Wird Hohner Morino eingestellt? Das Ende einer Dynastie?

Q
QuetschQuatschQuietsch
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
30.06.21
Registriert
25.03.16
Beiträge
11
Kekse
66

Hohner Morino – Ende einer Dynastie?​

Guten Tag
Hohner stellte 2020 ganz sang und klanglos die Produktion der Morino ein. Diese Serie hat über ein halbes Jahrhundert Akzente gesetzt, Emotionen erweckt, mit unverkennbarer Optik und größtem Wiedererkennungswert. Da könnte Porsche ebenso aufhören den 911er zu bauen. Selbst Fachhändler können nicht beantworten was schwammige Mattia Werbeargumente wie "nahtlose Schallprojektion" und "schlanke Tastatur für schnelles Spiel" bedeuten sollen. Mattia wird komplett in Italien gefertigt. Ganz kurios auch, es gibt keine 5 chörige Ausführung und irgendwie scheinen nur noch die drehbaren Kinnregister wichtig zu sein / tsssh ....

Für was eigentlich entwickelte man mit großem Entwicklungsaufwand im Jahr 2000 eine komplett neue Morino Diskantmechanik ( die somit jetzt wieder im Schubladen verschwunden ist ) Eine insgesamt richtig pfiffige und geniale Idee, dies wurde damals als absolut "verschleißfrei" angepriesen. Eine vollautomatische Gummirolle soll beim Versuchsmodell / Prototyp angeblich nächtelang die Standhaftigkeit des Konstruktes getestet haben. Bestimmt wurde da nur der Schneewalzer oder das Kufsteinlied simuliert. Leider hat man aus Sparwut die 2,4 mm Achse einfach ohne Lagerbuchse durch den Plastiktastenkörper gebohrt und das auch noch ganz am unteren Rand des Plastikteils, so dass Reparaturlösungen mit Übermaßachsen ausgeschlossen sind. Nach wenigen Spieljahren fängt halt alles an fürchterlich zu klappern, die Halbtonklappen berühren beim Spiel die Clavishebel der Ganztöne. Hab mir inzwischen eine eigene Reparaturlösung entwickelt ...

ein frohes Pfingstfest wünscht QQQuietsch
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo @QuetschQuatschQuietsch ,
betrachtet man die Morino über die Serien hinweg, so handelt es sich eigentlich um verschiedene Instrumente. Von der M- zur N-Serie hat man schon fast ein anderes Akkordeon in der Hand, erst recht aber von der M-Serie zu den Morino IV/V 96/120 sind es völlig verschiedene Instrumente, wenn auch mit ähnlichem Aussehen. Man nehme einen 230er Mercedes (W123) von 1980 und einen 230er (W210) von 1995, das sind völlig verschiedene Autos bei denen lediglich optische Details einen Zusammenhang zeigen.

Dass man den Namen so ganz aufgibt, wundert mich auch. Und selbst wenn man nooch "Morinoklasse" oder irgendetwas flüssiger klingendes im Prospekt dazuschreiben würde, das eine Verbindung herstellt; oder in der Tat ein Morino-Verdeck.

Aber wer weiß, ob nicht findige Marketingexperten irgendwann unter dem Motto "Wieder da" o.ä. die oder eine Morino nochmals aufleben lassen. Selbst wenn man nun fest mit PierMaria zusammenhängt, würde das nicht ausschließen dort oder bei einem anderen Hersteller mal eine Serie für eine Seonderauflage in Auftrag zu geben. Die Firmen dort wollen und müssen alle Geld verdienen.

Vor einem Jahr habe ich die Mattia in Brilon angespielt. Klanglich m.E. eine deutliche Verbesserung zu den Morinos der letzten Jahre. Auch Handling und Haptik fand ich sehr ansprechend.


Leider hat man aus Sparwut die 2,4 mm Achse einfach ohne Lagerbuchse durch den Plastiktastenkörper gebohrt und das auch noch ganz am unteren Rand des Plastikteils, so dass Reparaturlösungen mit Übermaßachsen ausgeschlossen sind. Nach wenigen Spieljahren fängt halt alles an fürchterlich zu klappern, die Halbtonklappen berühren beim Spiel die Clavishebel der Ganztöne.
Gilt das auch noch für Instrumente ab der Morino+ Serie?


Gruß, Tobias
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Gut, dass mal jemand sagt, dass die Morinos untereinander sehr unterschiedlich sind. Als M- Morino Spieler sehe ich tatsächlich kaum Gemeinsamkeiten zu allen späteren.

