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Keyboards
Roland Jupiter X/Xm Review
Mit dem Roland Jupiter X bzw. dem Xm legt Roland eine neue Jupiter Generation in gleich zwei verschiedenen Größen auf. Nach dem doch eher enden wollenden Erfolg der Jupiter 80/50 Reihe, ist hier ein Multi Synthese Monster am Start, der sowohl klassische Roland Synths wie Jupiter 8, Juno 106 oder die JX Reihe erstaunlich detailgetreu emuliert, als auch moderne Sounds mit einer neuen Zen Core genannten Synthese ermöglicht. Wie er klanglich abschneidet, und wie man einen Synth mit derzeit sechs Engines über ein fünf Zeilen Display bedient erfahrt ihr in meinem Review. Zum grundlegenden Verständnis sei noch gesagt, dass ein Einzelsound im Jupiter X/Xm Tone heißt und vier dieser Tones plus einem Drum Part in eine Scene zusammen gefasst werden.
ENGINE
Die grundlegende Engine nennt sich ACB (Analogue Circuit Behaviour), ist aus der Roland Boutique Serie bekannt und für seine sehr detailreichen und akkuraten Emulationen klassischer Roland Synths bekannt. Im neuen Jupiter X/Xm werkt jetzt eine laut Roland abgespeckte Version von ACB, die sich ZEN Core nennt und ebenfalls im aktuellen Fantom, der AX Edge Keytar, der MC707, weiteren Geräten, sowie auch in der Roland VST Cloud zu finden ist. Patches sollen in Zukunft zwischen all diesen Geräten und dem VST Plugin ausgetauscht werden können, was eine einmalige, wirklich neuartige und praktische Sache ist. Sounds aus der Roland Cloud sollen also direkt aus der Studio Produktion in ein Bühneninstrument übertragen werden können.
Im Gegensatz zu ACB in den Boutiques und der System 8/1 Reihe, bietet ZEN Core deutlich mehr Stimmen (32 bei VA und 250 bei PCM vs. maximal 8), verzichtet laut Roland aber im Gegenzug auf ein paar Details in der Emulation, ohne uns mit zu teilen, welche Details das sind. Man weiß also nicht, ob das tatsächlich der Fall ist, oder ob Roland einfach nur eine Grenze zu der Boutique und System 8/1 Reihe ziehen will. Experten hören einen Unterschied, es kann uns im Prinzip aber sowieso egal sein. Grundsätzlich ist ACB, bzw. ZEN Core aber einfach Physical Modelling von Schaltkreisen und Bauteilen, in diesem Fall für meinen Geschmack sehr gut umgesetzt und auf Augenhöhe mit PM Platzhirschen wie U-He. Hier ein Filter Vergleichsvideo zwischen Jupiter X und Juno 60.
Auch wenn die Vintage Models die originalen Parameter der Synths haben, so liegt offenbar immer ZEN Core als Engine zugrunde. Mit ein wenig Kenntnis kann man sich alle Models in ZEN Core zusammen basteln. Ein User hat da eine Parameter Aufstellung gemacht, um aus ZEN Core einen Jupiter, Juno oder JX zu machen. Sehr interessant!
Vintage Settings für ZEN Core
Zu den Filtern in der ZEN Core Engine ist noch zu sagen, dass es mit TVF und VCF zwei verschiedene grundsätzliche Filter Typen gibt. Der TVF Filter ist wohl aus alten Boards wie dem XV oder den alten Fantoms entnommen und stellt neben den klassischen Lowpass, Highpass und Bandpass einen Peak Filter und zwei weitere Lowpass Filter Varianten LP2 und LP3 in 12 und 24db Flankensteilheit zur Verfügung. Der VCF Filter dürfte ein neuerer Filter sein und bietet in der Jupiter X/Xm Serie nur Lowpass Varianten mit 12, 18 und 24db Flankensteilheit. Die VCF Variante klingt dabei schon wertiger, gibt es aber eben nur als Lowpass. Diese Informationen sind semi Spekulationen aus diversen Foren.
Per Analog Feel oder Pitch Drift (das heißt je nach Engine anders), kann man zufällige Varianzen im Pitch erzeugen, um so die kleinen Ungenauigkeiten der OSCs analoger Synths zu simulieren. Mittlerweise fast Standard bei VA Synths. Der Parameter Condition weitet das auch auf weitere Parameter aus, um das Alter eines Synths zu simulieren. Diese Parameter sind pro Tone speicherbar. Darüber hinaus gibt es einen globalen Age Parameter, der ähnlich wie der Condition Parameter arbeitet, aber eben global ist. Völlig absurd wird es bei der globalen Warm Up Funktion, bei der die Zeit simuliert wird, bis ein analoger Synth warm und somit stimmstabil wird. Es dürfte hier tatsächlich ein Thermometer die aktuelle Temperatur im Synth messen und von einer einstellbaren Temperatur ausgehend, ändert sich das Verhalten des X/Xm über ca. 10 Sekunden oder 10 Minuten, je nach Wunsch. WTF?! Hier musste ich herzhaft lachen.
SYNTH MODELS
Ab Werk sind folgende Vintage Models geladen und in ihren ursprünglichen Features, Eigenheiten und Parametern abgebildet: Jupiter 8, Juno 106, JX8P, SH101. Des Weiteren stehen mit der RD Engine ein hochwertiges Piano mit ein paar Presets, der XV Engine ein umfangreicher Sample Player mit einem großen Fundus an (schon recht angestaubten) Brot und Butter Sounds der XV Reihe, ein (derzeit noch?) parameterloser Vocoder und eben die JPX ZEN Core Engine zur Verfügung. Massiv und reichhaltig sowohl was PCM als auch was VA betrifft. Die Vintage Models können mittels Parameter Expansion, speicherbar pro Tone, noch erweitert werden. So können Cutoff, Resonance, LFO Rate, und Filter ENV Depth über einen größeren Bereich geregelt werden als in den originalen Synths. Ansonsten hat man hier die ursprünglichen Parameter und Features, mit allen Eigenheiten und Einschränkungen unter den Fingern. Die RD Engine und der Vocoder können nur einmal pro Scene im Part 1 verwendet werden, für die anderen Engines gelten keine derartigen Einschränkungen.
Weitere Models und auch Wave Expansions, also neue Samples, sollen laut Roland noch kommen und in den Jupiter X/Xm geladen werden können. Es dürfte also irgendein Flash Speicher im X/Xm vorhanden sein und man darf gespannt sein, ob man auch mal eigene Samples in den X/Xm laden kann! Die aktuell schon verfügbaren Wave Expansion sind im Megabyte Bereich und kosten bis zu 20€. Das finde ich jetzt nicht gerade preiswert. Man kann diese Soundpacks offenbar dauerhaft mit einem Lifetime Key im Keyboard und am PC verwenden. So ganz habe ich das Cloud System aber nicht durchblickt ehrlich gesagt. Ich brauch das nicht, da müsst ihr selbst durch.
Ich persönlich hätte es spannender und wesentlich übersichtlicher gefunden, wenn man am Jupiter X/Xm einfach nur die ZEN Core Engine hat und modular Elemente der Models rein laden kann. Juno Saw in Jupiter Filter mit SH Filter Hüllkurve und JX Chorus gefällig? Im Grunde geht das auch mehr oder weniger, allerdings mit sehr vielen nötigen Anpassungen, siehe Parameter Aufstellung weiter oben. Marketing Technisch machen die einzelnen Engines natürlich mehr her und zumindest die Vintage Models lassen sich über das UI auch ganz gut bedienen.
iARP UND STEP SEQUENCER
Der Jupiter X/Xm hat einen ausgefuchsten Arpeggiator an Bord, der über die standardmäßigen Funktionen hinaus eine intelligente Begleitung bietet. iARP kann die aktuelle Tonart erkennen oder aus der Intensität des Spiels den ARP verändern. Für die Synth Parts und den Drum Part kann man separate Settings einstellen und den ARP für den Part individuell an- und abschalten. Weiters gibt es einen Haufen Parameter zur Verfeinerung wie zum Beispiel Grid Note, Grid Sync, Grid Offset, Octave Range, Transpose, Duration, Shuffle, Velocity und Offset Velocity, Timing, die Key Range wo der ARP überhaupt getriggert wird, oder Duck Part, um zu laute Töne zu minimieren wenn der ARP zweimal den gleichen Ton triggert. Ihr seht, der ARP ist wirklich deep und es passieren da Dinge die unberechenbar und oft inspirierend sind. Ein stinknormaler ARP in vielen Varianten, ohne Erkennung und iDingsi, ist auch möglich.
