chris_kah
HCA PA- und E-Technik
Um manche Dinge schleicht man lange herum, bevor sie zu einem finden.
So geschehen beim Sennheiser MD421. Das hier:
Ein Mikrofon in der 400 EUR Preisklasse.
Selbst gebraucht in abgerocktem Zustand und älteren Steckverbindern (Großtuchel, Kleintuchel) eher nicht unter 250 EUR zu bekommen. Der Neupreis ist ja schon hoch, aber die Gebrauchtpreise sind nicht akzeptabel. Ich hätte ja noch aus Restbeständen Kleintuchel und Großtuchelstecker da, daran würde es nicht scheitern. Aber über 200 EUR für ein gebrauchtes Exemplar als Überraschungspackung würde ich niemals ausgeben. Bin ja kein Sammler oder Liebhaber, der genau dieses Wintätsch - Exemplar haben muss. Ich will funktionierende Gebrauchsgegenstände.
Und es begab sich, dass Sennheiser das im letzen November sehr vergünstigt im Rahmen der "Mic of the Month" Aktion hatte. (Klingt jetzt nach Märchen) 199 EUR war ein Wort (und klingt nicht minder nach Märchen). Im Mikrofonangebot-Thread gab es vorher schon so einen Hinweis darauf, dass es dabei sein könnte und so war ich nicht ganz überrascht.
Ich habe dann sofort zugeschlagen, ein 50 EUR Gutschein aus dem Review-Gewinnspiel hat noch mitgeholfen. Nach 5 Tagen war das Kontingent wohl bei allen Händlern weg, aber ich hatte meins.
Da war es dann - mitten in der Corona-Zeit - gekauft ohne einen direkten Anlass wie z.B. ein Konzert, sondern nur ein ganz spontaner Gelegenheitskauf. Ok, der Grundgedanke war die Abnahme eines Saxophons und die Möglichkeit, das Mikrofon aufgrund seiner universellen Eigenschaften auch in anderen Anwendungen einzusetzen.
Normalerweise schreibe ich auch schneller ein Review, aber was schreibt man über einen Klassiker, den die Profis kennen, und über den sie ihre Meinung schon gebildet haben?
Es hat also etwas gedauert, aber ich habe inzwischen einiges an Erfahrung zumindest im Recording damit gemacht und etliche Vergleiche mit anderen Mikrofonen aus meinem Bestand angestellt. Häufig habe ich Aufnahmen mit dem MD421 und einem anderen Mikrofon gemacht, das ich sonst für diesen Zweck eingesetzt hätte.
Das Mikrofon muss sich beim Review auch an seinem Listenpreis messen lassen, daher bin ich vermutlich an manchen Stellen kritischer, als ich es bei anderen Kandidaten wäre.
Genug Prolog, legen wir los.
Unboxing:
von außen sieht man einen recht großen Pappkarton, der ein Kunststoff-Case enthält.
In diesem Case ruht in einer Schaumstoff-Formeinlage das Mikrofon mit viel Platz außen herum. Da würden bei entsprechendem Schnitt locker 2 Exemplare reinpassen.
Mitgeliefert wird ein individueller Meßschrieb, eine Gebrauchsanleitung, eine Anleitung, wie man eine XLR Winkelkupplung bearbeiten muss, damit der Anschluss zum Stativ zeigt, und eine Garantieurkunde.
Hier kommen wir zum Kritikpunkt Nummer 1.
Ich mag die Sennheiser Mikrofone eigentlich sehr gerne, auch mein e945 und e935, aber alle haben eines gemeinsam: für mich ist die Positionierung des XLR Einbausteckers genau falsch herum. Die Entriegelungsnase zeigt nach unten und nicht wie sonst bei allen anderen Mikrofonen nach oben. Bei den runden Mikros der e-Serie kann man die ja passend drehen. Dann zeigt eben die Beschriftung sonstwohin, aber funktional stört nichts. Anders beim MD421. Durch die festgelegte Position des Mikrofonhalters ist die Entriegelungsnase falsch herum. Man muss sich also eine Neutrik Winkelkupplung so hindrehen, dass es passt, und dann ist die Entriegelungsnase maximal ungünstig und fummelig platziert.
Bleiben wir beim Anschlusstecker. Drumherum befindet sich ein 5-stufiger Drehschalter, der einen durchstimmbaren Hochpass (Low Cut) bedient. Das ist wohl eher ein Potentiometer mit Rastungen, jedenfalls gibt es keine Aussetzer in den Zwischenpositionen. Beschriftet ist der Drehschalter mit M .... S, M für Musik (Keine Bassabsenkung) bis S für Sprache - maximale Bassabsenkung.
