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Epiphone Les Paul Custom Bonamassa 2020
Im Jahr 2020 unter neuer Führung überarbeitete Epiphone das gesamte Portfolio und näherte es den Muttermodellen an. Wichtigstes Kriterium ist dabei die neu gestaltete Kopfplatte, die nun deutlicher an Gibson angelehnt ist. Viele, incl. mir fanden die Ex-Epi-Kopfplatte nicht sonderlich schön und so dürften es die meisten User freuen, dass diese nun der Geschichte angehört. Allerdings ist diese aktuelle Form nicht neu. Bereits vor Jahrzehnten trugen die Epiphones ein ähnliche Kopfplatte. Schaut Euch dazu einmal die Gitarren aus Japan Anfang der 1990er-Jahre, die nach der Einstellung der Orville und Orville by Gibson Modellen auf den Markt kamen, an.
Ebenso wie viele andere Hersteller widmet sich Epiphone auch Sonder- und Signaturmodellen, erweitert außerdem immer wieder das eigene Portfolio. Unter den Signaturmodellen findet sich zum einen eine an die Custom angelehntes Modell mit dem Namen „Jared James Nichols „Old Glory“ Les Paul Custom. Bestückt mit nur einem P90 Dogear. Auf der anderen Seite, als wolle sie die geringe Anzahl an Pickups der Old Glory wieder gutmachen die Bonamassa Custom Black Beauty mit drei Humbucker. Quasi die überfette Strat J.
Nachdem sich meine „Standard“-Epiphone Les Paul Custom auf Anhieb in die ersten Ränge meiner Lieblingsgitarren spielte und ich dann auch noch die (wohl zeitlich) limitierte Epiphone Les Paul Custom Black Beauty Bonamassa, ausgestattet mit drei ProBucker sah, gab es kein Halten mehr, GAS war entzündet. Vor vielen Jahren besaß ich bereits eine japanische Burny mit diesem goldenen Rallyestreifen in der Mitte des Bodies und sie blieb mir in guter Erinnerung, auch wenn ich mich irgendwann doch von ihr trennte. Speziell bei Gitarren mit einem dritten Pickup in der Mitte kommt immer wieder die Frage auf „Stört der mich nicht beim Spiel?“. Hier kann ich schon mal Entwarnung geben. Die Saitenlage ist an der Stelle doch recht hoch und der Pickup weit genug abgesenkt, um der Schlaghand nicht in die Quere zu kommen. Ich für meinen Teil habe bei der Custom hier, allerdings auch bei Strats keine Probleme damit. Dies stellt natürlich keine allgemeingültige Aussage dar.
Ausstattung
Sie wurde Herrn Bonmassa´s 1958er Gibson Les Paul Custom Black Beauty nachempfunden (deswegen auch die Epiphone-Tuner). Daher wurde bei ihr natürlich auch komplett auf Mahagoni gesetzt. Auch beim Griffbrett hat man sich nicht lumpen lassen. Ebenholz ist hier das historisch korrekte Holz. Kurze Info am Rande: beim Einölen und späteren Spiel konnte ich keinen Farbabrieb feststellen. Sollte es sich wirklich um schwarzes Gold für Griffbretter handeln?! Da ich das bei Epiphone auch schon anders erlebte, würde ich sagen ja. Dies alleine bedeutet bereits ein ordentliches sowie historisch korrektes Ausstattungsmerkmal. Nach wie vor bestehen die Griffbrettinlays aus Kunststoff und nicht aus Perlmutt. Schade, dass man sich nicht zumindest bei diesem Sondermodell für das natürliche Material entschieden hat. Würde es noch einen Ticken edler machen.
Die Hardware wurde „vergoldet“. Ich gehe dabei nicht davon aus, dass es sich tatsächlich um Gold handelt J. Die Schicht ist wirklich sehr dünn. Davon zeugt der Bolzen der Bridge meiner „Standard“-Custom. Bereits nach kurzer Spielzeit reibt sich diese ab. Hier startet das Ageing bereits mit der ersten Stunde!