Der polyphone Step Sequencer lässt sich per Button aktivieren und ermöglicht eine Lauflicht Programmierung mit den 16 Part/Bank Tasten. Per Taste auf der Tastatur schaltet man auf diese Note, bzw. diesen Drum/Percussion Sound, mit den Cursor Tasten schaltet man zwischen den vier Takten um. Weiters ist es auch möglich die iARP Noten in den Step Sequencer zu übertragen und so zu bearbeiten. Das Step Sequencer Pattern wird in der Scene gespeichert.
VERARBEITUNG, ANSCHLÜSSE UND TASTATUR
Sowohl der Jupiter X als auch der Xm sind tadellos verarbeitet. Die Fader und Potis sitzen bombenfest, machen einen sehr wertigen Eindruck und lassen sich perfekt regeln. Einzig die Buttons am Xm sind irgendwie seltsam und wackelig, da hätten ähnliche Buttons wie beim X eine deutlich bessere Figur gemacht. Der Einschaltknopf am Xm ist auch etwas cheesy, aber eigentlich nicht der Rede wert.
An Anschlüssen steht in beiden Model Varianten im Grunde dasselbe zur Verfügung. Einziger Unterschied ist das Netzteil, das beim Xm extern und beim X intern mit Kaltgeräteanschluss verbaut ist. Intern ist mir persönlich lieber, aber das ist wohl dem kompakten Gehäuse des Xm geschuldet. Darüber hinaus stehen bei beiden Varianten zwei Anschlüsse für ein Sustain und ein Expression Pedal zur Verfügung, ein XLR Mic Eingang mit kleinem Gain Poti, ein 3,5mm Klinken AUX Input, sowie ein USB A und B Anschluss zum Verbinden mit PCs, bzw. zur Verwendung von USB Sticks. Vorbildlich finde ich die zwei Kopfhörer Anschlüsse, als 6,35mm hinten sowie als 3,5mm vorne und die zwei Stereo Line Outs, einmal als XLR und einmal als 6,35mm Klinke ausgeführt. Die Klinken Outs lassen sich gemeinsam mit den Phones über das System Menü separat vom XLR Ausgang regeln. Auf einen MIDI Through wurde verzichtet, es steht nur In und Out zur Verfügung, was für mich heutzutage nicht mehr so ins Gewicht fällt.
Im Jupiter Xm werkt eine 37 Tasten Mini Tastatur ohne Aftertouch, die aber etwas größer ist als zum Beispiel die Mini Tastatur im Mikrokorg oder in dem Mininova. Ich persönlich habe wenig Probleme mit Minitasten und bin hier schnell zurechtgekommen. Zur Tastatur vom X kann ich leider nichts sagen, dem Vernehmen nach soll sie aber auf der besseren Seite sein.
Relativ kurios für einen Synthesizer sind die eingebauten Lautsprecher, die durchaus gut klingen und nur im Bassbereich logischerweise keinen Punch haben. Zum Programmieren reicht das aber allemal aus. Beim Xm ist sogar ein Batteriebetrieb möglich, was ihn für das Lagerfeuer qualifiziert. Endlich mal den Gitarristen Konkurrenz machen!
SCENES UND DAS EFFEKT SYSTEM
Um den Jupiter X/Xm zu verstehen, muss man mal grundsätzlich begreifen, dass er immer im Scene Multimode ist. Es gibt keinen Single Mode, in dem man Tones programmiert.
Pro Part gibt es sogenannte Scene Offsets, mit denen man Änderungen am Tone dieses Parts machen kann, ohne den Tone nochmal speichern zu müssen. Das geht von sämtlichen ENVs, LFOs, über Cutoff und Resonance bis Mono/Poly, Portamento und Velocity Control. Das ist sehr praktisch, eröffnet aber auch eine weitere Ebene der Synthese inkl. einen Haufen Fallen, dazu später mehr in der Praxis.
Weiters ist nur der MFX im Tone gespeichert. Reverb, Delay, Chorus und Overdrive sind Scene Send Effekte. Die MFX haben übrigens eine 4x4 Mod Matrix, die je nach Effekt bestimmte Parameter in den Zugriff von Slider, Button, oder Pedals bringen. Der Scene Reverb und Chorus lassen sich nur über die Tone Mod Matrix im Send Level regeln. Das Scene Delay kann man gar nicht über die Mod Matrix regeln. Absolut unverständlich, es wäre doch aufgelegt, die Delay Time oder auch das Feedback mittels Slider zu kontrollieren, hier wäre ein Update noch willkommen. Tap Tempo für das Delay kann man aber auf einen Button legen. Am Jupiter X gibt es extra Potis für Delay Time und Feedback.
Die Reverbs sind zwar Roland typisch eher nicht high end, aber durchaus variabel und brauchbar. Die Delays sind ebenfalls in diese Kategorie einzuordnen. Beim Scene Overdrive wären ein paar Varianten nett, hier gibt es nur einen Drive Regler. Die MFX bieten eine mehr als üppige Anzahl an Mod, Delay, Filter, Chorus, Dynamics, Pitch, Lo Fi, Combi und Spezial Effekte, wie zum Beispiel modellierte Vintage Mod Effekte. Klanglich geht da wirklich viel und das ist auch durchwegs überzeugend. Pro Tone steht ein MFX zur Verfügung, wobei mit den Combi Effekten auch mehrere verschiedene Effekttypen gleichzeitig möglich sind.
USER INTERFACE
Ich habe einen Jupiter Xm, dementsprechend beziehen sich meine Eindrücke bezüglich des User Interfaces natürlich eher auf diese Variante. Die Wheels beim Xm sind schon recht klein, da muss man sich etwas dran gewöhnen bis man, vor allem das Pitch Wheel, unter Kontrolle hat. Nach ein paar Tagen ist das aber auch kein Problem mehr. Beim X ist das kein Thema, hier kommen neben den zwei Wheels in Standard Größe auch ein Roland Typischer Pitch/Mod Stick zum Einsatz. Massive Controller Power also, die über diverse Mod Matrixen auch separat pro Scene belegbar sind. Dazu kommen bei beiden Modellen zwei frei belegbare Fader und drei frei belegbare Buttons, die wie die zwei Pedals über das System Menü auch global belegt werden können. Eine wirklich feine Sache, wenn man schnell mal nur für einen Gig, einen Controller etwas Bestimmten zuordnen will, ohne dabei alle Scenes einzeln ändern zu müssen. Allerdings kann man nur alle Slider/Buttons auf global stellen oder keinen. Ausschließlich Button 3 auf global stellen geht zum Beispiel nicht.
Über der Tastatur befinden sich am Xm 16 Buttons die in drei verschiedenen Modi zu verwenden sind. Zum Auswählen bzw. Anschalten von Parts im Part Mode, zum Auswählen/Anschalten von OSCs im Function Mode. Wählt man mehrere Parts/OSC an, so kann man diese auch gleichzeitig editieren. Das gilt allerdings nicht für alle Engines, definitiv aber für die Zen Core Engines. Die Dritte Funktion dient zur Anzeige von Tones nach Engine oder Kategorie. Jeden der 16 Buttons kann man dabei individuell auf bis zu 8 Engines/Kategorien, oder zum Anzeigen der User Tones einstellen. Sehr nett! Die Funktionsweise wird dabei mit den drei Buttons Part, Model und Function ausgewählt.
Beide Modelle haben ein eher spartanisches fünf Zeilen Display, durch das man mit Cursor Tasten und zwei Encodern navigiert, bzw. die jeweiligen Parameter regelt. Man hat hier offenbar auf die Kritik beim JD Xa gehört und Encoder verbaut, dafür aber auf Buttons zum Einstellen von Werten verzichtet. Manchmal hätte ich auch gerne Buttons, aber okay, lieber nur Encoder als nur Buttons. Die Anordnung der Encoder am Xm ist dabei etwas ungünstig, weil man beim Regeln mit den Händen direkt vor dem Display ist und es so verdeckt. Keine große Katastrophe, aber auch keine Design Meisterleistung. Beim X ist es grundsätzlich ähnlich, nur dass das Display da ganz links sitzt, was dieses Problem zwar entschärft, dafür ist es völlig aus dem Blickfeld und somit auch nicht ganz optimal. Der X hat auch noch ein zweites zusätzliches Segment Display, mittig angeordnet, das nur die Programmnummer anzeigt. Das ist schon sehr retro und eigentlich relativ unbrauchbar. Wenn da wenigstens der Programmname stehen würde hätte das schon mehr Sinn.
