Der reale Vorteil eines 32 Bit Audio Interface liegt im grosszügigen Headroom bei ebenso grosszügigen Abstand zum Quantisierungsrauschen. Bei Studioarbeiten mit immens vielen Spuren könnte das entscheidend sein . . .
Okay, bei Otto Normalverbrauern wie Dir und mir ist ein 24 Bit Interface und eine interne 32 Bit (Float) Berechnung sicherlich mehr als nur ausreichend. Darum geht es auch gar nicht. Es geht darum, dass sich Magix selbst immer weiter ins Aus schiesst.
In der Tat kann ich als Audio-"Otto-Normalverbraucher" nicht mit so vielen Kanälen mithalten wie sie die großen Studios wohl ständig einsetzen. Mein mit Abstand größtes Aufnahme-Projekt (Carl Orff "Carmina Burana") hatte 32 Kanäle aufnahmeseitig, ist ja auch eine riesige Besetzung. 32 Kanäle sind auch mein absolutes Limit für Mitschnitte, mehr Eingänge habe ich nicht und mehr gute Mikros habe ich auch nicht.
Ansonsten gehen meine umfangreicheren Projekte aufnahmeseitig bis 16-20 Kanälen, selten schon mal bis 24 (klassische Oratorien mit Chor, Orchester und Gesangssolisten). Später beim Mischen und Mastern kommen nur unwesentlich mehr Kanäle dazu (ggf. separate Hallspuren usw.), auch der PlugIn-Einsatz ist gering. In der "Klassik" und bei rein akustischen Ensembles ist da auch nicht soviel nötig.
Samplitude erfüllt meine Anforderungen deshalb praktisch zu 100% und nach wie vor zu meiner vollsten Zufriedenheit.
Was den Headroom und das Quantisierungsrauschen betrifft:
Ein empfohlener Headroom ist üblicherweise, Pegelspitzen so auszusteueren, dass sie -12 dB auf der Aussteuerungsanzeige nicht überschreiten. Wenn man bei der Probe/beim Einspielen des Ensembles so aussteuert, dann kann man ziemlich sicher sein, dass später beim Konzert, wenn eventuell noch mehr Adrenalin und "Feuer" im Spiel ist (ich mache vorwiegend Live-Mitschnitte) immer noch nichts übersteuert.
Jedes bit entspricht 6 dB Dynamik, so dass bei einer 24-bit-Tiefe aufnahmeseitig real 22 bit ausgenutzt werden und in den Dateien landen (wenn beim Konzert nicht doch noch "eine Schippe drauf gelegt wird" und nicht doch nur -6 dB Headroom übrig bleiben).
Mit 22 bit kann man eine Gesamtdynamik von 132 dB abbilden, mit 23 bit 138 dB.
Direkt im Schalltrichter einer Trompete oder
direkt am Trommelfell einer hervorragenden und großen Kesselpauke, die im ffff angespielt werden, können solche Pegelspitzen tatsächlich entstehen (was ja der Grund ist für Arbeitsschutzmaßnahmen für Orchester, vor allem in den Orchestergräben der Opernhäuser, wie z.B. Plexiglastrennwände, spezielle Musiker-Ohrstöpsel im Dienst).
Die reale Dynamik, die beim Publikum im Saal (und am Stereo-Hauptmikrofonsystem) ankommt, liegt im allergünstigsten Fall bei ca. 70-80 dB. Auf einer CD würde man das noch mal etwas reduzieren, weil selbst Leute mit Top-HiFi-Anlagen und optimierten Hör-Räumen kaum in der Lage sind, diese Dynamik adäquat wiederzugeben (also eigentlich nicht mal die maximale Dynamik der CD von 96 dB). Deshalb ist die CD als Ausgabe- und Distributionsformat nach wie vor mehr als ausreichend.
Das Quantisierungsrauschen ist, vereinfacht ausgedrückt, eine Art "Kippeln" des ausgegebenen Quantisierungswert um eine bit-Stufe (LSB = least significant bit) und liegt demnach im Wert von 0,5 LSB. Damit liegt der Wert des Quantisierungsrauschen immer beim (Minus-)Wert der maximalen Dynamik der bit-Auflösung selber. Bei 16 bit also bei um -96 dB, bei 24 bit um -144 dB.
Bei 16 bit ist der Wert also schon vernachlässigbar, bei 24 bit praktisch völlig unbedeutend.
[Quellen dazu:
https://www.elektroniknet.de/elektr...igenschaften-von-delta-sigma-adus-165688.html und
https://www.imc-tm.de/fileadmin/Public/Downloads/Whitepapers/WP_DE_Sigma_Delta_Umsetzer_01.pdf]
Die maximale Dynamik bei sehr hochwertigen Audio-ADCs wird aber durch das thermische Rauschen am Eingang begrenzt, respektive gehen andere, darunter liegende Rauschwerte in diesem thermischen Rauschen unter. Typische Dynamikwerte guter preisgünstiger Wandler, wie sie massenhaft in Interfaces, Mischpulten usw. verbaut werden liegen bei -105 bis um - 112 dB (Cirrus Logic, AKM). Es gibt wohl auch top-Wandler, die mehr schaffen, bis -120 dB, aber da finde ich gerade die Datenblätter dazu nicht mehr. (Bitte selber googeln, ich kann abet auch gerne Links dazu angeben.)
