scenarnick
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Vorweg:
Eigentlich bin ich Sänger und habe vor verhältnismäßig kurzer Zeit erst das Saxophon als Instrument hinzugenommen. Insofern bitte ich gleich um Nachsicht, was die Soundschnipsel angeht Da ich aber mittelfristig vorhabe, das Saxophon und den Gesang gemeinsam einzubinden stellt sich schnell die Frage, wie man das am besten mikrophoniert. Als Gesangsmikro verwende ich seit gut einem Jahr ein Lewitt MTP 940 CM. Für das Saxophon schien mir ein Mikro dieser Klasse in der Live Umgebung etwas "Overkill", zumal es doch durch die Bauform etwas "aufträgt". Eine Zeit lang habe ich mit anderen Kondensator-Mikrofonen geliebäugelt, die zwar überwiegend klasse klangen, aber nicht sehr rückkoppelungsfest waren und sich damit für Live nicht anboten. Clipmikro stand nicht zur Debatte.
Wie es der Zufall so will bekam ich die Möglichkeit, ein Beyerdynamic TG I51 zu testen. Beyerdynamic bewirbt das Mikrofon für Snare, Toms, Amp-Abnahme und "Blechbläser". Na gut, das Sax ist ein Holzblasinstrument, aber warum nicht mal probieren? (Mittlerweile hat sich die Beschreibung auf der Herstellerseite auf 'Blasinstrumente" erweitert)
Die Kiste:
Da hatte ich sie also vor mir, eine kleine schwarze Kiste. Darin kein Stopfmaterial, sondern das Mikrofon in seiner leicht gepolsterten Tasche - im Bild mal etwas separiert. Bei der Art der Verpackung signalisiert BD wohl schon, dass das Mikro sehr robust ist und nicht nur die Bühnenrealität, sondern auch die Versandrealität gut aushält.
Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man das Mikro aus der Tasche holt - klein, kompakt, aber relativ schwer und solide. Liegt gut in der Hand, aber da soll es ja nicht hin Hier mal einige Ansichten des kleinen Kerlchens:
Am Stativ:
Wie ich eingangs schrieb ist mein Verwendungszweck für das TG I51 das Saxophon neben dem Gesang. Daher hab ich mit Hilfe einer Gravity MAMH 01 Schiene das Mikrofon an meinem Gesangs-Mikrofon Ständer befestigt. Durch die kompakte Bauweise lässt sich hier über den Galgen des Gesangsmikrofons ein ziemlich ideales Setup erreichen. Sieht so aus:
Anmerkung: Das Gesangsmikro hat eine exzellente Aufhängung, die Griffgeräusche weitgehend schluckt. Das ist beim TG I51 so nicht gegeben, denn es ist ja für den stationären Einsatz vorgesehen. Hier "klemmt" es an meinem Setup ein Wenig, denn die Griffgeräusche, wenn ich das Gesangsmikro aus der Halterung löse, übertragen sich auf das Sax-Mikro. Hier muss man entweder entkoppeln oder einen Fußschalter zum "Muten" nehmen. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es denn in der Band mal wieder geht
Ans Eingemachte:
So, das Setup ist erstellt, das Mikrofon in Ermangelung einer Bandprobe in ein Interface eingestöpselt. Wie benimmt es sich so?
Zunächst mal die technischen Daten, nachzulesen auf https://www.beyerdynamic.de/tg-i51.html. Es handelt sich um ein dynamisches Mikrofon mit Richtcharakteristik Niere, also genau das, was man auf der Bühne erwarten würde. Die Empfindlichkeit wird mit 2,7 mV/Pa (-51,4 dBV) angegeben, der Frequenzgang im Nahfeld mit 33 - 19.000 Hz.
Die Empfindlichkeit - zumindest dem erforderlichen Gain am Interface nach zu urteilen - liegt genau im Bereich anderer dynamischer Mikrofone, die ich hier gerade liegen habe (Sennheiser 845, Shure SM 58) und die ich vorher mal für den Zweck missbraucht hatte. Es ist mir auch im absoluten Nahbereich nicht gelungen, das Mikrofon mit meinem Tenorsaxophon zum Übersteuern und Zerren zu bringen. Das ist erwartungsgemäß, denn wenn es einen E-Gitarren Amp abnehmen soll oder Drums, dann muss es mit Pegel klarkommen. Das Datenblatt schweigt sich allerdings über den maximalen Schalldruck aus.