Das User Interface ist grundsätzlich darauf ausgelegt die Vintage Models (Jupiter, Juno, JX, SH) zu bedienen, der Jupiter X hat gegenüber dem Xm einige Controller mehr, was sich positiv auf vor allem eben diese Bedienung auswirkt. Hat man eine dieser Engines geladen, kommt man auch am Xm recht schnell und zielsicher zum gewünschten Sound. Kleinere Details wie Pitch Drift, Legato oder Portamento Einstellungen hat man im Menü schnell gefunden und eingestellt. Generell bringt einen Shift + Controller immer zu diesem Menüpunkt und man merkt schnell, dass man ohne Shortcuts viel Zeit verliert, wobei diese fast immer über die Shift Taste funktionieren. Shift + Cursor rauf/runter bringt einen zb. im Menü zur nächsten Gruppe, Shift + Part Button schaltet diesen Part auf Solo, usw. Diese Shortcuts sollte man drauf haben, wenn man den Jupiter X/Xm schnell navigieren will. Eine vollständige Aufstellung habe ich noch nicht gefunden, werde aber versuchen diese nachzureichen.
Soviel zu den Vintage Engines, wenn man aber einer der Zen Core Engines auswählt (RD-PIANO, XV-5080, PR-A, PR-B, PD-C, PR-D, COMMON, JP-X INT), dann hat man ein Monster unter den Fingern, das sich pro Tone mit vier Partials und je Partial mehr als 200 Parametern darstellt. Auf dem gebotenen fünf Zeilen Display heißt das, dass das 40 Seiten pro Partial sind. Dazu kommen aber noch Einstellungen für Scenes, iARP, Reverb, Delay, Chorus, Overdrive und MFX. In dieser Engine ist das ein hoch komplexer Synth, der dann über ein winziges Display mit zwei Encodern zu bedienen ist. Mehr dazu in der Praxis.
AUDIO INTERFACE
Der Jupiter X/Xm hat ein eingebautes Audio Interface, dass jeden der fünf Parts in Stereo, den Mikrofon Eingang, sowie zusätzlich die Stereo Summe in den PC bringt. Im Test mit meinem i7 2,8Ghz Asus Laptop und dem Roland ASIO Treiber funktionierte das auf Anhieb problemlos und lieferte bei einer Buffersize von 256 eine sehenswerte Eingangslatenz von 6ms. Roundtrip müsste dann dementsprechend 12ms sein. Sowohl das Aufnehmen und Abspielen von 6 Stereo Tracks aus dem Xm und retour via eingebaute Lautsprecher, als auch das Spielen von VSTs lief völlig problemlos, letzteres gefühlt sehr latenzfrei, ich bin da wirklich empfindlich. Das USB Playback kann man im System Menü in der Lautstärke regeln, wobei die halbe Lautstärke ausreichend laut war, um gleichzeitig mit den Jupiter Sounds dazu zu spielen. Auch mein relativ großes Ableton Projekt mit Backing Tracks das Interface mühelos gepackt. Hier hat Roland ganz stark abgeliefert!
IN DER PRAXIS
Nachdem wir uns jetzt eingehend mit dem System beschäftigt haben, geht’s an die Praxis, hier ein paar Eindrücke, natürlich wieder aus der Sicht des Xm.
Das Effektsystem birgt Fallen. Wenn man einen Tone in einen der Slots der Scene ladet, den Overdrive aufdreht, dann aber einen anderen Tone ausprobieren will, bleibt der Overdrive erhalten, weil er ja ein Scene Effekt ist. Der neu geladene Tone klingt dann de facto nicht so wie gespeichert. Dasselbe gilt natürlich für alle Scene Effekte und das muss man immer im Kopf behalten. Ein wenig krampfig, aber auch kein Weltuntergang. Reverb, Delay und Chorus sind also Scene Send Effekte pro Part, der Overdrive ist pro Part zuschaltbar mit einem globalen Amount. Der MFX ist hingegen im Tone gespeichert. Daraus schließt sich natürlich, dass man einen Tone nicht komplett mit Reverb, Delay, Chorus und Overdrive speichern kann, weil diese Scene Effekte sind. Man kann natürlich den MFX opfern, um Delay oder Chorus dauerhaft im Sound zu speichern, damit verliert man diesen aber. Für mich persönlich ist das System okay so, weil ich hauptsächlich Live mit vorgefertigten Scenes spiele, für andere könnte das aber eher suboptimal sein, das hängt natürlich von der Anwendung und den Anforderungen ab. Man muss sich bewusst sein, dass man nicht Tones, sondern Scenes spielt, auch wenn man nur einen Sound braucht.
Die dreifache Belegung der 16 Buttons bringt schon eine Menge sinnvolle Navigation mit sich, allerdings birgt auch sie Fallen, weil man immer genau drauf achten muss in welchem der drei Modi man sich gerade befindet. Ein paar Mal habe ich nicht gemerkt, dass ich gerade nicht den OSC 2, sondern Part 2 editiere. Das kleine Display hilft hier nicht unbedingt weiter, weil es kaum einen visuellen Unterschied macht, ob man nun im Part oder im Function Mode ist.
Gleiches gilt für Parameter bzw. die UI Controller generell. Je nachdem welche Engine man ausgewählt hat, kontrolliert man mit dem UI Scene oder Tone Parameter. Das heißt wenn man am Cutoff Regler dreht, kontrolliert man bei allen ZEN Core Engines (RD-PIANO, XV-5080, PR-A, PR-B, PD-C, PR-D, COMMON, JP-X INT) den Scene Offset Cutoff dieses Parts und bei allen Vintage Models den tatsächlichen Cutoff des Tones. Ist man im Menü auf der Page mit den Scene Offset, kontrollieren die UI Controller immer die Scene Offsets, ist man aber auf den Tone Page, kontrollieren sie die tatsächlichen Tone Parameter. Das ist alles schon sehr unübersichtlich, Fehlschraubungen sind vorprogrammiert. Weiters muss einem klar sein, dass die Scene Offsets bei den ZEN Core Engines auf alle Partials gleichermaßen wirken. Wenn also zwei Partials zum Beispiel gegenläufige Filter ENVs haben, dann schmeißt man sich das mit einem Scene Offset Cutoff zusammen. Geht nicht anders.
Im Grunde sind die Scene Offsets ja praktisch, weil man für kleine Änderungen nicht immer einen Tone speichern muss, aber es birgt Fallen, wenn man eben den Tone editieren will, aber gerade eigentlich am Scene Offset schraubt. Es steht dann trotzdem Cutoff (mit einem anderen Regelbereich) im Display, man kann das relativ leicht übersehen. Es kann also passieren, dass man munter drauflos schraubt, dann am Ende einen netten Sound gebastelt, die Hälfte der Parameter aber als Scene Offset eingestellt hat. Diesen Sound kann man dann so nicht als Tone speichern. Hier gilt es ständig aufzupassen, wo man denn gerade schraubt und das Display gibt nur marginal Feedback. Für meinen Geschmack sollten die UI Controller einfach immer auf den Tone greifen und die Scene Offsets nur über das Menü zu erreichen sein. Oder auch ein System wo man im Part Mode die Scene Offsets, im Function Mode aber die Tone Parameter verändert, würde mehr Sinn machen. Hier ist es nicht konsistent und verwirrend.