Im Gegensatz zur „Standard“ wurde die Jackplate nicht in Metall, sondern aus schwarzem Kunststoff ausgeführt, weil wohl historisch korrekt in Bezug auf Bonamassa´s Custom. Naja, solange nichts bricht, ist alles in Ordnung. Nach wie vor besitzt die Bridge die berühmt berüchtigte Rappelfeder, die hier jedoch bombenfest sitzt und ihrem schlechten Ruf somit zum Glück nicht gerecht wird. Das Stoptail wird wie seit Jahren bei Epiphone bekannt mit Halteblechen an den Bolzen gehalten. D.h., bei einem Saitenwechsel rutscht es nicht versehentlich vom Body und verhindert somit die Gefahr, den Lack zu zerkratzen. Ob dies nur den Tone negativ beeinflusst, sei einmal dahingestellt. Besagte Epiphone-Tuner mit seltsam aussehenden Tunerbuttons halten eher mäßig die Stimmung, vielleicht auch weil sie einen gewissen Leerlauf aufweisen. D.h., sie greifen erst nach einem kurzen Dreh. Dies ist etwas nervig, weil so das Feinstimmen ein wenig erschwert wird. Bei zwei der Buttons sah es für mich so aus, als ob sich jeweils zwei rote Fäden darum gewickelt hätten, aber diese Tönung befindet sich tatsächlich im Kunststoff. Sie schmälern in meinen Augen die Optik dieser ansonsten gelungenen Interpretation Custom. Hier schreib es für mich förmlich nach dem Austausch der Tuner und das nicht nur rein der Optik wegen.
Auf der elektrischen Seite haben wir es dieses Jahr mit echten CTS-Potis zu tun (dies berichtet zumindest die Epi-Homepage). Bei den Pickups der Custom handelt es sich um 2x ProBucker 2 & 1x 3. Epiphone schreibt dazu folgendes:
„Epiphone's ProBucker™ Humbucker ist im Stillen zu einem der meistdiskutierten Tonabnehmer in der Branche geworden. Er hat Experten, Vintagepuristen und sogar Gitarrenbauer getäuscht, die mit den besten Vintagebeispielen aus den späten 50er und frühen 60er Jahren gearbeitet haben. Epiphone ProBucker™ Humbucker sind das einzig Wahre - hergestellt aus 18% Neusilber, der gleichen Legierung, die Gibson in der Fabrik in Kalamazoo verwendete, als der Humbucker erfunden wurde. Die Verwendung von Neusilber reduziert das Auftreten von Wirbelströmen aufgrund der geringen Leitfähigkeit und sorgt für eine transparentere und klarere Ausgabe. Die Größe und Form der Spulen hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Tonansprache. Und die Spulen, die bei den ProBucker™ Tonabnehmern verwendet werden, duplizieren die Größe und Form des Goldstandards in der Industrie, der Gibson-Humbucker. Epiphone ProBucker™ Tonabnehmer sind ebenfalls mit sandgegossenen Alnico II-Magneten und hochwertigem 4-Leiter-Zuleitungsdraht ausgestattet und zur Eliminierung von Mikrophonie im Vakuumwachsverfahren vergossen.“
Bekannt große Worte. Soll es Epiphone nun gelungen sein, das Geheimnis der Gibson-Humbucker zu entschlüsseln und wenn nicht Epiphone, wer dann? J Aber ganz egal, was sie da oben schreiben, immer besser, wenn ein Hersteller bestrebt ist, sein Produkt nach vorne zu bringen. Markige Text sind das ein, der Klang von Pickups das andere und weitaus wichtigere. Dazu weiter unten mehr.
