Guten Morgen.
Vor einigen Wochen habe ich endlich eine Hohner Mattia 120 in Brilon angespielt; ich bin nur noch nicht dazu gekommen, hier zu berichten. Jetzt hole ich das endlich nach. Die Eindrücke habe ich so ähnlich auch an einen Mitarbeiter von Musik Meyer - Generalvertrieb von Hohner - mit dem ich auf der Musikmesse in Leipzig (wenn schon Balgworkshop nicht klappte, ging immerhin ein Tag Leipzig) im Gespräch war, geschrieben – ausdrücklich als sehr subjektive Eindrücke.
Der Klangcharakter der Mattia wirkte auf mich im ersten Moment ähnlich den +96/+120er Morinos, d.h. heller und moderner als bei den N-/S-Morinos. Bei der Mattia aber ist der Ton sofort durchsetzungs- und tragfähiger. Das wird noch mehr deutlich, sobald man lauter spielt. Sie scheint mir über einen großen Dynamikbereich konstant zu sein. Hier waren die Morinos der letzten Jahre sehr durchwachsen unterwegs – nicht schlecht aber auch nicht richtig gut.
Da der Akkordeonspezialist an dem Tag nicht im Haus war und ich sie auch nicht so schnell wieder aus der Hand gegeben hätte;-) habe ich sie nun nicht von vorne aus der Hörerperspektive gehört; das muss ich noch nachholen.
Weiter habe ich den Eindruck, dass sie wie auch die Morinos universell einsetzbar ist. Da geht sakrale Musik (auch wenn für meine Ohren die Supita da bisher unerreicht ist), da geht Bandmusik, Folklore usw.
Der Balg ist unglaublich dicht.
Das Handling ist super, auch für meine Größe liegt die sehr gut. Die Optik, die hier schon heiß diskutiert wurde, ist sicher Geschmacksache, mir gefällt es, die aufgesetzten Zierstäbe könnten noch deutlich dunkel(er) eloxiert werden und der aufgedruckte Hohner-Schriftzug wirkt etwas billig – evtl. anderen Druck, andere dezentere Farbe verwenden?
Meine Kritikpunkte:
Wie viel mehr würde es kosten, wenn da tatsächlich A-Mano-Zungen HA1 verwendet würden? 200-500€? Mir ist klar, dass es nicht alleine von dem Label abhängt, es gar gut eingestellte Maschinenplatten gibt und schlecht eingestellte HA1-Platten. Was aber auffällt bei der Kombination 16‘ - 4‘, dass das Piccolo verzögert einschwingt, das geht besser. Und so wie ich den Vergleich von Morino und Morino deluxe kenne, wird der Ton mit HA1-Platten noch etwas dichter und ausgewogener. Bei ca. 10.000 Euro würde ich dann lieber noch etwas drauflegen und eine Klasse besser haben wollen.
Dann ist es mir unverständlich, warum nur 13 Register und Registerdoppelbelegungen vorhanden sind. Wenn man sich das Instrument mit unisono-Stimmung oder sehr flacher Schwebung (<10 Schwingungen/10 Sekunden) bestellt, dann sind mehr als 11 Register sinnvoll, bei unisono 15 (ohne Mute-Taster f. Midi etc.) – ggf. könnte man anbieten, dass zusammen mit den Kinnregistern dann 13-15 Kombinationen schaltbar sind. Es gibt zwar Tricks, Registerschalter bedingt doppelt zu belegen, wie Beltuna dies macht; bspw. wird bei meiner Supita der offen 8‘ außerhalb des Cassottos nur mit bestimmten Registern wieder ausgeschaltet; dadurch habe ich mir durch Modifizierung bei 11 Schaltern 14 Kombination ermöglicht.
Spätestens (!) bei einer Convertervariante für den Konzertbereich müssen 15 Register vorhanden sein, will man im Bereich der klassischen Musik ernstzunehmender Mitbewerber zu Pigini und Co. Sein.
Noch ärgerlicher allerdings finde ich dieses Phänomen bei der neuen Gola. Ich hatte sie in Süddeutschland im Mai diesen Jahres in der Hand. Ein fast perfektes Akkordeon, an dem alles stimmt. Aber mindestens muss die Option, 14-15 Register zu bekommen, bei >30.000€ absolut selbstverständlich sein.
Auf jeden Fall will ich mir da noch weitere Eindrücke von der Mattia verschaffen. Wirklich interessant fände ich es, sie im direkten Vergleich zur
neuen Supita zu hören und zu spielen.
Gruß, Tobias
P.S. Bei Thomann sollte jetzt eine Hohner Mattia 96 stehen.