Wie sieht es nun mit der Rückkopplungsfestigkeit aus? Schwer zu beurteilen, wenn man nicht mit der Band im Proberaum ist. Hier kann ich nur meinen Eindruck beschreiben. Ich hab das Mikrofon mal direkt in einen Verstärker (JOYO BSK60) gespeist und sie mit ca. 30-40 Grad aufeinander zeigen lassen (siehe Bild). Trotz Maximal-Gain und Master Vol am Joyo koppelte nichts. Erst als ich noch ordentlich Reverb dazu gegeben habe gab es gut beherrschbares Feedback in dieser Anordnung. Wie gesagt, aufgrund der derzeit herrschenden Umstände steht eine Nagelprobe im Proberaum noch aus.
Wie klingt es denn nun?
Wir haben es hier mit einem dynamischen Nieren-Mikro zu tun. Also kann man erwarten, einen gewissen Nahbesprechungseffekt zu haben. Der ist auch deutlich vorhanden. "Ganz nah dran" ergibt sich ein dunkler, warmer Ton, der schnell etwas "topfig" wirkt. Sollte man am Blasinstrument vermeiden. Geht man allerdings in einen bequemen Abstand (ca. 30-40 cm) und richtet das Mikrofon am Tenorsax zwischen Trichter und Klappen (oder auch zwischen rechte und linke Hand) wird man mit einem sehr gut aufgelösten und ausgewogenen Klang belohnt. Die Höhen kommen klar und deutlich ohne Schärfe, die Tiefen recht satt. Griff- und Klappengeräusche sind hörbar aber nicht unnatürlich überhöht. Über den ganzen Tonraum bleibt der Klang stabil und verfärbt sehr wenig - definitiv weniger als "Live" merkbar wäre. Hier mal eine Playlist mit einigen kleinen Tracks, trocken und ohne EQ eingespielt (TG I51 über Apogee Duet in Cubase)
https://soundcloud.com/scenarnick/sets/beyerdynamic-tg-i51-review/s-26a4qABUuV9
Mit minimalem EQ Einsatz erreicht man einen sehr präsenten, präzisen Sound. Die Niere ist breit genug, dass der Spieler nicht festgenagelt an einem Ort stehen muss ohne dass der Klang leidet, man hat zu jeder Seite ca. 30 cm, in denen man keine Änderung merkt, danach setzt sie langsam und graduell ein, der Klang ändert sich also nicht schlagartig. Logisch ist: Je weiter außerhalb des Sweet Spots, desto dunkler der Klang. Solange man im Bereich bleibt wird man mit sauberer Abnahme belohnt.
Ich habe nach der intensiven Testphase mit Tenorsax das kleine Ding nochmal am gebogenen Sopran getestet (hier stelle ich keine Soundbeispiele ein, denn ich beherrsche das Instrument noch nicht gut genug). Hier merkt man, dass das Mikro nach oben hin an seine Grenzen kommt. Die Abnahme ist nicht mehr so ausgewogen und "frei" wie bei tieferen Instrumenten, gerade wenn's in die hohen Lagen geht. Auch wenn der Frequenzgang laut Datenblatt es so nicht vermuten lässt meine ich hier eine gewisse Über-Betonung der Mitten zu hören, die einen engen, zu präsenten Klang hervorruft. An Alt und Baroton hingegen kann ich mir das TG I51 noch gut vorstellen.
Fazit:
Obwohl ich gar nicht in der Richtung gesucht habe ist das TG I51 ein Mikrofon, das in meine Sammlung Einzug halten wird. Der günstige Preis (ca. 150 Euro) und die Robustheit in Verbindung mit sauberem, unverfälschten Klang machen für mich das TG I51 zu einem universellen "Go-To" Mikrofon und ich freue mich darauf, das Live im Proberaum und auf der Bühne einzusetzen.