A propos Parameter. Vieles ist doppelt und dreifach im System. Teils, weil es klarerweise als Scene Offset und im Tone vorhanden ist, teils aber auch je nachdem welchen Mode (zB.VA, VA Sync, PCM) man ausgewählt hat. Das trägt nicht wirklich zur Übersicht bei und erschwert somit die Bedienung, da nicht immer alle Parameter wirken. Hat man zum Beispiel VA als OSC Type ausgewählt, so werden einem trotzdem alle Parameter für die PCM Waves angezeigt über die man dann drüber kurbeln muss. So sind gewisse Parameter eben doppelt und dreifach in der Liste. Einmal für VA, einmal für PCM, einmal für VA Sync, angezeigt werden sie aber immer alle. Weiters ist die Anordnung der Parameter auch etwas seltsam. So kommt die OSC Auswahl gefühlt eher am Schluss, nach allen ENVs, LFOs, Filter, Matrix und vielen weiteren Parametern. Das ist alles nicht so optimal. Diesen Synth, oder zumindest diese Engine, ohne Editor auf den Markt zu bringen ist schon sehr mutig, ein Editor wäre eigentlich Pflicht, um dieses Synthese Monster komfortabel bedienen zu können. Ein weiteres Beispiel sind die Filter. Die TVF Filter sind ja nur als 12 und 24db Variante vorhanden, trotzdem kann man 18db auswählen. Es klingt dann wie wenn man 12db ausgewählt hat, aber es steht 18db dort. Man bekommt den Eindruck, als ob Roland es drauf anlegt, den User zu verwirren.
Die verschiedenen Engines bringen es zwangsläufig mit sich, dass das User Interface nicht wirklich konsistent auf die Engines abgestimmt sein kann. Das beginnt bei den OSCs, wo es beim Jupiter 8 Wellenformen zur Auswahl gibt, bei Juno und SH aber vier OSC fix auf PW/SAW/SUB/Noise eingestellt sind, der OSC Type Regler hier also wirkungslos ist, und endet bei den ZEN Core Engines, wo gefühlt 95% der Parameter überhaupt unter der Haube sind. Ein Menü Tiefseetauchen, welches man mit zwei Encodern, vier Cursor Tasten und einem fünf Zeilen Monochrom Display bestreiten muss. Probiert mal den Step LFO mit jeweils 16 Steps und 16 Curves pro Step, sowie weiteren Parametern mit zwei Encodern einzustellen. Ich hab es einmal probiert und es deutete sich ein feiner Rhythmus Patch an, aber ehrlich gesagt verging mir so die Lust. Der Jupiter X hilft hier mit ein paar Controllern mehr nur marginal weiter, immerhin bringt einen Shift + Controller bei beiden Modellen zum zugehörigen Parameter im Menü. Bis es einen Editor gibt, oder man evtl. mit einem Plugin am PC basteln und dann zum X/Xm übertragen kann, bleibt es auch so. Stellt euch also darauf ein!
Etwas seltsam ist es, dass eine initialisierte Scene automatisch vier Tones aus der Factory Sektion lädt. Initialisierte Tones sind aber nackte Wellenformen ohne nichts.
Und jetzt zum Positiven. Die freie Belegung der 16 Model/Kategorie Bänke ist eine feine Sache und sehr praxistauglich. Hier kann man sich 16 Bänke zu jeweils 8 Models/Kategorien zusammenbauen und so personalisieren. Ich habe mir 15 Bänke gebaut und auf der 16. Bank meine User Tones abgelegt. Nett wäre es, wenn man Favoriten Bänke hätte, um so aus allen Tones seine Favoriten schnell zu finden. Wählt man eine Bank aus bringt einen die Enter Taste zur Liste der zur Bank zugehörigen Tones, das ist praktisch. Beim ersten rudimentären zusammen basteln von Scenes, konnte ich so sehr schnell zwischen Kategorien und Modellen wechseln und habe auch immer recht schnell was Passendes aus den kolportierten 4000 Tones gefunden, die vielen Kategorien tragen dazu ebenfalls bei. Das ist im Grunde gut gelöst.
A propos 4000 Tones. Die sind größtenteils wirklich praxistauglich und gut programmiert. Man findet sehr viel sinnvolle Sounds, die man auch direkt einsetzen kann, statt viel effekthascherisches Klimbim.
Da die meisten Sounds, die ich in meiner Band brauche, relativ einfache Basics in Richtung 80er/90er sind, konnte ich mit den Vintage Models ziemlich schnell meine Scenes zusammentragen. Bei der ersten Probe hat das gleich super funktioniert, der X/Xm setzt sich bestens durch, klingt hervorragend und kann, im Gegensatz zum JD XA den ich davor hatte, auch moderne Sounds mit heftigerer Modulation wirklich gut. Soundmäßig hat er den Nord Lead A1 in meiner persönlichen VA Rangliste abgelöst und lacht jetzt von der Spitze. Die Mühe und der Wechsel vom JD XA haben sich ausgezahlt!
Der kleine Xm hat dermaßen viel unter der Haube, dass sogar der JD XA, abgesehen von den vier analogen Stimmen, vor Neid erblasst und klanglich ist ACB, respektive ZEN Core, nochmal eine deutliche Verbesserung gegenüber der Supernatural Synth Engine in früheren Roland Boards, wie eben dem XA oder dem Jupiter 80/50.
Die Verarbeitung ist vorbildlich und on par mit Nord oder Yamaha Boards. Der X/Xm müsste eigentlich ein langes Leben haben. XLR und Klinken Ausgänge zu haben ist sehr praktisch. Sowas findet man in kompakten Synths wie dem Xm eher selten.
FAZIT
Der neue Jupiter X/Xm ist ein absolutes edel klingendes Sound Monster, mit intelligentem Arpeggiator, Step Sequencer und der Möglichkeit weitere Models, Samples und Expansions in das Board zu laden. Die ZEN Core Engine soll ultimativ dann kompatibel mit anderen Roland Boards und dem Zenology VST Plugin sein, was wirklich ein einzigartiger und sehr progressiver Ansatz ist. Die vollumfängliche Zenology Pro Version soll bald kommen. Klanglich ist das absolut hochwertig, vielseitig und gehört zum Besten, was ich an Hard- und Software je unter den Fingern hatte.
Einen fetten Minuspunkt bekommt die Bedienung, vor allem die der ZEN Core Engine, die man de facto nur über das Menü bedienen muss. Dieser Synth hat derartig viele Ebenen, Models und Synthesen, dass man erstmal eine Zeit braucht, um das zu überhaupt erfassen. Mehrmals habe ich geglaubt, ihn verstanden zu haben, um dann doch nochmal auf noch einen neuen großen Aspekt, eine Falle oder Doppelgleisigkeit zu stoßen. Und selbst wenn man dann mal durch ist, ist das Menü leider recht verwirrt aufgebaut und vermittelt nicht wirklich ein logisches System dahinter. Hier hätte ein Display, ähnlich wie im neuen Fantom, und ein vollumfänglicher Editor eigentlich sein müssen. Ich dachte das Roland SPDS Sample Pad ist der Gipfel des Mini Display Schraubens, aber der X/Xm legt noch eine gewaltige Schippe drauf.
Wenn man live nicht von Grund neu schrauben will oder muss, bzw. auch sonst eher nicht so der Schrauber ist, dann bekommt man hier verdammt viel Synthesizer auf einer wachsenden und sehr breit aufgestellten Plattform. Im Studio kann man sich das antun, aber da würde ich dann ein bisschen warten und gleich zum Zenology Pro VST Plugin greifen, das einen vollen Zugriff auf ZEN Core bietet. Für einen Synth Nerd, der sich intuitiv in Synthesen verlieren will, würde der Menü Wahnsinn wohl schon sehr nervig werden. Da muss jeder für sich abwägen. Hier bleibt er erstmal in meinem Setup.