Und warum nicht umbenennen, was anders ist?
Um bei Autos zu bleiben: Ford änderte ja auch von Kadett zu Astra, und viele mehr ...
ich fände es gar nicht übel, wenn mein Akkordeon komplett anders hieße als die Nachfolger. Es ist ein anderes ... :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Hohner Morino Akkordeon​

Guten Tag, nach vielen Jahrzehnten geht eine wichtige Ära zu Ende. Im weiteren Sinne war es viel wichtiger, als es auf den ersten Blick scheint.

A/ Hohner Morino – Eine einzigartige Symbiose​

Soweit ich weiß, war jedes Akkordeonproduktionszentrum (Klingenthal, Prag-Hořovice, Russen, Castelfidardo) personell einzigartig und unabhängig. Nur im Fall von Hohner war es anders. Es gab hier eine bemerkenswerte und erfolgreiche Symbiose von italienischer Erfindung und Seele mit deutscher Präzision und Zuverlässigkeit. Es wurde gerade erst von Venanzio Morino begonnen und weiterhin von Giovanni Gola forgesetzt. Es sollte betont werden, dass ein solches Phänomen völlig seltsam und einzigartig ist.

B/ Position und Möglichkeiten von Venanzio Morino​

Es ist nicht richtig, Herrn Morino mit Herrn Gola zu vergleichen. Morino schuf und arbeitete unter viel widrigeren Umständen- nämlich während des Zweiten Weltkriegs. Dieses Ereignis hinderte ihn daran, sein Genie voll zu entfalten.

C/ Auswirkungen auf andere Akkordeonproduktionszentren​

Eine Seltenheitssituation trat in der Tschechoslowakei auf. Nach dem Krieg und dem Beginn des Kommunismus wurden alle Fabriken verstaatlicht und zusammengelegt. Dies galt auch für den ehemaligen Hersteller Kebrdle. In der Vorkriegszeit produzierte Kebrdle sogar (nach dem Vorbild der Italiener) Akkordeons mit Baritonbass. Nach dem Tod von Jozef Kebrdle und der Verstaatlichung der Fabrik änderte sich alles. Kommunistische ideologische Personell-Säuberungen und ein Mangel an Material hatten die Fabrik geschwächt. Aufgrund des Befehls von oben produzierte die Fabrik im 1957 sieben neue Instrumente mit Bariton-Bass Delicia Maestro(1) (Abbildung 1). Das Innere des Instruments war eine exakte Kopie des Instruments Hohner Morino VI-M (Abbildung 2: Vergleich der Bassmechanik und Stimmstöcke: H-Morino VIM links, D-Maestro rechts). Gerade aus diesem Modell entstand der neue unabhängige Weg der Marke Delicia im Bereich der Baritoninstrumente, die durch das Dina-Modell das aktuelle Dineta-Modell(2) erreichte.

Abb. 1
Hohner Morino Akkordeon
(Autor und Quelle: Herr Adam Dufek: http://akordeonydufek.cz/?page_id=116 )


Abb. 2
Abb 2.jpg
(Autor und Quelle:
H-M-VIM: https://reverb.com/item/19489220-hohner-morino-vi-m-1960-s-free-bass
Herr Adam Dufek (D-Maestro)

Bemerkungen:
1/ Bemerkenswertheit: Obwohl die tschechische Kopie wie "Delicia Maestro" heißt, trägt sie das ältere Lignatone-Logo auf den Diskantverdeck und die Aufschrift "Delicia" auf dem Bass-Halbkorpus.

2/ Hohner verfolgte und beobachte die Entwicklungen in den 1980er Jahren sehr ausführlich und detailliert. Nach der Entdeckung der Klasse der sog. „Taschenkonzertinstrumente“ (d.h. große Tonumfang, Cassotto, extrem geringes Gewicht – z.B. Dineta) blieb sie in der Entwicklung nicht zurück. Ein wunderschönes Akkordeon wurde geschaffen: Hohner Organola (Abb. 3). Es wurden nur sechs Stück produziert. Das Produkt konnte sich nicht in einem Markt etablieren, der bereits mit hochwertigen Morino- und Gola-Modellen gesättigt war.

