Das mit dem Fizz kenne ich und es gibt drei "Probleme" in die man rennt, wenn man sie nicht kennt.
1. Der Input Buffer des Amps darf nicht zu stark angefahren werden.
2. Der Presence-Regler bzw. die Art, wie der EQ funktioniert.
3. Die interne Powersoak saugt nicht nur die Leistung weg, sondern auch den Sound.
Input Buffer:
Der Fizz kommt großteils vom Input Buffer. Eine 4-Dioden-Schaltung mit 2 Signalwegen die das Signal der Gitarre für die V1-Röhre buffern. Im Prinzip verstärkt dieser das Signal der Gitarre und ändert die Impedanz um die V1-Röhre optimal anzublasen.
Grob gesagt sind das zwei Signalwege, einer etwas heißer, einer etwas schwächer. Spiele ich mit Pickups mit relativ wenig Output, geht der Sound relativ 1:1 in die Vorstufe. Erhöhe ich das Volumen, übersteuert erst einer der Signalwege des Buffers und dieser fungiert dann als eine Art Boost-Pedal, der im Amp verbaut ist. Erhöht man das Input-Level weiter, übersteuern beide Signalwege, was dann nach Distortion-Pedal klingt.
Darum harmoniert der Amp auch nicht so gut mit Boostern, weil man für den H&K eigentlich keinen benötigt. Wenn man den Booster verwendet um die Mitten anzuheben und die Bässe aufzuräumen, wie beim Metal üblich, sollte man achten, den Level-Regler des Pedals nicht wie gewohnt voll aufzureißen. Was bei anderen Amps funktioniert, weil es die V1-Röhre anbläst, bringt den Input-Buffer des GM40 zum Clippen, wieso er dann nach Transistor klingt. Man bläst beim GM40 mit dem Booster also nur die Dioden des Buffers an, welcher dann unschön clippen kann.
Wenn man wie ich auch mit EMG's spielt, ist das Eingangssignal schon recht heiß und es fizzt. Mit passiven PU's kriege ich nicht weniger tighten Hi-Gain hin, nur der Fizz ist ziemlich weg. Ich muss zwar mit den passiven PU's Gain am Amp weiter aufdrehen, aber dafür ist es wirklich der Gain von den Röhren, nicht das Dioden-Clipping des Input Buffers.
Gerne mal ausprobieren: Volumen-Poti an Gitarre voll auf und Gain rein: Klingt schnell matschig und Transistor-Mäßig. Dreht man den Volumen-Poti leiser und erhöht dafür Gain am Amp um es zu kompensieren, kommt plötzlich der gewünschte Röhren-Sound voll durch. Gain hat die Kiste trotzdem mehr als genug... Also bei der Verwendung von Boostern oder einen Effekt-Boards darauf achten, dass das Signal, welches in den Amp geht, nicht zu heiß ist, das hilft schon mal ungemein.
Zweitens: EQ-Settings.
Presence
Der Presence-Regler verhält sich in jedem Kanal anders. Aber im Lead-Kanal sollte man den auf ca. 9 Uhr fahren. Dort ungefähr ist der Bereich, wo sich der Sound bei minimaler Drehung am stärksten ändert. Geh ich auf 10 Uhr, hab ich im Lead-Kanal mit viel Gain noch etwas Fizz, gehe ich auf 8 Uhr, ist es zu dumpf. Eine wirklich ganz kleine Drehung macht hier einen morz unterschied. Ich bin ziemlich genau bei 9 Uhr angelangt.
Resonance
Lass ich auf 12 Uhr, laut Anleitung auch die Grundstellung des Amps.
Treble: Bei Clean und Crunch nicht so wichtig, da kaum Fizz. Aber im Lead-Kanal habe ich Treble bei ca. 12:30 bis 13 Uhr, um den Presence-Knopf zu kompensieren. Zu viel Treble und es wirkt irgendwie unnatürlich, weil der Treble-Regler im Lead nur einen ziemlich begrenzten Freuenzbereich anhebt.
Mitten: Hier ist die Rettung für den Fizz: Ich fahre alle Mitten mittlerweile auf 2-3 Uhr, außer im Clean-Kanal. Der Mittenregler (steht auch in der Anleitung) Verändert wie Effektiv Höhen und Bass sind. Mehr Mitten bedeutet der Treble und Bass Regler reagieren weniger stark. Der Mitten-Regler ist aber recht breit angesetzt und zieht den Bass und die Höhen auch etwas nach oben. Mit Mitten auf 2-3 Uhr klingt es dann wieder ziemlich ausgewogen und rockig. Nicht zu hell, nicht zu dumpf, aber vor allem: Kein Fizz mehr.
Bass: Steht auf 12 Uhr, je nach Kanal. Ich verwende den Bass-Poti nur um den Bass der einzelnen Kanäle auszugleichen.
Channel-Volume: Habe ich bei allen Kanälen so laut wie es geht, unter Berücksichtigung und Korrektur der Lautstärkeschwankung zwischen den Kanälen.
Mit dem Ultra-Channel kann ich mich nicht so richtig anfreunden, ist für mich zu gescooped und bassig. Die Mitten des Channels sind irgendwie "Honky", wenn man sie reindreht. Das erinnert mich zu sehr an den Sound einer Gitarre bei welcher der Tone-Poti komplett runtergedreht ist.