Quantisierungsrauschen ist also spätestens bei den 24-bit-Wandlern nur noch ein rein theoretisches Problem und keines, dass in der Praxis irgendeine Rolle spielt.
Für technische Messzwecke werden 32-bit-Wandler gebaut, die extrem gute Rauschwerte haben bis -140 dB (dabei aber Sampleraten, die im niedrigen kHz bis nur Hz-Bereich liegen) und die mitunter für spezielle Anwendungen mit höchster Genauigkeit im Einsatz gekühlt werden um das thermische Rauschen weiter zu verringern.
Der LTC2500-32 von AnalogDevices wird z.B. in der Seismologie eingesetzt, wo man extrem feine Auflösungen der Messwerte benötigt, aber nur geringe Sampleraten [Infos zum Chip siehe hier:
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/250032fb.pdf]
Auch wenn der Markt mittlerweile Interfaces mit 32-bit-Audio-Wandlern anbietet heißt das noch lange nicht, dass diese Teile wirklich sinnvoll sind (und wirklich nützlich sind außer vielleicht für den Absatz von Festplatten). Die SACD gibt es auch, bringt aber dem Konsumenten keinen Mehrwert (außer vielleicht gewissen "Prahlfaktoren"). Für mich ist bis zum echten Beweis ihres praktischen Nutzens solche Technik eher so etwas wie die überschweren und übermotorisierten SUVs bei den Autos.
Für mich ist es also völlig o.k., dass und wenn Samplitude diesen - verzichtbaren - Weg nicht mitgeht, wobei es mir auch klar ist, dass damit eine gewisse Käuferschicht sich immer mehr von Samplitude abwenden wird.
Aber die haben ja ihre Alternativen, die ihr Gewissen beruhigen, und die Konkurrenz will ja auch Geld verdienen.
Nachtrag:
Hier noch ein Link zu einem rauscharmen DAC, dem PCM4220 von TI
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/pcm4220.pdf?ts=1587816029841
Dessen (ungewichtete) Dynamikwerte gehen von 121 dB bei 48 kHz Samplingrate bis runter zu ´nur´ 112 dB bei 192 kHz Samplerate. Dass die Rauschabstände/Dynamikwerte schlechter werden bei hohen Samplefrequenzen, ist normal und technisch unvermeidlich, denn wenn das Passband größer wird, wird auch das Rauschen mehr, weil es immer über den ganzen Frequenzbereich rauscht.
Wobei die Dynamikwerte dieses Wandlers bei einer A-gewichteten Messung wieder für alle Sampleraten auf sehr gute 123 dB steigen. -123 dB dürfte damit das thermische Eigenrauschen am Eingang des Wandlers sein. Also kann auch dieser sehr gute Wandler die maximal darstellbaren 144 dB des 24-bit-Formats nicht ganz ausnutzen. 21 dB bleiben "verschenkt" und damit bleibt es auch hier bei einer maximal nutzbaren bit-Tiefe von 20,5 dB. Jedenfalls rechnerisch, bei einer Aussteuerung bis zu Grenze 0 dBFS werden die Zahlenwerte im oberen Bereich selbstverständlich genutzt und geschrieben. Bei dieser Gain-Einstellung würden aber Klänge, die leiser sind als -123 dB unter 0 dBFS-Vollaussteuerung vollständig im Eigenrauschen des Wandlers verschwinden.
An diesem Gedankengang erschließt sich endgültig der ganze Unsinn der Diskussion über (aufnahmeseitig) hohe bit-Tiefen im Audio-Bereich. Kein Dynamikumfang jeder x-beliebigen Schallquelle und jedes x-beliebigen Aufnahmeraums wird jemals in der Lage sein, den hohen Dynamikumfang eines solchen Wandlers zu überschreiten, ja nicht mal, ihn überhaupt auszunutzen.
Wer aufnhameseitig nicht mit 24 bit auskommt macht entweder etwas falsch oder hat einen Denkfehler.
Die geringen Sampleraten und damit kleinen Frequenzbereiche der erwähnten 32-bit-Wandler für Messzwecke sind auch der Grund für die traumhaften Dynamikwerte bis zu 140 dB, die auch bei diesen Wandlern desto bessere Werte erreichen, je kleiner die Samplefrequenz und damit das Passband ist.
Für die "Zahlenwert-Enthusiasten" eigentlich etwas ernüchternd, dass bei den von ihnen ebenfalls meist favorisierten hohen Samplefrequenzen die Rauschabstände sinken. Aber die Physik lässt sich nun mal nicht überlisten und alles hat sozusagen seinen Preis.
Wobei ein Abfallen von 121 auf 112 dB wie beim erwähnten PCM4220 praktisch so gut wie keine Rolle spielen und nicht wahrnehmbar sein dürfte (s.o.).