Stratomano
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Einleitung
Nachdem ich meinen Kitty Hawk Supreme II, den ich mir 1986 leistete, alsbald wieder verkaufte (zuviele unnötige Knöpfe und schlechter Sound), legte ich mir einen Fender Super Reverb Silver Face aus den Anfang 70er Jahre zu. Konnte ich damals in Hannover für 500,- DM gebraucht von einem Tanzmusiker kaufen. Der Amp war clean und sehr laut. Ich wollte etwas mehr „british“ und so kam 1993 ein Marshall 1987 50 Watt Plexi Small Head von 1968/1969 dazu (erbschaftsbedingt konnte ich mir einen leisten, kostete damals in Braunschweig in einem Laden 1900,- DM, das waren noch Preise……)
Alle diese Amps gingen wieder (für den Marshall kann ich mich heute natürlich nur ärgern…)
Warum?
Ein guter Freund, der Anfang der 90er in Houston lebte und bis heute Gitarren und Amps sammelt, erzählte mir Anfang der 90er was von einer neuen Fender Amp Linie, die ich mal unbedingt checken sollte. 1996 ging ich in Hannover zu PPC (sie hatten ihren Laden noch im Hinterhof in der Theaterstrasse. Kleiner Laden, aber gemütlich). Da stand ein blonder Verstärker von Fender, von dem mein Freund erzählt hatte.
„Darf ich den mal antesten?“ Alex von PPC, damals für Gitarren und Amps zuständig: „Klar!“.
Shit, das war’s !!
Ein Amp der so schnell reagiert, jede Nuance der Finger und der Anschlagposition wiedergibt, der laut kann und schnell in die Sättigung geht, das wollte ich haben.
Aber: Uhh, der Preis!!!!!
Ich weiß nicht mehr wieviel ich bezahlt habe, aber es waren deutlich über 3000,- DM. Meine Frau verdrehte die Augen und das ganze über Kredit…..
„Oh Man, muss das sein???!!“ ……„Nun, äh, Schatz, äh hmm….hör doch mal wie der klingt“…….“Du weißt schon, dass wir 2 Kinder haben…!!!!“……
Nach 23 Jahren ist er immer noch da und ich hoffe ich kann ihn irgendwann meinen Söhnen vererben.
Geschichtliches zu Gitarrenverstärker:
In den 70ern war es wichtig, laut zu sein. „Hier guck mal, was Dein Amp bei Volume 3 kann kriegt meiner schon bei 2 hin. Und ich habe 6 Marshalls in Reihe geschaltet“. Wer kennt nicht die Marshallwände aus den 70ern?
1971 kam der von Randall Smith entwickelte Mesa Boogie auf den Markt, ein kleiner Kombo, der aus dem Fender Princeton entstand (1969). Er hatte eine zweite Vorstufe hinter die erste geschaltet, so dass man auch bei moderaten Lautstärken eine fetten, verzerrten Ton bekommen konnte. Zunächst natürlich nicht akzeptiert, ist ja nur ein kleiner Kombo. Aber Ende der 70er drehte sich das Blatt.
Der Boogie markiert den Beginn der Boutique-Amps. Eine der besten Alben der Stones (für mich) wurde mit Boogies aufgenommen: „Some Girls“ von 1978.
In den 80ern war die Soundvielfalt wichtig: Wer hat die meisten Schalter und Pull-Potis. Am besten ein Rack mit zig verschiedenen Soundmöglichkeiten. Dicke Anleitungen wurden nötig, damit man die Amps bedienen konnte. Amps waren keine „stand-alones“ mehr, sondern wurden aus verschiedenen Komponenten zusammengebaut. Es wurden Techniker für die komplexen Amps benötigt, die das Set up während eines live Einsatzes bedienten (z.B. Mark Knopfler/Dire Straits).
Die Gitarristen waren auf den Techniker angewiesen, dass der auch alles richtig machte.
„Lost of tone“ nannte es Steve Grom, Fender Vice President von 1994-2008.
Die Reaktion eines guten Röhren-Amps auf den Anschlag der Saite war nicht mehr das Thema, sondern wie kann ich zig Sounds aus meinem Rack bekommen, frei nach dem Motto „I need a full-time Hollywood Sound Guy“.
Schauen wir uns an, was heute gemeinhin als der heilige Gral der Verstärker bezeichnet wird. Es sind die 50er und 60er Jahre Amps (bis auf wenige Ausnahmen). Nicht die Racks der 80er.
Ende der 80er wurden sich die Musiker dem bewußt und der Vintage Markt begann zu explodieren, die Preise von altem Equipment schoßen in die Höhe.
Plötzlich spielte es eine Rolle ob Vorstufenzerrung oder Endstufenzerrung wichtig war, der Unterschied zwischen einer EL34 und 6L6, ob das Netzteil richtig dimensioniert ist, Class A oder AB.
Kleine Boutique-Amp Firmen kamen in den Fachmagazinen zu Wort und erklärten worauf es wirklich ankam.
Es war nicht mehr wichtig 37 Effekte vor dem Amp und 23 Effekte in 2 Effekteinschleifwegen zu haben. Der einzige Effekt vor dem Amp war plötzlich das Kabel.
Immer mehr Boutique-Amps kamen auf: THD, Matchless, Victoria, ElectroPlex, Trainwreck, Jim Kelley, etc. Manche davon allerdings ebenfalls voll mit Knöpfen und Schaltern. Einige aber hatten nur ein paar Potis und einen Speaker, sonst nix. Das sind die, die heute gesucht werden. Nichts für Weichlinge, sondern für Puristen und Ästheten.
Kein Schnickschnack, purer Ton. Ein „red knob“-Fender konnte da nicht mehr mithalten.
Man wollte wieder Vintage tone, „good tone“, kein Firlefanz und Fender hatte Ende der 80er nichts davon im Programm. Man hatte nicht mal eine eigene Amp-Fabrik. Die Verstärker wurden in der 1985 gekauften Sunn-Fabrik produziert. Man musste das nehmen was man hatte.
1990 gab es dann den 59’ Bassman Reissue, den 63’ Vibroverb Reissue und 3 „Rotknöpfe“.