Hat man ein Mischpult mit wenig Einstellmöglichkeiten, kann das helfen. Ebenfalls zur Reduzierung des körperschalls/Trittschalls.
Heute sind jedoch viele Digitalpulte unerwegs mit komfortablem Low Cut ausgestattet, so auch mein XR18. Da bin ich im Zweifelsfall flexibler. Sennheiser hatte wohl eine Weile lang die Variante MD521 "Blackfire" ohne dieses Filter, dafür günstiger im Angebot. Gäbe es das heute auch entsprechend billiger als das 421 wäre das eher meine Wahl, vor allem weil bei einer versehentlichen Verstellung des Drehrings das Mikrofon eventuell nicht abliefert, was man gerne hätte. Meins habe ich bisher immer in Stellung M betrieben.
Das Gehäuse ist aus recht glattem schwarzen Kunststoff und wirkt mit dieser glatten Oberfäche fast ein wenig billig.
Das Gehäuse ist aber schon schwer und stabil. Glücklicherweise ist der Mikrofonkorb aber solide. Der könnte aber Unwissende mit seinem umlaufenden Bügel dazu verleiten, das Mikrofon nicht von vorne zu besprechen, sondern seitlich wie ein Großmembran-Kondensatormikrofon.
Der Korb enthält innerhalb des grobmaschigeren Gitters noch ein feineres Gitter. Frühere Varianten hatten wohl im Korb noch einen Popschutz aus Schaumgummi, den das aktuell Modell nicht mehr hat. Bei Nahbesprechung ist es popempfindlich, allerdings noch etwas weniger als meine Kleinmembran-Kondensatormikrofone.
Die Mikrofonklammer oder Stativaufnahme ist ... sagen wir mal ... exotisch bis gewöhnungsbedürftig. Wenn man sie kennt kann man das Mikro mit einem eleganten Griff einschieben und einrasten bzw. entriegeln und herausschieben. Da Mikrofon hält sicher darin, auch wenn es in der Schiene für meinen Begriff etwas zu viel Spiel hat und sich in der Drehachse einige mm hin und her wackeln lässt. Die Halterung ist aber stabiler als sie auf den ersten Anschein wirkt. Es gibt ein 5/8" Gewinde mit Reduzierstück auf 3/8" (aus Kunststoff!). Das Mikrofon lässt sich gut positionieren und das Kippgelenk hält bisher gut.
Beim Körperschalltest war ich auch etwas enttäuscht. Bei dem großen Gehäuse hätte ich schon eine Lagerung mit etwas besserer Trittschallunterdrückung erwartet, so eher wie meine e935 / e945. Da kommt doch leider mehr Trittschall durch, eher wie ein SM58, glücklicherweise nicht ganz so viel, wie bei meinen Kleinmembranern, die jeden "Klock" weitergeben.
Normalerweise wäre ich nicht so kritisch, aber wir reden hier von einem Mikrofon mit über 400 EUR Listenpreis.
Erster Test: mal reingesungen.
Man sieht das Mikro auf älteren Aufnahmen ja durchaus auch als Gesangsmikrofon. OK, das lasse ich lieber. Mit meiner Stimme verträgt es sich nicht so gut. Da bleibe ich doch bei den bewährten e945 und e935. Und es ist in dieser Anwendung pop-empfindlich, wenn man nahe dran ist.
Ich habe das Mikrofon dann natürlich an anderen Instrumenten getestet. Einige Hörbeispiele sind im Weihnachtslieder-Thread verstreut, aber immer mit Angaben welches Equipment wo verwendet wurde.
Am Saxophon:
Bingo, das kann es gut. Soll ja auch ein Haupt-Einsatzgebiet werden. Schön ist die relativ große Reichweite und wenig Klangveränderung in einem Winkel von bis zu 45 Grad aus der Achse.
And der akustischen Gitarre:
kann es auch gut, ähnlich wie ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon. Wenn man (absichtlich) in Schallochnähe mehr Bass abgreifen will, geht das mit dem MD421 für meinen Geschmack besser als mit den Kleinmembranern.
Banjo:
ging auch problemlos, liefert den typische Banjo-Klang ab.
Cajon:
kann es auch sehr gut und nimmt sowohl den Bass als auch die Snare-Anteile schön ab.
