marcel71
Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,
normalerweise tummele ich mich eher im Bass-Bereich, schaue aber auch gelegentlich über den Tellerrand hinaus. Schon seit längerer Zeit interessiere ich mich dafür, wie Musikproduktion funktioniert und habe die aktuelle Situation mit ein wenig Zeit dafür genutzt mal in das Thema Homerecording reinzuschnuppern.
Zu diesen ersten Schritten habe ich einen kleinen Bericht verfasst; einfach, um mal meine Erfahrungen kundzutun. Ich hoffe, das ist ok
Mir ist bewusst, dass ich sehr weit weg bin von professionellen Produktionen und auch nie in diesen Bereich vordringen werde. Mir reicht es völlig aus, wenn ich zum einen ein wenig besser verstehe, welche Aspekte bei der Produktion eine Rolle spielen und ich für meinen Hobby-Bereich die eine oder andere Amateur-Aufnahme machen kann, die nicht allzu schlecht klingt.
Vielleicht hilft es trotzdem dem einen oder anderen Anfänger und gibt ein wenig Anschub, sich nicht durch Rückschläge von dem Thema abhalten zu lassen.
Da dieser Artikel nun doch etwas länger geworden ist, bringe ich vorne weg ein paar „essentials“, die ich persönlich, ganz subjektiv, für wichtig halte:
Punkte, die ich anderen Anfängern ans Herz legen möchte:
Meine wesentlichen Informationsquellen:
Equipment:
Und hier die Langversion:
I. Wie es begann
Eigentlich bin ich nur Hobby-Bassist. Spiele seit vielen Jahren E-Bass, von Hardrock bis Bigband war einiges dabei in den letzten 35 Jahren. Klavierunterricht hatte ich auch mal, aber das liegt noch weiter in der Vergangenheit. Ein paar technische Grundlagen aus dem Musikbereich habe ich zum Teil aus Interesse nebenbei oder auch in meinem technischen Studium mitbekommen; mit Begriffen aus der Akustik (Obertöne, Reflektionen, Phasenverschiebung, Auslöschung, dB, etc.) oder der Elektronik kann ich durchaus etwas anfangen, auch wenn ich kein Experte bin. Wie elektrische Signale funktionieren, weiß ich und kenne auch den Unterschied zwischen symmetrischen und unsymmetrischen Signalen.
Viel von dem was ich weiß (oder zu wissen glaube) habe ich aus dem einen oder anderen Buch; dazu lese ich gerne Bedienungsanleitungen von technischen Geräten (gibt es ja zu diversem Recording/PA-Zubehör mittlerweile im Internet) und das Musiker-Board ist auch immer wieder eine gute Informationsquelle. Dazu habe ich vor ein paar Jahren mal den Mixing-Workshop vom User mix4munich mitgemacht (auch wenn es dabei eher um Live-Mixing geht).
Außerdem gab es in den letzten Jahren einige interessante TV-Dokumentationen zu Musik-Produktion und Rock/Pop-Geschichte (z.B. „In den Schmieden des Pop“, lief vor ein paar Jahren bei ARTE).
So wuchs das Interesse daran, auch mal selbst sich mir Recording zu versuchen.
II. Erste Versuche
Vor einigen Jahren hatte ich mir dann ein Boss BR800 gekauft, das eine oder andere kleienre Zubehör ebenfalls. Richtig warm geworden bin ich mir dem Gerät nicht, insbesondere das Bedienkonzept war für mich zu unübersichtlich und zu aufwendig (sich z.B. mit den „Tasten“ ohne Druckpunkt und dem Drehregler durch die Untermenüs zu hangeln war kein Spass).
Der erste Versuch mit DAW lief dann über Audacity (weil kostenlos) plus Interface-Funktion meines Zoom B3 und Interface-Funktion meines kleine Mischpults (A&H ZED). Wirklich erfolgreich war ich damit leider auch nicht, könnte auch daran liegen, dass ich mir nicht wirkmlich die hinreichende Zeit genommen habe. Aber ich habe kaum das Bass-Signal im Laptop aufspüren können. Was folgte, war wieder eine Abbruch des Versuchs, mangels Motivation und mangels Zeit.
