecken, das ist jedoch nicht meine Absicht.
Ich kann jedoch nicht anders als so zu antworten. So wie der Papst katholisch sein muss.
Nach Fingersatz (Zahlen) zu spielen ist etwas anderes als nach Noten. Ich schreib übrigens anfangs super viele Spielhilfen dran, da ich sehr plädiere für ein Spielen auf Nachahmung / Handlungsebene. Aber eben Lehrerbegleitet.
Mit dem Stufenmodell nach Jerome Bruner (US-amerikanischer Lernpsychologe) kann man es gut einordnen (Unterschied Lernen auf Handlungsebene, Bildlicher Ebene, Symbolischer Ebene)