EAROSonic
Registrierter Benutzer
Epiphone Les Paul Custom (Inspired by Gibson 2020)
Seit ich die Les Paul als wirklich hervorragende Gitarre zu schätzen lernte, stand ich auf die Gibson Les Paul Custom. Einfach toll die schwarze Lackierung zusammen mit der goldenen Hardware. Sie nahm bei Gibson von Beginn an den Platz des Top of the line-Modell (siehe auch die SG Custom) ein. All die Insignien, die ein over the Top-Gitarre mit ihrem gesamten Gold- und Perlmuttschmuck ausmachen.
Im Jahr 2020 unter neuer Führung überarbeitete Epiphone das gesamte Portfolio und näherte es den Muttermodellen an. Wichtigstes Kriterium ist dabei die neu gestaltete Kopfplatte, die nun deutlicher an Gibson angelehnt ist. Viele, incl. mir fanden die Ex-Epi-Kopfplatte nicht sonderlich schön und so dürften es die meisten User freuen, dass diese nun der Geschichte angehört. Auf der anderen Seite besaßen die Epi-Modelle vor Jahrzehenten eine recht ähnlich Forum zur aktuellen. Schaut Euch dazu einmal die Gitarren aus Japan Anfang der 1990er-Jahre an, die nach der Einstellung der Orville und Orville by Gibson Modellen auf den Markt kamen.
Ausstattung
Beim Holzeinsatz steht die neue Epi Custom der originalen Gibson auch sehr nahe. So wurde für den Body ausschließlich wie bei den ersten Gibson Custom der 1950er aus Mahagoni. Auch beim Griffbrett hat man sich nicht lumpen lassen. Ebenholz ist hier das historisch korrekte Holz. Eher ungewöhnlich für eine > 700 €-Gitarre. Kurze Info am Rande: beim Einölen und späteren Spiel konnte ich keinen Farbabrieb feststellen. Sollte es sich wirklich um wunderschönes, ebenmäßig schwarzes Holz handeln?! Da ich das bei Epiphone auch schon anders erlebte, würde ich sagen ja. Dies alleine bedeutet bereits ein ordentliches sowie historisch korrektes Ausstattungsmerkmal. Nach wie vor bestehen die Griffbrettinlays aus Kunststoff und nicht aus Perlmutt. Schade, aber wie sooft kann man nicht alles erwarten. Dann doch lieber ein Ebenholz- als ein Palisander, Indian Laurel oder Pau Ferro-Griffbrett. Damit lässt sich das mit dem Kunststoff besser hinnehmen. Allerdings besteht der Split-Diamond sowie der Epiphone-Schriftzug aus Mother of Pearl.
Die Hardware wurde „vergoldet“. Ich gehe dabei nicht davon aus, dass es sich tatsächlich um Gold handelt. Die Schicht ist wirklich sehr dünn. Davon zeugt der Bolzen der Bridge. Bereits nach kurzer Spielzeit reibt sich diese ab. Hier startet das Ageing bereits mit der ersten Stunde!
Auch die Jackplate erstrahlt in diesem edlen Look und besteht aus Metall. Nicht zu verkennen, brechen solche Abdeckungen aus Kunststoff auch mal gerne, sind sie doch manch mechanischer Belastung durch das Herausziehen des Klingensteckers ausgesetzt. Nach wie vor besitzt die Bridge die berühmt berüchtigte Rappelfeder, die hier jedoch bombenfest sitzt und ihrem schlechten Ruf somit zum Glück nicht gerecht wird. Das Stoptail wird wie seit Jahren bei Epiphone bekannt mit Halteblechen an den Bolzen gehalten. D.h., bei einem Saitenwechsel rutscht es nicht versehentlich vom Body und verhindert somit die Gefahr, den Lack zu zerkratzen. Ob dies nur den Tone negativ beeinflusst, sei einmal dahingestellt. Grover Rotomatic halten anständig die Stimmung und sind wohl allen Gitarristen bekannt und werden entsprechend geschätzt (genau mit diesen Modellen wurde in den 1960/1970 viele Vintage-Les Pauls „aufgewertet“, versprachen sie doch gegenüber den in die Jahre gekommenen Kluson bessere Stimmstabilität und gar mehr Sustain durch Masse.
Auf der elektrischen Seite haben wir es dieses Jahr mit echten CTS-Potis zu tun (dies berichtet zumindest die Epi-Homepage). Bei den Pickups der Custom handelt es sich um ProBucker 2 & 3. Epiphone schreibt dazu folgendes:
Bekannt große Worte. Soll es Epiphone nun gelungen sein, das Geheimnis der Gibson-Humbucker zu entschlüsseln? Aber ganz egal, was sie da oben schreiben, immer besser, wenn ein Hersteller bestrebt ist, sein Produkt zu verbessern. Markige Text sind das ein, der Klang von Pickups das andere und weitaus wichtigere. Dazu weiter unten mehr.
Unterschiede zum großen Vorbild
Bei der Gibson Custom Anno 1954 finden sich sogenannte Waffleback-Tuner. Sie sehen wie massive Kluson aus. Die Waffleback finden sich heutzutage auch wieder mit der Bezeichnung SK900 mit Kluson-Produktportfolio. Kosten deutlich mehr, als ein Satz bekannter Kluson. Wäre wirklich der Knaller gewesen, hätte Epiphone dieses Feature auch bei der hier gezeigten Custom verwendet. Auf der anderen Seite gab es 1954 auch noch keine weißen Custom. Leider passen sie nur mit entsprechenden Nacharbeiten (zusätzlich zweite Bohrung auf der Kopfplattenrückseite, Einpressen von Hülsen auf der Vorderseite, da die Waffleblack für 8 mm-Bohrungen vorgesehen sind), ansonsten hätte ich sie installiert.
Verarbeitung
Diese zeigt sich makellos. Die Bundenden sind deutlich besser verrundet, als ich das damals bei der Heafy vorfinden könnte. Hier spürt man keinen Grad, der den Spielfluß stört. Ein Übergang zwischen Halsbinding und Hals fühlt man ebenfalls nicht. Schwer ist sie, diese Epiphone und dem Halsprofil würde ich vielleicht nicht ganz das Prädikat „Slim Taper“ verpassen, etwas mehr Fleisch besitzt er schon. Liegt gefühlt für meine Finger zwischen dem 50er- und 60er-Profil des Mutterkonzerns. Den Paintjob würde ich als vorbildlich bezeichnen. Homogen und glatt geriet dabei die Korpusvorder- sowie –rückseite. Es finden sich keine Einschlüsse, Nasen, Kratzer oder sonstiges im Lack. Das Weiß strahlt so weiß, weißer geht´s nicht. Einzig, was mir ein wenig negativ auffiel, war das mehrlagige Pickguard. Das wirkt nicht wirklich hochwertig. Zudem sind die verschiedenen Schichten hier & da untereinander verwischt. Scheint sich dabei eher um ein billiges Material zu handeln. Eventuell lasse ich mir hierfür einmal ein hochwertigeres mit leicht anderer Farbgebung bauen. Nachkaufen ist immer so ne Sache, einmal passt der Pickupabstand dann wieder die Tiefe der PU-Ausschnitte nicht.
Sieht auf dem Foto besser, als in Natura aus
Kleine Modifikationen
Da ich mittlerweile den Umgang mit Lockingtuner sehr schätze (und die Waffleback leider nicht ohne weiteres passen), erhielt die Custom goldene Kluson Lockings mit Keystonebuttons. Diese gefallen mir auch besser als die Peanutknobs der Grover. Die Gehäuse der Kluson sind 1 - 2 mm kürzer als die der Grover, aber man sieht es nicht. Des Weiteren kann ich auch mit den Speedknobs nichts anfangen, weswegen sie gegen Top Hat getauscht wurde. Hier ganz stilecht mit goldenen Ziffern!
Tone
Wie immer bei mir dauert es eine Zeit, bis ich die richtigen Einstellungen der Pickups und der Polpieces finde. Alle drei Positionen müssen für mich gut klingen. Diesbezüglich will ich keine großen Kompromisse eingehen. So auch bei der Custom.
Nun fand ich eine Einstellung, bei der der Bridgehumbucker bissig und angriffslustig klingt. Der Tone bietet nun genau diesen Attack, den ich suchte. Er klingt schön offen, ohne Überbetonung einer Frequenz, hell aber doch markant in den Bässen. Der Humbucker tönt wirklich markant und nicht irgendwie blutleer ohne Aussagekraft. Hier scheinen die o.g. Wort von Epiphone dem Tone Recht zu geben.
Die eigentliche Überraschung war jedoch der Neckpickup. Normalerweise klingt es hier bei einer Les Paul oft wollig warm bis mulmig, eine Gradwanderung. Nicht so bei der Custom. Der Neckhumbucker besitzt wirklich Transparenz, wenn auch naturbedingt etwas dunkler, als an der Bridge. Jedoch halten sich die Bässe dezent im Hintergrund. Auf die Art & Weise steht er dem Bridge-PU recht nahe, legt aber ein mächtigeres Fundament. Man könnte sagen, der Bridge beißt, der Neck ballert. In der Zwischenstellung fügen sich beide Sounds zusammen, allerdings wird der Tone lautstärkenmäßig ein wenig gepusht und wirkt so etwas intransparenter. Hier könnte ich wohl (eventuell zu Lasten einer der beiden Singelpositionen) mehr rausholen. Allerdings reicht mir hier auch 95 % meiner Idealtonevorstellung.
Wenn ich bedenke, dass die Custom keine separate Ahorndecke besitzt, der Korpus vielmehr komplett aus Mahagoni besteht, ist es wirklich interessant zu hören, wie wenig sie dem bekannten Toneschema einer solchen Gitarre folgt. Vielmehr klingt sie weniger mächtig im Bass, eher leichtfüßig und schnell. Die verbauten Humbucker sind die heißesten im Probucker-Programm, jedoch outputtechnisch immer noch dem Vintagebereich zuzuordnen. Sie produziert einen Tone nahe an einer Standard, mit dem Machtvolleren einer Mahagonigitarre. Dennoch ist sie ein gutes Stück davon entfernt, was ich von Gitarren dieser Bauart bereits gehörte. Ich würde sagen, klanglich steht sie zwischen den beiden Welten aus Les Paul Standard und Custom.
Fazit
Ich gehe davon aus, dass die Neuauflage der Epiphone-Modellpalette viele und auch vor allen Dingen neue Freunde finden wird. Auf jeden Fall hat der Hersteller damit eine Basis geschaffen, auf der er in Zukunft aufbauen kann. Detailverbesserungen wie die Pickups (wenn auch nicht mehr ganz neu), Materialien wie bei der Mutter (Griffbrett) und eine ordentliche Fertigungsqualität werden Epiphone eine solide Grundlage für weiteres Wachstum sichern. Das Ganze vor dem Hintergrund, dass ich meine Custom für einen Sonderpreis von 599 € erstehen konnte. Vergleiche ich die Custom mit meiner PRS SE 245 von 2018, tun sich hier keine Unterschiede auf. Immerhin werden die SE-Serie oft im Zusammenhang mit hoher Qualität in dieser Preiskategorie genannt, liegen jedoch preislich leicht über den Epis. Keine schlechte Referenz, wie ich meine.
Die Pickups sind so gut, dass ich keinen Moment an einen Austausch dachte. Wie immer reine Einstellungssache. Natürlich könnte man sie eventuell mit besseren Aggregaten weiter nach vorne bringen. Aber warum, wenn ich so zufrieden damit bin?
Wer auf der Suche nach einer Custom mit ordentlicher Ausstattung nahe an der Gibson Les Paul Custom und guter Fertigungsqualität ist, sollte die neue Custom von Epiphone auf dem Plan haben. Es muss ja nicht unbedingt weiß sein, es gibt sie auch in klassischem schwarz.
Seit ich die Les Paul als wirklich hervorragende Gitarre zu schätzen lernte, stand ich auf die Gibson Les Paul Custom. Einfach toll die schwarze Lackierung zusammen mit der goldenen Hardware. Sie nahm bei Gibson von Beginn an den Platz des Top of the line-Modell (siehe auch die SG Custom) ein. All die Insignien, die ein over the Top-Gitarre mit ihrem gesamten Gold- und Perlmuttschmuck ausmachen.
Im Jahr 2020 unter neuer Führung überarbeitete Epiphone das gesamte Portfolio und näherte es den Muttermodellen an. Wichtigstes Kriterium ist dabei die neu gestaltete Kopfplatte, die nun deutlicher an Gibson angelehnt ist. Viele, incl. mir fanden die Ex-Epi-Kopfplatte nicht sonderlich schön und so dürften es die meisten User freuen, dass diese nun der Geschichte angehört. Auf der anderen Seite besaßen die Epi-Modelle vor Jahrzehenten eine recht ähnlich Forum zur aktuellen. Schaut Euch dazu einmal die Gitarren aus Japan Anfang der 1990er-Jahre an, die nach der Einstellung der Orville und Orville by Gibson Modellen auf den Markt kamen.
Ausstattung
Beim Holzeinsatz steht die neue Epi Custom der originalen Gibson auch sehr nahe. So wurde für den Body ausschließlich wie bei den ersten Gibson Custom der 1950er aus Mahagoni. Auch beim Griffbrett hat man sich nicht lumpen lassen. Ebenholz ist hier das historisch korrekte Holz. Eher ungewöhnlich für eine > 700 €-Gitarre. Kurze Info am Rande: beim Einölen und späteren Spiel konnte ich keinen Farbabrieb feststellen. Sollte es sich wirklich um wunderschönes, ebenmäßig schwarzes Holz handeln?! Da ich das bei Epiphone auch schon anders erlebte, würde ich sagen ja. Dies alleine bedeutet bereits ein ordentliches sowie historisch korrektes Ausstattungsmerkmal. Nach wie vor bestehen die Griffbrettinlays aus Kunststoff und nicht aus Perlmutt. Schade, aber wie sooft kann man nicht alles erwarten. Dann doch lieber ein Ebenholz- als ein Palisander, Indian Laurel oder Pau Ferro-Griffbrett. Damit lässt sich das mit dem Kunststoff besser hinnehmen. Allerdings besteht der Split-Diamond sowie der Epiphone-Schriftzug aus Mother of Pearl.
Die Hardware wurde „vergoldet“. Ich gehe dabei nicht davon aus, dass es sich tatsächlich um Gold handelt. Die Schicht ist wirklich sehr dünn. Davon zeugt der Bolzen der Bridge. Bereits nach kurzer Spielzeit reibt sich diese ab. Hier startet das Ageing bereits mit der ersten Stunde!
Auch die Jackplate erstrahlt in diesem edlen Look und besteht aus Metall. Nicht zu verkennen, brechen solche Abdeckungen aus Kunststoff auch mal gerne, sind sie doch manch mechanischer Belastung durch das Herausziehen des Klingensteckers ausgesetzt. Nach wie vor besitzt die Bridge die berühmt berüchtigte Rappelfeder, die hier jedoch bombenfest sitzt und ihrem schlechten Ruf somit zum Glück nicht gerecht wird. Das Stoptail wird wie seit Jahren bei Epiphone bekannt mit Halteblechen an den Bolzen gehalten. D.h., bei einem Saitenwechsel rutscht es nicht versehentlich vom Body und verhindert somit die Gefahr, den Lack zu zerkratzen. Ob dies nur den Tone negativ beeinflusst, sei einmal dahingestellt. Grover Rotomatic halten anständig die Stimmung und sind wohl allen Gitarristen bekannt und werden entsprechend geschätzt (genau mit diesen Modellen wurde in den 1960/1970 viele Vintage-Les Pauls „aufgewertet“, versprachen sie doch gegenüber den in die Jahre gekommenen Kluson bessere Stimmstabilität und gar mehr Sustain durch Masse.
Auf der elektrischen Seite haben wir es dieses Jahr mit echten CTS-Potis zu tun (dies berichtet zumindest die Epi-Homepage). Bei den Pickups der Custom handelt es sich um ProBucker 2 & 3. Epiphone schreibt dazu folgendes:
„Epiphone's ProBucker™ Humbucker ist im Stillen zu einem der meistdiskutierten Tonabnehmer in der Branche geworden. Er hat Experten, Vintagepuristen und sogar Gitarrenbauer getäuscht, die mit den besten Vintagebeispielen aus den späten 50er und frühen 60er Jahren gearbeitet haben. Epiphone ProBucker™ Humbucker sind das einzig Wahre - hergestellt aus 18% Neusilber, der gleichen Legierung, die Gibson in der Fabrik in Kalamazoo verwendete, als der Humbucker erfunden wurde. Die Verwendung von Neusilber reduziert das Auftreten von Wirbelströmen aufgrund der geringen Leitfähigkeit und sorgt für eine transparentere und klarere Ausgabe. Die Größe und Form der Spulen hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Tonansprache. Und die Spulen, die bei den ProBucker™ Tonabnehmern verwendet werden, duplizieren die Größe und Form des Goldstandards in der Industrie, der Gibson-Humbucker. Epiphone ProBucker™ Tonabnehmer sind ebenfalls mit sandgegossenen Alnico II-Magneten und hochwertigem 4-Leiter-Zuleitungsdraht ausgestattet und zur Eliminierung von Mikrophonie im Vakuumwachsverfahren vergossen.“
Bekannt große Worte. Soll es Epiphone nun gelungen sein, das Geheimnis der Gibson-Humbucker zu entschlüsseln? Aber ganz egal, was sie da oben schreiben, immer besser, wenn ein Hersteller bestrebt ist, sein Produkt zu verbessern. Markige Text sind das ein, der Klang von Pickups das andere und weitaus wichtigere. Dazu weiter unten mehr.
Unterschiede zum großen Vorbild
Bei der Gibson Custom Anno 1954 finden sich sogenannte Waffleback-Tuner. Sie sehen wie massive Kluson aus. Die Waffleback finden sich heutzutage auch wieder mit der Bezeichnung SK900 mit Kluson-Produktportfolio. Kosten deutlich mehr, als ein Satz bekannter Kluson. Wäre wirklich der Knaller gewesen, hätte Epiphone dieses Feature auch bei der hier gezeigten Custom verwendet. Auf der anderen Seite gab es 1954 auch noch keine weißen Custom. Leider passen sie nur mit entsprechenden Nacharbeiten (zusätzlich zweite Bohrung auf der Kopfplattenrückseite, Einpressen von Hülsen auf der Vorderseite, da die Waffleblack für 8 mm-Bohrungen vorgesehen sind), ansonsten hätte ich sie installiert.
Verarbeitung
Diese zeigt sich makellos. Die Bundenden sind deutlich besser verrundet, als ich das damals bei der Heafy vorfinden könnte. Hier spürt man keinen Grad, der den Spielfluß stört. Ein Übergang zwischen Halsbinding und Hals fühlt man ebenfalls nicht. Schwer ist sie, diese Epiphone und dem Halsprofil würde ich vielleicht nicht ganz das Prädikat „Slim Taper“ verpassen, etwas mehr Fleisch besitzt er schon. Liegt gefühlt für meine Finger zwischen dem 50er- und 60er-Profil des Mutterkonzerns. Den Paintjob würde ich als vorbildlich bezeichnen. Homogen und glatt geriet dabei die Korpusvorder- sowie –rückseite. Es finden sich keine Einschlüsse, Nasen, Kratzer oder sonstiges im Lack. Das Weiß strahlt so weiß, weißer geht´s nicht. Einzig, was mir ein wenig negativ auffiel, war das mehrlagige Pickguard. Das wirkt nicht wirklich hochwertig. Zudem sind die verschiedenen Schichten hier & da untereinander verwischt. Scheint sich dabei eher um ein billiges Material zu handeln. Eventuell lasse ich mir hierfür einmal ein hochwertigeres mit leicht anderer Farbgebung bauen. Nachkaufen ist immer so ne Sache, einmal passt der Pickupabstand dann wieder die Tiefe der PU-Ausschnitte nicht.
Sieht auf dem Foto besser, als in Natura aus
Kleine Modifikationen
Da ich mittlerweile den Umgang mit Lockingtuner sehr schätze (und die Waffleback leider nicht ohne weiteres passen), erhielt die Custom goldene Kluson Lockings mit Keystonebuttons. Diese gefallen mir auch besser als die Peanutknobs der Grover. Die Gehäuse der Kluson sind 1 - 2 mm kürzer als die der Grover, aber man sieht es nicht. Des Weiteren kann ich auch mit den Speedknobs nichts anfangen, weswegen sie gegen Top Hat getauscht wurde. Hier ganz stilecht mit goldenen Ziffern!
Tone
Wie immer bei mir dauert es eine Zeit, bis ich die richtigen Einstellungen der Pickups und der Polpieces finde. Alle drei Positionen müssen für mich gut klingen. Diesbezüglich will ich keine großen Kompromisse eingehen. So auch bei der Custom.
Nun fand ich eine Einstellung, bei der der Bridgehumbucker bissig und angriffslustig klingt. Der Tone bietet nun genau diesen Attack, den ich suchte. Er klingt schön offen, ohne Überbetonung einer Frequenz, hell aber doch markant in den Bässen. Der Humbucker tönt wirklich markant und nicht irgendwie blutleer ohne Aussagekraft. Hier scheinen die o.g. Wort von Epiphone dem Tone Recht zu geben.
Die eigentliche Überraschung war jedoch der Neckpickup. Normalerweise klingt es hier bei einer Les Paul oft wollig warm bis mulmig, eine Gradwanderung. Nicht so bei der Custom. Der Neckhumbucker besitzt wirklich Transparenz, wenn auch naturbedingt etwas dunkler, als an der Bridge. Jedoch halten sich die Bässe dezent im Hintergrund. Auf die Art & Weise steht er dem Bridge-PU recht nahe, legt aber ein mächtigeres Fundament. Man könnte sagen, der Bridge beißt, der Neck ballert. In der Zwischenstellung fügen sich beide Sounds zusammen, allerdings wird der Tone lautstärkenmäßig ein wenig gepusht und wirkt so etwas intransparenter. Hier könnte ich wohl (eventuell zu Lasten einer der beiden Singelpositionen) mehr rausholen. Allerdings reicht mir hier auch 95 % meiner Idealtonevorstellung.
Wenn ich bedenke, dass die Custom keine separate Ahorndecke besitzt, der Korpus vielmehr komplett aus Mahagoni besteht, ist es wirklich interessant zu hören, wie wenig sie dem bekannten Toneschema einer solchen Gitarre folgt. Vielmehr klingt sie weniger mächtig im Bass, eher leichtfüßig und schnell. Die verbauten Humbucker sind die heißesten im Probucker-Programm, jedoch outputtechnisch immer noch dem Vintagebereich zuzuordnen. Sie produziert einen Tone nahe an einer Standard, mit dem Machtvolleren einer Mahagonigitarre. Dennoch ist sie ein gutes Stück davon entfernt, was ich von Gitarren dieser Bauart bereits gehörte. Ich würde sagen, klanglich steht sie zwischen den beiden Welten aus Les Paul Standard und Custom.
Fazit
Ich gehe davon aus, dass die Neuauflage der Epiphone-Modellpalette viele und auch vor allen Dingen neue Freunde finden wird. Auf jeden Fall hat der Hersteller damit eine Basis geschaffen, auf der er in Zukunft aufbauen kann. Detailverbesserungen wie die Pickups (wenn auch nicht mehr ganz neu), Materialien wie bei der Mutter (Griffbrett) und eine ordentliche Fertigungsqualität werden Epiphone eine solide Grundlage für weiteres Wachstum sichern. Das Ganze vor dem Hintergrund, dass ich meine Custom für einen Sonderpreis von 599 € erstehen konnte. Vergleiche ich die Custom mit meiner PRS SE 245 von 2018, tun sich hier keine Unterschiede auf. Immerhin werden die SE-Serie oft im Zusammenhang mit hoher Qualität in dieser Preiskategorie genannt, liegen jedoch preislich leicht über den Epis. Keine schlechte Referenz, wie ich meine.
Die Pickups sind so gut, dass ich keinen Moment an einen Austausch dachte. Wie immer reine Einstellungssache. Natürlich könnte man sie eventuell mit besseren Aggregaten weiter nach vorne bringen. Aber warum, wenn ich so zufrieden damit bin?
Wer auf der Suche nach einer Custom mit ordentlicher Ausstattung nahe an der Gibson Les Paul Custom und guter Fertigungsqualität ist, sollte die neue Custom von Epiphone auf dem Plan haben. Es muss ja nicht unbedingt weiß sein, es gibt sie auch in klassischem schwarz.
- Eigenschaft