III. Jetzt ernsthaft
Irgendwann wuchs in mir wieder das Interesse am Thema und ich dachte mir: Jetzt mal ernsthaft! Ich hatte mir dann ausdrücklich das Ziel gesetzt: Ich möchte halbwegs verstehen, wie Recording/Produktion funktioniert und wenigstens mal amateurhaft das eine oder andere Projekt hinbekommen. Nicht professionell, aber wenigstens besser als „iPhone in den Raum legen und Aufnahme drücken“.
Also ging es los:
1. DAW: Reaper
Ich habe dann ein wenig recherchiert und diverse Freeware und Bezahlsoftware in die Auswahl einbezogen. Am Ende habe ich mich für Reaper entschieden: Kosten sind auch nach der kostenlosen Testphase überschaubar, der Funktionsumfang erschien mir für meine Zwecke mehr als ausreichend und Tutorials und Präsenz in Anwender-Foren gibt es auch. Ein Stück weit war es aber auch eine Bauch-Entscheidung.
Runterladen und installieren war kein Problem, der Laptop war schnell mit dem Zoom bzw. dem ZED-Mischpult verkabelt. Erste Tests waren ernüchternd. Auch hier kamen die Signale nicht da an, wo sie sollten und ich hatte den Eindruck, dass die Signalwege überall hingingen, nur nicht dort, wo ich wollte. Nun wollte ich aber nicht wieder frustriert abbrechen und habe diverse Tutorials (Text & Youtube) und Board-Beiträge gewälzt. Es schien mir ein Treiber-Problem zu sein. Ausdrücklich nachgefragt hier im Board, kam die Empfehlung, die Gold wert war:
ASIO4ALL installieren. (http://www.asio4all.org/)
Nachdem ich diesen Treiber installiert hatte, konnte ich die Input-Kanäle zuordnen und aufnehmen. Alles wird gut!
[EDIT] ASIO4ALL ist quasi der Notnagel, wenn nix anderes funktioniert. Bei meinem später verwendeten Interface UR44 gab es dann einen anderen ASIO-Treiber.
2. Interface: UR44
Job-bedingt hatte ich bei meinem Homerecording-Projekt eine kleine Pause eingelegt, zudem war der Reaper-Testzeitraum abgelaufen. Nun kam aber die Corona-Situation dazu und es stand ein langes (Oster-)Wochenende und ein Urlaub an, in dem eine Reise natürlich nicht in Frage kam. Für Reaper gibt es ja auch noch die verlängerte Test-Lizenz bis Ende Juni. Also habe ich das Projekt wieder „hochgeholt“. Dazu habe ich in einem G.A.S.-Anfall in ein kleines Interface investiert (Steinberg UR44), meine private Finanzministerin hat die Umschichtung des eingesparten Reise-Budgets glücklicherweise genehmigt.
Nachdem das Päckchen ausgepackt war und ich erste Verkabelungsversuche gemacht hatte, ist in mir schnell die Erkenntnis gewachsen: Hier ist Ordnung und Struktur notwendig! Insbesondere, weil zur Zeit mein Computertisch im Musikkeller auch mein Homeoffice-Arbeitsplatz ist. Also habe ich ein wenig Hirnschmalz und Holz in einen zusätzlichen Aufbau für den Tisch und ein Verkabelungskonzept investiert, welches sich bei den ersten Versuchen auch bewährt hat. Ein kleiner Kopfhörerverstärker, den ich noch in einer Schublade rumfliegen hatte, kombiniert mit einem langen Kabel, hat sich auch als nützlich herausgestellt, um den Kopfhörer auch mal am Digital-Piano oder Schlagzeug zu platzieren (da sind bei mir ein paar Meter zu überbrücken).
3. Erster echter Versuch
Der erste Versuch war inspiriert durch die „Projektwoche“ meines Sohnes. Da die Schulen natürlich nicht geöffnet haben, wurde die geplante Projektwoche in individuelle Projekte umgewandelt, bei denen die Schüler ihre Ergebnisse per Mail abgeben sollten.
Mein Sohn hat sich das Thema Blues ausgesucht und wollte neben einem Themenplakat auch noch einen kurzen Bluessong aufnehmen (er nannte es den „Corona-Blues“). Da haben wir gleich meine neuen Spielzeuge eingebunden.
