Hier werden mal wieder ein paar Dinge durcheinander geworfen. Wir müssen klar unterscheiden zwischen physikalischen Größen wie Schalldruckpegeln und psychischen Empfindungen wie Klang.
Der Frequenzgang eines Lautsprechers ist erst mal nur ein Parameter und sicher nicht ausreichend, um den "Klang" zu beschreiben. Wie schon richtigerweise erwähnt wurde ist ein Lautsprecher (leider) alles andere als ein lineares System, wenn es um mehr als den Kleinsignalbetrieb geht. Jedem Lautsprecherentwickler ist das Thema Verzerrungen bekannt. Im PA-Bereich wird ein THD von 10 % oft als obere sinnvolle Betriebsgrenze angesehen, bei höherem Klanganspruch auch 3 %.
Beispielhaft sei hier auf die Messungen der Zeitschrift Produktion Partner verwiesen (Abschnitt Maximalpegel):
https://www.production-partner.de/test/die-a-serie-von-db-im-test/
Auch interessant in diesem Zusammenhang ist M-Noise von Meyer-Sound:
https://m-noise.org/
Hier wird tatsächlich die Änderung am Frequenzgang als Kriterium für den Maximalpegel herangezogen. Wobei zu beachten ist, dass es sich hier um Self-Powered-Lautsprecher handelt, die Effekte also ebenso von den Elektronik verursacht werden können.
Wer noch etwas tiefer einsteigt, stößt beim Thema Lautsprecher-Nichtlinearitäten schnell auf die Firma Klippel und deren Analyse-Methoden.
https://www.klippel.de/
Die Kernaussage hier ist, dass sich der Klang eines Lautsprechers über den Eingangspegel verändert, weil der Lautsprecher ein nicht-lineares System darstellt. Diese Veränderung lässt sich nicht unbedingt an einer einfachen Messung des Frequenzgangs festmachen. Es gibt keine allgemeine Aussage darüber, wie sich der Klang über den Eingangspegel verändert. Es ist auch schwierig, einen direkten Bezug zur angegebenen Belastbarkeit zu ziehen. Ein Chassis mit hoher Belastbarkeit kann trotzdem schon recht früh bei einzelnen Frequenzen viel Klirr produzieren.
Kriterien für Lautsprecher zur Klangreproduktion lassen sich nur eingeschränkt auf Lautsprecher zur Klangerzeugung anwenden. Gitarrenlautsprecher sind technisch gesehen hoffnungslos veraltet. Da Gitarrensound aber hochgradig subjektiv ist, lässt sich allgemein nicht sagen, welche Nicht-Linearitäten denn gewünscht sind und welche nicht. Dem einen gefällt es, wenn das Chassis mehr Klirr als sonst was produziert, die Membran taumelt und das Ausgangssignal wenig mit dem Eingang zu tun hat. Der nächste möchte zwar den krummen Frequenzgang, will aber den Rest seines Sounds vor dem Lautsprecher formen.
Die Abhängigkeit von Klang und Schalldruckpegel darf nicht außer Acht gelassen werden. Für die Aussage "mehr Eingangsleistung klingt besser" muss man strenggenommen die gleiche Abhörlautstärke ansetzen. Beispielsweise muss der Amp abgenommen und die Aufnahme bei gleichbleibendem Pegel abgehört werden. Das macht aber kaum jemand, es wird direkt neben dem Amp verglichen, einmal mehr und einmal weniger aufgedreht. Damit hat man aber zusätzlich den Einfluss des pegelabhängigen Gehörs im Testaufbau und kann keine gültige Aussage darüber treffen, ob der Lautsprecher nun mit mehr Leistung besser, schlechter oder gleich klingt.
Wem das alles zu technisch ist, dem kann ich nur folgenden Rat geben: Wenn ihr denkt "ich habe das getan, das gehört, also folgt daraus, dass ...", belasst es bei den ersten zwei Aussagen. Die Schlussfolgerung am Ende ist in der Regel nicht korrekt zu Ende gedacht und hilft wenig.