[Review] Avid Artist Mix - 8 Kanal DAW Controller mit Motorfader

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Liebe Musiker-Board Leser,

Heute möchte ich euch die Avid Artist Mix in Form dieses Reviews vorstellen.

DSC_2396.jpg




Vorgeschichte:

Der Wunsch nach einem haptischen Erlebnis bei der Arbeit am Rechner war schon sehr früh vorhanden.
Um 2000 herum verwendete ich eine Doepfer Drehbank welcher Midicontroller mit 64 Drehreglern ist, um Parameter und Regler in Echtzeit in diversen Synths, Effekten und Mixern anzusteuern.
Da die Ansteuerung nur in eine Richtung erfolgt ist, vom Kontroller Richtung DAW, und nicht zurück, war es nur bedingt, oder eigentlich gar nicht, für Mixing-Tätigkeiten verwendbar.
Also musste etwas mit einem Motorfader her ;)

Als erstes ich mir einen einen Frontier Alphatrack zugelegt, ein Einkanaliges Gerät das schon recht gut funktioniert hat, ich hatte Spaß damit die Lautstärken Automation zu fahren und so mit der Hand einfach und intuitiv Automationen in der DAW aufzuzeichnen.
Ich hatte Blut geleckt und wollte mehr.
Also recherchiert und viel rumgeschaut, und ich hab mir eine gebrauchte Mackie Control Pro gekauft, das Teil war irrsinnig groß, hatte aber eine ordentliche Anzahl an Kanälen und eine ansprechende Haptik, aber aufgrund der enormen Grösse passte das Gerät ergonomisch leider überhaupt nicht und ich hab es schnell wieder verkauft, aber vom Workflow her hätte es guz gepast

Mir ist dann der Vorgänger der Avid Artist Mix schon untergekommen, damals wurde das Gerät noch von Euphonix vertrieben, ich weiß nicht mehr warum ich es damals nicht gekauft habe, entweder aus Kompatibilitätsgründen oder weil es einfach zu teuer war? Es ist zu lange her und ich kann mich nicht mehr erinnern, aber ich bin dann auf eine Radikal SAC-2K gestoßen, welche ich angeschafft hatte, was für ein Schlachtschiff von Controller, eine ausgezeichnete Haptik und auch von der Form her relativ gut einsetzbar.

Die Schwachstelle war allerdings nicht die Hardware, sondern eher Softwareseitig und die Konfiguration war ziemlich kompliziert wie ich mich zurückerinnere, aber man konnte damit schon ganz gut arbeiten, wenngleich ich viele der Sekundärfunktionen nicht genutzt habe.

Ein paar Jahre ziehen ins Land, Euphonix gibt’s nicht mehr, die Geräte wurden von Avid übernommen und unter neuem Kleid veröffentlicht.
Also habe ich mir dann vor gut 2.5 Jahren eine Avid Artist Mix gekauft, um damit meinem Workflow ein Update zu spendieren.

Was für die Avid Artist Mix sprach, war vor allem der Formfaktor, auf meine Arbeitstisch ist nicht viel Platz und es sollte einfach und angenehm unterbringen zu sein.
Zeitgleich hatte ich mir auch Testweise das Icon Platform M angesehen, das ging aber aufgrund haptischer Unzufriedenheit sofort wieder zurück und die Avid Artist Mix blieb.

Bester Dank geht an meinen Freund @TomsRockHouse, unser reger Austausch zum Thema Controller und Motorfader war meine Hauptinspirationsquelle um dieses Review zu verfassen.

DSC_2339.jpg


Eigenschaften:


die Avid Artist Mix besteht aus 8 Kanälen, jeder Kanal ist mit einem Motorfader und Push Drehreglern, und zahlreichen Knöpfen zur Steuerung ausgestattet, wie zb Mute, Solo, Record, Kanal Auswahl, usw

Jeder Kanal hat außerdem ein 128x64 Pixel OLED Display zur Anzeige von relevanten Informationen.

Link finden sich 4+1 Kontrollschalter um die Sekundärfunktionen umzuschalten, ein Rechts Links Schalter und der Zurück/Home Schalter

auf der Rechten Seite der Ein und Ausschalter und 2 Paar Navigationsschalter

auf jeder Seite unten befindet sich noch ein Shift Schalter, mit denen mit den vorhanden Schalter, weitere Funktionen kontrolliert werden können, wie zb die Transportsektion.

Die Oberfläche hat ein wenig Soft-Touch Feeling und ist sehr angenehm

Die beiden Seitenteile können abgenommen werden um Platz zu sparen, bzw es können mehrere Controller gemeinsam konsolidiert werden.