Die Spuren haben wir nacheinander aufgenommen, 4x Durchgänge über das klassische 12-Takte-Schema. Monitoring immer per Kopfhörer.
a) Rhythmus: das bei Reaper integrierte Metronom war irgendwie zu leise, also habe ich ein einfaches MIDI-Schlagzeug programmiert. Am Ende aber gelöscht, sollte nur das Tempo vorgeben. Netter Nebeneffekt: Ich habe etwas darüber gelernt, wie man mit VSTi umgeht. Nebenbei auch mal mein Digital-Piano per MIDI-Kabel an das Interface angeschlossen und getestet.
b) Gitarre (spielt mein Filius): Die Western-Gitarre (einfache Yamaha) haben wir parallel sowohl mit dem eingebauten Pickup als auch mit einem einfachen Großmembran-Mikro (MXL, hatte ich mir vor ein paar Jahren mal gekauft) abgenommen. Es war für mich interessant zu hören, wie man durch Verschiebung zwischen den beiden Spuren schon den Klang beeinflussen kann.
c) Bass: Den Bass habe ich anschließend mit einem Squire Jazzbass eingespielt, aus dem DI-Out des Zoom B3 direkt ins Interface.
d) Vocals: Da hat mein Sohn ein wenig über Chorus 2 und 4 improvisiert. Einfach zu den bereits vorhandenen Tracks über ein Großmembran-Mikro.
e) Instrumental-Solo: Da sollte eigentlich in Chorus 3 ein Solo mit E-Gitarre rein. Haben wir spontan doch mit dem Digitalpiano gemacht, nix Aufwendiges. Per Kabel direkt in 2 Line-Eingänge des UR44.
f) Effekte:
Die Routing-Möglichkeiten für die Effekt-Integration habe ich aus dem oben verlinkten YT-Tutorial geholt. Hat mir sehr geholfen und mir auch die Systematik von VST-Effekten näher gebracht.
Der Vocal-Spur habe ich ein wenig Hall hinzugefügt, ebenso der Gitarre und dem Piano.
Beim Bass habe ich einen EQ hinzugefügt und festgestellt, dass für Anfänger die Presets der VST-Effekte ganz hilfreich sein können.
Aber alleine bei dem Thema stehe ich wohl noch ganz am Anfang des Lernprozesses.
g) Abmischen:
Abmischen konnte ich nur mit einem einfachen halboffenen Kopfhörer. Lautstärke der einzelnen Spuren habe ich nach Hörgefühl eingestellt, Gitarre ein wenig nach links, Vocals ein wenig nach rechts, Bass in die Mitte.
Rein recording-technisch besser als beim ersten Versuch erwartet.
Aber mit erschreckender Erkenntnis: Die Aufnahme verzeiht nichts! Jede kleine Abweichung beim Timing, jede Note, die nicht exakt auf den Punkt gespielt ist, jede Abweichung in der Intonation wird einem vorgeführt wie ein riesiges Hinweisschild mit neonpinken Leuchtbuchstaben!
Das ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass ich die Aufnahme nicht öffentlich machen darf… aber wir arbeiten dran
Und alles in allem hat es bis hierher viel Spass gemacht und ich habe einiges gelernt. Und es motiviert dazu, weiterzumachen.
Ich freue mich, wenn einige auch bis hierher beim Lesen durchgehalten haben und hoffe, dass es ein wenig interessiert hat.
Gruß,
Marcel
normalerweise tummele ich mich eher im Bass-Bereich, schaue aber auch gelegentlich über den Tellerrand hinaus. Schon seit längerer Zeit interessiere ich mich dafür, wie Musikproduktion funktioniert und habe die aktuelle Situation mit ein wenig Zeit dafür genutzt mal in das Thema Homerecording reinzuschnuppern.
Zu diesen ersten Schritten habe ich einen kleinen Bericht verfasst; einfach, um mal meine Erfahrungen kundzutun. Ich hoffe, das ist ok
Mir ist bewusst, dass ich sehr weit weg bin von professionellen Produktionen und auch nie in diesen Bereich vordringen werde. Mir reicht es völlig aus, wenn ich zum einen ein wenig besser verstehe, welche Aspekte bei der Produktion eine Rolle spielen und ich für meinen Hobby-Bereich die eine oder andere Amateur-Aufnahme machen kann, die nicht allzu schlecht klingt.