+ Hochwertiger Sound
+ Viele praxistaugliche Presets
+ Erstklassige Verarbeitung
+ Sehr authentische Vintage Models
+ Kann auch modernen Sound
+ Eingebaute Lautsprecher und Batteriebetrieb (Batterie beim Xm)
+ Cross Plattform mit anderen Boards und dem VST Plugin Zenology
+ Eingebautes Mehrkanal Interface mit guter Latenz
+ XLR und Klinken Outs, Headphone Anschlüsse als Mini und normaler Klinke
- Viel zu kleines Display, für diese Masse an Parametern
- Bedienung mit massivem Menütauchen, vor allem bei ZEN Core
- Einige Doppelgleisigkeiten und Fallen in der Bedienung
- Wave/Sound Expansions teilweise nicht gerade preiswert
- Keine Favoriten Bänke
Mit dem Roland Jupiter X bzw. dem Xm legt Roland eine neue Jupiter Generation in gleich zwei verschiedenen Größen auf. Nach dem doch eher enden wollenden Erfolg der Jupiter 80/50 Reihe, ist hier ein Multi Synthese Monster am Start, der sowohl klassische Roland Synths wie Jupiter 8, Juno 106 oder die JX Reihe erstaunlich detailgetreu emuliert, als auch moderne Sounds mit einer neuen Zen Core genannten Synthese ermöglicht. Wie er klanglich abschneidet, und wie man einen Synth mit derzeit sechs Engines über ein fünf Zeilen Display bedient erfahrt ihr in meinem Review. Zum grundlegenden Verständnis sei noch gesagt, dass ein Einzelsound im Jupiter X/Xm Tone heißt und vier dieser Tones plus einem Drum Part in eine Scene zusammen gefasst werden.
ENGINE
Die grundlegende Engine nennt sich ACB (Analogue Circuit Behaviour), ist aus der Roland Boutique Serie bekannt und für seine sehr detailreichen und akkuraten Emulationen klassischer Roland Synths bekannt. Im neuen Jupiter X/Xm werkt jetzt eine laut Roland abgespeckte Version von ACB, die sich ZEN Core nennt und ebenfalls im aktuellen Fantom, der AX Edge Keytar, der MC707, weiteren Geräten, sowie auch in der Roland VST Cloud zu finden ist. Patches sollen in Zukunft zwischen all diesen Geräten und dem VST Plugin ausgetauscht werden können, was eine einmalige, wirklich neuartige und praktische Sache ist. Sounds aus der Roland Cloud sollen also direkt aus der Studio Produktion in ein Bühneninstrument übertragen werden können.
Im Gegensatz zu ACB in den Boutiques und der System 8/1 Reihe, bietet ZEN Core deutlich mehr Stimmen (32 bei VA und 250 bei PCM vs. maximal 8), verzichtet laut Roland aber im Gegenzug auf ein paar Details in der Emulation, ohne uns mit zu teilen, welche Details das sind. Man weiß also nicht, ob das tatsächlich der Fall ist, oder ob Roland einfach nur eine Grenze zu der Boutique und System 8/1 Reihe ziehen will. Experten hören einen Unterschied, es kann uns im Prinzip aber sowieso egal sein. Grundsätzlich ist ACB, bzw. ZEN Core aber einfach Physical Modelling von Schaltkreisen und Bauteilen, in diesem Fall für meinen Geschmack sehr gut umgesetzt und auf Augenhöhe mit PM Platzhirschen wie U-He. Hier ein Filter Vergleichsvideo zwischen Jupiter X und Juno 60.
Auch wenn die Vintage Models die originalen Parameter der Synths haben, so liegt offenbar immer ZEN Core als Engine zugrunde. Mit ein wenig Kenntnis kann man sich alle Models in ZEN Core zusammen basteln. Ein User hat da eine Parameter Aufstellung gemacht, um aus ZEN Core einen Jupiter, Juno oder JX zu machen. Sehr interessant!
Vintage Settings für ZEN Core
Zu den Filtern in der ZEN Core Engine ist noch zu sagen, dass es mit TVF und VCF zwei verschiedene grundsätzliche Filter Typen gibt. Der TVF Filter ist wohl aus alten Boards wie dem XV oder den alten Fantoms entnommen und stellt neben den klassischen Lowpass, Highpass und Bandpass einen Peak Filter und zwei weitere Lowpass Filter Varianten LP2 und LP3 in 12 und 24db Flankensteilheit zur Verfügung. Der VCF Filter dürfte ein neuerer Filter sein und bietet in der Jupiter X/Xm Serie nur Lowpass Varianten mit 12, 18 und 24db Flankensteilheit. Die VCF Variante klingt dabei schon wertiger, gibt es aber eben nur als Lowpass. Diese Informationen sind semi Spekulationen aus diversen Foren.
Per Analog Feel oder Pitch Drift (das heißt je nach Engine anders), kann man zufällige Varianzen im Pitch erzeugen, um so die kleinen Ungenauigkeiten der OSCs analoger Synths zu simulieren. Mittlerweise fast Standard bei VA Synths. Der Parameter Condition weitet das auch auf weitere Parameter aus, um das Alter eines Synths zu simulieren. Diese Parameter sind pro Tone speicherbar. Darüber hinaus gibt es einen globalen Age Parameter, der ähnlich wie der Condition Parameter arbeitet, aber eben global ist. Völlig absurd wird es bei der globalen Warm Up Funktion, bei der die Zeit simuliert wird, bis ein analoger Synth warm und somit stimmstabil wird. Es dürfte hier tatsächlich ein Thermometer die aktuelle Temperatur im Synth messen und von einer einstellbaren Temperatur ausgehend, ändert sich das Verhalten des X/Xm über ca. 10 Sekunden oder 10 Minuten, je nach Wunsch. WTF?! Hier musste ich herzhaft lachen.
SYNTH MODELS
Ab Werk sind folgende Vintage Models geladen und in ihren ursprünglichen Features, Eigenheiten und Parametern abgebildet: Jupiter 8, Juno 106, JX8P, SH101. Des Weiteren stehen mit der RD Engine ein hochwertiges Piano mit ein paar Presets, der XV Engine ein umfangreicher Sample Player mit einem großen Fundus an (schon recht angestaubten) Brot und Butter Sounds der XV Reihe, ein (derzeit noch?) parameterloser Vocoder und eben die JPX ZEN Core Engine zur Verfügung. Massiv und reichhaltig sowohl was PCM als auch was VA betrifft. Die Vintage Models können mittels Parameter Expansion, speicherbar pro Tone, noch erweitert werden. So können Cutoff, Resonance, LFO Rate, und Filter ENV Depth über einen größeren Bereich geregelt werden als in den originalen Synths. Ansonsten hat man hier die ursprünglichen Parameter und Features, mit allen Eigenheiten und Einschränkungen unter den Fingern. Die RD Engine und der Vocoder können nur einmal pro Scene im Part 1 verwendet werden, für die anderen Engines gelten keine derartigen Einschränkungen.
Weitere Models und auch Wave Expansions, also neue Samples, sollen laut Roland noch kommen und in den Jupiter X/Xm geladen werden können. Es dürfte also irgendein Flash Speicher im X/Xm vorhanden sein und man darf gespannt sein, ob man auch mal eigene Samples in den X/Xm laden kann! Die aktuell schon verfügbaren Wave Expansion sind im Megabyte Bereich und kosten bis zu 20€. Das finde ich jetzt nicht gerade preiswert. Man kann diese Soundpacks offenbar dauerhaft mit einem Lifetime Key im Keyboard und am PC verwenden. So ganz habe ich das Cloud System aber nicht durchblickt ehrlich gesagt. Ich brauch das nicht, da müsst ihr selbst durch.
Ich persönlich hätte es spannender und wesentlich übersichtlicher gefunden, wenn man am Jupiter X/Xm einfach nur die ZEN Core Engine hat und modular Elemente der Models rein laden kann. Juno Saw in Jupiter Filter mit SH Filter Hüllkurve und JX Chorus gefällig? Im Grunde geht das auch mehr oder weniger, allerdings mit sehr vielen nötigen Anpassungen, siehe Parameter Aufstellung weiter oben. Marketing Technisch machen die einzelnen Engines natürlich mehr her und zumindest die Vintage Models lassen sich über das UI auch ganz gut bedienen.
iARP UND STEP SEQUENCER
Der Jupiter X/Xm hat einen ausgefuchsten Arpeggiator an Bord, der über die standardmäßigen Funktionen hinaus eine intelligente Begleitung bietet. iARP kann die aktuelle Tonart erkennen oder aus der Intensität des Spiels den ARP verändern. Für die Synth Parts und den Drum Part kann man separate Settings einstellen und den ARP für den Part individuell an- und abschalten. Weiters gibt es einen Haufen Parameter zur Verfeinerung wie zum Beispiel Grid Note, Grid Sync, Grid Offset, Octave Range, Transpose, Duration, Shuffle, Velocity und Offset Velocity, Timing, die Key Range wo der ARP überhaupt getriggert wird, oder Duck Part, um zu laute Töne zu minimieren wenn der ARP zweimal den gleichen Ton triggert. Ihr seht, der ARP ist wirklich deep und es passieren da Dinge die unberechenbar und oft inspirierend sind. Ein stinknormaler ARP in vielen Varianten, ohne Erkennung und iDingsi, ist auch möglich.