Plus/Minus-Liste gegen meiner „Standard“-Custom
Zuerst die Pluspunkte:
Verarbeitung
Aber generell zeigt sie sich makellos verarbeitet. Die Bundenden sind deutlich besser verrundet, als ich das damals bei der Heafy vorfinden könnte. Hier spürt man keinen Grad, der den Spielfluß stört. Ein Übergang zwischen Halsbinding und Hals fühlt man ebenfalls nicht. Schwer ist sie, diese Epiphone und dem Halsprofil würde ich das Prädikat „halbierter Baseballschläger“ bescheinigen, deutlich fetter als das meiner „Standard“-Custom. Den Paintjob würde ich als vorbildlich bezeichnen. Homogen und glatt geriet dabei die Korpusvorderseite. Es finden sich keine Einschlüsse, Nasen, oder sonstiges im Lack. Dafür befanden sich auf der Rückseite ein paar leichte Kratzer. Nichts dolles, aber bei einer funkelnagelneuen Gitarre?! Das Auspolieren erscheint jedoch machbar. Das Schwarz strahlt so schön, dass man sich darin spiegeln kann.
Kleine Modifikationen (auch wenn ich noch nicht weiß, welche passen werden)
…was sollte es anderes sein, als die Tuner? Meine Messung ergab, dass die Achsen der Epiphone-Tuner eine Stärke von 8 mm aufweisen und damit jeden Rahmen der üblichen Verdächtigen des Replacementangebotes sprengen. Meine favorisieren Tuner, Kluson Waffleback würden nicht ohne weitere Nacharbeiten installiert werden können. Die Hülsen müssten raus aus der Kopfplatte und dann passen die Bohrungen auch nicht zu denen der Kluson Tuner. Genau diese Tuner waren oft bei 1958er Gibson Custom verbaut. Im Endeffekt setzte ich bei der Bonamassa auf Grover Rotomatic mit Keystonebuttons. Die Bohrungen sind für Aufnahme der Grover mit ihren größeren Schäfte geeigent, so dass ein Austausch problemlos erfolgen kann.
Schaltung:
Da wir hier eine Les Paul mit drei Pickups vor uns haben, funktioniert die Schaltung nicht wie die der klassischen Modelle: Neck – beide Humbucker – Bridge, sondern folgendermaßen:
Tone
Wie immer bei mir dauert es eine Zeit, bis ich die richtigen Einstellungen der Pickups und der Polpieces finde. Alle drei Positionen müssen für mich gut klingen. Diesbezüglich will ich keine großen Kompromisse eingehen. So auch bei der Custom.
Nun fand ich eine Einstellung, bei der die drei Pickup recht gut klingen, auch wenn bei der Zusammenschaltung von Mitte und Bridge etwas mehr Höhen zuträglich wären und das Ganze á la Strat ein wenig nasal klingt. Der Bridgehumbucker klingt bissig und angriffslustig, zeigt jedoch einen Hauch weniger Höhen, als der meiner „Standard“-Custom. Der Tone bietet jedoch genau diesen Attacke, den ich suchte. Er klingt schön offen, ohne Überbetonung einer Frequenz, grundsätzlich hell, aber doch markant in den Bässen. Er tönt wirklich in keinster Weise blutleer ohne Aussagekraft. Hier scheinen die o.g. Wort von Epiphone dem Tone Recht zu geben.
Auch hier war die eigentliche Überraschung der Neckpickup. Normalerweise klingt es hier bei einer Les Paul oft wollig warm bis mulmig, eine Gradwanderung. Nicht so bei der Bonamassa. Er besitzt wirklich Transparenz, wenn auch naturbedingt etwas dunkler, als an der Bridge. Jedoch halten sich die Bässe dezent im Hintergrund. Somit steht er dem Bridge-PU recht nahe, legt aber ein anders geartetes an den Tag. Man könnte sagen, der Bridge beißt, der Neck ballert. In der Zwischenstellung klingt es mittiger und wirkt so ein wenig intransparenter. Einen Lautstärkesprung ist jedoch nicht zu vernehmen. Hier könnte ich wohl (eventuell zu Lasten des Bridgepickups) mehr rausholen. Allerdings reicht mir hier auch 95 % meiner Idealtonevorstellung.
