mjmueller
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Hallo!
Tannoy ist ein britisches Urgestein im Audiobereich. Seit 1926 dabei und mit den Lautsprechern auf den Schiffen der Royal Navy und mit dem Dual Concentric Transducer-Prinzip seit den 1950ern eine Legende für Audiofreunde. Im Englischen ist "Tannoy" ein Wort wie bei uns "Tesa" - die Marke steht für eine ganze Gattung an Produkten. Hier kein Klebeband, sondern Beschallungssysteme.
Seit 2002 gehörte Tannoy zu TC Gruppe und damit mittlerweile eben zu Music Group.
Weil mich das Koaxialprinzip bei Speakern seit einer Weile schon stark interessiert, habe ich mir ein Paar Tannoy Gold 8 gegönnt. Seit Herbst 2019 sind die Gold mal in den Läden gewesen, dann wieder nicht (ihr ahnt warum). Dann gab es ganz kurz welche bei Thomann und ... ZACK!
Die Tannoy Gold-Monitore gibt es als 5", 6,5" und 8" Variante. Straßenpreis der 8"er: 235 EUR / Stk. (04/2020)
Wir haben also hier ein 2-Wege-System mit 8" Bassspeaker und einem 1" Hochtöner in Koaxialbauweise. Der Hochtöner ist etwa 5cm nach hinten versetzt (um die Laufzeit der trägeren Bassmembran auszugleichen) in der Mitte des Bassspeakers, davor der Tulip-Waveguide. Die Trennfrequenz liegt bei 1,5kHz. Der Frequenzgang ist mit 54 Hz – 20 kHz ±3 dB, 40 Hz – 20 kHz -10 dB angegeben. Ein 300Watt AB-Verstärker treibt die Membran und Hochtöner an und soll einen Schalldruckpegel von 110 dB liefern. Jeder Monitor bringt 14 kg auf die Waage mit stattlichen Ausmaßen von 429 x 274 x 336 mm (HBT).
Die Unterseite ist mit einer Gummierung beklebt was verrutschen unterbindet.
Vorne und hinten steht zwar "Designed and Engineered in The U. K." drauf, gebaut werden die Monitore, wie wohl alles von Music Group, in China.
Ursprünglich bin ich auf Koaxialsysteme durch die KS Digital C8 Reference angeschärft worden, die mir auch sehr gut gefallen haben. Aber irgendwas hat eine Irritation bei mir hinterlassen. Die KSD C8 arbeiten im Gegensatz zB zu den Tannoy Gold mit DSP, der Hochtöner sitzt auf der Bassmembran. Letztlich waren mir 1800 EUR für eine Abhöre, die mir nicht 100% gefällt zu viel Geld. Mit den sehr preiswerten Tannoys kannst Du nix verkehrt machen, dachte ich mir, auch weil die Briten ja rund 70 Jahre Erfahrung mit Koax haben Meine Erwartungen waren eher so " mal sehen".
Optisch sind die Monitore okay, aber einen Designpreis gewinnen die damit sicher nicht. Die kommen eher zweckmäßig daher, MDF mit Überzug. Allerdings macht der güldene Ring um die Bassmembran und der Tulip Waveguide etwas weihnachtliche Stimmung.
Die Verarbeitung ist dem äusseren Anschein nach gut und macht einen stabilen Eindruck. Das gilt auch für die Potis auf der Front, die zum Spielen einladen.
Die Bassreflexöffnung findet sich frontseitig, was eine Positionierung nahe einer Wand vereinfachen soll. Auf der Öffnung sind Input- (-24 bis 0) und High Frequency - Trim (5 Rastpunkte)- Potis zu finden sowie eine Betriebs-LED (rot = StandBy, grün = Betrieb)
Größenvergleich: Tannoy Gold 8 links, JBL LSR 305 rechts.
Rückseitig finden sich (von oben nach unten) die Aux-In-Sektion (mit 3,5mm Klinkeneingang und "Monitor Link", sowie Schiebeschalter für L / R).
Darunter die Basseinstellungsabteilung mit Absenkung von -2 und -4. Allerdings konnte ich keine eindeutige Angabe finden, bei welcher Frequenz genau, wie steil abgesenkt wird. Ist bei mir (und vermutlich auch sonst) für die Praxis auch nicht von Bedeutung.