Der polyphone Step Sequencer lässt sich per Button aktivieren und ermöglicht eine Lauflicht Programmierung mit den 16 Part/Bank Tasten. Per Taste auf der Tastatur schaltet man auf diese Note, bzw. diesen Drum/Percussion Sound, mit den Cursor Tasten schaltet man zwischen den vier Takten um. Weiters ist es auch möglich die iARP Noten in den Step Sequencer zu übertragen und so zu bearbeiten. Das Step Sequencer Pattern wird in der Scene gespeichert.
VERARBEITUNG, ANSCHLÜSSE UND TASTATUR
Sowohl der Jupiter X als auch der Xm sind tadellos verarbeitet. Die Fader und Potis sitzen bombenfest, machen einen sehr wertigen Eindruck und lassen sich perfekt regeln. Einzig die Buttons am Xm sind irgendwie seltsam und wackelig, da hätten ähnliche Buttons wie beim X eine deutlich bessere Figur gemacht. Der Einschaltknopf am Xm ist auch etwas cheesy, aber eigentlich nicht der Rede wert.
An Anschlüssen steht in beiden Model Varianten im Grunde dasselbe zur Verfügung. Einziger Unterschied ist das Netzteil, das beim Xm extern und beim X intern mit Kaltgeräteanschluss verbaut ist. Intern ist mir persönlich lieber, aber das ist wohl dem kompakten Gehäuse des Xm geschuldet. Darüber hinaus stehen bei beiden Varianten zwei Anschlüsse für ein Sustain und ein Expression Pedal zur Verfügung, ein XLR Mic Eingang mit kleinem Gain Poti, ein 3,5mm Klinken AUX Input, sowie ein USB A und B Anschluss zum Verbinden mit PCs, bzw. zur Verwendung von USB Sticks. Vorbildlich finde ich die zwei Kopfhörer Anschlüsse, als 6,35mm hinten sowie als 3,5mm vorne und die zwei Stereo Line Outs, einmal als XLR und einmal als 6,35mm Klinke ausgeführt. Die Klinken Outs lassen sich gemeinsam mit den Phones über das System Menü separat vom XLR Ausgang regeln. Auf einen MIDI Through wurde verzichtet, es steht nur In und Out zur Verfügung, was für mich heutzutage nicht mehr so ins Gewicht fällt.
Im Jupiter Xm werkt eine 37 Tasten Mini Tastatur ohne Aftertouch, die aber etwas größer ist als zum Beispiel die Mini Tastatur im Mikrokorg oder in dem Mininova. Ich persönlich habe wenig Probleme mit Minitasten und bin hier schnell zurechtgekommen. Zur Tastatur vom X kann ich leider nichts sagen, dem Vernehmen nach soll sie aber auf der besseren Seite sein.
Relativ kurios für einen Synthesizer sind die eingebauten Lautsprecher, die durchaus gut klingen und nur im Bassbereich logischerweise keinen Punch haben. Zum Programmieren reicht das aber allemal aus. Beim Xm ist sogar ein Batteriebetrieb möglich, was ihn für das Lagerfeuer qualifiziert. Endlich mal den Gitarristen Konkurrenz machen!
SCENES UND DAS EFFEKT SYSTEM
Um den Jupiter X/Xm zu verstehen, muss man mal grundsätzlich begreifen, dass er immer im Scene Multimode ist. Es gibt keinen Single Mode, in dem man Tones programmiert.
Pro Part gibt es sogenannte Scene Offsets, mit denen man Änderungen am Tone dieses Parts machen kann, ohne den Tone nochmal speichern zu müssen. Das geht von sämtlichen ENVs, LFOs, über Cutoff und Resonance bis Mono/Poly, Portamento und Velocity Control. Das ist sehr praktisch, eröffnet aber auch eine weitere Ebene der Synthese inkl. einen Haufen Fallen, dazu später mehr in der Praxis.
Weiters ist nur der MFX im Tone gespeichert. Reverb, Delay, Chorus und Overdrive sind Scene Send Effekte. Die MFX haben übrigens eine 4x4 Mod Matrix, die je nach Effekt bestimmte Parameter in den Zugriff von Slider, Button, oder Pedals bringen. Der Scene Reverb und Chorus lassen sich nur über die Tone Mod Matrix im Send Level regeln. Das Scene Delay kann man gar nicht über die Mod Matrix regeln. Absolut unverständlich, es wäre doch aufgelegt, die Delay Time oder auch das Feedback mittels Slider zu kontrollieren, hier wäre ein Update noch willkommen. Tap Tempo für das Delay kann man aber auf einen Button legen. Am Jupiter X gibt es extra Potis für Delay Time und Feedback.
Die Reverbs sind zwar Roland typisch eher nicht high end, aber durchaus variabel und brauchbar. Die Delays sind ebenfalls in diese Kategorie einzuordnen. Beim Scene Overdrive wären ein paar Varianten nett, hier gibt es nur einen Drive Regler. Die MFX bieten eine mehr als üppige Anzahl an Mod, Delay, Filter, Chorus, Dynamics, Pitch, Lo Fi, Combi und Spezial Effekte, wie zum Beispiel modellierte Vintage Mod Effekte. Klanglich geht da wirklich viel und das ist auch durchwegs überzeugend. Pro Tone steht ein MFX zur Verfügung, wobei mit den Combi Effekten auch mehrere verschiedene Effekttypen gleichzeitig möglich sind.
USER INTERFACE
Ich habe einen Jupiter Xm, dementsprechend beziehen sich meine Eindrücke bezüglich des User Interfaces natürlich eher auf diese Variante. Die Wheels beim Xm sind schon recht klein, da muss man sich etwas dran gewöhnen bis man, vor allem das Pitch Wheel, unter Kontrolle hat. Nach ein paar Tagen ist das aber auch kein Problem mehr. Beim X ist das kein Thema, hier kommen neben den zwei Wheels in Standard Größe auch ein Roland Typischer Pitch/Mod Stick zum Einsatz. Massive Controller Power also, die über diverse Mod Matrixen auch separat pro Scene belegbar sind. Dazu kommen bei beiden Modellen zwei frei belegbare Fader und drei frei belegbare Buttons, die wie die zwei Pedals über das System Menü auch global belegt werden können. Eine wirklich feine Sache, wenn man schnell mal nur für einen Gig, einen Controller etwas Bestimmten zuordnen will, ohne dabei alle Scenes einzeln ändern zu müssen. Allerdings kann man nur alle Slider/Buttons auf global stellen oder keinen. Ausschließlich Button 3 auf global stellen geht zum Beispiel nicht.
Über der Tastatur befinden sich am Xm 16 Buttons die in drei verschiedenen Modi zu verwenden sind. Zum Auswählen bzw. Anschalten von Parts im Part Mode, zum Auswählen/Anschalten von OSCs im Function Mode. Wählt man mehrere Parts/OSC an, so kann man diese auch gleichzeitig editieren. Das gilt allerdings nicht für alle Engines, definitiv aber für die Zen Core Engines. Die Dritte Funktion dient zur Anzeige von Tones nach Engine oder Kategorie. Jeden der 16 Buttons kann man dabei individuell auf bis zu 8 Engines/Kategorien, oder zum Anzeigen der User Tones einstellen. Sehr nett! Die Funktionsweise wird dabei mit den drei Buttons Part, Model und Function ausgewählt.
Beide Modelle haben ein eher spartanisches fünf Zeilen Display, durch das man mit Cursor Tasten und zwei Encodern navigiert, bzw. die jeweiligen Parameter regelt. Man hat hier offenbar auf die Kritik beim JD Xa gehört und Encoder verbaut, dafür aber auf Buttons zum Einstellen von Werten verzichtet. Manchmal hätte ich auch gerne Buttons, aber okay, lieber nur Encoder als nur Buttons. Die Anordnung der Encoder am Xm ist dabei etwas ungünstig, weil man beim Regeln mit den Händen direkt vor dem Display ist und es so verdeckt. Keine große Katastrophe, aber auch keine Design Meisterleistung. Beim X ist es grundsätzlich ähnlich, nur dass das Display da ganz links sitzt, was dieses Problem zwar entschärft, dafür ist es völlig aus dem Blickfeld und somit auch nicht ganz optimal. Der X hat auch noch ein zweites zusätzliches Segment Display, mittig angeordnet, das nur die Programmnummer anzeigt. Das ist schon sehr retro und eigentlich relativ unbrauchbar. Wenn da wenigstens der Programmname stehen würde hätte das schon mehr Sinn.
