Nachdem ich relativ zeitgleich mit dem Wechsel meines Setups (von einem FlyRig zum Amp) auch einen Tonabnehmerwechsel bei der Paula vom ursprünglichen Neck-Humbucker zu einem
P90 durchgeführt habe, habe ich den P90 im Verdacht. Er ist etwas lauter als der immer noch originale Bridge-Humbucker und zerrt eben sehr schnell an.
In dem Fall muss der P-90 wirklich
sehr viel Output haben, denn in der Studio werkelt am Steg ein 498T. Der hat ordentlich Output und vor allem sehr viele Mitten. Wirklich Clean ist mit dem zumindest bei aufgedrehten Potis nur möglich, wenn der Amp wirklich eine Eingangsstufe mit extrem viel Headroom und wenig Gain hat. Bei den meisten Amps wirds schon ein wenig anzerren, bevor es laut genug wird.
Immerhin waren zu der Zeit schon 500 KOhm-Potis drin, die muss man also nicht mehr austauschen wie früher die höhenschluckenden 350 KOhm-Dinger.
Der 490R am Hals ist auch eher kräftig für diese Position, nicht zuletzt ist er mir aus der ursprünglichen Bestückung meiner Studio als recht bassig in Erinnerung. Der erste Versuch sollte aber immer sein, die PUs anders einzustellen. Soll heißen, die Polschrauben höher drehen, aber den PU insgesamt deutlich tiefer einstellen. Dadurch sinkt der Output, und das Signal wird stärker von einer Spule dominiert, was etwas klarerund höhenreicher klingt als wenn beide Spulen etwa den gleichen Output beitragen. Ein Umlöten auf 50s Wiring wurde schon empfohlen, dem kann ich mich nur anschließen. In meiner Studio habe ich inzwischen einen Burstbucker 3 am Steg und einen Pearly Gates Bridge (!) am Hals, und mit zurückgedrehten Potis kommen trotz dieser immer noch relativ lauten PUs auch sehr gute Cleansounds raus.
Ach ja - was auch etwas hinderlich sein kann, ist die Hardware. Die damals verwendete Nashville Bridge ist mechanisch und vom Material her mMn komplett für die Tonne. Die Passungen sind alle nicht kraftschlüssig, alles wackelt und eine Menge Tondefinition versackt in dieser Wackelei. Die Saitenreiter sind aus billigem Zinkdruckguss, die schlucken auch etliche Brillanzen. Da gibt es sehr viel besseres, wie zB von Faber (Messingreiter wie die Vintage-Gibsons, mit Adaptern auch auf der Studio zu installieren) oder von ABM (komplette Bridge aus dem vollen Messing gefräst, dafür aber nicht ganz billig). Letztere habe ich verbaut, und habe einen unerwartet großen Qualitätssprung wahrgenommen. Wenn das Umlöten und Einstellen der HB schon Besserung gebracht hat, aber es immer so ein bisschen verhangen oder undefiniert klingt, ist ein Austausch der Bridge immer eine Überlegung wert. Will man noch ein bisschen mehr tun, kann man noch ein neues Tailpiece aus Alu dazu packen, das bringt nochmal etwas zusätzliche Transparenz.
Man darf aber schon nochmal sagen, für Clean-Fans gibt es einfach wesentlich besser geeignete HB als Deine WerksPUs - gerade in einer Les Paul, die meist recht fette Tiefmitten hat. Ich denke da an HB mit weniger Wicklungen und Output, wie zB die Paarung Burstbucker 1 und 2. Duncan hat den SH-2n Jazz im Angebot, und einer der cleansten und brillantesten Neck-HB überhaupt wäre der Eric Johnson Signature von Dimarzio:
Stellt man solche PUs dann entsprechend ein und nutzt das 50s Wiring, kann man auch aus der Paula wirklich sehr frische und brillante Cleansounds rausholen. In der Zwischenstellung beider HB gehen die Mitten auch nochmal zurück, das sind idR die klarsten Sounds zu erzielen.
Aber wie gesagt, es muss mMn nicht mal so ein "Spezialist" wie der zuletzt genannte sein. Meine Studio wäre ein Bespiel, und in meiner Tokai Love Rock habe ich inzwischen am Hals einen Duncan SH-1n, bei dem ich den A5-Magneten gegen einen A4 (weniger Output und Bässe) getauscht habe, und am Steg einen Gibson '57 Classic mit 8,2 KOhm und einem isotropen ("unoriented") A5-Magnet. Die Gitarre bringt bei entsprechender Potieinstellung wirklich sehr schöne und charaktervolle Cleansounds, die keine Wünsche offen lassen; der NeckHB kann je nach Einstellung schon fast Hendrix-mäßig klingen.
Gruß, bagotrix