Ich hatte diverse Instrumente. Unter anderem das CLP-685 und NU1X, als auch das Kawai Novus NV-10. Mein aktuelles ist das Kawai NV-5. Das N1X hatte ich selbst nie, kenne aber die Spezifikationen und habe es selbst einige Male gespielt. Das N1X bietet so ziemlich das gleiche wie das NU1X mit Ausnahme der Spielmechanik und der Bauform. Zusätzlich bietet das N1X noch ein verbessertes Bösendorfer Sampling.
Das CLP-685 ist ansich nicht schlecht. Was es meiner Meinung nach mies macht ist die Tastatur. Sie ist schwergängig und fühlt sich unnatürlich an. Manche beschreiben es wie eine Schreibmaschine. Man hat ständig das Gefühl gegen ein Hindernis anzukämpfen. Bei den beiden AG Modellen ist dies aufgrund der verbauten Flügel- bzw. Klaviermechanik nicht der Fall. Dafür sind sie eben auch teurer. Das ist trotzdem kein Argument eine absichtlich schlechte Flügelsimulation zu verbauen. Speziell die neue GFIII Tastatur von Kawai in den aktuellsten Modellen zeigt, dass man auch ohne kompletter Spielmechanik eine schöne fluffige Spielerfahrung hinbekommen kann, ohne den Reiz der Hybridmodelle zu schmälern. Rein vom Spielgefühl bietet das N1X die beste Erfahrung, auch wenn ich sagen muss, dass mir sowohl die Mechanik des NV-5 und des NV-10 jeweils besser gefallen. Die Yamaha Tastaturen in den AG Modellen fühlen sich beim Spielen irgendwie steril an. In Puncto Präzision sind alle mehr oder weniger gleich gut. Die Ausnahme hier ist das NU1X. Dort sind lediglich optische Sensoren unter den Tasten verbaut, was beim Vorgänger dem NU1 als auch dem NU1X bis zum aktuellen Firmwareupdate Probleme bei der Klangerzeugung verursachen konnte. Je nach Geschwindigkeit des Tastendrucks wurde eine Deadnote provoziert. Bei einem normalen Klavier würde einfach kein Ton erklingen. Bei den NU Modellen ertönte stattdessen ein lauter Ton als hätte man mit voller Kraft die Note gespielt. Dieses Problem ist aber durch das zuvor genannte Firmwareupdate eliminiert. Ich selbst hatte das NU1X vor dem Update bekommen und hatte dieses Problem einige Male. Später nach dem Update trat dies nie wieder auf.
Das N1X als auch die anderen Hybride von Kawai besitzen Sensoren für die Hammerposition und sind in dem Fall im Vorteil gewesen, da sich die Anschlagsgeschwindigkeit damit wesentlich präziser messen lässt. Beim CLP-685 wird das über den Standard 3-fach Sensor den es mittlerweile in fast jedem Piano gibt gelöst.
Zwischen dem CLP-685 als auch dem NU1X gibt es technisch gar nicht soviele Unterschiede. Das CLP-685 hat ein LCD Display um bequem durch alle Einstellungen zu navigieren. Beim NU1X ist es spartanischer gehalten und man muss über Tastenkombinationen arbeiten. Seit Yamaha die Smart Pianist App aktualisiert hat, kann man dies bequem über ein Tablet oder Smartphone machen und hätte den Nachteil damit mehr oder weniger ausradiert. Das gleiche gilt übrigens auch fürs N1X.
Darüber hinaus ist das NU1X zwar auf dem Papier etwas schwächer von den Lautsprechern ausgestattet, bietet aber meiner Meinung nach den besseren und volleren Klang. Das CLP-685 schafft es mit seinen ingesamt 300 Watt nicht, das volle Potenzial der Klangerzeugung rüber zu bringen wie das NU1X mit seinen 180W. Laut Aussagen diverser Fachhändler, soll es einen Unterschied in der Anzahl der Samples pro Taste geben, konnte es aber mangels harter Fakten die nicht aufzufinden waren nicht verifizieren. Meiner Meinung nach besitzen das NU1X als auch das CLP-685 die gleiche Klangerzeugung, lediglich die Lautsprecherkonfiguration ist unterschiedlich. Dafür spricht, dass sich beide Instrumente im Kopfhörerbetrieb exakt gleich anhören.