Angeschlossen wird der Controller über Ethernet an den Rechner, hat man keine Buchse frei, wird diese am Router oder Switch angeschlossen.

Ethernetkabel ist nicht im Lieferumfang
das Netzteil ist dabei

Weiters befindet sich auf der Rückseite noch ein Anschluss für ein Fusspedal


Installation und Inbetriebnahme:

Die Installation gestaltet sich sehr einfach, damit allerdings Zugriff auf die benötigten Treiber und Software bekommt, Muss man zuerst sein Gerät auf der Avid Seite registrieren. Anschließend erhält man Zugriff zu den Downloads und kann mit der Installation beginnen

Da Cubase meine DAW der Wahl ist, und diese bereits in aktuelle Versionen Eucon integriert hat, war die Installation sehr schnell und einfach erledigt, beim Rechnerstart, startet nun die Eucon Software mit und sorgt für die reibungslose Kommunikation zwischen dem Hardware Controller und der DAW.

Da ich den Controller schon eine Weile lang verwende war er bei mir anfangs unter Windows 7 64Bit und Cubase 6.5 lange im Einsatz, damals mußte man glaube ich noch das Eucon Paket nachträglich zu Cubase 6.5 einpflegen, mittlerweile habe auch ich auf Windows 10 und Cubase 10.5 upgedatet und auch hier läuft der Controller einwandfrei.


in der Praxis, Hauptfunktionen:

Lange habe ich den Controller ausschließlich dafür verwendet, um Lautstärkenverhältnisse der Kanäle zu verändern und Automation zu schreiben, das funktioniert sehr gut, intuitiv und reibungslos. Die Synchronisation zwischen Cubase und dem Controller ist sehr flink und egal ob man nun am Controller oder in Cubase die Kanäle wechselt oder ändert, wird diese Änderung sofort synchronisiert, also kann man damit sehr gut und schnell in Kombination Maus (rechte Hand) und Controller (Linke Hand) arbeiten und mischen

Im Projekt selber werden auch mit einer kleinen Markierung am Rand, die 8 Kanäle markiert, die gerade auf der Artist Mix liegen, springt man mit der Maus nun auf einen anderen Kanal, springt die Artist Mix gleich mit.

Cubase_Auswahl.jpg


Wenn man also gerade viel tüftelt beim Song schreiben und arrangieren und ich gar nicht mixe, dann schalte ich die Avid Artist Mix erst gar nicht ein, weil mich das dann dauernde herumspringen der Fader sonst nerven würde :D

In der Eucon Einstellung in Cubase kann man gut einstellen, welche Kanäle auf der Artist Mix angezeigt werden, und welche man Kategorisch ausblenden möchte.
das wird pro Projekt gespeichert und nicht Global

Das funktioniert auch sehr gut, ein einziges Manko gibt’s, was nicht funktioniert, in Cubase auf Unsichtbar geschaltete Kanäle werden auf der Artist Mix trotzdem angezeigt, und auch Kanäle die man über die Zonen Funktion im Mixer verschiebt (Links, Mitte, Rechts) sind auf der Artist Mix so gereiht wie im Projekt und nicht im Mixer. Ich vermute das liegt daran, das die Eucon Implementation hier auf die neueren Cubase Funktionen noch nicht upgedated wurde, und hoffe stark, das das bei einem zukünftigen Update auf den aktuellen Stand gebracht wird.

Cubase_Einstellung.jpg



Sekundärfunktionen:

Lange von mir ignoriert, aber mit der Artist Mix ist es möglich direkt auf viele Kanalfunktionen innerhalb Cubase zuzugreifen.
Man kann nicht nur Panning und Lautstärke pro Kanal steuern, sondern FX Send Levels, Kanal EQ,, die Kanal Quick Controls, und sogar direkt die Plugin Parameter ansteuern.
Eine Dynamik Sektion, wofür es auch einen Knopf gibt, lässt sich leider nicht ansteuern, da es hier wohl von Cubase auch kein Gegenstück gibt, und die neuen Channelstrip Funktionen in Cubase lassen sich damit leider auch nicht ansteuern, es sei denn man verknüpft diese mit den Quick Controls. Wie bereits weiter oben geschrieben, hoffe ich das ein Update der Eucon Implementation das auf den aktuellen Stand bringen wird

Den Modus über die Steuerung ändert man mit den Knöpfen auf der Linken Seite des Geräts.

Mittels Flip/Chan hat man dann noch die Möglichkeit, ob man zb von allen 8 angezeigten Kanälen, immer den selben Parameter steuern möchte, oder ob man vom ausgewählten Kanal, 8 Parameter des ausgewählten Insert Plugins zb steuern möchte.