Abb. 3
Hohner Morino Anleitung


D/ Weitere Entwicklung

Während die Modelle der "M" -Serie bedeuteten, dass der Eigentümer einen Italiener besaß, der (die) in Deutschland hergestellt wurden, handelte es sich bei der N und S-Serie um Italiener, die in Italien unter der deutschen Marke hergestellt wurden. Sie hatten jedoch immer noch einen guten Ruf. Es ist jedoch sehr bemerkenswert, wie schlecht sich die Marke Hohner mit ihren beiden Topmodellen in postkommunistischen Ländern nach dem Fall des Sozialismus und der Einführung einer Marktwirtschaft durchgesetzt hat.

E/ Ende

Die Engländer erinnern sich an eine wundervolle viktorianische Ära während der Regierungszeit von Königin Victoria. Ich denke, dass die Morino-Ära auf dem Gebiet der Akkordeonbau genauso hoch geschätzt wird. Zu diesem Thema werden unzählige Reviews, Diplom- und Dissertationsarbeiten erstellt. Gelegentlich werden limitierte Retro-Editionen produziert. Nur die Geschichte wird diesem Modellnamen den vollen Respekt, die Ernsthaftigkeit und die Dankbarkeit verleihen, die er wirklich verdient.

F/ Futurum (die Zukunft)

Niemand weiß das. Aber vieles kann man erraten werden. Deshalb lege ich den aktuellen Hohner 2020 Katalog bei:
https://www.hohner.de/fileadmin/cat/2020/index.html?catalog=Accordions#page_19
Ich denke, wenn Maestro Hohner wieder am Leben wäre, würde er zwei Fragen stellen (Seite 40 – "Specifications"-Tabelle):
1/ Warum verschwenden Sie den freien Platz für eine Freebass-Säule, wenn Sie nun fast keine haben? ...
2/ Haben Sie wirklich nur Piano-Modelle mit einem Umfang von 41 Tasten? ...

Maestro Morino, vielen Dank! ...

Gruß, Vladimir
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
"Mattia" scheint wieder die gute, altbewährte Italo Mechanik zu haben. Diese wird in Castelfidardo komplett von einem Zulieferer hergestellt. Ein ungehobeltes Griffbrett, einbaufertig mit allen Tasten versehen, die Clavishebel sind 30 cm lang, kerzengerade und erstmal ohne Cassotto "Abzweigung" --- dann kommt der Mann mit der Biege und Justierzange
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ford Astra / Kadett -- selten so gelacht, jetzt wirds wirklich fröhlich hier
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Spaß zur Seite

ich kenne aus Eigenerfahrung von Morino 5555 von 1935 bis zum aktuellsten Modell alles bis zum letzten Winkel, da liegen Welten dazwischen. In der soeben zitierten "Autowelt" ist's ja fast ebenso ...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Nur mal so ..:great: Hätte Hohner 1959 in die Morino VM einfach mal die gesamte Gola Diskantmechanik / Tastatur eingebaut - es wäre sicherlich die sprichwörtliche Stradivari entstanden. Beide Herren bauten zu diesem Zeitpunkt absolut hochwertige Akkordeons auf ureigenste Art. Govianni Gola war mit der Diskantmechanik der Zeit weit voraus ( Tastenform, Lagerung, seitliche,klapperfreie Führung und Leichtgängigkeit ) - während Veneziano Morino an diesem Punkt eher 20 Jahre hinterher hinkte, aber deutlich leichtere Gehäuse baute / sogar der Balg hatte nur 13 Falten, das fühlt sich beim Spiel super kompakt an. Ganz interessant, auch Slavko Avsenik hatt zu diesem Zeitpunkt mal seeehr kurzzeitig eine Gola, diese wurde Ihm in einem Hotel geklaut und das Thema war von da an einfach erledigt ...
 