Wenn ich bedenke, dass die Bonamassa ganz Custom-like keine separate Ahorndecke besitzt, der Korpus vielmehr komplett aus Mahagoni besteht, ist es wirklich interessant zu hören, wie wenig sie dem bekannten Toneschema einer solchen Gitarre folgt. Vielmehr klingt sie weniger mächtig im Bass, eher leichtfüßig und schnell. Die verbauten Humbucker sind die heißesten im ProBucker-Programm, jedoch outputtechnisch immer noch dem Vintagebereich zuzuordnen. Sie produziert einen Tone nahe an einer Standard, mit dem Machtvolleren einer Mahagonigitarre. Dennoch ist sie ein gutes Stück davon entfernt, was ich von Gitarren dieser Bauart bereits gehörte und das gefällt mir wieder einmal. Ich würde sagen, klanglich steht sie zwischen den beiden Welten aus Les Paul Standard und Custom.
Fazit
Ich gehe davon aus, dass die Neuauflage der Standard Epiphone-Modellpalette viele und auch vor allen Dingen neue Freunde finden wird. Auf jeden Fall hat der Hersteller damit eine Basis geschaffen, auf der er in Zukunft aufbauen kann. Detailverbesserungen wie die Pickups (wenn auch nicht mehr ganz neu), Materialien wie bei der Mutter (Griffbrett) und eine ordentliche Fertigungsqualität werden Epiphone eine solide Grundlage für weiteres Wachstum sichern. Bei den Pickups handelt es sich um anständige Aggregate, so dass ich keinen Moment an einen Austausch dachte. Wie immer reine Einstellungssache. Natürlich könnte man sie eventuell mit besseren Aggregaten weiter nach vorne bringen. Aber warum, wenn ich so zufrieden damit bin? Vergleiche ich die Custom mit meiner PRS SE 245 von 2018, tun sich hier qualitativ keine Unterschiede auf. Immerhin werden die SE-Serie oft im Zusammenhang mit hoher Qualität in dieser Preiskategorie genannt, liegen jedoch preislich leicht über den Epis. Keine schlechte Referenz, wie ich meine.
Darüber hinaus machen sich solche Sonderauflagen wie die Bonamassa hier richtig gut und runden das Programm entsprechend ab. Für einen Mehrpreis von 200 € erhalte ich eine ebenfalls gut gemachte Epiphone Les Paul Custom nebst einem der guten ProBucker und einem wirklich anständigen Koffer. Zusätzlich versprüht die Optik den Eindruck einer lang gespielten Gitarre. OK, dieses eingefärbte Binding wird nicht jedem gefallen, allerdings zeigt sich die historische Vorlage in eben diesem Gewand, was für die Authentizität der Epiphone spricht. Wünschenswert wäre natürlich echtes Perlmutt im Griffbrett. Das es geht zeigen die Inlaies der Kopfplatte. Was würde das Epiphone mehr kosten und es die Bonamassa nicht noch deutlich authentischer machen. Von mir aus könnten sie dann auch das kleine Mäppchen mit dem Foto von Joe weglassen.
Zeitlich wird die Bonamassa Custom wohl wie gesagt limitiert sein. Thomann sprach damals zum Zeitpunkt meiner Bestellung von hohen zweistelligen Vorbestellungen, die Lieferzeit lag bereits bei 13 – 14 Wochen. D.h. man sollte vielleicht nicht zu lange überlegen, ob man eine solche Custom sein Eigen nennen will und vielleicht mal besser gleich bestellen. Wer weiß, wie oft sie auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen wird und dann wird es eventuell eine vergebene Liebesmühe sein, doch noch eine zu erhaschen.
Wer auf der Suche nach einer außergewöhnlichen Custom mit ordentlicher Ausstattung nahe an der Gibson Les Paul Custom und guter Fertigungsqualität ist, sollte die Bonamassa Custom von Epiphone auf dem Plan haben. Aber wie gesagt, nicht zu lange warten…
Im Jahr 2020 unter neuer Führung überarbeitete Epiphone das gesamte Portfolio und näherte es den Muttermodellen an. Wichtigstes Kriterium ist dabei die neu gestaltete Kopfplatte, die nun deutlicher an Gibson angelehnt ist. Viele, incl. mir fanden die Ex-Epi-Kopfplatte nicht sonderlich schön und so dürften es die meisten User freuen, dass diese nun der Geschichte angehört. Allerdings ist diese aktuelle Form nicht neu. Bereits vor Jahrzehnten trugen die Epiphones ein ähnliche Kopfplatte. Schaut Euch dazu einmal die Gitarren aus Japan Anfang der 1990er-Jahre, die nach der Einstellung der Orville und Orville by Gibson Modellen auf den Markt kamen, an.