Das CLP-685 liefert insgesamt viel mehr klangliche Möglichkeiten. Eine ganze Reihe an Klavierklängen, Upright Piano, Orgeln usw. decken eine große Bandbreite an verschiedenen Sachen ab. Dazu gibt es noch eine Sounddatenbank mit hunderten weiteren Klängen (Donnergrollen, Glocken, selbst der berühmte Wilhelm Scream ist dabei). Diese Fülle hat das NU1X nicht. da muss man sich mit den 15 Klängen begnügen die da sind. Für jemanden der nur Klavierspielen will reicht das aber auch. Das CLP-685 hat dazu noch einen 16-Spur Recorder womit man viele der Klänge beliebig übereinander spielen und damit komplette Songs komponieren kann. Das funktioniert beim NU1X ebenfalls nicht, da es nur eine Spur im Recorder gibt. Alle anderen Funktionen sind in beiden Geräten vorhanden, unter anderem Bluetooth Audio und das USB-Audio Interface. Letzteres ist meiner Meinung nach mit das beste Feature an den Modellen. Damit lässt sich spielend einfach über ein einzelnes USB-to-Host Kabel der Klang aus einem Softwarepiano direkt in die Lautsprecher des Instruments spielen. Noch besser wird es, da dieses Signal auch direkt in die Kopfhöreranschlüsse durchgeschleift wird und man diese nicht an den Rechner o.ä. anschließen muss. Das fehlt den aktuellen Kawai Modellen komplett. Ich hatte damals mit dem Line-in Kabel am NV-10 herumexperimentiert. Die Soundqualität war unterirdisch und das Signal kam bei angeschlossenen Kopfhörern nur im Monobetrieb an.
Fast alles gilt wie oben bereits beschrieben auch für das N1X. Wenn ich mir heute ein neues Piano kaufen würde, wären meine Favoriten in absteigender Reihenfolge:
1. Kawai NV-10 / Yamaha N1X
2. Kawai NV-5
3. Kawai CA-99
4. Yamaha NU1X
5. Yamaha CLP-685
Zu 1:
Beide Instrumente primär aufgrund der Flügelmechnik. Es bietet ein sehr authentisches Spielgefühl. Leider arbeiten beide lediglich mit Lautsprechern + Subwoofer was ich klanglich nicht super gelöst finde, da sie nach oben oder unten abstrahlen und den Klang stark aufteilen. Das N1X wäre für mich ohne die Spielmechanik auf dem 4. Platz vor dem NU1X aufgrund der sparsamen Ausstattung.
Zu 2:
Es bietet meiner Meinung nach das beste Spielgefühl eines Upright-Klaviers, es wirkt lebendiger weil der Anschlag sich wesentlich natürlicher/näher an ein akkustisches Klavier anfühlt. Es ist deutlich angenehmer zu spielen als das NU1X, speziell im hinteren Bereich der Tasten. Bei den Flügelmechaniken und den Flügelsimulationen mit langen Tasten fällt das nicht so auf. Es ist außerdem mit einem Soundboard ausgestattet statt einem Subwoofer was den Klang voller und natürlicher wirken lässt. Außerdem versetzt es das ganze Instrument in Schwingung und wirkt dadurch lebendiger. Und es sieht absolut schnieke aus.
Zu 3:
Im Prinzip das NV-5 ohne Klaviermechanik. Es hat mit die umfangreichste Ausstattung was Einstellungen, Klänge und weitere Möglichkeiten angeht und ist in einigen Bereichen auf dem aktuelleren Stand als die NV Modelle von Kawai. Die Tastatur ist meiner Meinung nach vom Spielgefühl das nächste was man an einer ordentlichen Flügelsimulation bekommen kann und sticht selbst das NU1X aus.
Zu 4:
Die Lautsprecherkonfiguration ist auch ohne Soundboard absolut top und lässt sich z.B. richtig gut als Lautsprecher für Audiostreaming verwenden. Die Tastatur ist nicht ganz so gut wie im NV-5. Im hinteren Teil der Tasten muss man schon ganz schön draufhauen damit sich das was bewegt. Ist allerdings nicht unbedingt untypisch für Upright-Tastaturen. Die Klangvielfalt ist nicht üppig, dafür mit dem typischen soliden CFX Klang ausgestattet.
Zu 5:
Eigentlich würde ich das Instrument ebenfalls zumindest auf dem 3. Platz sehen aber die Tastatur zieht das durchaus attraktive Gesamtpaket einfach nach unten. Ich weiß nicht was Yamaha sich dabei gedacht hat. Diese Tastatur wurde extra für die beiden Topmodelle der CLP-6XX Reihe entwickelt und ersetzt die NWX-Tastatur der Vorgänger. Ironischerweise finden die meisten die NWX-Tastatur trotz der kürzeren Tasten wesentlich besser. Auch ich tat mich mit der Tastatur schwer. Man gewöhnt sich zwar ein Stück daran, aber man merkt vor Allem im Vergleich zu anderen Tastaturen einen Unterschied. Sie ist viel zu schwerfällig für diese langen Tasten.
Das ist natürlich nur meine Einschätzung. Abhängig von den Anforderungen ist das eine oder andere Instrument besser geeignet und anspielen sollte man alles sowieso persönlich. Was dem einen gefällt, muss für den anderen noch lange nicht gelten. Auch wenn es so aussieht, als würde ich nur Kawai Modelle empfehlen, ist dies lediglich dem Umstand geschuldet, dass Yamaha in den letzten Jahren keine großen Sprünge gewagt hat. Es werden immer noch AGs mit Technik von vor 7 - 8 Jahren für Tausende Euro verkauft, was ich gelinde gesagt eine absolute Frechheit finde. Neue Modellreihen haben in den letzten Jahren hier und da ein paar Dinge bekommen aber viel wurde da bisher nicht gemacht. Ich hoffe einfach, dass die neue Reihe (sofern diese mal angekündigt wird) frischen Wind reinbringt.