Beim Lead-Channel fahre ich aber mit folgenden Settings für härteren Rythem absolut perfekt:
Resonance: 12
Presence: 9
Treble: 12:30
Mitten: 14:30
Bass: 12 Uhr
Boost: Aktiviert
Gain: 10 Uhr
Für Solos nehme ich dieselben Settings aber programmiere den Gain-Regler auf 12 Uhr und etwas Delay mit rein.
Alles, was ich dann noch mache, ist mittels Resonance den Bums des Sounds zu regeln. Höhen und Mitten lasse ich so. Nimmt man etwas Bass raus, dominieren die Mitten und es wird Marshalliger ohne Fizz. Dreh ich Bass rein, wirds etwas moderner und Ballert mehr, gerade auch für Zimmerlautstärken.
Interne Power-Soak:
Die interne Powersoak versaut den Sound des Amps und verstärkt den Fizz durch ihren Frequenzgang. Sie ist allerdings nur in den 5 und 1-Watt modes aktiv. Im 20 Watt-Modus wird nur ein Röhrenpaar der Endstufe abgeschaltet was keine Soundeinbußen zu Folge hat.
Je nachdem, welche Box man an den Amp anschließt, klingt dieser auch anders. Also nicht nur die Box klingt anders, sondern der Sound, der aus dem Amp kommt, hat andere Bässe, Mitten und Höhen. Das kann man sehr gut mit einer Amp-DI-Box messen, die man zwischen Topteil und Gitarrenbox schaltet. Man nimmt dann das reine Signal auf, welches auch in die Box geleitet wird. Da der GM40 die Redbox hat, kann man auch diese Verwenden. (Muss man sogar, für die interne Powersoak)
Ich habe zwei Aufnahmen des GM40 gemacht, identisches Riff, indentische Gitarre, alles gleich.
Ich habe dann mittels Redbox das reine Verstärkersignal in die DAW aufgenommen. Bei beiden Aufnahmen war die Boxensimulation aus!
Aufnahme 1: GM40 angeschlossen an einer 2x12 mit Celestion V30
Aufnahme 2: GM40 ohne Box, nur die interne Powersoak aktiviert.
Bei der Powersoak waren die Bässe stark abgeschwächt, die unteren Mitten sehr stark betont und die Höhen wiederrum abgeschwächt.
Ich habe per Match-EQ von Ozone die beiden Aufnahmen verglichen, und man müsste folgende EQ-Settings (drastisch!) auf das Loadbox-Signal legen, um denselben Sound zu erhalten, als wäre der Amp an einer echten 2x12 mit Celestion V30 angeschlossen:
Anhang anzeigen 757311
Unten links sieht man die Frequenzkurve des Amps an einer normalen Gitarrenbox.
Unten rechts im Screenshot sieht man das Signal der Loadbox.
Die weiße einfache Linie ist der Equalizer, den man drauflegen muss, damit die Loadbox wieder wie der normale Amp klingt. Man beachte wie heftig Bass und Höhen geboostet werden. Im Umkehrschluss: Die Loadbox klaut Bass und Höhen wie Sau, übrig bleiben Mitten und Fizz.
Nochmal zur Wiederholung: Ich vergleiche
nicht den Sound meiner V30 Box mit der Boxensimulation des Verstärkers. Das hier oben ist das Signal, was der Verstärker produziert. Die Unterschiede ergeben sich nur daraus, welcher Widerstand am "Boxenanschluss" des Amps anliegt.
Daher mein ganz wichtiger Rat für den Sound:
1. Niemals unter 20 Watt gehen mit dem Amp, auch nicht für Zimmerlautstärke. EQ-Settings, die bei 1 und 5 Watt gemacht wurden, klingen auf der Bühne im 40 Watt-Modus dann übelst Bassig und Höhenreich, weil die Mitten wieder milder sind.
2. Die Redbox klingt wirklich gut. ABER: Ich würde sie nur verwenden während der Amp im 20 bzw. 40 Watt modus ist, damit die Soundverfälschung der Loadbox nicht eingreift.
3. Bei Gigs, wo man über die Redbox in die PA geht: Lieber eine echte Cab anschließen und den Amp im 20-Watt modus laufen lassen, statt die Loadbox zu aktivieren und nur per Redbox in die PA zu gehen. Wegen den oben genannten Soundproblemen, versteht sich.
Wenn man jetzt zwingend bei manchen Gigs keine Lautsprecherbox anschließen will, muss man sich für jeden Kanal zwei komplett unterschiedliche EQ-Settings programmieren. Ein mal mit Loadbox inaktiv, und einmal mit Loadbox aktiv, wo Höhen und Bässe erheblich hochgedreht werden.
Übrigens: Den Mitten-Regler runterzudrehen reicht für eine Kompensation des Sounds nicht aus, da die Loadbox nicht genau die Teile verfälscht, welche der Mittenregler durch Drehen absenkt/erhöht.
Die EL84 Röhren klingen wenn sie angezerrt sind ohnehin nicht immer so prickelnd, darum lieber den Amp leise und ohne Loadbox spielen, als laut und mit Attenuator. Die heftigen Soundeinbußen der Loadbox wird von keiner Endstufensättigung der Welt wieder wett gemacht.
Jup, ne Menge text. Aber das sind drei wirklich üble Stolperfallen des GM40. Wenn man die beachtet, kriegt man wirklich 1A Vollröhrensound der sich vor Marshall und co. nicht verstecken muss.
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