Vielleicht hilft es trotzdem dem einen oder anderen Anfänger und gibt ein wenig Anschub, sich nicht durch Rückschläge von dem Thema abhalten zu lassen.
Da dieser Artikel nun doch etwas länger geworden ist, bringe ich vorne weg ein paar „essentials“, die ich persönlich, ganz subjektiv, für wichtig halte:
Punkte, die ich anderen Anfängern ans Herz legen möchte:
- Wenn nix funktioniert: Prüfe zuerst, ob alle Kabel richtig gestöpselt sind und die richtigen Treiber installiert und eingestellt sind. Das Stichwort ASIO4ALL (universeller Treiber) war für mich Gold wert. (http://www.asio4all.org/).
- [EDIT] ASIO4ALL ist, wie Basselch weiter unten schreibt, der Notnagel, wenn sonst nix funktioniert. Beim von mir später verwendeten UR44 gab es dann einen passenden ASIO Treiber.
- Es lohnt sich, sich möglichst früh schon Gedanken über Verkabelung und Anordnung der Geräte (PC, Interface, Bildschirm) zu machen. Je weniger Aufwand die Vorbereitung der nächsten Session braucht, umso mehr Spass hat man dabei.
- Nicht am Anfang zu viel erwarten. Es wird immer wieder Phasen geben, in denen die Lernkurve eher flach verläuft. Da muss man durch, dafür kommt auch immer wieder mal ein Erfolgserlebnis.
- Kabel (alle Sorten) und Steckdosen kann man nie genug haben ;-)
Meine wesentlichen Informationsquellen:
- natürlich dieses Forum (immer wieder auch mal bloßes Mitlesen, wenn von anderen usern Fragen gestellt oder beantwortet werden)
- Bücher: „Mixing Workshop 2.0“ von Uli Eisner und „Getting Pro“ von Andreas Mistele
- Youtube, insbesondere die Tutorial-Reihe: https://www.youtube.com/watch?v=yk3JiKUdOXU
Equipment:
- Interface: Steinberg UR44
- DAW: Reaper
- Mikro: MXL 2006 (Großmembran)
- Instrumente: D-Piano Roland FP4, Squire Jazzbass über Zoom B3
- Rechner: Thinkpad X230 (Win10) plus ext. 24-Zoll-Monitor
Und hier die Langversion:
I. Wie es begann
Eigentlich bin ich nur Hobby-Bassist. Spiele seit vielen Jahren E-Bass, von Hardrock bis Bigband war einiges dabei in den letzten 35 Jahren. Klavierunterricht hatte ich auch mal, aber das liegt noch weiter in der Vergangenheit. Ein paar technische Grundlagen aus dem Musikbereich habe ich zum Teil aus Interesse nebenbei oder auch in meinem technischen Studium mitbekommen; mit Begriffen aus der Akustik (Obertöne, Reflektionen, Phasenverschiebung, Auslöschung, dB, etc.) oder der Elektronik kann ich durchaus etwas anfangen, auch wenn ich kein Experte bin. Wie elektrische Signale funktionieren, weiß ich und kenne auch den Unterschied zwischen symmetrischen und unsymmetrischen Signalen.
Viel von dem was ich weiß (oder zu wissen glaube) habe ich aus dem einen oder anderen Buch; dazu lese ich gerne Bedienungsanleitungen von technischen Geräten (gibt es ja zu diversem Recording/PA-Zubehör mittlerweile im Internet) und das Musiker-Board ist auch immer wieder eine gute Informationsquelle. Dazu habe ich vor ein paar Jahren mal den Mixing-Workshop vom User mix4munich mitgemacht (auch wenn es dabei eher um Live-Mixing geht).
Außerdem gab es in den letzten Jahren einige interessante TV-Dokumentationen zu Musik-Produktion und Rock/Pop-Geschichte (z.B. „In den Schmieden des Pop“, lief vor ein paar Jahren bei ARTE).
So wuchs das Interesse daran, auch mal selbst sich mir Recording zu versuchen.
II. Erste Versuche
Vor einigen Jahren hatte ich mir dann ein Boss BR800 gekauft, das eine oder andere kleienre Zubehör ebenfalls. Richtig warm geworden bin ich mir dem Gerät nicht, insbesondere das Bedienkonzept war für mich zu unübersichtlich und zu aufwendig (sich z.B. mit den „Tasten“ ohne Druckpunkt und dem Drehregler durch die Untermenüs zu hangeln war kein Spass).