Das User Interface ist grundsätzlich darauf ausgelegt die Vintage Models (Jupiter, Juno, JX, SH) zu bedienen, der Jupiter X hat gegenüber dem Xm einige Controller mehr, was sich positiv auf vor allem eben diese Bedienung auswirkt. Hat man eine dieser Engines geladen, kommt man auch am Xm recht schnell und zielsicher zum gewünschten Sound. Kleinere Details wie Pitch Drift, Legato oder Portamento Einstellungen hat man im Menü schnell gefunden und eingestellt. Generell bringt einen Shift + Controller immer zu diesem Menüpunkt und man merkt schnell, dass man ohne Shortcuts viel Zeit verliert, wobei diese fast immer über die Shift Taste funktionieren. Shift + Cursor rauf/runter bringt einen zb. im Menü zur nächsten Gruppe, Shift + Part Button schaltet diesen Part auf Solo, usw. Diese Shortcuts sollte man drauf haben, wenn man den Jupiter X/Xm schnell navigieren will. Eine vollständige Aufstellung habe ich noch nicht gefunden, werde aber versuchen diese nachzureichen.
Soviel zu den Vintage Engines, wenn man aber einer der Zen Core Engines auswählt (RD-PIANO, XV-5080, PR-A, PR-B, PD-C, PR-D, COMMON, JP-X INT), dann hat man ein Monster unter den Fingern, das sich pro Tone mit vier Partials und je Partial mehr als 200 Parametern darstellt. Auf dem gebotenen fünf Zeilen Display heißt das, dass das 40 Seiten pro Partial sind. Dazu kommen aber noch Einstellungen für Scenes, iARP, Reverb, Delay, Chorus, Overdrive und MFX. In dieser Engine ist das ein hoch komplexer Synth, der dann über ein winziges Display mit zwei Encodern zu bedienen ist. Mehr dazu in der Praxis.
AUDIO INTERFACE
Der Jupiter X/Xm hat ein eingebautes Audio Interface, dass jeden der fünf Parts in Stereo, den Mikrofon Eingang, sowie zusätzlich die Stereo Summe in den PC bringt. Im Test mit meinem i7 2,8Ghz Asus Laptop und dem Roland ASIO Treiber funktionierte das auf Anhieb problemlos und lieferte bei einer Buffersize von 256 eine sehenswerte Eingangslatenz von 6ms. Roundtrip müsste dann dementsprechend 12ms sein. Sowohl das Aufnehmen und Abspielen von 6 Stereo Tracks aus dem Xm und retour via eingebaute Lautsprecher, als auch das Spielen von VSTs lief völlig problemlos, letzteres gefühlt sehr latenzfrei, ich bin da wirklich empfindlich. Das USB Playback kann man im System Menü in der Lautstärke regeln, wobei die halbe Lautstärke ausreichend laut war, um gleichzeitig mit den Jupiter Sounds dazu zu spielen. Auch mein relativ großes Ableton Projekt mit Backing Tracks das Interface mühelos gepackt. Hier hat Roland ganz stark abgeliefert!
IN DER PRAXIS
Nachdem wir uns jetzt eingehend mit dem System beschäftigt haben, geht’s an die Praxis, hier ein paar Eindrücke, natürlich wieder aus der Sicht des Xm.
Das Effektsystem birgt Fallen. Wenn man einen Tone in einen der Slots der Scene ladet, den Overdrive aufdreht, dann aber einen anderen Tone ausprobieren will, bleibt der Overdrive erhalten, weil er ja ein Scene Effekt ist. Der neu geladene Tone klingt dann de facto nicht so wie gespeichert. Dasselbe gilt natürlich für alle Scene Effekte und das muss man immer im Kopf behalten. Ein wenig krampfig, aber auch kein Weltuntergang. Reverb, Delay und Chorus sind also Scene Send Effekte pro Part, der Overdrive ist pro Part zuschaltbar mit einem globalen Amount. Der MFX ist hingegen im Tone gespeichert. Daraus schließt sich natürlich, dass man einen Tone nicht komplett mit Reverb, Delay, Chorus und Overdrive speichern kann, weil diese Scene Effekte sind. Man kann natürlich den MFX opfern, um Delay oder Chorus dauerhaft im Sound zu speichern, damit verliert man diesen aber. Für mich persönlich ist das System okay so, weil ich hauptsächlich Live mit vorgefertigten Scenes spiele, für andere könnte das aber eher suboptimal sein, das hängt natürlich von der Anwendung und den Anforderungen ab. Man muss sich bewusst sein, dass man nicht Tones, sondern Scenes spielt, auch wenn man nur einen Sound braucht.
Die dreifache Belegung der 16 Buttons bringt schon eine Menge sinnvolle Navigation mit sich, allerdings birgt auch sie Fallen, weil man immer genau drauf achten muss in welchem der drei Modi man sich gerade befindet. Ein paar Mal habe ich nicht gemerkt, dass ich gerade nicht den OSC 2, sondern Part 2 editiere. Das kleine Display hilft hier nicht unbedingt weiter, weil es kaum einen visuellen Unterschied macht, ob man nun im Part oder im Function Mode ist.
Gleiches gilt für Parameter bzw. die UI Controller generell. Je nachdem welche Engine man ausgewählt hat, kontrolliert man mit dem UI Scene oder Tone Parameter. Das heißt wenn man am Cutoff Regler dreht, kontrolliert man bei allen ZEN Core Engines (RD-PIANO, XV-5080, PR-A, PR-B, PD-C, PR-D, COMMON, JP-X INT) den Scene Offset Cutoff dieses Parts und bei allen Vintage Models den tatsächlichen Cutoff des Tones. Ist man im Menü auf der Page mit den Scene Offset, kontrollieren die UI Controller immer die Scene Offsets, ist man aber auf den Tone Page, kontrollieren sie die tatsächlichen Tone Parameter. Das ist alles schon sehr unübersichtlich, Fehlschraubungen sind vorprogrammiert. Weiters muss einem klar sein, dass die Scene Offsets bei den ZEN Core Engines auf alle Partials gleichermaßen wirken. Wenn also zwei Partials zum Beispiel gegenläufige Filter ENVs haben, dann schmeißt man sich das mit einem Scene Offset Cutoff zusammen. Geht nicht anders.
Im Grunde sind die Scene Offsets ja praktisch, weil man für kleine Änderungen nicht immer einen Tone speichern muss, aber es birgt Fallen, wenn man eben den Tone editieren will, aber gerade eigentlich am Scene Offset schraubt. Es steht dann trotzdem Cutoff (mit einem anderen Regelbereich) im Display, man kann das relativ leicht übersehen. Es kann also passieren, dass man munter drauflos schraubt, dann am Ende einen netten Sound gebastelt, die Hälfte der Parameter aber als Scene Offset eingestellt hat. Diesen Sound kann man dann so nicht als Tone speichern. Hier gilt es ständig aufzupassen, wo man denn gerade schraubt und das Display gibt nur marginal Feedback. Für meinen Geschmack sollten die UI Controller einfach immer auf den Tone greifen und die Scene Offsets nur über das Menü zu erreichen sein. Oder auch ein System wo man im Part Mode die Scene Offsets, im Function Mode aber die Tone Parameter verändert, würde mehr Sinn machen. Hier ist es nicht konsistent und verwirrend.