Drums:
ich habe nur eine Djembe getestet, wil ich gerade nichts anderes da habe, aber da war das MD421 doch sehr nahe am Natursound. Das war etwa gleich gut, wie mit dem Kleinmembraner auf etwas mehr Abstand. Live wäre das MD421 nahe am Fell meine Wahl, da weniger Ärger mit Rückkopplungen zu erwarten ist.
Dem Höreindruck nach sollte es für Toms und vor allem für Snare gut passen, denn die Transienten kann es wohl gut.
Dann hatte ich es am Shaker für Aufnahmen und war auch sehr zufrieden.
2 Einsatzgebiete konnte ich nicht testen, bei denen es wohl gerne verwendet wird: Snare und Amp Abnahme.
Schlagzeug habe ich nicht - auch nicht sonstwo greifbar. Und bei den Amps habe ich für mich keinen Bedarf, da ich persönlich über Modeller direkt in die PA spiele. Falls ich einen Amp live abnehmen müsste, dann würde ich vermutlich so ein Hänge-Mikrofon wie das e906 verwenden. Und dann ist es immer noch etwas Wissenschaft wie man welches Mikrofon wo in welchem Winkel zum Speaker positioniert ...
Was auffällt: das Mikrofon hat eher eine geringe Empfindlichkeit - bei gleichem Schalldruck kommt weniger Ausgangsspannung als bei anderen dynamischen Mikrofonen und deutlich weniger als bei meinen Kleinmembranern.
Will man das Mikrofon bei leisen Schallquellen einsetzen, sollte man einen Vorverstärker verwenden. Es gibt ja ein Bundle mit dem FET-Amp.
Bei sehr lauten Quellen ist das natürlich ein Vorteil, denn da ist die Gefahr von Übersteuerungen geringer.
Insgesamt ist das MD421 klanglich schon nahe am Kondensatormikrofon. Mein Eindruck: man kann es einfach vor viele Quellen stellen und bekommt einen mindestens passablen Sound, häufig einfach sehr gut.
Allerdings kann man etliche dieser Anwendungen auch kostengünstiger mit einem Kleinmembraner genau so gut erschlagen. Mein MXL603S ist in der 110 EUR Klasse unterwegs, kostet also nur etwa 1/4 und kann etliche der Anwendungen mindestens genau so gut abdecken. Andere Anwendungen könnten günstigere dynamische Mikrofone ähnlich gut.
Für manche Anwendungen fände ich eine Trittschall-Entkopplung gut. Von Senneheiser gab es wohl einmal eine recht schlanke Lösung (MZS421 Shock Mount), die hier aber nicht mehr erhältlich ist. Die einzige wohl passende Lösung könnte die "Rycote Universal Studio Mount USM-L" sein mit 4 einzeln verstellbaren Stempeln (für das eckige Gehäuse) und passendem Durchmesserbereich. Vielleicht hat mir jemand noch einen Tipp.
Was ich mangels Gelegenheit (Corona lässt grüßen) nicht testen konnte, ist die Feedbackanfälligkeit. Ich habe natürlich das Mikrofon mit diversen Schallquellen getestet und bin damit um das Mikro bzw. habe es auf dem Stativ gedreht, um ein Gefühl für die Richtcharakteistik zu bekommen. Der Eindruck dabei war, dass es wohl eher zu den unproblematischen Mikros gehören wird. Die Mikrofone in meinem Bestand, die eher anfällig für Feedbacks sind, haben bei einem derartigen Test nämlich keine so ausgeprägte Auslöschung nach hinten oder schräg hinten zur Seite.
Sobald ich es in echter Umgebung testen kann, werde ich das hier im Thread nachreichen. Das Mikrofon ist ja nach wie vor in meinem Besitz.
Fazit:
Da Mikrofon ist ein tolles Mikrofon. Sehr universell einsetzbar und klanglich nahe an Kondensatormikrofonen. Wer mit einer kleinen Anzahl Mikrofonen zu einem unbekannten Job loszieht, wird mit dem Mikro ganz sicher in vielen Situationen einen guten Klang erzielen können.
Würde ich es wieder kaufen? Für über 400 EUR sicher nein, denn für diesen Preis bekommt man 2 - 4 günstigere Mikrofone, die eventuell Spezialisten sind und das Gewünschte genau so gut abliefern können. Nur hat man dann mehr Mikrofone zur Auswahl, was für einen Hobby-Anwender durchaus sinnvoll sein kann.
Ich gebe meines aber nicht mehr her, obwohl ich es mit Gewinn verkaufen könnte. Dafür ist es einfach zu gut.