Ebenso wie viele andere Hersteller widmet sich Epiphone auch Sonder- und Signaturmodellen, erweitert außerdem immer wieder das eigene Portfolio. Unter den Signaturmodellen findet sich zum einen eine an die Custom angelehntes Modell mit dem Namen „Jared James Nichols „Old Glory“ Les Paul Custom. Bestückt mit nur einem P90 Dogear. Auf der anderen Seite, als wolle sie die geringe Anzahl an Pickups der Old Glory wieder gutmachen die Bonamassa Custom Black Beauty mit drei Humbucker. Quasi die überfette Strat J.
Nachdem sich meine „Standard“-Epiphone Les Paul Custom auf Anhieb in die ersten Ränge meiner Lieblingsgitarren spielte und ich dann auch noch die (wohl zeitlich) limitierte Epiphone Les Paul Custom Black Beauty Bonamassa, ausgestattet mit drei ProBucker sah, gab es kein Halten mehr, GAS war entzündet. Vor vielen Jahren besaß ich bereits eine japanische Burny mit diesem goldenen Rallyestreifen in der Mitte des Bodies und sie blieb mir in guter Erinnerung, auch wenn ich mich irgendwann doch von ihr trennte. Speziell bei Gitarren mit einem dritten Pickup in der Mitte kommt immer wieder die Frage auf „Stört der mich nicht beim Spiel?“. Hier kann ich schon mal Entwarnung geben. Die Saitenlage ist an der Stelle doch recht hoch und der Pickup weit genug abgesenkt, um der Schlaghand nicht in die Quere zu kommen. Ich für meinen Teil habe bei der Custom hier, allerdings auch bei Strats keine Probleme damit. Dies stellt natürlich keine allgemeingültige Aussage dar.
Ausstattung
Sie wurde Herrn Bonmassa´s 1958er Gibson Les Paul Custom Black Beauty nachempfunden (deswegen auch die Epiphone-Tuner). Daher wurde bei ihr natürlich auch komplett auf Mahagoni gesetzt. Auch beim Griffbrett hat man sich nicht lumpen lassen. Ebenholz ist hier das historisch korrekte Holz. Kurze Info am Rande: beim Einölen und späteren Spiel konnte ich keinen Farbabrieb feststellen. Sollte es sich wirklich um schwarzes Gold für Griffbretter handeln?! Da ich das bei Epiphone auch schon anders erlebte, würde ich sagen ja. Dies alleine bedeutet bereits ein ordentliches sowie historisch korrektes Ausstattungsmerkmal. Nach wie vor bestehen die Griffbrettinlays aus Kunststoff und nicht aus Perlmutt. Schade, dass man sich nicht zumindest bei diesem Sondermodell für das natürliche Material entschieden hat. Würde es noch einen Ticken edler machen.
Die Hardware wurde „vergoldet“. Ich gehe dabei nicht davon aus, dass es sich tatsächlich um Gold handelt J. Die Schicht ist wirklich sehr dünn. Davon zeugt der Bolzen der Bridge meiner „Standard“-Custom. Bereits nach kurzer Spielzeit reibt sich diese ab. Hier startet das Ageing bereits mit der ersten Stunde!
