[REVIEW] K&K Sound - FanTaStick Stereo als Untersteg-Piezo in meiner Lowden S22 (O-22)

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[REVIEW] K&K Sound - FanTaStick Stereo als Untersteg-Piezo in meiner Lowden S22 (O-22)



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Hintergrund


Ich bin seit 1991 stolzer Besitzer und vorallem Spieler einer S-22 von George Lowden Guitars aus Irland aus dem Jahre 86/87. Das könnt ihr gerne hier in meinem Review nachlesen: Klick
Eigentlich wollte ich damals schon eine Akustik Gitarre mit eingebautem Tonabnehmer kaufen, hatte mich aber dann doch für ein anderes Model entschieden. Das Thema "Tonabnehmer" blieb aber im Hinterkopf.

Erster Versuch: K&K Twin Spot


1993 hatte ich meine Lowden dann schon zwei Jahre und war total glücklich und zufrieden mit ihrem Klang! Nun wollte ich das Thema "Tonabnehmer-Einbau" angehen, und testete als erstes einen K&K Twin Spot an diversen Stellen auf der Decke in der Gitarre von außen und später auch von innen.
Mir gefielen aber weder der Klang noch die schnell auftretenden Rückkopplungen und diverse Versuche auch an meiner Geige zeigten, dass diese Piezo-Pickups zwischen Steg und Decke eingeklemmt werden müssen um einen hohen Ausgangspegel und guten Klang mit hoher Rückkopplungsfestigkeit zu haben. Das ist zumindest meine Erfahrung damals gewesen. Ihr könnt das gerne hier nachlesen: K&K Sound - Twin Spot als Tonabnehmer unter den Stegfüßen der akustischen Geige
Natürlich hatten sie die falsche Form und ich konnte sie nicht unter die Stege der Lowden klemmen, deshalb verwendete ich sie dann auch an der Geige.

Die Lösung: K&K FanTaStick Stereo


Also suchte ich nach Tonabnehmern die ich unter die Stegeinlagen einbauen könnte.
Ich wurde dann fündig und bestellte mir im November 1993 beim Saitenversand in Köln einen K&K FanTaStick Stereo für stolze 249,30DM.
Er kam in einer kleinen Box und bestand aus einem kurzen Tonabnehmer mit zwei Piezos für den kurzen Steg der H- und E-Saite und einem längeren Tonabnehmer für den Steg der vier umwickelten Saiten mit vier Piezos. Ob die Endpinbuchse damals schon beim Twin Spot, oder hier beim FanTaStick dabei war, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Dafür ist es schon viel zu lange her. :nix:
Von der Breite her passten die Tonabnehmer jedenfalls sehr gut in die beiden Steg-Schlitze und verschwanden auch tief genug, so dass ich mich dazu entschloss nichts an der Tiefe der Stegfräsungen zu ändern, sondern die beiden Stegeinlagen um jeweils die Höhe der Piezos, also 1,6 Millimeter, runter zu feilen. Somit änderte ich kaum etwas an der Gitarre selbst und konnte jederzeit wieder zurück, oder doch einen anderen Tonabnehmer installieren. Ich würde dann "nur" zwei neue Stegeinlagen benötigen und sie wäre wie vorher.

Zwei kleine Bohrungen in den Ecken unter den Stegeinlagen


Um die Tonabnehmer richtig herum einlegen und die Kabel der Tonabnehmer an die Endpinbuchse anschließen zu können, musste ich zwei kleine Bohrungen durch Steg und Decke meiner Lowden im Eckbereich der Nutfräsung in der der Steg sitzt, machen:

Das ging ganz einfach und schnell. Ich entgratete anschließend die Löcher beidseitig so gut wie möglich um zu verhindern, dass sich eine kleine Faser zwischen Piezo und Nut klemmen und den Ton beeinflussen könnte. Eine absolut plane Auflage der Piezos in der Nut und zwischen Stegeinlage und Piezos ist bei solchen Abnehmern sehr wichtig und können den Ton erheblich beeinflussen!

"Runterfeilen" der Stegeinlagen


Die Stegeinlagen um 1,6 Milimeter runter zu feilen ist gar nicht so einfach! Vor allem dann nicht, wenn die Unterseite absolut plan und im rechten Winkel sein muß!

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Meine "Geheimwaffe" für dieses Vorhaben war ein spezieller Schraubstock, den ich mal auf dem Weihnachtsmarkt in Stuttgart beim Stand von "Weihnachtsmann & Co KG" für 80DM gekauft hatte. Er stammte wohl aus der Lehrwerkstatt der Firma GEZE und hatte plane, gehärtete Klemmbacken die präzise in einer Ebene schlossen. Dadurch konnte ich eine Stegeinlage sanft einspannen und immer wieder messen und leicht runterklopfen bis er exakt 1,6 Millimeter über die beiden Klemmbacken rausstand. Dann zog ich die Klemmung fest an, kontrollierte nochmal den Überstand und feilte dann mit groben und feinen Feilen den kompletten Überstand weg. Ganz am Ende "polierte" ich dann mit der Feile nur noch die Klemmbacken und als dann nichts mehr von der Stegeinlage weg zu feilen war, wusste ich, dass der komplette Überstand entfernt war. Klar macht das die Feile stumpf, aber ich war da präzise und vorsichtig am Werk und die Feile und der Schraubstock haben es nahezu unbeschadet überstanden!
Mit den absolut winklig und plan gefeilten Stegeinlagen war ich dann sehr zufrieden!