Der erste Versuch mit DAW lief dann über Audacity (weil kostenlos) plus Interface-Funktion meines Zoom B3 und Interface-Funktion meines kleine Mischpults (A&H ZED). Wirklich erfolgreich war ich damit leider auch nicht, könnte auch daran liegen, dass ich mir nicht wirkmlich die hinreichende Zeit genommen habe. Aber ich habe kaum das Bass-Signal im Laptop aufspüren können. Was folgte, war wieder eine Abbruch des Versuchs, mangels Motivation und mangels Zeit.
III. Jetzt ernsthaft
Irgendwann wuchs in mir wieder das Interesse am Thema und ich dachte mir: Jetzt mal ernsthaft! Ich hatte mir dann ausdrücklich das Ziel gesetzt: Ich möchte halbwegs verstehen, wie Recording/Produktion funktioniert und wenigstens mal amateurhaft das eine oder andere Projekt hinbekommen. Nicht professionell, aber wenigstens besser als „iPhone in den Raum legen und Aufnahme drücken“.
Also ging es los:
1. DAW: Reaper
Ich habe dann ein wenig recherchiert und diverse Freeware und Bezahlsoftware in die Auswahl einbezogen. Am Ende habe ich mich für Reaper entschieden: Kosten sind auch nach der kostenlosen Testphase überschaubar, der Funktionsumfang erschien mir für meine Zwecke mehr als ausreichend und Tutorials und Präsenz in Anwender-Foren gibt es auch. Ein Stück weit war es aber auch eine Bauch-Entscheidung.
Runterladen und installieren war kein Problem, der Laptop war schnell mit dem Zoom bzw. dem ZED-Mischpult verkabelt. Erste Tests waren ernüchternd. Auch hier kamen die Signale nicht da an, wo sie sollten und ich hatte den Eindruck, dass die Signalwege überall hingingen, nur nicht dort, wo ich wollte. Nun wollte ich aber nicht wieder frustriert abbrechen und habe diverse Tutorials (Text & Youtube) und Board-Beiträge gewälzt. Es schien mir ein Treiber-Problem zu sein. Ausdrücklich nachgefragt hier im Board, kam die Empfehlung, die Gold wert war:
ASIO4ALL installieren. (http://www.asio4all.org/)
Nachdem ich diesen Treiber installiert hatte, konnte ich die Input-Kanäle zuordnen und aufnehmen. Alles wird gut!
[EDIT] ASIO4ALL ist quasi der Notnagel, wenn nix anderes funktioniert. Bei meinem später verwendeten Interface UR44 gab es dann einen anderen ASIO-Treiber.
2. Interface: UR44
Job-bedingt hatte ich bei meinem Homerecording-Projekt eine kleine Pause eingelegt, zudem war der Reaper-Testzeitraum abgelaufen. Nun kam aber die Corona-Situation dazu und es stand ein langes (Oster-)Wochenende und ein Urlaub an, in dem eine Reise natürlich nicht in Frage kam. Für Reaper gibt es ja auch noch die verlängerte Test-Lizenz bis Ende Juni. Also habe ich das Projekt wieder „hochgeholt“. Dazu habe ich in einem G.A.S.-Anfall in ein kleines Interface investiert (Steinberg UR44), meine private Finanzministerin hat die Umschichtung des eingesparten Reise-Budgets glücklicherweise genehmigt.
Nachdem das Päckchen ausgepackt war und ich erste Verkabelungsversuche gemacht hatte, ist in mir schnell die Erkenntnis gewachsen: Hier ist Ordnung und Struktur notwendig! Insbesondere, weil zur Zeit mein Computertisch im Musikkeller auch mein Homeoffice-Arbeitsplatz ist. Also habe ich ein wenig Hirnschmalz und Holz in einen zusätzlichen Aufbau für den Tisch und ein Verkabelungskonzept investiert, welches sich bei den ersten Versuchen auch bewährt hat. Ein kleiner Kopfhörerverstärker, den ich noch in einer Schublade rumfliegen hatte, kombiniert mit einem langen Kabel, hat sich auch als nützlich herausgestellt, um den Kopfhörer auch mal am Digital-Piano oder Schlagzeug zu platzieren (da sind bei mir ein paar Meter zu überbrücken).