Eigentlich bin ich Sänger und habe vor verhältnismäßig kurzer Zeit erst das Saxophon als Instrument hinzugenommen. Insofern bitte ich gleich um Nachsicht, was die Soundschnipsel angeht Da ich aber mittelfristig vorhabe, das Saxophon und den Gesang gemeinsam einzubinden stellt sich schnell die Frage, wie man das am besten mikrophoniert. Als Gesangsmikro verwende ich seit gut einem Jahr ein Lewitt MTP 940 CM. Für das Saxophon schien mir ein Mikro dieser Klasse in der Live Umgebung etwas "Overkill", zumal es doch durch die Bauform etwas "aufträgt". Eine Zeit lang habe ich mit anderen Kondensator-Mikrofonen geliebäugelt, die zwar überwiegend klasse klangen, aber nicht sehr rückkoppelungsfest waren und sich damit für Live nicht anboten. Clipmikro stand nicht zur Debatte.
Wie es der Zufall so will bekam ich die Möglichkeit, ein Beyerdynamic TG I51 zu testen. Beyerdynamic bewirbt das Mikrofon für Snare, Toms, Amp-Abnahme und "Blechbläser". Na gut, das Sax ist ein Holzblasinstrument, aber warum nicht mal probieren? (Mittlerweile hat sich die Beschreibung auf der Herstellerseite auf 'Blasinstrumente" erweitert)
Die Kiste:
Da hatte ich sie also vor mir, eine kleine schwarze Kiste. Darin kein Stopfmaterial, sondern das Mikrofon in seiner leicht gepolsterten Tasche - im Bild mal etwas separiert. Bei der Art der Verpackung signalisiert BD wohl schon, dass das Mikro sehr robust ist und nicht nur die Bühnenrealität, sondern auch die Versandrealität gut aushält.
Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man das Mikro aus der Tasche holt - klein, kompakt, aber relativ schwer und solide. Liegt gut in der Hand, aber da soll es ja nicht hin Hier mal einige Ansichten des kleinen Kerlchens:
Am Stativ:
Wie ich eingangs schrieb ist mein Verwendungszweck für das TG I51 das Saxophon neben dem Gesang. Daher hab ich mit Hilfe einer Gravity MAMH 01 Schiene das Mikrofon an meinem Gesangs-Mikrofon Ständer befestigt. Durch die kompakte Bauweise lässt sich hier über den Galgen des Gesangsmikrofons ein ziemlich ideales Setup erreichen. Sieht so aus:
Anmerkung: Das Gesangsmikro hat eine exzellente Aufhängung, die Griffgeräusche weitgehend schluckt. Das ist beim TG I51 so nicht gegeben, denn es ist ja für den stationären Einsatz vorgesehen. Hier "klemmt" es an meinem Setup ein Wenig, denn die Griffgeräusche, wenn ich das Gesangsmikro aus der Halterung löse, übertragen sich auf das Sax-Mikro. Hier muss man entweder entkoppeln oder einen Fußschalter zum "Muten" nehmen. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es denn in der Band mal wieder geht
Ans Eingemachte:
So, das Setup ist erstellt, das Mikrofon in Ermangelung einer Bandprobe in ein Interface eingestöpselt. Wie benimmt es sich so?
Zunächst mal die technischen Daten, nachzulesen auf https://www.beyerdynamic.de/tg-i51.html. Es handelt sich um ein dynamisches Mikrofon mit Richtcharakteristik Niere, also genau das, was man auf der Bühne erwarten würde. Die Empfindlichkeit wird mit 2,7 mV/Pa (-51,4 dBV) angegeben, der Frequenzgang im Nahfeld mit 33 - 19.000 Hz.
Die Empfindlichkeit - zumindest dem erforderlichen Gain am Interface nach zu urteilen - liegt genau im Bereich anderer dynamischer Mikrofone, die ich hier gerade liegen habe (Sennheiser 845, Shure SM 58) und die ich vorher mal für den Zweck missbraucht hatte. Es ist mir auch im absoluten Nahbereich nicht gelungen, das Mikrofon mit meinem Tenorsaxophon zum Übersteuern und Zerren zu bringen. Das ist erwartungsgemäß, denn wenn es einen E-Gitarren Amp abnehmen soll oder Drums, dann muss es mit Pegel klarkommen. Das Datenblatt schweigt sich allerdings über den maximalen Schalldruck aus.