1992 kam der 65’ Blackface Twin Reverb.
1992 war die „neue“ Fender Company gerade mal 7 Jahre alt. Nachdem im Januar 1992 Mike Lewis als Marketing Manager für die Amps zu Fender kam, wurde die Amp-Factory massiv umgebaut. Die Amp-Linie sollte wieder von sehr günstig für den Anfänger bis zum High End Verstärker gehen, so wie Leo Fender seine Amp-Linie mal entwickelte hatte. Jede Gehaltsstufe konnte bei Leo Fender einen Verstärker finden.
Interessanterweise war diese Re-Strukturierung verbunden mit „get back to the roots“. Tweed war wieder angesagt (1993), unter anderem der Pro Junior („Tweed at its best“ laut Bonnie Raitt).
Jetzt musste man den Boutique-Herstellern etwas entgegen setzen:
Der Vibro King (Part.-No. 081-1000-000)
1992 schickte ein gewisser Bruce Zinky, der sich mit Amp-Umbauten einen Namen gemacht (u.a. für Robben Ford) und für Matchless gearbeitet hatte, Mike Lewis ein umgebautes Bandmaster Topteil. Lewis war begeistert und wollte Zinky für Fender anheuern. Fender wollte ihn zunächst nicht einstellen, er hatte doch kein Studienabschluss. Aber Lewis konnte sich schließlich durchsetzen und Zinky fing im August 1992 seine Arbeit bei Fender an. Er blieb bis August 1996 und ist für so einige Amps verantwortlich, wie den Tone Master, Dual Professional, Pro-Jr., Rumble Bass, Custom Vibrolux, Custom Vibrosonic, Prosonic, 46’ Pro (limitiert auf 50 Stück).
Der Fender Custom Shop für Gitarren hatte sich seit seiner Entstehung 1987 einen Namen gemacht und die Geschäftsidee lief gut, warum nicht auch für Amps?
Old School Baumethoden, aus dem übrigen Fender Programm ausgegliedert und als Custom Shop gelabelt. Bis zu 9 Amps pro Woche sollten gebaut werden.
So entstand 1993 der „Fender Amp Custom Shop“ (und blieb, bis der Name in 2003 wieder verschwand).
Man wollte etwas besonderes bauen, etwas was sofort ins Auge fiel. Klar, es gab die Reissues, usw. aber etwas Neues, etwas, wenn es auf der Bühne steht sofort die Aufmerksamkeit des musikalischen Auges auf sich zieht.
Mike Lewis, Marketing Manager für Fender Amps und Musiker war begeistert von seinem 3x10’ Bandmaster Kombo aus den 60ern, den er damals spielte. Er berichtete, als er die Saturday Night Live Show sah und die Pausenband mit G.E. Smith auf die Bühne kam, beeindruckt von einem Fender Showman in blonde mit oxblood grill war.
Dazu kam der Wunsch von Mike Lewis, eine ’63 Reverb Unit mit einem 60’ Bandmaster Combo mit 3x10 Speaker zu kombinieren. Das Ganze in eine Einheit.
Das Design des Vibro King war geboren.
Im Januar 1993 wurde der Vibro King auf der Winter NAMM in Anaheim, Kalifornien vorgestellt. Der 1993er Katalog zeigte die alten legendären Amps bis zum K&F und gleichzeitig die Blonden aus dem Custom Amp Shop (Vibro King und Tone Master (Piggy Back), Reissues, Tweed-Amps wie den Blues Jr., -Deluxe und -DeVille, etc.. Aber keine „red knobs“ mehr….
Zum Amp:
Ich bin kein Elektrotechniker und man verzeihe mir wenn ich hier unsaubere Angaben mache, ich kann halt die Schaltpläne nur insuffizient lesen.
Seit seiner Entstehung gab es mehrer Revisionen des Víbro King (VK):
Allein mit der 6BQ5/EL84-Röhre als Treiberröhre für den Hall gab es 4 Revisionen (A - D).
Revision A:
Revision D:
Input 1 hat 1 MOhm, Input 2 hat 136 kOhm.
Man kann mehrere Amps in Reihe schalten, wenn man aus dem 2. Input raus in den Input eines 2. Amps geht.
1993 mit der Hall-Treiberröhre 6BQ5/EL84 entwickelt, gab es Probleme mit dem Amp. Bruce Zinky äußerte sich dazu, dass er den Amp eigentlich nicht mit einer EL84-Röhre für den Hall bauen wollte, sondern von Anfang an mit einer 6V6-Treiberröhre, die ordentlich Power auf die Hallspirale gibt. Die EL84 ist kostengünstiger, der Röhrensockel ist kostengünstiger. Fender war der Meinung, dass zunächst vorhandenes Material verbraucht werden sollte. Also designte Zinky die Halleinheit um die 6BQ5/EL84-Röhre.
Er monierte aber, dass er sie auf eine russische Sovtek-Röhre abgestimmt hätte, Fender aber günstige chinesische Röhren verwendete. Zinky schiebt also die entstandenen Probleme mit der Halleinheit auf Fenders Vorgaben.
Im September 1995 wurde die Revision E erstmalig mit 6V6-Hallröhre von Bruce Zinky geschrieben und wohl Anfang 1996 in die Tat umgesetzt. Zumindest habe ich noch keinen VK mit 6V6 Hallröhre von 1995 gesehen. Dafür einen VK von Mai 1996 mit 6V6-Hall-Treiberröhre.
Revision E:
Im Mai 1997 gab es eine weitere Revision (Rev. F), die ich hier nicht mehr einbinde.
Der hier besprochene Amp hat die Revision E mit erstmalig 6V6-Hall-Treiberröhre.
Erst wenn das Signal die Reverb-Unit durchlaufen hat geht es in die Verstärkereinheit. Damit unterscheidet sich der Sound schon mal von den üblichen Fender-Amps.
Die Reverb-Einheit, welche eng der ’63 Reverb Unit (6G15) angelehnt ist (kam 1994 als Reissue auf den Markt) mit Reglern für Dwell, Mix und Tone sitzt schaltungstechnisch hinter den beiden Eingangsbuchsen.