Hallo,

ich kenne ja die genauen Verkaufszahlen nicht, denke aber dass rein diese ausschlaggebend waren.
Ein Namenswechsel findet meist dann statt, wenn der alte Name einen schlechten Ruf hat und mit Misserfolg gleichgesetzt wird (siehe Ford Golf Stufenheck in Deutschland).
Man muss halt sagen, dass Hohner die Milchkuh zu lange gemolken hat.
Die Abstufung vom Topmodel (Morino M) zur oberen Mittelklasse (N), noch dazu mit ausgelagerter Fertigung zum billigsten (nicht qualitativ gemeint) Zulieferer war schon rufschädigend, unabhängig von den Qualitäten des Instruments.
Der Skandal um die China-Plastik-Morino 2000 war dann ein noch schwererer Schlag, zumal er zumindest meines Wissens von den reinen Akkordeonhändlern und HZMn an die Öffentlichkeit kam.
Im Akkordeonbau kommt hinzu, dass Käufer keinen technischen Fortschritt erwarten, d.h. Konstruktionen veralten nicht und man kann nur sehr schwer über mögliche Verbesserungen einen Ruf wieder aufbauen.
Dazu kommt die Psychologie: Man rechnet nicht mit langsamen Verfall. Was nicht in absehbarer Zeit kaputt geht, geht gefühlt nie kaputt. Also ist es egal, ob ich ein neues Akkordeon kaufe oder ein 100 Jahre altes.
Gerade die Anfragen zu Morino M und zu alten Golas hier im Forum sind oft von der Form: "Ich will mir heute im Jahr 20xx eine Morino M/Gola aus den 60er Jahren kaufen, auf welche Kinderkrankheiten/Probleme ab Werk muss ich achten, damit ich heute im Jahr 20xx ein problemloses Instrument habe, das besser ist als alles danach zu einem Viertel des Preises."
Die aktuelle Morino kommt im Forum kaum vor.

Aber warum ich mich melde:
Hätte Hohner 1959 in die Morino VM einfach mal die gesamte Gola Diskantmechanik / Tastatur eingebaut - es wäre sicherlich die sprichwörtliche Stradivari entstanden.
Welches Modell von 59 vergleichst du da mit der Morino VM?
Und außerdem ist das eine Sicht, als ob um Westdeutschland eine Mauer gegangen wäre.
Hätten Venanzio Morino und Giovanni Gola nicht bei Dallape gelernt und wären dort nicht zu Meistern geworden, hätte Hohner sie nie genommen.
Die Morino M war schon kein Leuchtturm sondern hat den Rückstand zu den Italienern aufgeholt.
Der Trend zu mehr Gewicht beim späteren Modell Gola gegenüber der älteren Morino war auch kein Versehen oder eine Nachlässigkeit, sondern branchenüblich - die Arbeit wurde einfach teurer, die Materialien dafür in Relation billiger - und Gewicht ist klanglich kein Nachteil.
Meine Guerrini hat angeblich die selbe Tastatur wie die Gola, also ist das auch keine einzigartige Besonderheit, sondern allgemeiner Entwicklungsstand, entweder vor oder nach der Gola.
Ich will die Instrumente wirklich nicht schlechtreden, aber andere Mütter haben auch schöne Töchter.
Und Hohner ist eben kein Monopolist mehr wie früher, und muss sich an denen messen, und kann keinen Mehrpreis für den Namen verlangen.
Und warum soll man dann an alten Namen festhalten und nicht ein Ersatzmodell Mattia nennen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was nutzt es dem Hersteller heute, wenn alle auf vierzig Jahre alten Instrumenten spielen? Nichts. Rein gar nichts. Auch ein gut gesättigter Gebrauchtmarkt spült ihm keinen einzigen Euro mehr in die Firmenkasse. Da ist es dann schon durchaus naheliegend, ein Modell sterben zu lassen, dass sich nicht mehr in ausreichender Stückzahl verkauft. Ein neues Modell mit neuem Namen soll sich von der Vergangenheit abheben und einen neuen Käuferkreis ansprechen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Könntest du den Teil ab Beitrag 45 auslagern in ein Thema "Morino wird eingestellt" oder so?



Anmerkung der Moderation
wurde erledigt :)/maxito
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ein Namenswechsel findet meist dann statt, wenn der alte Name einen schlechten Ruf hat und mit Misserfolg gleichgesetzt wird (siehe Ford Golf Stufenheck in Deutschland).

.. oder wenn der Name so unabänderlich mit ein paar typischen Details verbunden wird, das jegliche weitere Änderung nicht mehr akzeptiert wird. Spätestens dann muss man neue (Namens-)Wege gehen.

Die Abstufung vom Topmodel (Morino M) zur oberen Mittelklasse (N), noch dazu mit ausgelagerter Fertigung zum billigsten (nicht qualitativ gemeint) Zulieferer war schon rufschädigend, unabhängig von den Qualitäten des Instruments.

Wenn man sich mal die Verkaufszahlen der Morino der N Serie anschaut, dann kann der Ruf nicht allzuschlecht gewesen sein! Diese Modellreihe existiert ja noch heute auf dem Gebrauchtmarkt in rauhen Mengen! Abgesehen davon hat Hohner damals wie heute schon immer auch Fertigung außer Haus betrieben. Von daher war es aus der Geschäftsprtaxis von Hohenr keine Rufschädigung wenn Instrumente nach Hohnervorgabe fremdgefertigt wurden, sondern damals wie heute bei Hohner übliche Praxis. Worin genau soll die Rufschädigung eigentlich bestanden haben?