So geschehen beim Sennheiser MD421. Das hier:
Ein Mikrofon in der 400 EUR Preisklasse.
Selbst gebraucht in abgerocktem Zustand und älteren Steckverbindern (Großtuchel, Kleintuchel) eher nicht unter 250 EUR zu bekommen. Der Neupreis ist ja schon hoch, aber die Gebrauchtpreise sind nicht akzeptabel. Ich hätte ja noch aus Restbeständen Kleintuchel und Großtuchelstecker da, daran würde es nicht scheitern. Aber über 200 EUR für ein gebrauchtes Exemplar als Überraschungspackung würde ich niemals ausgeben. Bin ja kein Sammler oder Liebhaber, der genau dieses Wintätsch - Exemplar haben muss. Ich will funktionierende Gebrauchsgegenstände.
Und es begab sich, dass Sennheiser das im letzen November sehr vergünstigt im Rahmen der "Mic of the Month" Aktion hatte. (Klingt jetzt nach Märchen) 199 EUR war ein Wort (und klingt nicht minder nach Märchen). Im Mikrofonangebot-Thread gab es vorher schon so einen Hinweis darauf, dass es dabei sein könnte und so war ich nicht ganz überrascht.
Ich habe dann sofort zugeschlagen, ein 50 EUR Gutschein aus dem Review-Gewinnspiel hat noch mitgeholfen. Nach 5 Tagen war das Kontingent wohl bei allen Händlern weg, aber ich hatte meins.
Da war es dann - mitten in der Corona-Zeit - gekauft ohne einen direkten Anlass wie z.B. ein Konzert, sondern nur ein ganz spontaner Gelegenheitskauf. Ok, der Grundgedanke war die Abnahme eines Saxophons und die Möglichkeit, das Mikrofon aufgrund seiner universellen Eigenschaften auch in anderen Anwendungen einzusetzen.
Normalerweise schreibe ich auch schneller ein Review, aber was schreibt man über einen Klassiker, den die Profis kennen, und über den sie ihre Meinung schon gebildet haben?
Es hat also etwas gedauert, aber ich habe inzwischen einiges an Erfahrung zumindest im Recording damit gemacht und etliche Vergleiche mit anderen Mikrofonen aus meinem Bestand angestellt. Häufig habe ich Aufnahmen mit dem MD421 und einem anderen Mikrofon gemacht, das ich sonst für diesen Zweck eingesetzt hätte.
Das Mikrofon muss sich beim Review auch an seinem Listenpreis messen lassen, daher bin ich vermutlich an manchen Stellen kritischer, als ich es bei anderen Kandidaten wäre.
Genug Prolog, legen wir los.
Unboxing:
von außen sieht man einen recht großen Pappkarton, der ein Kunststoff-Case enthält.
In diesem Case ruht in einer Schaumstoff-Formeinlage das Mikrofon mit viel Platz außen herum. Da würden bei entsprechendem Schnitt locker 2 Exemplare reinpassen.
Mitgeliefert wird ein individueller Meßschrieb, eine Gebrauchsanleitung, eine Anleitung, wie man eine XLR Winkelkupplung bearbeiten muss, damit der Anschluss zum Stativ zeigt, und eine Garantieurkunde.
Hier kommen wir zum Kritikpunkt Nummer 1.
Ich mag die Sennheiser Mikrofone eigentlich sehr gerne, auch mein e945 und e935, aber alle haben eines gemeinsam: für mich ist die Positionierung des XLR Einbausteckers genau falsch herum. Die Entriegelungsnase zeigt nach unten und nicht wie sonst bei allen anderen Mikrofonen nach oben. Bei den runden Mikros der e-Serie kann man die ja passend drehen. Dann zeigt eben die Beschriftung sonstwohin, aber funktional stört nichts. Anders beim MD421. Durch die festgelegte Position des Mikrofonhalters ist die Entriegelungsnase falsch herum. Man muss sich also eine Neutrik Winkelkupplung so hindrehen, dass es passt, und dann ist die Entriegelungsnase maximal ungünstig und fummelig platziert.
Bleiben wir beim Anschlusstecker. Drumherum befindet sich ein 5-stufiger Drehschalter, der einen durchstimmbaren Hochpass (Low Cut) bedient. Das ist wohl eher ein Potentiometer mit Rastungen, jedenfalls gibt es keine Aussetzer in den Zwischenpositionen. Beschriftet ist der Drehschalter mit M .... S, M für Musik (Keine Bassabsenkung) bis S für Sprache - maximale Bassabsenkung.