Von der Halleinheit geht es in den Verstärker. Der Einschleifweg (Send und Return) sitzt zwischen der Halleinheit und dem Verstärker. Wenn man also die Halleinheit umgehen möchte, kann man das Gitarrenkabel einfach in die Returnbuchse stecken und schon geht das Gitarrensignal direkt in den Verstärker, so wie man es von den Fender Amps kennt. Man kann also den Amp mit einem ordentlich Booster oder Overdrive anblasen und braucht dazu nicht über die Halleinheit gehen. Klingt toll, mal probieren.
Wenn man den Einschleifweg als solchen benutzen möchte, sollte man sich gewahr werden, dass der eingeschliffene Effekt zwischen Hall und Verstärker sitzt. Das schränkt die einzuschleifenden Effektmöglichkeiten ein.
Die nächste Besonderheit: Der Aufbau der Volumeneinheit. Ein Novum für Fender Amps!
Volume
Dem Vibro King wird nachgesagt, er wäre Brettlaut, das stimmt. Er kann aber auch anders.
So gerne ich die Jungs von Andertons auch mag, aber in diesem Video werden sie dem King einfach komplett nicht gerecht:
Man kann auf zwei Arten die Lautstärke regeln:
Er hat eine ausgeklügelte Volumenregelung, die aber, zugegebenermaßen, in den ersten 10 Jahren seiner Produktion im Manual nicht vermerkt war:
- Standard:
Mit dem Volumenregler die Lautstarke regeln, mit den Klangreglern den Sound.
- Alternativ:
Man kann durch Linksanschlag der Toneregler den Amp komplett zum verstummen bringen (no tone) und mit dem aufgedrehtem Volumenregler den Zerrgrad regeln. Dann mit den Klangreglern die Lautstärker des Amps und der einzelnen Frequenzbänder zueinander regeln. Somit kann man eine ordentliche Zerre bei Zimmerlautstärke bekommen und die 3 Frequenzen Treble, Middle und Bass in der Lautstärke getrennt mischen.
Das gab es bis dato bei keinem Fender-Amp. Wie oben beschrieben wurde es 10 Jahre im Manual nicht erwähnt. Ob Fender das wohl überhaupt selber wußte??
Ich habe dazu mal ein kleines Video gemacht. Ich habe es ohne groß rum zu probieren mit meinem Gesangs-Mikro aufgenommen. Einfach vor den Amp und nix gemastert. Es geht ja nur ums Prinzip.
Dann noch den „Fat“-Schalter dazu schalten und der mittige Zerrsound ist angekommen. Auch den „Fat“-Schalter gab es bei früheren Fender-Amps nicht. Er besorgt einen 3 dB Boost in der Vorstufe in den tiefen- und mittleren Frequenzen.
Eine weitere Besonderheit für Fender-Amps ist, dass die Endstufensektion ohne Gegenkopplung arbeitet, wie man es, glaube ich, bei manchen alten Vox-Amps findet.
Der Amp wurde point-to-point handwired verdrahtet. Im strengen Sinne müssten die Einzelteile direkt aneinander gelötet werden, wie es bei sehr alten Fender Verstärkern gemacht wurde. Das kostet viel Arbeitszeit und Arbeitszeit war damals billig. Heute ist das nicht mehr bezahlbar. Ein Alternative zur gedruckten Platine (wie heute üblich) ist der point-to-point handwired verdrahtete Schaltkreis auf eyelet-boards (siehe auch Amps aus den 60ern).
Den Bias-Regler kann man ohne das Chassis zu öffnen bedienen. Das Poti sitzt direkt neben dem Netzteil und ist von außen zugänglich.
Fender empfiehlt eine Grundeinstellung und dann die Feinregulieung mittels Gehör (Anleitung im Fendermanual).
Weiteres Innenleben:
Hier das Netzteil, was aus einem VK ausgebaut wurde:
Zu guter Letzt die Tremolo-Einheit (optisches Tremolo), wie üblich mit Speed und Intensität. Sie hängt direkt an der Treble-Einheit. Das führt zu einem „rotating-effect“, da zunächst die hohen Frequenzen beim Tremolo gedämpft werden, dann erst die tiefen Frequenzen.
Fat-Switch und Tremolo lassen sich mit einem Fußschalter bedienen, der zum Lieferumfang gehört. Man kann also pünktlich zum Solo mal eben sein Signal boosten oder läßt den Fat-Modus gleich laufen und regelt mit dem Volumen-Poti der Gitarre.
Der ursprüngliche Fußschalter besaß nur einen Schalter für das Tremolo. Der „Fat“-Fußschalter kam erst 1994 dazu.
Lautsprecher
Speaker sind 3 x 10er Blue-Frame Reissues AlNiCo von Eminence. Bei diesem VK aus der ersten Woche im November 1996.
Spec-Nr.: 10 (Size) 446
67 = Eminence, 96 = Jahr, 45 = Woche, 0088 = No. of production run, 8 Ohm, G1 = metal group
3 x 8 Ohm parallel geschaltet auf schräge 2,67 Ohm, was laut Bruce Zinky ebenfalls zum Sound des Vibro King beiträgt.
Die vollen 60 Watt liefert der VK an 2 Ohm. Wenn man also die volle Leistung möchte muss eine externe Lautsprecher-Kombi angeschlossen werden, die 4 Ohm hat.
Dazu gab es die Extension Cab für den VK: Die passende 2x12 Enclosure mit 2 Celestion G12 Vintage 30 Lautsprechern, jeweils 8 Ohm.
Ich bin seit Jahren auf der Suche nach einer blonden Extension Cab für meinen VK. Wenn jemand die Zusatzbox übrig hat oder jemanden kennt…..
bitte, bitte PN an mich…….
Maße des Kombos: Höhe: 64,8cm, Breite 62,9cm, Tiefe: 26,7cm
Der Amp ist schwer und das ist mein einziger Kritikpunkt: Er ist zu schwer. Knapp 33 kg mal eben auf die Bühne zu hebeln ist in jungen Jahren gerade noch okay, aber für ein älteres Semester geht das nicht mehr.