Und ich bin mir sicher dass die N Serie damals als die "modernere" Morino galt. Der Ruf der M Serie ist m. E. erst deutlich später entstanden und wird heuzutage geradezu glorifiziert. Und davon abgesehen hatte Hohner dann ja tatsächlich was besseres im Programm, das eben besser war als die Morino. Schon alleine von daher konnte die Morino dann schon nicht mehr das Topmodell sein!

Von den neueren Morinos kenne ich keine Verkaufszahlen - die werden aber deutlich geringer sein als die der M oder N Serie, die zu den goldenenen Akkordeonzeiten im Sortiment waren. Akkordeon insgesamt wie die meisten Musikinstrumente haben insgesamt sehr viel kleiner Verkaufszahlen als früher... darüberhinaus ist Hohner nach wie vor der Branchenprimus... und es würde mich nicht wundern, wenn alleine von den Morinos mehr Stück im Jahr verkauft werden /wurden als die meisten anderen Akkordeonfirmen insgesamt prodzieren.


Hohner stellte 2020 ganz sang und klanglos die Produktion der Morino ein.

Ist das so? ... Auf der Homepage, Stand heute, von Hohner sind die Morinomodelle nach wie vor in breiter Variantenzahl aufgelistet.

Von einer Produkteinstellung habe ich jetzt noch nichts gehört - woher kommt diese Information?



Die aktuelle Morino kommt im Forum kaum vor.

Das muss jetzt nichts negatives bedeuten! Suchanfragen braucht man nicht zu stellen, denn man braucht bloß in den Laden gehen und eine ordern und wenn das Teil funktioniert, dann gibts keinen Anlass zu klagen.


Was nutzt es dem Hersteller heute, wenn alle auf vierzig Jahre alten Instrumenten spielen? Nichts. Rein gar nichts. Auch ein gut gesättigter Gebrauchtmarkt spült ihm keinen einzigen Euro mehr in die Firmenkasse. Da ist es dann schon durchaus naheliegend, ein Modell sterben zu lassen, dass sich nicht mehr in ausreichender Stückzahl verkauft.

Genauso isses! Vom Ruf vergangener Tage hat die Firma nur was, wenn dadurch heutzutage auch mehr Instrumente des Typs verkauft werden. Ist dies nicht mehr der Fall oder will man bestimmte alte Zöpfe einfach nicht mehr weiterpflegen und mal was neues bringen, dann ist einfach mal ein Cut angesagt.

Und auf er anderen Seite wird der Morino VM dermaßen gehuldigt, dass die praktisch schon einen Heiligenschein hat und dann kann danach eh nix mehr kommen, denn es wird immer irgendwas anders sein als "beim Original" - so wie der einzig wahre 5-er BMW der BMW 501 / 502 war - alles andere was danach kam war nur noch billiger Abklatsch!;) ...Unter solchen Vorraussetzungen kann man als Hersteller gar nicht mehr gewinnen. Da würde ich auch schauen, das ich zwischen heutzutage und den glorifizierten alten Tagen Abstand reinbringe.