Hat man ein Mischpult mit wenig Einstellmöglichkeiten, kann das helfen. Ebenfalls zur Reduzierung des körperschalls/Trittschalls.
Heute sind jedoch viele Digitalpulte unerwegs mit komfortablem Low Cut ausgestattet, so auch mein XR18. Da bin ich im Zweifelsfall flexibler. Sennheiser hatte wohl eine Weile lang die Variante MD521 "Blackfire" ohne dieses Filter, dafür günstiger im Angebot. Gäbe es das heute auch entsprechend billiger als das 421 wäre das eher meine Wahl, vor allem weil bei einer versehentlichen Verstellung des Drehrings das Mikrofon eventuell nicht abliefert, was man gerne hätte. Meins habe ich bisher immer in Stellung M betrieben.
Das Gehäuse ist aus recht glattem schwarzen Kunststoff und wirkt mit dieser glatten Oberfäche fast ein wenig billig.
Das Gehäuse ist aber schon schwer und stabil. Glücklicherweise ist der Mikrofonkorb aber solide. Der könnte aber Unwissende mit seinem umlaufenden Bügel dazu verleiten, das Mikrofon nicht von vorne zu besprechen, sondern seitlich wie ein Großmembran-Kondensatormikrofon.
Der Korb enthält innerhalb des grobmaschigeren Gitters noch ein feineres Gitter. Frühere Varianten hatten wohl im Korb noch einen Popschutz aus Schaumgummi, den das aktuell Modell nicht mehr hat. Bei Nahbesprechung ist es popempfindlich, allerdings noch etwas weniger als meine Kleinmembran-Kondensatormikrofone.
Die Mikrofonklammer oder Stativaufnahme ist ... sagen wir mal ... exotisch bis gewöhnungsbedürftig. Wenn man sie kennt kann man das Mikro mit einem eleganten Griff einschieben und einrasten bzw. entriegeln und herausschieben. Da Mikrofon hält sicher darin, auch wenn es in der Schiene für meinen Begriff etwas zu viel Spiel hat und sich in der Drehachse einige mm hin und her wackeln lässt. Die Halterung ist aber stabiler als sie auf den ersten Anschein wirkt. Es gibt ein 5/8" Gewinde mit Reduzierstück auf 3/8" (aus Kunststoff!). Das Mikrofon lässt sich gut positionieren und das Kippgelenk hält bisher gut.
Beim Körperschalltest war ich auch etwas enttäuscht. Bei dem großen Gehäuse hätte ich schon eine Lagerung mit etwas besserer Trittschallunterdrückung erwartet, so eher wie meine e935 / e945. Da kommt doch leider mehr Trittschall durch, eher wie ein SM58, glücklicherweise nicht ganz so viel, wie bei meinen Kleinmembranern, die jeden "Klock" weitergeben.
Normalerweise wäre ich nicht so kritisch, aber wir reden hier von einem Mikrofon mit über 400 EUR Listenpreis.
Erster Test: mal reingesungen.
Man sieht das Mikro auf älteren Aufnahmen ja durchaus auch als Gesangsmikrofon. OK, das lasse ich lieber. Mit meiner Stimme verträgt es sich nicht so gut. Da bleibe ich doch bei den bewährten e945 und e935. Und es ist in dieser Anwendung pop-empfindlich, wenn man nahe dran ist.
Ich habe das Mikrofon dann natürlich an anderen Instrumenten getestet. Einige Hörbeispiele sind im Weihnachtslieder-Thread verstreut, aber immer mit Angaben welches Equipment wo verwendet wurde.
Am Saxophon:
Bingo, das kann es gut. Soll ja auch ein Haupt-Einsatzgebiet werden. Schön ist die relativ große Reichweite und wenig Klangveränderung in einem Winkel von bis zu 45 Grad aus der Achse.
And der akustischen Gitarre:
kann es auch gut, ähnlich wie ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon. Wenn man (absichtlich) in Schallochnähe mehr Bass abgreifen will, geht das mit dem MD421 für meinen Geschmack besser als mit den Kleinmembranern.
Banjo:
ging auch problemlos, liefert den typische Banjo-Klang ab.
Cajon:
kann es auch sehr gut und nimmt sowohl den Bass als auch die Snare-Anteile schön ab.
Drums:
ich habe nur eine Djembe getestet, wil ich gerade nichts anderes da habe, aber da war das MD421 doch sehr nahe am Natursound. Das war etwa gleich gut, wie mit dem Kleinmembraner auf etwas mehr Abstand. Live wäre das MD421 nahe am Fell meine Wahl, da weniger Ärger mit Rückkopplungen zu erwarten ist.
Dem Höreindruck nach sollte es für Toms und vor allem für Snare gut passen, denn die Transienten kann es wohl gut.
Dann hatte ich es am Shaker für Aufnahmen und war auch sehr zufrieden.
2 Einsatzgebiete konnte ich nicht testen, bei denen es wohl gerne verwendet wird: Snare und Amp Abnahme.
Schlagzeug habe ich nicht - auch nicht sonstwo greifbar. Und bei den Amps habe ich für mich keinen Bedarf, da ich persönlich über Modeller direkt in die PA spiele. Falls ich einen Amp live abnehmen müsste, dann würde ich vermutlich so ein Hänge-Mikrofon wie das e906 verwenden. Und dann ist es immer noch etwas Wissenschaft wie man welches Mikrofon wo in welchem Winkel zum Speaker positioniert ...
Was auffällt: das Mikrofon hat eher eine geringe Empfindlichkeit - bei gleichem Schalldruck kommt weniger Ausgangsspannung als bei anderen dynamischen Mikrofonen und deutlich weniger als bei meinen Kleinmembranern.
Will man das Mikrofon bei leisen Schallquellen einsetzen, sollte man einen Vorverstärker verwenden. Es gibt ja ein Bundle mit dem FET-Amp.
Bei sehr lauten Quellen ist das natürlich ein Vorteil, denn da ist die Gefahr von Übersteuerungen geringer.
Insgesamt ist das MD421 klanglich schon nahe am Kondensatormikrofon. Mein Eindruck: man kann es einfach vor viele Quellen stellen und bekommt einen mindestens passablen Sound, häufig einfach sehr gut.
Allerdings kann man etliche dieser Anwendungen auch kostengünstiger mit einem Kleinmembraner genau so gut erschlagen. Mein MXL603S ist in der 110 EUR Klasse unterwegs, kostet also nur etwa 1/4 und kann etliche der Anwendungen mindestens genau so gut abdecken. Andere Anwendungen könnten günstigere dynamische Mikrofone ähnlich gut.
Für manche Anwendungen fände ich eine Trittschall-Entkopplung gut. Von Senneheiser gab es wohl einmal eine recht schlanke Lösung (MZS421 Shock Mount), die hier aber nicht mehr erhältlich ist. Die einzige wohl passende Lösung könnte die "Rycote Universal Studio Mount USM-L" sein mit 4 einzeln verstellbaren Stempeln (für das eckige Gehäuse) und passendem Durchmesserbereich. Vielleicht hat mir jemand noch einen Tipp.
Was ich mangels Gelegenheit (Corona lässt grüßen) nicht testen konnte, ist die Feedbackanfälligkeit. Ich habe natürlich das Mikrofon mit diversen Schallquellen getestet und bin damit um das Mikro bzw. habe es auf dem Stativ gedreht, um ein Gefühl für die Richtcharakteistik zu bekommen. Der Eindruck dabei war, dass es wohl eher zu den unproblematischen Mikros gehören wird. Die Mikrofone in meinem Bestand, die eher anfällig für Feedbacks sind, haben bei einem derartigen Test nämlich keine so ausgeprägte Auslöschung nach hinten oder schräg hinten zur Seite.
Sobald ich es in echter Umgebung testen kann, werde ich das hier im Thread nachreichen. Das Mikrofon ist ja nach wie vor in meinem Besitz.
Fazit:
Da Mikrofon ist ein tolles Mikrofon. Sehr universell einsetzbar und klanglich nahe an Kondensatormikrofonen. Wer mit einer kleinen Anzahl Mikrofonen zu einem unbekannten Job loszieht, wird mit dem Mikro ganz sicher in vielen Situationen einen guten Klang erzielen können.
Würde ich es wieder kaufen? Für über 400 EUR sicher nein, denn für diesen Preis bekommt man 2 - 4 günstigere Mikrofone, die eventuell Spezialisten sind und das Gewünschte genau so gut abliefern können. Nur hat man dann mehr Mikrofone zur Auswahl, was für einen Hobby-Anwender durchaus sinnvoll sein kann.
Ich gebe meines aber nicht mehr her, obwohl ich es mit Gewinn verkaufen könnte. Dafür ist es einfach zu gut.
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