Wie sieht es nun mit der Rückkopplungsfestigkeit aus? Schwer zu beurteilen, wenn man nicht mit der Band im Proberaum ist. Hier kann ich nur meinen Eindruck beschreiben. Ich hab das Mikrofon mal direkt in einen Verstärker (JOYO BSK60) gespeist und sie mit ca. 30-40 Grad aufeinander zeigen lassen (siehe Bild). Trotz Maximal-Gain und Master Vol am Joyo koppelte nichts. Erst als ich noch ordentlich Reverb dazu gegeben habe gab es gut beherrschbares Feedback in dieser Anordnung. Wie gesagt, aufgrund der derzeit herrschenden Umstände steht eine Nagelprobe im Proberaum noch aus.
Wie klingt es denn nun?
Wir haben es hier mit einem dynamischen Nieren-Mikro zu tun. Also kann man erwarten, einen gewissen Nahbesprechungseffekt zu haben. Der ist auch deutlich vorhanden. "Ganz nah dran" ergibt sich ein dunkler, warmer Ton, der schnell etwas "topfig" wirkt. Sollte man am Blasinstrument vermeiden. Geht man allerdings in einen bequemen Abstand (ca. 30-40 cm) und richtet das Mikrofon am Tenorsax zwischen Trichter und Klappen (oder auch zwischen rechte und linke Hand) wird man mit einem sehr gut aufgelösten und ausgewogenen Klang belohnt. Die Höhen kommen klar und deutlich ohne Schärfe, die Tiefen recht satt. Griff- und Klappengeräusche sind hörbar aber nicht unnatürlich überhöht. Über den ganzen Tonraum bleibt der Klang stabil und verfärbt sehr wenig - definitiv weniger als "Live" merkbar wäre. Hier mal eine Playlist mit einigen kleinen Tracks, trocken und ohne EQ eingespielt (TG I51 über Apogee Duet in Cubase)
https://soundcloud.com/scenarnick/sets/beyerdynamic-tg-i51-review/s-26a4qABUuV9
Mit minimalem EQ Einsatz erreicht man einen sehr präsenten, präzisen Sound. Die Niere ist breit genug, dass der Spieler nicht festgenagelt an einem Ort stehen muss ohne dass der Klang leidet, man hat zu jeder Seite ca. 30 cm, in denen man keine Änderung merkt, danach setzt sie langsam und graduell ein, der Klang ändert sich also nicht schlagartig. Logisch ist: Je weiter außerhalb des Sweet Spots, desto dunkler der Klang. Solange man im Bereich bleibt wird man mit sauberer Abnahme belohnt.
Ich habe nach der intensiven Testphase mit Tenorsax das kleine Ding nochmal am gebogenen Sopran getestet (hier stelle ich keine Soundbeispiele ein, denn ich beherrsche das Instrument noch nicht gut genug). Hier merkt man, dass das Mikro nach oben hin an seine Grenzen kommt. Die Abnahme ist nicht mehr so ausgewogen und "frei" wie bei tieferen Instrumenten, gerade wenn's in die hohen Lagen geht. Auch wenn der Frequenzgang laut Datenblatt es so nicht vermuten lässt meine ich hier eine gewisse Über-Betonung der Mitten zu hören, die einen engen, zu präsenten Klang hervorruft. An Alt und Baroton hingegen kann ich mir das TG I51 noch gut vorstellen.
Fazit:
Obwohl ich gar nicht in der Richtung gesucht habe ist das TG I51 ein Mikrofon, das in meine Sammlung Einzug halten wird. Der günstige Preis (ca. 150 Euro) und die Robustheit in Verbindung mit sauberem, unverfälschten Klang machen für mich das TG I51 zu einem universellen "Go-To" Mikrofon und ich freue mich darauf, das Live im Proberaum und auf der Bühne einzusetzen.
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