Drum ... würd mich jetzt doch interessieren, woher die Information kommt, dass die Morino nicht mehr gebaut wird - auf der Homepage sind noch etliche Varianten der Morino aufgelistet, in den Verkaufsräumen steht sie nach wie vor ... und die gleiche Aussage gabs zur Gola auch schon vor ein paar Jahren ... und sie wird nach wie vor gebaut und man kann sie nach wie vor kaufen,.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wenn man sich mal die Verkaufszahlen der Morino der N Serie anschaut, dann kann der Ruf nicht allzuschlecht gewesen sein! Diese Modellreihe existiert ja noch heute auf dem Gebrauchtmarkt in rauhen Mengen! Abgesehen davon hat Hohner damals wie heute schon immer auch Fertigung außer Haus betrieben. Von daher war es aus der Geschäftsprtaxis von Hohenr keine Rufschädigung wenn Instrumente nach Hohnervorgabe fremdgefertigt wurden, sondern damals wie heute bei Hohner übliche Praxis. Worin genau soll die Rufschädigung eigentlich bestanden haben?
Allzu schlecht war ihr Ruf auch nie, aber eben schlechter als das Vorgängermodell.
In den 60er Jahren war die Situation auch ganz anders als heute.
Der Gebrauchtmarkt war viel weniger ausgebildet (Mund zu Mund, Zeitung) und die Masse der Gebrauchtmodelle waren Vorkriegsmodelle. Man musste also nehmen was zu kaufen war und wenn man zu dem Teil der Bevölkerung gehörte, der Geld für ein Oberklassemusikinstrument hatte, dann selbstverständlich für ein neues.
Das ist übrigens teilweise heute noch so. Erst letztes Jahr hat mir ein Freund (Arzt aus großbürgerlicher Familie) erzählt, dass er seinen Flügel verkauft hat und ihm die Interessenten die Bude eingerannt haben. (Er hatte nicht viel verlangt.) Zitat "Woher hätte ich wissen sollen, dass Leute so etwas auch GEBRAUCHT kaufen?"
Jedenfalls war es von vornherein klar, dass eine weitere Morino damals ein Erfolg werden musste und sie wurde es dann auch. Wer Geld hatte und nicht in einer Großstadt lebte, hatte gar keine andere Möglichkeit.
Das ändert aber nichts daran, dass sich im Nachhinein der Ruf der beiden Modelle M und N unterschiedlich entwickelte und die absonderlichsten Stilblüten trieb, wie ich ganz im Ernst schon persönlich festgestellt habe.
Ein anderer Freund von mir, ein guter und fleißiger Akkordeonspieler mit Morino IVS wie meiner, schwärmte mir eines Abends überraschend vor, wie schön es wäre eine Morino M zu besitzen, die noch von Herrn Morino persönlich gebaut wurde, und wurde auf meine Antwort ("Was willst du denn mit dem alten Gelumpe.") richtig sauer.
Also sogar das ist ein Kriterium für den ideellen Wert, ob nämlich der Herr Morino zur Bauzeit des Instruments noch für die Firma Hohner tätig war, ganz unabhängig davon, ob der Entwicklungschef da auch nur einen Handgriff an dem Instrument gemacht hat oder wohl eher nicht.

Die aktuelle Morino kommt im Forum kaum vor.
Was mir fehlt ist nicht Nachfrage nach Neuinstrumenten, sondern Nachfrage nach den Morinos ab 2000 und danach der Morino+. Diese Instrumente sind jetzt bis zu 20 Jahre alt, also ideale Gebrauchtinstrumente.

während Veneziano Morino an diesem Punkt eher 20 Jahre hinterher hinkte
Das ist übrigens auch eine Art, wie ein Ruf entstehen kann. Den Veneziano hat der Bayrische Rundfunk erfunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mir fehlt ist nicht Nachfrage nach Neuinstrumenten, sondern Nachfrage nach den Morinos ab 2000 und danach der Morino+. Diese Instrumente sind jetzt bis zu 20 Jahre alt, also ideale Gebrauchtinstrumente.

Ok, das ist natürlich eine legitime Ansicht... nur hilft das der Firma nicht wirklich weiter, wenn Sie neue Instrumente produzieren soll, damit die in ca. 20 Jahren zu gesuchten gebrauchten Instrumenten werden. Denn um das zu werden müssen die zuerst mal als Neuinstrument verkauft werden.

Wenn es tatsächlich den Punkt gibt, dass die Interessenten keine Neuinstrumente mehr wollen und nur noch auf Gebrauchtinstrumente aus sind , dann bleibt dem Hersteller nur mehr übrig, neue "Altinstrumente" zu produzieren.... was per Definition ja schon mal unmöglich ist - oder die Produktion einstellen. Und von daher bin ich voll und ganz bei @Schtine01 - eine Firma kann seine Mitarbeiter nur bezahlen wenn neue Instrumente verkauft werden. Vom Ruf und Heiligenschein der alten Instrumente wird kein Mitarbeiter satt.

Das sind jetzt alles Argumente warum die Poduktion eigestellt werden könnte - allerdings, ob die Produktion jetzt tatsächlich eingestellt wurde - das weiß ich hieraus nach wie vor nicht.. Dazu würde mich nach wie vor interessieren, ob und welche belastbaren Quellen es hierzu gibt. Dennn wie gesagt, für mich sieht die Sache derzeit eher so aus (z.B. Homepage Hohner) als ob die Morino nach wie vor produziert wird.