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Praxisbeispiel: auf jedem Kanal habe ich das selbe erste Plugin, zb eine Channelstrip, nun kann ich komfortabel auf 8 Kanale gleichzeitig, das Gain von der Bassfrequenz einstellen, springe ich eine Position weiter, die Bassfrequenz selber, dann das Q, dann die Mitten usw..
oder ich schalte mit Flip/Chan um, dann sehe ich vom ausgewählten Kanal, die ersten 8 Parameter des Plugins und kann hier drehen, Wechsle den Kanal, wähle das Plugin erneut aus, und kann dann dort weiterdrehen

das ist ziemlich ausgefuchst aber wenn man den Dreh mal raushat, kann man toll damit arbeiten.

Was mir dabei aufgefallen ist, man schaut dabei weniger auf den Bildschirm und trifft daher oftmals musikalischere Entscheidungen.

Ebenfalls mit Flip/Chan, kann man dann noch wählen ob man die Sekundärfunktion mit den Drehreglern machen möchte, oder man kann diese auch auf die Motorfader umlegen, beides ist möglich und manchmal eignen sich die Fader besser, manchmal die Drehregler.

Anfangs etwas verwirrend, aber am Display in der oberen Zeile wird immer die Funktion der Fader angezeigt, und in der unteren Zeile die Funktion der Drehregler
Das Feld das flächiger Hinterlegt ist, wie hier bei Drums, signalisiert das ich mich rein auf diesem Kanal befinde und dadurch die Sekundärfunktionen sich rein auf diesen Kanal beziehen:

Aktiv ist hier der aktuell Drums Kanal:
4 Insert Plugins werden angezeigt: 1) UAD API Vision Channel Strip, 2) UAD Pulteq EQ, 3) Fabfilter Pro-Q3, 4) UAD 1176

DSC_2344.jpg


mit einem Klick auf den Drehregler von dem UAD Pulteq Plugin, öffnen sich das Menü und man kann direkt mit den Drehreglern die Plugin Parameter steuern, gleicheitig öffnet sich auch das Plugin am Bildschirm:
DSC_2346.jpg


mit Flip/Chan wurden nun die Ansicht "gespiegelt", siehe auch die Pfeile im Display, dh nun kann man mit den Fadern die Parameter steuern
DSC_2347.jpg



Ein Wermutstropfen ist, das sich nicht alle Plugins von der Avid Artist Mix aus gleich gut steuern lassen.

Hervorragend funktioniert es zb den Stock Cubase Plugins die ich probiert habe, und mit allen UAD Plugins und auch viele von Waves und Plugin Alliance, die ich ausprobiert habe, haben toll funktioniert.

Welche die sich nur eingeschränkt steuern liesen waren zb waren Eiosis Air EQ Premium, die Slate VMR Suite, aber auch Fabfilter Pro-Q3 und MB, ich denke es liegt bei diesem besonders am Modularen Aufbau der Plugins zusammen. Fabfilter Pro Q hingegen könnten man gut über die Quick Controls steuern, wenn man das möchte, Muss man dann allerdings immer vorher definieren und kann nicht spontan darauf zugreifen.

Bei einigen anderen Plugins, wie zb vom Hersteller Flux, fand ich die Benamung der zu steuernden Elemente zu lang fürs Display, damit kann man dann auch nicht ordentlich arbeiten weil man nicht intuitiv sehen kann welchen Parameter man steuert und die Plugins soviele ansteuerbare Parameter mitsich bringen, das man man sich diese über mehre Seiten zusammensuchen muß.

Bei Neural DSP Plugins hatte ich gemischte Ergebnisse, zb beim Darkglass Ultra konnte ich fast alle Parameter damit steuern, aber bei der Fortin Cali Suite wurden mir viele nicht angezeigt, das ist schade, weil bei einigen Amp Sims kann man die Zuteilung praktisch nutzen um sich seinen Amp Sound mit den Drehreglern als mit der Maus einzustellen, Bildschirm aus, Gitarre angesteckt und den Amp Sound via Artist Mix steuern.. hat was!

Also alles in Allem hat man hier nun sehr viele Möglichkeiten direkt ins Geschehen einzugreifen, ohne das man Maus und Tastatur viel braucht.

(kurze Anmerkung, sehr interessant finde ich das Konzept das Softube mit seiner Console verfolgt, MK2 und Fader die haben das nochmal perfektioniert, man ist aber damit vor allem auf die Softube Software angewiesen.)

Toll finde ich auch noch die Transportsektion, die mit SHIFT unter den Mute/Solo Tasten liegt, auch wenn ich mir die wichtigsten Transportfunktionen auf meinen Zifferblock als Keyboard Shortcut gelegt habe, finde ich es sehr praktisch das man auf diese damit Zugriff hat.

DSC_2378.jpg


Software:

Mittels der Kontrollsoftware kann man ziemlich viel einstellen, zb auch ob das Gerät dem Projekt folgen soll, oder die Kanäle fix zugeteilt sind, wie das verhalten bei VCA ist, usw..
die Fixzuteilung kann zb sehr praktisch sein, wenn man mit mehreren Controllern arbeitet, und dann immer die selben Kanäle zugeteilt hat, das hilft auf alle Fälle das man sich sehr schnell sehr intuitiv zurechtfindet.

Oder wenn einem der Master-Fader ganz wichtig ist, kann man sich dem so einfach zb nach rechts aussen legen und der bleibt immer der Master Fader, und die anderen 7 Fadern gehen mit der Kanal Auswahl des Projekts.


Eucon_Zuweisung.jpg


links sieht man den Namen der Avid Artist Mix, hilfreich wenn man mehrere Geräte davon konsolidiert hat, und rechts die Kanalzuordnung, in diesem Fall sind 1-7 frei und folgen der Auswahl im Projekt, währendessen Kanal 8 immer Fix dem Stereo Out zugewiesen ist:

Eucon_Zuweisung2.jpg



Fazit:

Seit 2.5 Jahren begleitet mich die Avid Artist Mix und ich möchte sie nicht mehr missen, sie hat mir Mixing nicht nur interessanter, sondern auch viel intuitiver und natürlicher gemacht.
Gewisse Dinge wie das Balancing von mehreren Mikrofonspuren die von einer Quelle kommen, oder das Lautstärkenangleichen beim Schlagzeug lassen sich für mich so spielerisch und mühelos erledigen, ganz anders als wie wenn man das mit der Maus macht.

Die relativ kompakte Grösse und Qualität ist für mich ideal, und mithlife der Shift Taste und den Sekundärfunktionen kann man damit eine Menge steuern
Haptisch bin ich mit der Avid Artist Mix sehr zufrieden, und möchte sie jedem weiterempfehlen, der sich für die Anschaffung eines Controllers mit Motorfader interessiert.

DSC_2386.jpg


Ich hoffe euch hat das Review gefallen, über Fragen, Kommentare und Anregungen freue ich mich sehr.

lg
exoslime
 
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Da wir uns ja eh schon ausgetauscht haben und ich "lediglich" mit dem Behringer X-Touch arbeite (ich bin ein wenig neidisch, Dein Kontroller sieht ein wenig edler aus... ;)) möchte ich für den geneigten Leser Deines Berichtes auf jeden Fall noch einmal auf den Punkt ergonomische / musikalische Arbeitsweise eingehen.
Ich habe den XTouch noch nicht lange und versuche den gerade auf Cubase (10 Pro, Windows 10, 64 bit) einzurichten. Kontroller und DAW sind nicht die dicksten Freunde, aber ich bin auf einem guten Weg, so ziemlich alles komfortabel über den Kontroller zu machen. Und damit kommen wir endlich zur Kernaussage: Da ich vorher nur mit der Cubase-Oberfläche gearbeitet habe, konnte ich schnell feststellen, dass der Bildschirm zweitrangig wurde. Ich war mit der Konsole beschäftigt, um einen aktuellen Testmix von einem bereits vorhandenen Projekt zu machen. Es war eine angenehme Überraschung, dass ich mehr über die Ohren gemischt und mich nicht vom Gefunkel der Cubase-Oberfläche ablenken lassen habe. Selbst in der noch unfertigen Konfiguration möchte ich die Arbeitswese mit einem Kontroller nicht mehr missen. Der Zugriff auf die einzelnen Parameter ist schön direkt, kein "Gefummel" mehr mit Maus und Tastatur.

Ach ja, abschließend:
Danke für den tollen Bericht! :D

Cheers,
Tom
 
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Kann Dir leider aktuell keine Kekse geben. Sehr schöner Bericht, Danke.
 
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Sehr interessant :great:
Vielleicht habe ich es überlesen? Du nutzt ProTools?
 
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Sehr interessant :great:
Vielleicht habe ich es überlesen? Du nutzt ProTools?
Ich bin in Cubase unterwegs
Auch wenn vielleicht der Name Avid irritiert, funktioniert der Avid Artist Mix glaube ich mit jeder DAW, zumindest weiss ich von jemanden der die Avid Artist Mix auch unter Logic einsetzt
 
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