Der erste Test


Nun führte ich die Kabel durch die Löcher und legte die Tonabnehmer vorsichtig in die beiden Schlitze ein. Anschließend legte ich die Stegeinlagen darüber in den Schlitz. Dann führte ich die beiden Kabel für einen ersten Test kurzerhand aus dem Schallloch heraus und schloss sie jeweils mit meinen "Krokoklemmen-Kabeln" an der Buchse an. Der Sound war sehr vielversprechen und so ging ich sehr motiviert den nächsten Schritt an:

Die Bohrung für die Endpin-Buchse


Ich zog den schönen Original-Endpin aus der Lowden und legte damit ein ca. 7-8mm dickes Loch frei. Ich glaub sogar, dass es so konisch wie der gedrechselte Endpin aus Holz war. Das galt es nun auf die gewünschten 12mm auf zu bohren. Die Bohrersammlung meines Vater ging damals gerade mal bis 10mm, aber er arbeitete als Elektriker im technischen Dienst eines Krankenhauses und hatte dort einen Schreiner-Kollegen mit feiner, kleiner Werkstatt. In dessen Werkstatt gab es sogar den gewünschten 12mm-Bohrer - allerdings nur als kleiner Forstnerbohrer mit Zentrierspitze und vier Radiusschneidern. Um Ausrisse des Furniers zu vermeiden klebte ich einen breiten Klebestreifen über das Loch und senkte es erstmal vorsichtig mit einem Senker auf etwas über 12mm um eine Führung für den Forstnerbohrer zu bekommen. Ich bohrte dann das Loch erstmal mit einem Spiralbohrer auf 10mm auf. Da half die Zentrierung schonmal sehr gut bei der Führung. Das gab mir Mut und Auftrieb und ich bohrte erstmal durch ein kleines Brett mit dem Forstnerbohrer und klebten dann dieses Brett als Zusatz-Führung mit Teppichklebeband auf die Abklebung der Gitarre an der richtigen Stelle. Anschließend bohrte ich das Loch dann in die Gitarre. Das klingt abenteuerlich und war echt ein Wagnis für mich und ich bin froh, dass alles gut gegangen ist! (Heutzutage geht das mit einem passenden Stufenbohrer viiiieeeeel leichter: klick)
Ich steckte die Buchse dann in das Loch und merkte, dass sie ausreichend gut klemmen würde. Also machte ich einen losen Knoten in beide Kabel, führte sie durch das Loch, lötete die Buchse an die jeweiligen Pins der Buchse, so dass ich sie auch einzeln anschließen konnte und drückte sie dann behutsam ins Loch. Dann griff ich wieder durch's Schallloch und weitete den Knoten in den Kabeln etwas um diese wieder straffer gespannt zu haben (um ein Mitschwingen durch die Saiten-Vibrationen zu vermeiden).

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Experimente mit dem Stereo-Anschluss


Da ich ja eine "Stereo-Buchse" und zwei einzelne Tonabnehmer hatte und nicht wusste ob deren Ergebnis vom Klang her zusammen passen würde und ich auch dachte, dass ich einen Lautstärkeregler bräuchte, hatte ich extra ein kleines Kästchen als "Zwischenstecker" gebaut in dem ein Lautstärke-Regler, zwei Tonblenden und eine "normale" Mono-Buchse eingebaut waren.

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Nach einiger Zeit hatte sich aber gezeigt, dass der Lautstärke-Regler immer auf Vollgas und die Tonblenden immer offen eingestellt blieben. Also zog ich die Buchse nochmal raus, lötete beide Tonabnehmer parallel an die Spitze und den Ring der Buchse zusätzlich auf Masse.
So blieb die Gitarre dann viele Jahre im Einsatz und ich freute mich sehr über diesen unauffälligen Einbau in mein Schmuckstück!

Der Klang


Der akustische Klang der Gitarre hatte sich durch den Einbau der Tonabnehmer nicht geändert. Das war mir sehr wichtig! Die Tonabnehmer waren natürlich passiv und benötigten damals, wie heute, einen hochohmigen Hi-Z-Eingang, damit die Bässe nicht beschnitten und die Höhen überbetont sind. Ich schloss damals immer einen Boss-Kompressor als Bodenpedal an die Gitarre und dessen Ausgang dann über eine passive DI-Box an die PA. Direkt an der passiven DI-Box klang sie natürlich nicht gut. Mit dem Pedal dazwischen, egal ob aus, oder an, klang sie für mich gut.
Heutzutage, klingt sie an einem HiZ-Eingang mit etwa einem Megaohm Eingangsimpedanz noch um einiges besser. Der Abnehmer hat einen ähnlich hohen Ausgangspegel wie eine E-Gitarre und funktioniert immer, da keine interne Batterie leer werden kann und kein "Zargenradio" oder sonstige interne Vorverstärker notwendig sind. Ich habe dadurch keinerlei Rauschen, leere Batterien, oder ähnliche Probleme.
Er funktioniert auch sehr gut mit meinem Line 6 Relay G30-Sender, der 1,3 Megaohm Eingangsimpedanz hat. Insgesamt ist der Klang ziemlich ausgewogen, es fehlt aber etwas der Bass und die Wärme im Vergleich zum akustischen Klang. Man kann zwar die Bässe am Mischpult etwas anheben und den Klang soweit einstellen, dass sie echt gut klingt, aber das etwas explosivere und kältere lässt sich damit nicht komplett eliminieren. Der Klang ist echt gut, aber nicht ganz so natürlich und dynamisch wie das Original.
Trotzdem war ich jahrelang mit diesem Klang sehr zufrieden!

Hörprobe


Hier mal eine Aufnahme im Vergleich mit meinem Audio Technica AT2035:
Das AT2035 war auf Höhe 12. Bund mit einem Abstand von etwa 8 Zentimetern und zeigte Richtung Schalloch. Es stand also in etwa in einem 45° Winkel zur Decke.
Der Eingang 2 meines Cakewalk UA 25-EX stand für den "FanTaStick" natürlich auf "HiZ".
Im Eingang 1 steckte das AT2035. Die Aufnahme lief parallel, ich werde sie hier aber auch einzeln einstellen. Sie ist komplett unbearbeitet:

Aufnahme AT2035



Aufnahme FanTaStick



Aufnahme "Stereo" gemeinsam. Links das AT2035, rechts der FanTaStick:




Fazit


Der, bzw. die Tonabnehmer sind sehr gut verarbeitet und jede Saite klingt bei mir gleich laut, da die Piezos nach Endmaß zusammengestellt wurden und ich den Steg sehr plan gefeilt habe.
Der Klang ist gut, auch wenn etwas die Natürlichkeit fehlt. Eine Mikrofonabnahme klingt besser, ist aber weniger direkt. Die Kombination aus Mikrofon- und Piezo-Abnahme gefällt mir persönlich am Besten.
Das Risiko beim Einbau ist gering, denn ireversibel habe ich nur die Stegeinlagen geändert. Die Löcher stören alle nicht und ändern auch keinen Klang.
Die Stegeinlage könnte man natürlich problemlos ersetzen, insofern gäbe es immer den "Weg zurück".
Und auch Endpinbuchsen sind alle sehr ähnlich und ich könnte eine andere einbauen, oder mit Hilfe eines Dübels sogar wieder auf einen normalen gedrechselten Endknopf zurückbauen.
Die Endpinbuchse musste ich dann sogar tatsächlich dieses Jahr tauschen und habe dazu dieses Review geschrieben: Klick
Die neue Endpinbuchse ist um einiges besser und auch durch die feste Verschraubung viel sicherer befestigt. Durch die Erweiterung auf Security Locks kann die wertvolle Lowden auch nicht mehr ungewollt abstürzen.
Alles in allem bietet der K&K FanTaStick eine wirklich gute Klangabnahme, die sich auf keiner Bühne verstecken muß!

...Fortsetzung folgt


Ich hoffe euch hat der Review interessiert. Es geht demnächst sogar weiter, denn ich habe noch ein Mikrofon in meine Lowden eingebaut und bin dabei auch diesen Workshop fertig zu stellen.
Ich werde ihn dann auch hier verlinken. Wenn es euch also interessiert, dann klickt oben auf das "Auge" und beobachtet das Thema um dann die Ergänzungen mit zu bekommen.

Bis dahin wünsche ich euch weiterhin viel Spaß hier im Musiker-Board!
Vielen Dank für Euer Interesse! Seid gesegnet! Bis bald!

...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern. :coffee:
 
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Dadurch konnte ich einen Steg sanft einspannen
Gerade weil Du an anderen Stellen korrekterweise "Stegeinlage" schreibst und sehr detaillierte Texte verfasst :great:, ist mir das "Steg" hier (und etwas weiter unten) aufgestoßen. Ich weiss nicht, ob das jemand verwirrt, wollte aber doch darauf hinweisen.
 
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Danke für den Hinweis! :great:
Ich habe den Text korrigiert. Verwirren will ich niemand. ist eh schon schwer genug so mancher Beschreibung gedanklich folgen zu können!
 
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