3. Erster echter Versuch
Der erste Versuch war inspiriert durch die „Projektwoche“ meines Sohnes. Da die Schulen natürlich nicht geöffnet haben, wurde die geplante Projektwoche in individuelle Projekte umgewandelt, bei denen die Schüler ihre Ergebnisse per Mail abgeben sollten.
Mein Sohn hat sich das Thema Blues ausgesucht und wollte neben einem Themenplakat auch noch einen kurzen Bluessong aufnehmen (er nannte es den „Corona-Blues“). Da haben wir gleich meine neuen Spielzeuge eingebunden.
Die Spuren haben wir nacheinander aufgenommen, 4x Durchgänge über das klassische 12-Takte-Schema. Monitoring immer per Kopfhörer.
a) Rhythmus: das bei Reaper integrierte Metronom war irgendwie zu leise, also habe ich ein einfaches MIDI-Schlagzeug programmiert. Am Ende aber gelöscht, sollte nur das Tempo vorgeben. Netter Nebeneffekt: Ich habe etwas darüber gelernt, wie man mit VSTi umgeht. Nebenbei auch mal mein Digital-Piano per MIDI-Kabel an das Interface angeschlossen und getestet.
b) Gitarre (spielt mein Filius): Die Western-Gitarre (einfache Yamaha) haben wir parallel sowohl mit dem eingebauten Pickup als auch mit einem einfachen Großmembran-Mikro (MXL, hatte ich mir vor ein paar Jahren mal gekauft) abgenommen. Es war für mich interessant zu hören, wie man durch Verschiebung zwischen den beiden Spuren schon den Klang beeinflussen kann.
c) Bass: Den Bass habe ich anschließend mit einem Squire Jazzbass eingespielt, aus dem DI-Out des Zoom B3 direkt ins Interface.
d) Vocals: Da hat mein Sohn ein wenig über Chorus 2 und 4 improvisiert. Einfach zu den bereits vorhandenen Tracks über ein Großmembran-Mikro.
e) Instrumental-Solo: Da sollte eigentlich in Chorus 3 ein Solo mit E-Gitarre rein. Haben wir spontan doch mit dem Digitalpiano gemacht, nix Aufwendiges. Per Kabel direkt in 2 Line-Eingänge des UR44.
f) Effekte:
Die Routing-Möglichkeiten für die Effekt-Integration habe ich aus dem oben verlinkten YT-Tutorial geholt. Hat mir sehr geholfen und mir auch die Systematik von VST-Effekten näher gebracht.
Der Vocal-Spur habe ich ein wenig Hall hinzugefügt, ebenso der Gitarre und dem Piano.
Beim Bass habe ich einen EQ hinzugefügt und festgestellt, dass für Anfänger die Presets der VST-Effekte ganz hilfreich sein können.
Aber alleine bei dem Thema stehe ich wohl noch ganz am Anfang des Lernprozesses.
g) Abmischen:
Abmischen konnte ich nur mit einem einfachen halboffenen Kopfhörer. Lautstärke der einzelnen Spuren habe ich nach Hörgefühl eingestellt, Gitarre ein wenig nach links, Vocals ein wenig nach rechts, Bass in die Mitte.
Rein recording-technisch besser als beim ersten Versuch erwartet.
Aber mit erschreckender Erkenntnis: Die Aufnahme verzeiht nichts! Jede kleine Abweichung beim Timing, jede Note, die nicht exakt auf den Punkt gespielt ist, jede Abweichung in der Intonation wird einem vorgeführt wie ein riesiges Hinweisschild mit neonpinken Leuchtbuchstaben!
Das ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass ich die Aufnahme nicht öffentlich machen darf… aber wir arbeiten dran
Und alles in allem hat es bis hierher viel Spass gemacht und ich habe einiges gelernt. Und es motiviert dazu, weiterzumachen.
Ich freue mich, wenn einige auch bis hierher beim Lesen durchgehalten haben und hoffe, dass es ein wenig interessiert hat.
Gruß,
Marcel
- Eigenschaft
Zuletzt bearbeitet: