Hallo @Bernnt, zu deiner Frage
Ich tu mich auch sehr schwer mit Noten und war immer schon ein Gehör-Spieler. Momentan geht das soweit, dass ich mir sogar die Töne in etwa vorsinge, um sie anschließend zu spielen. Klingt verrückt, hilft aber bei völlig unbekannter Literatur vor mir. (beim klavierlernen mache ich das neuerdings, auf die Idee kam ich beim Akko früher gar nicht)
Bezüglich komplexer Vorzeichen bin ich im Anfangsstadium, mir nicht so sehr die eigentlichen Töne anzuschauen, sondern die Stufen der Töne in der Tonart, bzw deren Abweichung, wenn sie vorkommen. Vermutlich kommt das davon, dass ich bei Jazzlernen und Improvisieren nur so weiterkomme.
Sehe ich nun Gis-Moll, dann mache ich mir zuerst klar, welche Skala das überhaupt ist und spiele diese notfalls, stelle fest (weiß auch natürlich), dass es identisch mit H.Dur ist und dann kommen bekannte Muster aus entsprechenden Übungen hoch. Dann merke ich mir bestimmte charakteristische Stufen im Moll, wie z.b. die 3, und die 6. - Vom Grundton abwärts schaue ich mir die gr. und kl. 7 genau an, weil die ja häufig wechseln wegen harmonisch Moll in der Dominante.
Da Stücke ja oft harmonisch begleitet werden, merke ich mir dann, welche Begleittöne oder Akkorde dazu passen (oder passen würden) und schaue mir ggf auch deren Stufe an. So kommt dann z.b. die gr. 7 fast automatisch, wenn der Dom7 Akkord kommt, bzw. es darauf hinausläuft, dass der kommen müsste. Etc ...
D.H. ich lese nicht mehr nur die Punkte "buchstabengemäß" ab. Betonung auf "nur" - sondern ergänze das durch das Lesen/ Erkennen der Stufe auf der Skala. Da ich mir die Skala - wenn ungewohnt - nebenher näher aneigne, kombiniere ich dann das Stück zu einem Übungsstück für eben diese Skala und deren Harmonik in diesem Stück und den Melodietönen selbst. Ist also ein Konglomerat aus verschiedenen Aspekten der Töne, um dann ein Gesamtbild zu haben.
Erst dann wird auf die Spieltechnik geschaut, also erst, wenn das Stück quasi auf diese Weise auswendig gelernt ist.
ob das hilft??? Ich bin ja am Anfang, das so zu machen, habe damit zuerst scheinbar mehr "Arbeit", dafür passiert viel im Kopf, was dann - hoffentlich- zu einem besseren Einprägen und ggf Verstehen des Stücks führt.
oder anders: Statt mich über das Doppelkreuz vor dem F in Gis-Moll zu wundern, geht bei mir an: Ei jo! Dat ist die gr.7 vom harmonisch Moll, das gehört so.... Jedes andere Doppelkreuz oder Auflösungszeichen in nem Gis-Moll-Stück wäre eine echte Alternation (deren ja nur noch 4 übrigbleiben potentiell und deren Vorkommenswahrscheinlichkeit drastisch abnimmt- was z.B. sehr gerne noch relativ regulär kommen kann in Moll, ist die Dom7 im Moll mit b9, was aber rein gar nichts am Vorzeichen bewirkt auch wenns so aussieht - lach) Alles andere sind in der Regel rein chromatische Abläufe/ Übergänge/ Verzierungen, die man als solches Memorieren und innerlich Abhaken kann.
Gleichzeitig weiß/ahne ich, dass überall, wo das Doppelkreuz schon optisch auftaucht, dass seeeehr wahrscheinlich die 5 (harmonisch, also der Dom7) vorherrscht, woraus ja meiiiiist die Tonika folgt (also die 1) etc etc etc.... Mir hat das keiner so erklärt, doch führt der Weg über (Jazz-Harmonik) scheinbar zwangsläufig dazu, jedes Stück in Skalen und Harmoniefolgen innerlich zu zerlegen.
Sicherlich ist das mit dem Knopf pragmatischer, da hier ja nur 2 Grundfingersätze gebraucht werden. AAAAber dafür fällt die schöne Orientierung weg, wenn z.B. die Passage kommt, wo man auf sehr markante schwarze oder weiße Tasten wandern muss und sofort wieder weiß, wo man ist ... (und wie "spielbar" das ist, wäre ein davon ganz abgekoppelte Geschichte, immerhin sind "klassische" Stücke von vornherein aus Tastensicht komponiert/arrangiert- weshalb z.B der Minutenwalzer/ Chopin im originalen Des-Dur viel(!) einfacher zu spielen als im vermeindlich vereinfachten C-Dur
Viele Grüße aus Monnem!
PS: Oben bei dem Notenausschnitt ist das ja wunderbar gegeben: Gis-moll-> Dis7(sus4) bzw Dis-Dur - was beides das xF (G) benötigt ... und schon ist der Schrecken vorbei ^^