128 bpm zu 128,1 bpm, das hört
niemand im direkten Vergleich, absolut niemand. Weil es unter der Unterscheidbarkeitsgrenze des Gehörs liegt.
Nach 1 Takt (4 Schläge 4/4-tel-Takt) liegen zwei Spuren mit diesem Tempounterschied nur 0,001464 s auseinander, also gerade mal knapp 1,5 Tausendstel Sekunden. Nach einem Takt wird es also jeder noch als spot-on zusammen hören und empfinden.
Mache mal den Versuch und lege das Stück auf zwei Spuren in der DAW übereinander, einmal mit 128 bpm und einmal mit 128,1 bpm. Starte die Wiedergabe und stoppe die Zeit, ab wann du hörst, dass es anfängt zu "klappern", also sich nicht mehr synchron anhört, weil die Töne erkennbar nacheinander kommen.
Stoppe dabei die Zeit, bzw. zähle die Takte mit, ab wann du das Klappern bemerkst. 16 Takte dauern bei bpm 128 genau 30 Sek., die Takes laufen dann genau 0,023424 Sek. auseinander. Anhand der gestoppten Zeit/gezählten Takte kannst du dann ganz leicht ausrechnen, wie viel ms dein Gehör unterscheiden kann.
Dabei werden sich je nach Musikmaterial und Training/Übung deutliche Unterschiede ergeben. Stark perkussive Musik wird deutlich kürzer erkennbar Klappern, als ruhige Klangflächen.
Wenn du hingegen die Takes mit unterschiedlichem Tempo
nacheinander abspielst, müssen die Tempounterschiede schon deutlich größer sein damit sie überhaupt wahrnehmbar werden.
Das gilt auch für das Pitchen. Bei
gleichzeitig gespielten unisono-Tönen wird man unter günstigen Umständen auf 0 Cent hören. So kann jeder geübte Klavierstimmer selbstverständlich zwei unisono-Saiten absolut schwebungsfrei stimmen, also auf 0 Cent Unterschied (Inharmonizitäten der Saiten selber mal außen vor gelassen). Beim Legen der Temperatur rein nach Gehör (also dem Temperieren von Quinten etc.) gelten schon 2-3 Cent Abweichung als sehr gut.
Bei
direkt nacheinander gespielten ansonsten gleichen Tönen, die nur minimal voneinander abweichen, können unter idealen Bedingungen sehr geübte Hörer auch sehr kleine Abweichungen erkennen.
Sobald
etwas Zeit zwischen den Tönen (oder gar ganzen Stücken) liegt, müssen die Unterschiede schon deutlich größer sein, um erkennbar zu werden (quasi "geeichte" Absolut-Hörer mal ausgenommen).
Du versteifst und verrennst dich zu sehr in nicht mal mehr akademisch interessante Winzigkeiten. Zeitverschwendung, um nicht zu sagen "Zeiträuber".
Derart
winzige Änderungen bleiben für die
Wirkung der Musik gewiss bedeutungslos.
Wenn du dich so sehr für die Leistungsfähigkeit und die Grenzen des Auflösungsvermögens des Gehörs interessierst, könnte dieses Buch hier für dich interessant sein:
https://mitpress.mit.edu/books/auditory-neuroscience
Streng wissenschaftlich, dabei gerade noch anschaulich, aber nur in Englisch verfügbar.