Das Gehäuse ist aus Birkenschichtholz, verzapft. Seitlich sind die "Tilt backs".
5 Jahre Garantie gab es damals.
Mitgeliefertes Zubehör: 2-Wege-Fußschalter (Fat und Tremolo), Manual, Schaltplan, hang tags.
Baujahr-Bestimmung
Das kleine Schildchen „Quality Assurance“ über dem Tube Chart weißt unter „Sound Test“ das Baujahr aus: HB => 1997, Februar.
Erster Buchstabe für das Jahr, beginnend bei A für 1990. Zweiter Buchstabe für den Monat.
Die Seriennummern sind fortlaufend. Der Amp mit der Ser.-Nr. 0002 gehört Bruce Zinky. Ich nehme mal an, die Nr. 0001 gehörte „Bill“ Schultz (wie das so üblich war). Man kann also über die Höhe der Seriennummern Rückschlüsse auf das Baujahr ziehen, wenn der Sticker nicht beschriftet wurde.
Zum Teil sind die Seriennummern eingestanzt, zum Teil aufgeklebte Sticker. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht haben die Export-Modelle geklebte Sticker, die für den US-Markt gestanzte Nummern (Spekulation).
Hier kommt eine Kuriosität zu meinem Amp:
Ich habe ihn Ende 1996 gekauft und er hatte eine EL84 Halltreiber-Röhre. Als es wenige Wochen später Probleme mit der Röhre gab, habe ich den Amp bei PPC Hannover zur Reparatur abgegeben. Das war im März 1997. Ich bekam den Amp 1 Woche später zurück und er hatte eine 6V6-Halltreiber-Röhre. Auch zwei kleine Macken im Frontgrill waren weg. Der ganze Amp wurde einfach ausgetauscht, weil Fender das Problem mit der EL84-Hallröhre kannte. Das Baujahr war dann auch laut Sticker Februar 1997, nicht mehr 1996.
Variationen:
1993 - 2003:
Vibro King (Part-No. 081-1000-000, oben beschrieben)
Die ersten Amps hatten nur einen Fußschalter für das Tremolo, ab März 1994 taucht der 2-Wege-Fusschalter (Tremolo und Fat) auf. Eminence Blue Frame AlNiCo Speaker. 1993 bis 1996 EL84-Hall Treiberröhre, ab 1996 6V6-Röhre. Endstufenröhren: 5881.
2003 - 2013:
Vibro King Custom (Part-No. 811-0000-010)
Blackface mit weißen Knöpfen (transition), Special designed Jensen Speaker P10R, Endstufenröhren: GT 6L6 GE.
2013 - 2016:
20th Anniversary (811-0000-520 / -020 / -420)
In blonde, brown oder black (blonde und black mit Birkenschicht-Holz, brown mit Pinienholz), Jensen Speaker. Ab 2015 nur noch brown.
Vibro King „Fender Special Run“ (FSR), 25 Stück gebaut, z.T mit Leder bezogen (Western Tooled). Limited Editions wie „3 Color Sunburst“ oder „Dark Stained Maple“ sowie Spezialfarben wurden produziert (z.B. grün).
Der Hammer und für mich am interessantesten: Topteil !! Nur 10 wurden gebaut.
Wohl eine Spezialanfertigung für Pete Townshend. Das Foto stammt vom Setup von Gary Clark jr., der 2 bekommen konnte.
Natürlich kann man den VK ganz einfach als Topteil umbauen lassen, aber Fender hätte das als reguläre Produktion anbieten können/sollen. Zumindest ab 2003, als das "Tone Master"-Topteil aus dem Programm flog. Wäre bestimmt gut gekommen. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass auch in hohen Fenderkreisen darüber ernst diskutiert wurde.
Bekannte Gitarristen, die den VK benutzten oder benutzen:
Jeff Beck
Aerosmith
Jonny Lang
Eric Clapton
Robert Cray
Gary Clark jr.
Pete Townshend
Carlos Santana Danny Gatton
Kenny Wayne Shepherd
John Mayer
Ron Wood
Tom Petty
Preisentwicklung (USD):
VK Fender Amp Custom Shop
1993 : 2549,99
1994 : 2549,99 (ab März-Katalog: 2-weg-Fusschalter)
1995 : 2599,99
1996 : 2599,99
1997 : 2599,99
1998: : 2799,99
1999 : 2799,99
2000 : 2799,99
2001 : 2799,99
2001/08: 2849,99
2002 : 2849,99
VK Custom Series
2003 : 2999,99
2004 : 2999,99
2005 : 2999,99
2006 : 3500,00
2007 : 3500,00
2008 : 4000,00
2009 : 4690,00
2010 : 4999,99
2011 : 4999,99
2012 : 4999,99
VK 20th Anniversary
2013 : 4999,99
2014 : 4999,99
2015 : 3599,99
2016 : Kein Katalog online gefunden….
Damit begann der VK mit 2549,99 USD in 1993, stieg auf 4999,99 USD von 2010 bis 2014 und endete bei 3599,99 USD.
Sound:
Ist schwer zu beschreiben. Wie ich schon sagte, ich habe bisher keinen Fender Amp gehört, der so schnell ist, so „responsive“ ist. Jede Nuance des Spiels wird wiedergegeben. Er beschönigt nichts und verzeiht nichts. Unter anderem ist er auf den ersten beiden Alben von Kenny Wayne Shepherd zu hören. Robert Cray spielt ihn bis heute (zusammen mit seinen beiden Matchless Amps).
Er ist kein „cleaner“. „Early break up“ ist sein Thema, das mag er. Er kann laut, sehr laut und setzt sich überall durch. Aber, wie oben beschrieben, man kann mit seinen Tonreglern und Volumenregler sehr schön experimentieren. Auch auf Zimmerlautstärke gibt es schöne angezerrte Sounds.
Vielleicht konnte ich Euch diesen einmaligen Fender-Amp näher bringen. Zur Zeit bekommt man ihn noch, noch.....
(Literatur beim Verfasser)
Nachdem ich meinen Kitty Hawk Supreme II, den ich mir 1986 leistete, alsbald wieder verkaufte (zuviele unnötige Knöpfe und schlechter Sound), legte ich mir einen Fender Super Reverb Silver Face aus den Anfang 70er Jahre zu. Konnte ich damals in Hannover für 500,- DM gebraucht von einem Tanzmusiker kaufen. Der Amp war clean und sehr laut. Ich wollte etwas mehr „british“ und so kam 1993 ein Marshall 1987 50 Watt Plexi Small Head von 1968/1969 dazu (erbschaftsbedingt konnte ich mir einen leisten, kostete damals in Braunschweig in einem Laden 1900,- DM, das waren noch Preise……)
Alle diese Amps gingen wieder (für den Marshall kann ich mich heute natürlich nur ärgern…)
Warum?
Ein guter Freund, der Anfang der 90er in Houston lebte und bis heute Gitarren und Amps sammelt, erzählte mir Anfang der 90er was von einer neuen Fender Amp Linie, die ich mal unbedingt checken sollte. 1996 ging ich in Hannover zu PPC (sie hatten ihren Laden noch im Hinterhof in der Theaterstrasse. Kleiner Laden, aber gemütlich). Da stand ein blonder Verstärker von Fender, von dem mein Freund erzählt hatte.
„Darf ich den mal antesten?“ Alex von PPC, damals für Gitarren und Amps zuständig: „Klar!“.
Shit, das war’s !!
Ein Amp der so schnell reagiert, jede Nuance der Finger und der Anschlagposition wiedergibt, der laut kann und schnell in die Sättigung geht, das wollte ich haben.
Aber: Uhh, der Preis!!!!!
Ich weiß nicht mehr wieviel ich bezahlt habe, aber es waren deutlich über 3000,- DM. Meine Frau verdrehte die Augen und das ganze über Kredit…..
„Oh Man, muss das sein???!!“ ……„Nun, äh, Schatz, äh hmm….hör doch mal wie der klingt“…….“Du weißt schon, dass wir 2 Kinder haben…!!!!“……
Nach 23 Jahren ist er immer noch da und ich hoffe ich kann ihn irgendwann meinen Söhnen vererben.
Geschichtliches zu Gitarrenverstärker:
In den 70ern war es wichtig, laut zu sein. „Hier guck mal, was Dein Amp bei Volume 3 kann kriegt meiner schon bei 2 hin. Und ich habe 6 Marshalls in Reihe geschaltet“. Wer kennt nicht die Marshallwände aus den 70ern?
1971 kam der von Randall Smith entwickelte Mesa Boogie auf den Markt, ein kleiner Kombo, der aus dem Fender Princeton entstand (1969). Er hatte eine zweite Vorstufe hinter die erste geschaltet, so dass man auch bei moderaten Lautstärken eine fetten, verzerrten Ton bekommen konnte. Zunächst natürlich nicht akzeptiert, ist ja nur ein kleiner Kombo. Aber Ende der 70er drehte sich das Blatt.
Der Boogie markiert den Beginn der Boutique-Amps. Eine der besten Alben der Stones (für mich) wurde mit Boogies aufgenommen: „Some Girls“ von 1978.
In den 80ern war die Soundvielfalt wichtig: Wer hat die meisten Schalter und Pull-Potis. Am besten ein Rack mit zig verschiedenen Soundmöglichkeiten. Dicke Anleitungen wurden nötig, damit man die Amps bedienen konnte. Amps waren keine „stand-alones“ mehr, sondern wurden aus verschiedenen Komponenten zusammengebaut. Es wurden Techniker für die komplexen Amps benötigt, die das Set up während eines live Einsatzes bedienten (z.B. Mark Knopfler/Dire Straits).
Die Gitarristen waren auf den Techniker angewiesen, dass der auch alles richtig machte.
„Lost of tone“ nannte es Steve Grom, Fender Vice President von 1994-2008.
Die Reaktion eines guten Röhren-Amps auf den Anschlag der Saite war nicht mehr das Thema, sondern wie kann ich zig Sounds aus meinem Rack bekommen, frei nach dem Motto „I need a full-time Hollywood Sound Guy“.
Schauen wir uns an, was heute gemeinhin als der heilige Gral der Verstärker bezeichnet wird. Es sind die 50er und 60er Jahre Amps (bis auf wenige Ausnahmen). Nicht die Racks der 80er.
Ende der 80er wurden sich die Musiker dem bewußt und der Vintage Markt begann zu explodieren, die Preise von altem Equipment schoßen in die Höhe.
Plötzlich spielte es eine Rolle ob Vorstufenzerrung oder Endstufenzerrung wichtig war, der Unterschied zwischen einer EL34 und 6L6, ob das Netzteil richtig dimensioniert ist, Class A oder AB.
Kleine Boutique-Amp Firmen kamen in den Fachmagazinen zu Wort und erklärten worauf es wirklich ankam.
Es war nicht mehr wichtig 37 Effekte vor dem Amp und 23 Effekte in 2 Effekteinschleifwegen zu haben. Der einzige Effekt vor dem Amp war plötzlich das Kabel.
Immer mehr Boutique-Amps kamen auf: THD, Matchless, Victoria, ElectroPlex, Trainwreck, Jim Kelley, etc. Manche davon allerdings ebenfalls voll mit Knöpfen und Schaltern. Einige aber hatten nur ein paar Potis und einen Speaker, sonst nix. Das sind die, die heute gesucht werden. Nichts für Weichlinge, sondern für Puristen und Ästheten.
Kein Schnickschnack, purer Ton. Ein „red knob“-Fender konnte da nicht mehr mithalten.
Man wollte wieder Vintage tone, „good tone“, kein Firlefanz und Fender hatte Ende der 80er nichts davon im Programm. Man hatte nicht mal eine eigene Amp-Fabrik. Die Verstärker wurden in der 1985 gekauften Sunn-Fabrik produziert. Man musste das nehmen was man hatte.
1990 gab es dann den 59’ Bassman Reissue, den 63’ Vibroverb Reissue und 3 „Rotknöpfe“.