...kleiner Nachtrag, nachdem ich mir die Posts nochmals durchgelesen habe:

Ich habe sehr viele Meinungen, Ansichten, für und wider von diversen alten Baureihen miteinander und gegeneinander verglichen gelesen. Aber die persönlichen Ansichten bezüglich der alten Baureihen haben eigentlich gar nichts mit dem eingangs genannten Produktionsstop der Morino zu tun.

Hier in diesem Faden interssieren mich die diversen Vorlieben für bestimmte alte Morinoserien nicht - hier interessiert mich nur die Frage:

-> Wird nun die Morino noch gebaut, oder ist die Produktion eingestellt?

...Und welche (nachlesbaren) Aussagen, Bekanntmachungen Statements etc. hierzu gibt es noch?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Nach all diesen Aussagen, werde ich meine Knopf-MORINO XN in Ehren halten und ab und zu anspielen, damit nichts verharzt, einrostet oder sonstwie Mängel erhält; das bin ich ihr schuldig, hat sie mich doch seit 1969 nie im Stich gelassen, obwohl vom Veloträger heruntergefallen, mit Bier begossen (Studentenzeit), jahrelang in eine Ecke gestellt: sie so schlecht behandelt wurde.
mfG Paul Frager
 
Auffällig ist, dass Akkordeon-Zimmermann in Pforzheim in seinem Internet-Auftritt neben (der im Ladengeschäft vorrätigen!) Gola und Mattia und den kleineren Hohner-Reihen keine Morino bewirbt.

Immerhin ist Zimmermann nach eigenen Angaben der einzige HOHNER Exclusiv Premium Händler in Deutschland.

Schöne Pfingstgrüße

morino47
 
Wird nun die Morino noch gebaut, oder ist die Produktion eingestellt?
Außer den hier im Forum gelegentlich, aber nicht nur einmal, geäußerten Aussagen habe ich keinen Grund diese Aussage zu bestätigen oder zu dementieren.
Ich weiß es nicht besser.
Allerdings ist das entscheidend?
Es geht ja nicht um die aktuelle Baureihe, sondern um den Modellnamen allgemein. Hohner kann also alles Morino nennen, worauf sie Lust haben.
Ich denke mir, dass, sogar wenn die Baureihe beendet wird, für bestimmte Märkte, in denen Nachfrage besteht, auch wieder eine Morino zu kaufen sein wird und wenn es eine Mattia oder Fun Flash in anderem Design oder ein zugekauftes Konkurrenzmodell ist.
Gerade im Akkordeonsektor ist so etwas doch gang und gäbe. (Wann hat z.B. Giulietti gleich noch mal dicht gemacht?)
In Märkten, in denen keine Nachfrage ist, ist es jedoch sinnvoll, ein Modell zu streichen, weil man sie dann nicht den Händlern aufs Auge drücken muss, die sie nicht wollen. Und irgendjemand muss die Vorführmodelle bezahlen.
Auch dass bei den Händlern Instrumente vorrätig sind, spricht nicht für und nicht gegen eine Modelleinstellung. Die Instrumente haben doch kein Verfallsdatum, im Gegenteil eine Etikett "Die letzten einer Ära" ist verkaufsfördernd.
Vom Ruf und Heiligenschein der alten Instrumente wird kein Mitarbeiter satt.
Doch. Der Name alleine ist die Hauptsache.
Ohne bekannten Namen, bekommt man die Arbeit bezahlt, solange kein anderer im Umfeld sie für weniger Geld genauso gut macht, und ab dann nicht mehr.
Nur mit dem Namen kommt die Gewinnspanne.
Apple ist die Firma mit dem höchsten Börsenwert weltweit, weil Apple keine Hardware mehr entwickelt und produziert, sondern nur noch Software entwickelt und zugekaufte Produkte bewirbt und verkauft, also mit geringen Unkosten große Gewinne macht.
Und das ist auf viele Firmen übertragbar, von denen es weniger bekannt ist.
Und, um zum Thema zurückzukommen, Hohner hat dieses Pferd mit der Morino lange geritten. Die Morino war innerhalb ihrer Konkurrenzmodelle nie das Sonderangebot.
Die Frage ist also: Kann man es weiter reiten oder sollte man absteigen, weil es tot ist.
Yeehaw!
 
Auffällig ist, dass Akkordeon-Zimmermann in Pforzheim in seinem Internet-Auftritt neben (der im Ladengeschäft vorrätigen!) Gola und Mattia und den kleineren Hohner-Reihen keine Morino bewirbt.

Immerhin ist Zimmermann nach eigenen Angaben der einzige HOHNER Exclusiv Premium Händler in Deutschland.



