Ich finde das immer wieder bemerkenswert hier: Wenn's um Hammond-Sounds geht, muß es aber auch ganz genau exakt so röhren, gurgeln und kreischen wie eine echte Hammond B3 durch ein echtes Leslie 122. Auch Rhodes-Sounds müssen ganu klingen wie ein echtes Rhodes Suitcase.
Bei Synthesizern dagegen müssen nur Minimoog-Sounds wie ein Minimoog klingen und auch das nur ungefähr. Bei allen, aber auch wirklich allen anderen Synthsounds ist es komplett scheißegal, wie originalgetreu die klingen.
Also bei Jarre hat das Ding ganz gut geklungen auf der Electronica-Tour. Das PA600 Arrangerkeyboard eine Ebene darunter eigentlich auch.
Nur daß Jarre im Studio in den 80ern nicht gerade viel mit analogen Roländern gearbeitet hat. Richtig mit Roland losgelegt hat er eigentlich erst 1988 mit D-50 und D-550.
Akzeptiere ich ja auch. Und das Werkzeug dafür gibt es ja schon lange - die Originale! Wer so klingen will, der holt sich schlicht und einfach so eins - mit allen Vor- und Nachteilen, die damit verbunden sind.
Beim Jupiter-8 hieße das:
- ewig drauf warten, bis ein funktionsfähiges Exemplar verkauft wird, oder auf Ersatzteile aus Schlachtgeräten
- ca. 15.000 € für ein funktionsfähiges Gerät hinlegen
- einen guten Techniker mit mindestens einem Schlachtgerät kennen, der einem das Ding in Schuß hält
Oder man sucht sich einen besseren Klon als die Roland-ZEN-Core-Geräte. Und den findet man schon bei Roland selber. Noch näher dran kommt nur noch Software.
Ein Hersteller wie Roland, der auf Stückzahlen achten muss, kann sich nicht auf eine so kleine Zielgruppe beschränken -
...derweil Behringer einen Fast-1:1-Klon nach dem anderen raushaut und die Dinger auch nicht gerade in Kleinserien-Boutique-Stückzahlen produziert. Übrigens ist der Ulissey näher am Original als der Korgyssey.
zumal diese Zielgruppe ja selbst bei entsprechenden Nachbauten wie dem neuen Prophet 5 mäkeln, dass er nicht wie ein Original klingt. Ist ja auch logisch - die Toleranzen von damals werden heute bei Komponenten und Bauteilen nicht mehr akzeptiert.
Nein, beim Prophet-5 Rev. 4 weicht ganz einfach der Signalweg von
allen vorherigen Revisions zu stark ab.
Und ich bin mir absolut sicher, dass unter Livebedingungen bei einem Blindtest keiner auch nur annähernd sagen kann, ob das jetzt das echte Original oder die echte Simulation ist, die gerade spielt - zumal im Kontext einer kompletten Band mit Drums, Gitarren usw.
Blindtests nach dem Motto "Was davon ist das Original?" werden immer gern aufgeführt von eisernen Verfechtern minderwertiger Klone. Die haben aber keinerlei Relevanz.
Bei einem guten Klon ist das Ergebnis des Blindtests nicht "Ich hör einen Unterschied, aber ich kann nicht sagen, was das Original ist" – denn dann hört man ja immer noch einen Unterschied, also
ist da ein Unterschied –, sondern das Ergebnis ist "Ich hör keinen Unterschied".
Außerdem ist das Haupteinsatzgebiet hochrealistischer Klone nicht die Top40- oder Rock-Coverband mit Schlagzeug, Baß, zwei Gitarren und einem Keyboarder mit maximal zwei Keyboards. Nein, das Haupteinsatzgebiet solcher Geräte sind vollelektronische Acts – deren Existenz im MuBo ja gern komplett ausgeblendet wird.
Wenn Behringer endlich den DS-80 bringt, wird dessen Hauptzielgruppe ja auch nicht der Keyboarder in der Rockband (höchstens noch in einer Toto-Tributeband). Nein, den kaufen sich diejenigen Alt-Elektronik-Freaks, die jetzt endlich wie Vangelis klingen wollen. Und für die wurde der auch entworfen.
Martman