Im Gegensatz zur „Standard“ wurde die Jackplate nicht in Metall, sondern aus schwarzem Kunststoff ausgeführt, weil wohl historisch korrekt in Bezug auf Bonamassa´s Custom. Naja, solange nichts bricht, ist alles in Ordnung. Nach wie vor besitzt die Bridge die berühmt berüchtigte Rappelfeder, die hier jedoch bombenfest sitzt und ihrem schlechten Ruf somit zum Glück nicht gerecht wird. Das Stoptail wird wie seit Jahren bei Epiphone bekannt mit Halteblechen an den Bolzen gehalten. D.h., bei einem Saitenwechsel rutscht es nicht versehentlich vom Body und verhindert somit die Gefahr, den Lack zu zerkratzen. Ob dies nur den Tone negativ beeinflusst, sei einmal dahingestellt. Besagte Epiphone-Tuner mit seltsam aussehenden Tunerbuttons halten eher mäßig die Stimmung, vielleicht auch weil sie einen gewissen Leerlauf aufweisen. D.h., sie greifen erst nach einem kurzen Dreh. Dies ist etwas nervig, weil so das Feinstimmen ein wenig erschwert wird. Bei zwei der Buttons sah es für mich so aus, als ob sich jeweils zwei rote Fäden darum gewickelt hätten, aber diese Tönung befindet sich tatsächlich im Kunststoff. Sie schmälern in meinen Augen die Optik dieser ansonsten gelungenen Interpretation Custom. Hier schreib es für mich förmlich nach dem Austausch der Tuner und das nicht nur rein der Optik wegen.
Auf der elektrischen Seite haben wir es dieses Jahr mit echten CTS-Potis zu tun (dies berichtet zumindest die Epi-Homepage). Bei den Pickups der Custom handelt es sich um 2x ProBucker 2 & 1x 3. Epiphone schreibt dazu folgendes:
„Epiphone's ProBucker™ Humbucker ist im Stillen zu einem der meistdiskutierten Tonabnehmer in der Branche geworden. Er hat Experten, Vintagepuristen und sogar Gitarrenbauer getäuscht, die mit den besten Vintagebeispielen aus den späten 50er und frühen 60er Jahren gearbeitet haben. Epiphone ProBucker™ Humbucker sind das einzig Wahre - hergestellt aus 18% Neusilber, der gleichen Legierung, die Gibson in der Fabrik in Kalamazoo verwendete, als der Humbucker erfunden wurde. Die Verwendung von Neusilber reduziert das Auftreten von Wirbelströmen aufgrund der geringen Leitfähigkeit und sorgt für eine transparentere und klarere Ausgabe. Die Größe und Form der Spulen hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Tonansprache. Und die Spulen, die bei den ProBucker™ Tonabnehmern verwendet werden, duplizieren die Größe und Form des Goldstandards in der Industrie, der Gibson-Humbucker. Epiphone ProBucker™ Tonabnehmer sind ebenfalls mit sandgegossenen Alnico II-Magneten und hochwertigem 4-Leiter-Zuleitungsdraht ausgestattet und zur Eliminierung von Mikrophonie im Vakuumwachsverfahren vergossen.“
Bekannt große Worte. Soll es Epiphone nun gelungen sein, das Geheimnis der Gibson-Humbucker zu entschlüsseln und wenn nicht Epiphone, wer dann? J Aber ganz egal, was sie da oben schreiben, immer besser, wenn ein Hersteller bestrebt ist, sein Produkt nach vorne zu bringen. Markige Text sind das ein, der Klang von Pickups das andere und weitaus wichtigere. Dazu weiter unten mehr.