Die Aussage von Bernd Zimmermann ist die gleiche wie die vom Hohner-Vertrieb: Die Morino ist eingestellt, es gibt keine mehr und es wird auch keine mehr gebaut.

Die Mattia ist der offizielle Nachfolger.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Die Bezeichnung 'Organola' hat es sowohl in den 30er-50er Jahren gegeben als auch noch mal in den 80er Jahren. Auch andere Bezeichnung hat Hohner immer mal wieder neu auf den Markt gebracht, z.B. die Verdi.
Die Morino hat es hingegen durchgängig gegeben. Erst als 5555 und Abkömmlinge, diese trugen jedoch noch nicht den Namen und hatten keine Cassotto., dann als legendäre M-Serie., zuerst mit rechteckiger Bassknopfanordnung, dann in der Trapetform.
Als Neuentwicklung die wohl stark von der Gola inspiriert war, die N-Serie, die mit eher kleinen Änderungen zur S-Serie wurde. Nach der S-Serie kamen dann diverse Typbezeichnungen, die ich mir dann so nicht mehr merken wollte.

Warum nun die Bezeichnung 'Mattia' neu generiert wurde, würde mich interessieren. Da bleiben nur Vermutungen. Ich finde, es ist schade, dass die Bezeichnung 'Morino' nun verschwindet, ~60 Jahre nachdem der Namensgeber verstorben ist. So lange hat sich sein Name als Akkordeonserie erhalten. Die Bezeichnung 'Mattia' finde ich etwas sparrig, denn 'Morino' geht mir wesentlich leichter über die Lippen.

Was optisch komplett verschwindet ist das 'Gesicht' der Morino, mit seiner liebgewonnenen, aber heute völlig überkommenen Zierstäbchenromatik/-ästetik der 50 Jahre. Bei der aktuellen GOLA hat Hohner ja sowohl den Namen als auch das Gesicht mit dem Haifischmaul und dem Mittelemblem zwar modernisiert aber beibehalten.

Schade finde ich das Verschwinden der Morino auch aus folgendem Grund:
Es gibt wohl kaum noch weitere Akkordeons, die auch auf größere Entfernung so leicht zu erkennen sind wie Morinos und Golas.
Aus der Öffentlcihkeit wird die Morino aber noch lange lange Zeit nicht verschwinden, denn es gibt Unmengen dieser Instrumente, die zudem auch noch extrem langlebig sind.

Der Mattia wünsche ich als Nachfolger der Morino Erfolg und alles erdenklich Gute. Zumindest gibt mir jetzt schon mein interner Assoziationsblaster zu 'Mattia' ein fast ebenso positives Feedback wie zu 'Morino' positiv
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich habe alte Harmonikas in denen die Erbauer ihre Namen hinterließen und andere Spuren. Ich versuche mir vorzustellen wie sie ausgesehen haben könnten und wie die Umstände waren. Kurz, ich denke an sie. Bei einer Morino ist das leichter, gibt es spannende Geschichte und ein Gesicht.zu dem Instrument.Das ist schon einzigartig und auch vergleichsweise privat schön.Auch wenn er sie nicht alle selbst gebaut hat hängt er doch zauberhaft als Person daran. Das ist sehr besonders.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst als 5555 und Abkömmlinge, diese trugen jedoch noch nicht den Namen und hatten keine Cassotto
Teilweise richtig. Die Hohner Morino 1 hatte kein Cassotto. Die Hohner 5555 hatte im Diskant 2 Chöre im Cassotto und sogar Basscassotto.

Gruß Klangsucher
 
Hallo Akkordeonfreunde,
bin heute seit langer Zeit mal wieder hier unterwegs (mir fehlt einfach die Zeit), da ich grad ne Aufstellung meiner Schätze für die Hausratversicherung mache. Und habe (stimmt das so?)
festgestellt, dass es kein neues Hohner-Akkordeon gibt (ausser vielleicht der Gola) mit 45 Tasten und C-konverter.... Wenn ich richtig geschaut habe, wird die Mattia nicht als Converter-Version angeboten.

Ist das richtig?

P.S.: langsam wird mir klar, warum Manfred Leuchter auf Pigini umgestiegen ist... :confused::cry:

Gott sei dank ist meine Morino IV 120 de luxe C45 noch recht jung (Bj 2004), sodass ich mir erst Sorgen machen muss, wenn sie mir jemand in einen Totalschaden verwandelt.....

Liebe Grüße
der Juchitza alias Roland
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben