Manchmal wünschte ich, ich hätte auch was von diesem übersteigerten Selbstbewusstsein, egal wieviel scheiße man redet, spielt oder..., man hält sich einfach für den Besten
Du solltest Dir auf keinen Fall die heute herrschende politisch korrekte Narrative vom Selbstbewusstsein zu eigen machen. Bei den meisten ist das nur Selbsttäuschung über das eigene Können. Nicht über die Fähigkeiten, sondern über das Können: fähig ist man mit viel Arbeit zu sehr vielem, da die Grenzen weiter sind, als man denken würde. Dein gegenwärtiges Können ist hingegen eine Momentaufnahme, die veränderbar ist.
Zurück zu deiner Frage: gute Gitarristen heben sich dadurch vom Durchschnitt ab, dass sie auch einfache Sachen sehr gut und eben auch sauber und rhythmisch präzise spielen können. Wenn jemand unsauber spielt, ist das meistens das Ergebnis davon, dass er kein gutes Ohr für den Rhythmus hat. Meine Erfahrung zeigt mir, dass die Synchronisation der beiden Hände extrem darunter leidet, wenn Du rhythmisch nicht präzise spielen kannst. In der Regel wird Dein gesamter Ton deutlich besser, wenn Du Dein Rhythmusgefühl trainierst. Das Gute an der Sache ist, dass hier die Lernkurve relativ steil ist und Du mit geringer, aber konzentrierter Arbeit sehr viel Fortschritt machen kannst.
Hier sind die Schritte, die ich verwende, wenn ich ein Riff lernen möchte:
1. Ganz genau hinhören bzw. genau die Tabs studieren und versuchen zu verstehen, welche Rolle das Riff im Gesamtkontext spielt und was genau der Gitarrist damit ausdrücken wollte.
2. Den Rhythmus genau analysieren und wenn es geht, auf Deinen Knien mit der Hand klopfen. Dies hilft, da Du Dich so nicht auf Deine Finger an der Gitarre konzentrieren musst, sondern den Rhythmus isolierst. Kleine Häppchen lassen sich eben leichter verdauen. Hier hilft es sehr viel, wenn Du rhythmische Notation lesen kannst.
3. Erst jetzt die Gitarre in die Hand nehmen und das Riff sehr konzentriert und sehr langsam so lange spielen, bis Du weisst, wo Deine Finger hingehen sollen. Dies ist der Gegenpunkt zu Punkt 2: dort hast Du den Rhythmus verinnerlicht, hier verinnerlichst du den Platz Deiner Finger.
4. Jetzt (und erst jetzt) das Metronom anschalten und sehr langsam anfangen (etwa 50-60 BPM). Hier musst Du darauf achten, absolut fehlerfrei zu spielen. Dieser Stufe solltest du sehr viel Aufmerksamkeit widmen und hier viel Zeit verbringen.
5. Das Metronom immer wieder leicht steigern, bis Du das gewünschte Tempo erreicht hast. Wenn Du es erreicht hast, dann etwas üben, danach das Tempo halbieren und erneut langsam steigern.
5. Wenn Du das Riff perfekt kannst, dann etwas schneller werden, als die eigentlich gewünschte Geschwindigkeit. So bildest Du "Reserven", die es Dir leicht machen werden, auch in stressigen Situationen entspannt im Originaltempo zu spielen.
Ansonsten solltest Du Dir immer selber zuhören und dich auch regelmäßig auf Video aufnehmen, um Dein eigenes Spiel und deine Fortschritte zu kontrollieren.
Ich denke, dass ein wenig Übung Deiner Lieblingsriffs mit dieser Methode schnell dazu führen wird, dass du entspannter, präziser und eben auch sauberer klingst.