Plus/Minus-Liste gegen meiner „Standard“-Custom
Zuerst die Pluspunkte:
- endlich auch goldene Schrauben für die Trussrodcoverbefestigung
- Tophatknobs
- Potimarker
- tiefer liegender Toggleswitch (sieht schon so wie bei einer Gibson aus)
- Lieferung in einem stabilen Koffer
- Kunststoffabdeckung der Eingangsbuchse
- schief sitzender Pokerchip am Toggleswitch
- nicht so schön schwarzes und eingängiges Griffbrett
- leider kein Perlmutt als Griffbretteinlagen (gerade bei diesem Sondermodell wünschenswert)
- in meinen Augen hässliche Tunerbuttons (wenn auch vom Original abgeleitet)
Verarbeitung
Aber generell zeigt sie sich makellos verarbeitet. Die Bundenden sind deutlich besser verrundet, als ich das damals bei der Heafy vorfinden könnte. Hier spürt man keinen Grad, der den Spielfluß stört. Ein Übergang zwischen Halsbinding und Hals fühlt man ebenfalls nicht. Schwer ist sie, diese Epiphone und dem Halsprofil würde ich das Prädikat „halbierter Baseballschläger“ bescheinigen, deutlich fetter als das meiner „Standard“-Custom. Den Paintjob würde ich als vorbildlich bezeichnen. Homogen und glatt geriet dabei die Korpusvorderseite. Es finden sich keine Einschlüsse, Nasen, oder sonstiges im Lack. Dafür befanden sich auf der Rückseite ein paar leichte Kratzer. Nichts dolles, aber bei einer funkelnagelneuen Gitarre?! Das Auspolieren erscheint jedoch machbar. Das Schwarz strahlt so schön, dass man sich darin spiegeln kann.
Kleine Modifikationen (auch wenn ich noch nicht weiß, welche passen werden)
…was sollte es anderes sein, als die Tuner? Meine Messung ergab, dass die Achsen der Epiphone-Tuner eine Stärke von 8 mm aufweisen und damit jeden Rahmen der üblichen Verdächtigen des Replacementangebotes sprengen. Meine favorisieren Tuner, Kluson Waffleback würden nicht ohne weitere Nacharbeiten installiert werden können. Die Hülsen müssten raus aus der Kopfplatte und dann passen die Bohrungen auch nicht zu denen der Kluson Tuner. Genau diese Tuner waren oft bei 1958er Gibson Custom verbaut. Im Endeffekt setzte ich bei der Bonamassa auf Grover Rotomatic mit Keystonebuttons. Die Bohrungen sind für Aufnahme der Grover mit ihren größeren Schäfte geeigent, so dass ein Austausch problemlos erfolgen kann.
Schaltung:
Da wir hier eine Les Paul mit drei Pickups vor uns haben, funktioniert die Schaltung nicht wie die der klassischen Modelle: Neck – beide Humbucker – Bridge, sondern folgendermaßen:
- Schalterstellung 1: Neck
- Schalterstellung 2: Mitte + Bridge
- Schalterstellung 3: Bridge
Tone
Wie immer bei mir dauert es eine Zeit, bis ich die richtigen Einstellungen der Pickups und der Polpieces finde. Alle drei Positionen müssen für mich gut klingen. Diesbezüglich will ich keine großen Kompromisse eingehen. So auch bei der Custom.
Nun fand ich eine Einstellung, bei der die drei Pickup recht gut klingen, auch wenn bei der Zusammenschaltung von Mitte und Bridge etwas mehr Höhen zuträglich wären und das Ganze á la Strat ein wenig nasal klingt. Der Bridgehumbucker klingt bissig und angriffslustig, zeigt jedoch einen Hauch weniger Höhen, als der meiner „Standard“-Custom. Der Tone bietet jedoch genau diesen Attacke, den ich suchte. Er klingt schön offen, ohne Überbetonung einer Frequenz, grundsätzlich hell, aber doch markant in den Bässen. Er tönt wirklich in keinster Weise blutleer ohne Aussagekraft. Hier scheinen die o.g. Wort von Epiphone dem Tone Recht zu geben.
Auch hier war die eigentliche Überraschung der Neckpickup. Normalerweise klingt es hier bei einer Les Paul oft wollig warm bis mulmig, eine Gradwanderung. Nicht so bei der Bonamassa. Er besitzt wirklich Transparenz, wenn auch naturbedingt etwas dunkler, als an der Bridge. Jedoch halten sich die Bässe dezent im Hintergrund. Somit steht er dem Bridge-PU recht nahe, legt aber ein anders geartetes an den Tag. Man könnte sagen, der Bridge beißt, der Neck ballert. In der Zwischenstellung klingt es mittiger und wirkt so ein wenig intransparenter. Einen Lautstärkesprung ist jedoch nicht zu vernehmen. Hier könnte ich wohl (eventuell zu Lasten des Bridgepickups) mehr rausholen. Allerdings reicht mir hier auch 95 % meiner Idealtonevorstellung.
Wenn ich bedenke, dass die Bonamassa ganz Custom-like keine separate Ahorndecke besitzt, der Korpus vielmehr komplett aus Mahagoni besteht, ist es wirklich interessant zu hören, wie wenig sie dem bekannten Toneschema einer solchen Gitarre folgt. Vielmehr klingt sie weniger mächtig im Bass, eher leichtfüßig und schnell. Die verbauten Humbucker sind die heißesten im ProBucker-Programm, jedoch outputtechnisch immer noch dem Vintagebereich zuzuordnen. Sie produziert einen Tone nahe an einer Standard, mit dem Machtvolleren einer Mahagonigitarre. Dennoch ist sie ein gutes Stück davon entfernt, was ich von Gitarren dieser Bauart bereits gehörte und das gefällt mir wieder einmal. Ich würde sagen, klanglich steht sie zwischen den beiden Welten aus Les Paul Standard und Custom.
Fazit
Ich gehe davon aus, dass die Neuauflage der Standard Epiphone-Modellpalette viele und auch vor allen Dingen neue Freunde finden wird. Auf jeden Fall hat der Hersteller damit eine Basis geschaffen, auf der er in Zukunft aufbauen kann. Detailverbesserungen wie die Pickups (wenn auch nicht mehr ganz neu), Materialien wie bei der Mutter (Griffbrett) und eine ordentliche Fertigungsqualität werden Epiphone eine solide Grundlage für weiteres Wachstum sichern. Bei den Pickups handelt es sich um anständige Aggregate, so dass ich keinen Moment an einen Austausch dachte. Wie immer reine Einstellungssache. Natürlich könnte man sie eventuell mit besseren Aggregaten weiter nach vorne bringen. Aber warum, wenn ich so zufrieden damit bin? Vergleiche ich die Custom mit meiner PRS SE 245 von 2018, tun sich hier qualitativ keine Unterschiede auf. Immerhin werden die SE-Serie oft im Zusammenhang mit hoher Qualität in dieser Preiskategorie genannt, liegen jedoch preislich leicht über den Epis. Keine schlechte Referenz, wie ich meine.
Darüber hinaus machen sich solche Sonderauflagen wie die Bonamassa hier richtig gut und runden das Programm entsprechend ab. Für einen Mehrpreis von 200 € erhalte ich eine ebenfalls gut gemachte Epiphone Les Paul Custom nebst einem der guten ProBucker und einem wirklich anständigen Koffer. Zusätzlich versprüht die Optik den Eindruck einer lang gespielten Gitarre. OK, dieses eingefärbte Binding wird nicht jedem gefallen, allerdings zeigt sich die historische Vorlage in eben diesem Gewand, was für die Authentizität der Epiphone spricht. Wünschenswert wäre natürlich echtes Perlmutt im Griffbrett. Das es geht zeigen die Inlaies der Kopfplatte. Was würde das Epiphone mehr kosten und es die Bonamassa nicht noch deutlich authentischer machen. Von mir aus könnten sie dann auch das kleine Mäppchen mit dem Foto von Joe weglassen.
Zeitlich wird die Bonamassa Custom wohl wie gesagt limitiert sein. Thomann sprach damals zum Zeitpunkt meiner Bestellung von hohen zweistelligen Vorbestellungen, die Lieferzeit lag bereits bei 13 – 14 Wochen. D.h. man sollte vielleicht nicht zu lange überlegen, ob man eine solche Custom sein Eigen nennen will und vielleicht mal besser gleich bestellen. Wer weiß, wie oft sie auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen wird und dann wird es eventuell eine vergebene Liebesmühe sein, doch noch eine zu erhaschen.
Wer auf der Suche nach einer außergewöhnlichen Custom mit ordentlicher Ausstattung nahe an der Gibson Les Paul Custom und guter Fertigungsqualität ist, sollte die Bonamassa Custom von Epiphone auf dem Plan haben. Aber wie gesagt, nicht zu lange warten…
- Eigenschaft