1992 kam der 65’ Blackface Twin Reverb.
1992 war die „neue“ Fender Company gerade mal 7 Jahre alt. Nachdem im Januar 1992 Mike Lewis als Marketing Manager für die Amps zu Fender kam, wurde die Amp-Factory massiv umgebaut. Die Amp-Linie sollte wieder von sehr günstig für den Anfänger bis zum High End Verstärker gehen, so wie Leo Fender seine Amp-Linie mal entwickelte hatte. Jede Gehaltsstufe konnte bei Leo Fender einen Verstärker finden.
Interessanterweise war diese Re-Strukturierung verbunden mit „get back to the roots“. Tweed war wieder angesagt (1993), unter anderem der Pro Junior („Tweed at its best“ laut Bonnie Raitt).
Jetzt musste man den Boutique-Herstellern etwas entgegen setzen:
Der Vibro King (Part.-No. 081-1000-000)
1992 schickte ein gewisser Bruce Zinky, der sich mit Amp-Umbauten einen Namen gemacht (u.a. für Robben Ford) und für Matchless gearbeitet hatte, Mike Lewis ein umgebautes Bandmaster Topteil. Lewis war begeistert und wollte Zinky für Fender anheuern. Fender wollte ihn zunächst nicht einstellen, er hatte doch kein Studienabschluss. Aber Lewis konnte sich schließlich durchsetzen und Zinky fing im August 1992 seine Arbeit bei Fender an. Er blieb bis August 1996 und ist für so einige Amps verantwortlich, wie den Tone Master, Dual Professional, Pro-Jr., Rumble Bass, Custom Vibrolux, Custom Vibrosonic, Prosonic, 46’ Pro (limitiert auf 50 Stück).
Der Fender Custom Shop für Gitarren hatte sich seit seiner Entstehung 1987 einen Namen gemacht und die Geschäftsidee lief gut, warum nicht auch für Amps?
Old School Baumethoden, aus dem übrigen Fender Programm ausgegliedert und als Custom Shop gelabelt. Bis zu 9 Amps pro Woche sollten gebaut werden.
So entstand 1993 der „Fender Amp Custom Shop“ (und blieb, bis der Name in 2003 wieder verschwand).
Man wollte etwas besonderes bauen, etwas was sofort ins Auge fiel. Klar, es gab die Reissues, usw. aber etwas Neues, etwas, wenn es auf der Bühne steht sofort die Aufmerksamkeit des musikalischen Auges auf sich zieht.
Mike Lewis, Marketing Manager für Fender Amps und Musiker war begeistert von seinem 3x10’ Bandmaster Kombo aus den 60ern, den er damals spielte. Er berichtete, als er die Saturday Night Live Show sah und die Pausenband mit G.E. Smith auf die Bühne kam, beeindruckt von einem Fender Showman in blonde mit oxblood grill war.
Dazu kam der Wunsch von Mike Lewis, eine ’63 Reverb Unit mit einem 60’ Bandmaster Combo mit 3x10 Speaker zu kombinieren. Das Ganze in eine Einheit.
Das Design des Vibro King war geboren.
Im Januar 1993 wurde der Vibro King auf der Winter NAMM in Anaheim, Kalifornien vorgestellt. Der 1993er Katalog zeigte die alten legendären Amps bis zum K&F und gleichzeitig die Blonden aus dem Custom Amp Shop (Vibro King und Tone Master (Piggy Back), Reissues, Tweed-Amps wie den Blues Jr., -Deluxe und -DeVille, etc.. Aber keine „red knobs“ mehr….
Zum Amp:
Ich bin kein Elektrotechniker und man verzeihe mir wenn ich hier unsaubere Angaben mache, ich kann halt die Schaltpläne nur insuffizient lesen.
Seit seiner Entstehung gab es mehrer Revisionen des Víbro King (VK):
Allein mit der 6BQ5/EL84-Röhre als Treiberröhre für den Hall gab es 4 Revisionen (A - D).
Revision A:
Revision D:
Input 1 hat 1 MOhm, Input 2 hat 136 kOhm.
Man kann mehrere Amps in Reihe schalten, wenn man aus dem 2. Input raus in den Input eines 2. Amps geht.
1993 mit der Hall-Treiberröhre 6BQ5/EL84 entwickelt, gab es Probleme mit dem Amp. Bruce Zinky äußerte sich dazu, dass er den Amp eigentlich nicht mit einer EL84-Röhre für den Hall bauen wollte, sondern von Anfang an mit einer 6V6-Treiberröhre, die ordentlich Power auf die Hallspirale gibt. Die EL84 ist kostengünstiger, der Röhrensockel ist kostengünstiger. Fender war der Meinung, dass zunächst vorhandenes Material verbraucht werden sollte. Also designte Zinky die Halleinheit um die 6BQ5/EL84-Röhre.
Er monierte aber, dass er sie auf eine russische Sovtek-Röhre abgestimmt hätte, Fender aber günstige chinesische Röhren verwendete. Zinky schiebt also die entstandenen Probleme mit der Halleinheit auf Fenders Vorgaben.
Im September 1995 wurde die Revision E erstmalig mit 6V6-Hallröhre von Bruce Zinky geschrieben und wohl Anfang 1996 in die Tat umgesetzt. Zumindest habe ich noch keinen VK mit 6V6 Hallröhre von 1995 gesehen. Dafür einen VK von Mai 1996 mit 6V6-Hall-Treiberröhre.
Revision E:
Im Mai 1997 gab es eine weitere Revision (Rev. F), die ich hier nicht mehr einbinde.
Der hier besprochene Amp hat die Revision E mit erstmalig 6V6-Hall-Treiberröhre.
Erst wenn das Signal die Reverb-Unit durchlaufen hat geht es in die Verstärkereinheit. Damit unterscheidet sich der Sound schon mal von den üblichen Fender-Amps.
Die Reverb-Einheit, welche eng der ’63 Reverb Unit (6G15) angelehnt ist (kam 1994 als Reissue auf den Markt) mit Reglern für Dwell, Mix und Tone sitzt schaltungstechnisch hinter den beiden Eingangsbuchsen.
Von der Halleinheit geht es in den Verstärker. Der Einschleifweg (Send und Return) sitzt zwischen der Halleinheit und dem Verstärker. Wenn man also die Halleinheit umgehen möchte, kann man das Gitarrenkabel einfach in die Returnbuchse stecken und schon geht das Gitarrensignal direkt in den Verstärker, so wie man es von den Fender Amps kennt. Man kann also den Amp mit einem ordentlich Booster oder Overdrive anblasen und braucht dazu nicht über die Halleinheit gehen. Klingt toll, mal probieren.
Wenn man den Einschleifweg als solchen benutzen möchte, sollte man sich gewahr werden, dass der eingeschliffene Effekt zwischen Hall und Verstärker sitzt. Das schränkt die einzuschleifenden Effektmöglichkeiten ein.
Die nächste Besonderheit: Der Aufbau der Volumeneinheit. Ein Novum für Fender Amps!
Volume
Dem Vibro King wird nachgesagt, er wäre Brettlaut, das stimmt. Er kann aber auch anders.
So gerne ich die Jungs von Andertons auch mag, aber in diesem Video werden sie dem King einfach komplett nicht gerecht:
Man kann auf zwei Arten die Lautstärke regeln:
Er hat eine ausgeklügelte Volumenregelung, die aber, zugegebenermaßen, in den ersten 10 Jahren seiner Produktion im Manual nicht vermerkt war:
- Standard:
Mit dem Volumenregler die Lautstarke regeln, mit den Klangreglern den Sound.
- Alternativ:
Man kann durch Linksanschlag der Toneregler den Amp komplett zum verstummen bringen (no tone) und mit dem aufgedrehtem Volumenregler den Zerrgrad regeln. Dann mit den Klangreglern die Lautstärker des Amps und der einzelnen Frequenzbänder zueinander regeln. Somit kann man eine ordentliche Zerre bei Zimmerlautstärke bekommen und die 3 Frequenzen Treble, Middle und Bass in der Lautstärke getrennt mischen.
Das gab es bis dato bei keinem Fender-Amp. Wie oben beschrieben wurde es 10 Jahre im Manual nicht erwähnt. Ob Fender das wohl überhaupt selber wußte??
Ich habe dazu mal ein kleines Video gemacht. Ich habe es ohne groß rum zu probieren mit meinem Gesangs-Mikro aufgenommen. Einfach vor den Amp und nix gemastert. Es geht ja nur ums Prinzip.
Dann noch den „Fat“-Schalter dazu schalten und der mittige Zerrsound ist angekommen. Auch den „Fat“-Schalter gab es bei früheren Fender-Amps nicht. Er besorgt einen 3 dB Boost in der Vorstufe in den tiefen- und mittleren Frequenzen.
Eine weitere Besonderheit für Fender-Amps ist, dass die Endstufensektion ohne Gegenkopplung arbeitet, wie man es, glaube ich, bei manchen alten Vox-Amps findet.
Der Amp wurde point-to-point handwired verdrahtet. Im strengen Sinne müssten die Einzelteile direkt aneinander gelötet werden, wie es bei sehr alten Fender Verstärkern gemacht wurde. Das kostet viel Arbeitszeit und Arbeitszeit war damals billig. Heute ist das nicht mehr bezahlbar. Ein Alternative zur gedruckten Platine (wie heute üblich) ist der point-to-point handwired verdrahtete Schaltkreis auf eyelet-boards (siehe auch Amps aus den 60ern).
Den Bias-Regler kann man ohne das Chassis zu öffnen bedienen. Das Poti sitzt direkt neben dem Netzteil und ist von außen zugänglich.
Fender empfiehlt eine Grundeinstellung und dann die Feinregulieung mittels Gehör (Anleitung im Fendermanual).
Weiteres Innenleben:
Hier das Netzteil, was aus einem VK ausgebaut wurde:
Zu guter Letzt die Tremolo-Einheit (optisches Tremolo), wie üblich mit Speed und Intensität. Sie hängt direkt an der Treble-Einheit. Das führt zu einem „rotating-effect“, da zunächst die hohen Frequenzen beim Tremolo gedämpft werden, dann erst die tiefen Frequenzen.
Fat-Switch und Tremolo lassen sich mit einem Fußschalter bedienen, der zum Lieferumfang gehört. Man kann also pünktlich zum Solo mal eben sein Signal boosten oder läßt den Fat-Modus gleich laufen und regelt mit dem Volumen-Poti der Gitarre.
Der ursprüngliche Fußschalter besaß nur einen Schalter für das Tremolo. Der „Fat“-Fußschalter kam erst 1994 dazu.
Lautsprecher
Speaker sind 3 x 10er Blue-Frame Reissues AlNiCo von Eminence. Bei diesem VK aus der ersten Woche im November 1996.
Spec-Nr.: 10 (Size) 446
67 = Eminence, 96 = Jahr, 45 = Woche, 0088 = No. of production run, 8 Ohm, G1 = metal group
3 x 8 Ohm parallel geschaltet auf schräge 2,67 Ohm, was laut Bruce Zinky ebenfalls zum Sound des Vibro King beiträgt.
Die vollen 60 Watt liefert der VK an 2 Ohm. Wenn man also die volle Leistung möchte muss eine externe Lautsprecher-Kombi angeschlossen werden, die 4 Ohm hat.
Dazu gab es die Extension Cab für den VK: Die passende 2x12 Enclosure mit 2 Celestion G12 Vintage 30 Lautsprechern, jeweils 8 Ohm.
Ich bin seit Jahren auf der Suche nach einer blonden Extension Cab für meinen VK. Wenn jemand die Zusatzbox übrig hat oder jemanden kennt…..
bitte, bitte PN an mich…….
Maße des Kombos: Höhe: 64,8cm, Breite 62,9cm, Tiefe: 26,7cm
Der Amp ist schwer und das ist mein einziger Kritikpunkt: Er ist zu schwer. Knapp 33 kg mal eben auf die Bühne zu hebeln ist in jungen Jahren gerade noch okay, aber für ein älteres Semester geht das nicht mehr.
Das Gehäuse ist aus Birkenschichtholz, verzapft. Seitlich sind die "Tilt backs".
5 Jahre Garantie gab es damals.
Mitgeliefertes Zubehör: 2-Wege-Fußschalter (Fat und Tremolo), Manual, Schaltplan, hang tags.
Baujahr-Bestimmung
Das kleine Schildchen „Quality Assurance“ über dem Tube Chart weißt unter „Sound Test“ das Baujahr aus: HB => 1997, Februar.
Erster Buchstabe für das Jahr, beginnend bei A für 1990. Zweiter Buchstabe für den Monat.
Die Seriennummern sind fortlaufend. Der Amp mit der Ser.-Nr. 0002 gehört Bruce Zinky. Ich nehme mal an, die Nr. 0001 gehörte „Bill“ Schultz (wie das so üblich war). Man kann also über die Höhe der Seriennummern Rückschlüsse auf das Baujahr ziehen, wenn der Sticker nicht beschriftet wurde.
Zum Teil sind die Seriennummern eingestanzt, zum Teil aufgeklebte Sticker. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht haben die Export-Modelle geklebte Sticker, die für den US-Markt gestanzte Nummern (Spekulation).
Hier kommt eine Kuriosität zu meinem Amp:
Ich habe ihn Ende 1996 gekauft und er hatte eine EL84 Halltreiber-Röhre. Als es wenige Wochen später Probleme mit der Röhre gab, habe ich den Amp bei PPC Hannover zur Reparatur abgegeben. Das war im März 1997. Ich bekam den Amp 1 Woche später zurück und er hatte eine 6V6-Halltreiber-Röhre. Auch zwei kleine Macken im Frontgrill waren weg. Der ganze Amp wurde einfach ausgetauscht, weil Fender das Problem mit der EL84-Hallröhre kannte. Das Baujahr war dann auch laut Sticker Februar 1997, nicht mehr 1996.
Variationen:
1993 - 2003:
Vibro King (Part-No. 081-1000-000, oben beschrieben)
Die ersten Amps hatten nur einen Fußschalter für das Tremolo, ab März 1994 taucht der 2-Wege-Fusschalter (Tremolo und Fat) auf. Eminence Blue Frame AlNiCo Speaker. 1993 bis 1996 EL84-Hall Treiberröhre, ab 1996 6V6-Röhre. Endstufenröhren: 5881.
2003 - 2013:
Vibro King Custom (Part-No. 811-0000-010)
Blackface mit weißen Knöpfen (transition), Special designed Jensen Speaker P10R, Endstufenröhren: GT 6L6 GE.
2013 - 2016:
20th Anniversary (811-0000-520 / -020 / -420)
In blonde, brown oder black (blonde und black mit Birkenschicht-Holz, brown mit Pinienholz), Jensen Speaker. Ab 2015 nur noch brown.
Vibro King „Fender Special Run“ (FSR), 25 Stück gebaut, z.T mit Leder bezogen (Western Tooled). Limited Editions wie „3 Color Sunburst“ oder „Dark Stained Maple“ sowie Spezialfarben wurden produziert (z.B. grün).
Der Hammer und für mich am interessantesten: Topteil !! Nur 10 wurden gebaut.
Wohl eine Spezialanfertigung für Pete Townshend. Das Foto stammt vom Setup von Gary Clark jr., der 2 bekommen konnte.
Natürlich kann man den VK ganz einfach als Topteil umbauen lassen, aber Fender hätte das als reguläre Produktion anbieten können/sollen. Zumindest ab 2003, als das "Tone Master"-Topteil aus dem Programm flog. Wäre bestimmt gut gekommen. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass auch in hohen Fenderkreisen darüber ernst diskutiert wurde.
Bekannte Gitarristen, die den VK benutzten oder benutzen:
Jeff Beck
Aerosmith
Jonny Lang
Eric Clapton
Robert Cray
Gary Clark jr.
Pete Townshend
Carlos Santana Danny Gatton
Kenny Wayne Shepherd
John Mayer
Ron Wood
Tom Petty
Preisentwicklung (USD):
VK Fender Amp Custom Shop
1993 : 2549,99
1994 : 2549,99 (ab März-Katalog: 2-weg-Fusschalter)
1995 : 2599,99
1996 : 2599,99
1997 : 2599,99
1998: : 2799,99
1999 : 2799,99
2000 : 2799,99
2001 : 2799,99
2001/08: 2849,99
2002 : 2849,99
VK Custom Series
2003 : 2999,99
2004 : 2999,99
2005 : 2999,99
2006 : 3500,00
2007 : 3500,00
2008 : 4000,00
2009 : 4690,00
2010 : 4999,99
2011 : 4999,99
2012 : 4999,99
VK 20th Anniversary
2013 : 4999,99
2014 : 4999,99
2015 : 3599,99
2016 : Kein Katalog online gefunden….
Damit begann der VK mit 2549,99 USD in 1993, stieg auf 4999,99 USD von 2010 bis 2014 und endete bei 3599,99 USD.
Sound:
Ist schwer zu beschreiben. Wie ich schon sagte, ich habe bisher keinen Fender Amp gehört, der so schnell ist, so „responsive“ ist. Jede Nuance des Spiels wird wiedergegeben. Er beschönigt nichts und verzeiht nichts. Unter anderem ist er auf den ersten beiden Alben von Kenny Wayne Shepherd zu hören. Robert Cray spielt ihn bis heute (zusammen mit seinen beiden Matchless Amps).
Er ist kein „cleaner“. „Early break up“ ist sein Thema, das mag er. Er kann laut, sehr laut und setzt sich überall durch. Aber, wie oben beschrieben, man kann mit seinen Tonreglern und Volumenregler sehr schön experimentieren. Auch auf Zimmerlautstärke gibt es schöne angezerrte Sounds.
Vielleicht konnte ich Euch diesen einmaligen Fender-Amp näher bringen. Zur Zeit bekommt man ihn noch, noch.....
(Literatur beim Verfasser)
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