A propos Parameter. Vieles ist doppelt und dreifach im System. Teils, weil es klarerweise als Scene Offset und im Tone vorhanden ist, teils aber auch je nachdem welchen Mode (zB.VA, VA Sync, PCM) man ausgewählt hat. Das trägt nicht wirklich zur Übersicht bei und erschwert somit die Bedienung, da nicht immer alle Parameter wirken. Hat man zum Beispiel VA als OSC Type ausgewählt, so werden einem trotzdem alle Parameter für die PCM Waves angezeigt über die man dann drüber kurbeln muss. So sind gewisse Parameter eben doppelt und dreifach in der Liste. Einmal für VA, einmal für PCM, einmal für VA Sync, angezeigt werden sie aber immer alle. Weiters ist die Anordnung der Parameter auch etwas seltsam. So kommt die OSC Auswahl gefühlt eher am Schluss, nach allen ENVs, LFOs, Filter, Matrix und vielen weiteren Parametern. Das ist alles nicht so optimal. Diesen Synth, oder zumindest diese Engine, ohne Editor auf den Markt zu bringen ist schon sehr mutig, ein Editor wäre eigentlich Pflicht, um dieses Synthese Monster komfortabel bedienen zu können. Ein weiteres Beispiel sind die Filter. Die TVF Filter sind ja nur als 12 und 24db Variante vorhanden, trotzdem kann man 18db auswählen. Es klingt dann wie wenn man 12db ausgewählt hat, aber es steht 18db dort. Man bekommt den Eindruck, als ob Roland es drauf anlegt, den User zu verwirren.
Die verschiedenen Engines bringen es zwangsläufig mit sich, dass das User Interface nicht wirklich konsistent auf die Engines abgestimmt sein kann. Das beginnt bei den OSCs, wo es beim Jupiter 8 Wellenformen zur Auswahl gibt, bei Juno und SH aber vier OSC fix auf PW/SAW/SUB/Noise eingestellt sind, der OSC Type Regler hier also wirkungslos ist, und endet bei den ZEN Core Engines, wo gefühlt 95% der Parameter überhaupt unter der Haube sind. Ein Menü Tiefseetauchen, welches man mit zwei Encodern, vier Cursor Tasten und einem fünf Zeilen Monochrom Display bestreiten muss. Probiert mal den Step LFO mit jeweils 16 Steps und 16 Curves pro Step, sowie weiteren Parametern mit zwei Encodern einzustellen. Ich hab es einmal probiert und es deutete sich ein feiner Rhythmus Patch an, aber ehrlich gesagt verging mir so die Lust. Der Jupiter X hilft hier mit ein paar Controllern mehr nur marginal weiter, immerhin bringt einen Shift + Controller bei beiden Modellen zum zugehörigen Parameter im Menü. Bis es einen Editor gibt, oder man evtl. mit einem Plugin am PC basteln und dann zum X/Xm übertragen kann, bleibt es auch so. Stellt euch also darauf ein!
Etwas seltsam ist es, dass eine initialisierte Scene automatisch vier Tones aus der Factory Sektion lädt. Initialisierte Tones sind aber nackte Wellenformen ohne nichts.
Und jetzt zum Positiven. Die freie Belegung der 16 Model/Kategorie Bänke ist eine feine Sache und sehr praxistauglich. Hier kann man sich 16 Bänke zu jeweils 8 Models/Kategorien zusammenbauen und so personalisieren. Ich habe mir 15 Bänke gebaut und auf der 16. Bank meine User Tones abgelegt. Nett wäre es, wenn man Favoriten Bänke hätte, um so aus allen Tones seine Favoriten schnell zu finden. Wählt man eine Bank aus bringt einen die Enter Taste zur Liste der zur Bank zugehörigen Tones, das ist praktisch. Beim ersten rudimentären zusammen basteln von Scenes, konnte ich so sehr schnell zwischen Kategorien und Modellen wechseln und habe auch immer recht schnell was Passendes aus den kolportierten 4000 Tones gefunden, die vielen Kategorien tragen dazu ebenfalls bei. Das ist im Grunde gut gelöst.
A propos 4000 Tones. Die sind größtenteils wirklich praxistauglich und gut programmiert. Man findet sehr viel sinnvolle Sounds, die man auch direkt einsetzen kann, statt viel effekthascherisches Klimbim.
Da die meisten Sounds, die ich in meiner Band brauche, relativ einfache Basics in Richtung 80er/90er sind, konnte ich mit den Vintage Models ziemlich schnell meine Scenes zusammentragen. Bei der ersten Probe hat das gleich super funktioniert, der X/Xm setzt sich bestens durch, klingt hervorragend und kann, im Gegensatz zum JD XA den ich davor hatte, auch moderne Sounds mit heftigerer Modulation wirklich gut. Soundmäßig hat er den Nord Lead A1 in meiner persönlichen VA Rangliste abgelöst und lacht jetzt von der Spitze. Die Mühe und der Wechsel vom JD XA haben sich ausgezahlt!
Der kleine Xm hat dermaßen viel unter der Haube, dass sogar der JD XA, abgesehen von den vier analogen Stimmen, vor Neid erblasst und klanglich ist ACB, respektive ZEN Core, nochmal eine deutliche Verbesserung gegenüber der Supernatural Synth Engine in früheren Roland Boards, wie eben dem XA oder dem Jupiter 80/50.
Die Verarbeitung ist vorbildlich und on par mit Nord oder Yamaha Boards. Der X/Xm müsste eigentlich ein langes Leben haben. XLR und Klinken Ausgänge zu haben ist sehr praktisch. Sowas findet man in kompakten Synths wie dem Xm eher selten.
FAZIT
Der neue Jupiter X/Xm ist ein absolutes edel klingendes Sound Monster, mit intelligentem Arpeggiator, Step Sequencer und der Möglichkeit weitere Models, Samples und Expansions in das Board zu laden. Die ZEN Core Engine soll ultimativ dann kompatibel mit anderen Roland Boards und dem Zenology VST Plugin sein, was wirklich ein einzigartiger und sehr progressiver Ansatz ist. Die vollumfängliche Zenology Pro Version soll bald kommen. Klanglich ist das absolut hochwertig, vielseitig und gehört zum Besten, was ich an Hard- und Software je unter den Fingern hatte.
Einen fetten Minuspunkt bekommt die Bedienung, vor allem die der ZEN Core Engine, die man de facto nur über das Menü bedienen muss. Dieser Synth hat derartig viele Ebenen, Models und Synthesen, dass man erstmal eine Zeit braucht, um das zu überhaupt erfassen. Mehrmals habe ich geglaubt, ihn verstanden zu haben, um dann doch nochmal auf noch einen neuen großen Aspekt, eine Falle oder Doppelgleisigkeit zu stoßen. Und selbst wenn man dann mal durch ist, ist das Menü leider recht verwirrt aufgebaut und vermittelt nicht wirklich ein logisches System dahinter. Hier hätte ein Display, ähnlich wie im neuen Fantom, und ein vollumfänglicher Editor eigentlich sein müssen. Ich dachte das Roland SPDS Sample Pad ist der Gipfel des Mini Display Schraubens, aber der X/Xm legt noch eine gewaltige Schippe drauf.
Wenn man live nicht von Grund neu schrauben will oder muss, bzw. auch sonst eher nicht so der Schrauber ist, dann bekommt man hier verdammt viel Synthesizer auf einer wachsenden und sehr breit aufgestellten Plattform. Im Studio kann man sich das antun, aber da würde ich dann ein bisschen warten und gleich zum Zenology Pro VST Plugin greifen, das einen vollen Zugriff auf ZEN Core bietet. Für einen Synth Nerd, der sich intuitiv in Synthesen verlieren will, würde der Menü Wahnsinn wohl schon sehr nervig werden. Da muss jeder für sich abwägen. Hier bleibt er erstmal in meinem Setup.
+ Hochwertiger Sound
+ Viele praxistaugliche Presets
+ Erstklassige Verarbeitung
+ Sehr authentische Vintage Models
+ Kann auch modernen Sound
+ Eingebaute Lautsprecher und Batteriebetrieb (Batterie beim Xm)
+ Cross Plattform mit anderen Boards und dem VST Plugin Zenology
+ Eingebautes Mehrkanal Interface mit guter Latenz
+ XLR und Klinken Outs, Headphone Anschlüsse als Mini und normaler Klinke
- Viel zu kleines Display, für diese Masse an Parametern
- Bedienung mit massivem Menütauchen, vor allem bei ZEN Core
- Einige Doppelgleisigkeiten und Fallen in der Bedienung
- Wave/Sound Expansions teilweise nicht gerade preiswert
- Keine Favoriten Bänke
- Eigenschaft