Darunter wiederum findet sich der Auto-Standby-Schalter (super Sache )
Und darunter dann der 6,3mm TRS und der XLR Eingang, die beide zugleich belegt werden können.
Daneben die Buchse für das mitgelieferte Stromkabel und der Kippschalter für den stromatösen Betrieb.
Sooo, nach den ganzen haptischen Sachen nun endlich zu den auditiven Eindrücken und um die geht doch in erster Linie
Vorweg: Rauschen ist in absolut vertretbarem Ausmaß vorhanden. Und 85dB können die locker ohne unangenehme Nebeneffekte.
Wie hören sich die Tannoy Gold 8 also an? Ziemlich ausgewogen. Der Bassbereich ist keinesfalls überrepräsentiert, die Höhen schön und stark auflösend und die Mitten halten sich leicht zurück. Gerade im Vergleich zu den 5" JBLs - was sicher auch auf die Größe der Membran zurückzuführen ist. Das kennt man/frau ja auch von anderen Beschallungsanlagen zB PA.
Die Tannoys werden als Nearfield-Monitore gehandelt, was sicher seine Berechtigung hat, aber mit etwas mehr Abstand (so ab 1,8m aufwärts) zeigen sie auch, wie schön sie Bässe rüberbringen können. Mir gefällt das ausgesprochen gut. Zum einen, weil hier Bässe prägnant und mit dem nötigen Volumen kommen, zum anderen, weil sie dabei aber nie wummern oder matschen oder überbetont sind. Genau so mag ich das.
Wer das End-Bass-Pfund will, oder den Subbass erkunden, ist hier verkehrt, oder muss mit einem Subwoofer aufrüsten.
Die Mittendarstellung ist etwas zurückhaltend, da ist die "Entferung" zwischen 8" und 1" dann doch etwas zu groß. Allerdings bedeutet das nicht, dass der wichtige Mittenbereich nicht differenziert wäre. Es ist eine flache Wanne mit hoher Usability. Und toll natürlich, wenn man/frau auf einer anderen Abhöre schnell gegenhören kann. Mixe funktionieren hier wie dort gleichermaßen.
Die Höhendarstellung ist erstaunlich gut auflösend und erlaubt eine gute Ortung im Panorama. Der "Sweetspot" ist ziemlich groß (was ich nicht erwartet hatte) und schränkt so wenig ein. Richtig gut finde ich den HF-Trim auf der Front. Hier kann, wenn gewünscht, schnell mal was runter- oder hochgeregelt werden. Auch auf -2 Position (meine für Genußhören) ist noch genug Air vorhanden. Die +2 Position hält mich beim Mixen davon ab, zu viele Höhen reinzuschrauben.
Monitore sind ja ein Werkzeug und als solches sollen sie mich darin unterstützen, meine Vorstellungen zu realisieren. Daher habe ich ein ganzes Projekt von Anfang bis Ende mit den Tannoys durchgezogen und kann sagen: Auftrag erfüllt. Die Monitore habe ich nie als Einschränkung erlebt.
Ganz subjektiv: Mir geht das sehr oft so, dass ich zunehmend merke, was das Equipment gerne macht, oder "will". Die Tannoys "wollen" trocken, klar und rund - keine Übertreibung in irgendeine Richtung.
Hat für mich so einen Hauch von Retro und die Tendenz (das habe ich aus einem anderen Zusammenhang von Hotspot) zur neuen Klarheit.
Was gibt es Negatives zu berichten?
Die Monitore sind nicht magnetisch abgeschirmt und gerade mal wieder nicht lieferbar
Und auch klar: Mit den Tannoys ist nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Studiomonitore erreicht. Es sind Abhören im Einsteigerbereich, die aber viel mehr liefern, als der Preis vermuten lässt.
Wer auf der Suche nach einer Zweitabhöre ist, oder sehr preiswerten Monitoren: antesten!
Fazit
Die Tannoy Gold 8 liefern ein ausgewogenes Klangbild mit definiertem Bass ohne Boost, leicht zurückhaltenden Mitten und erstklassiger Höhenabbildung, detailierter Panoramadarstellung und entspanntem Sweetspot. Preis-Leistung ist hervorragend.
Link zur Herstellerseite (mit Manual): https://www.tannoy.com/tannoy/product?modelCode=P0C2C
Tannoy ist ein britisches Urgestein im Audiobereich. Seit 1926 dabei und mit den Lautsprechern auf den Schiffen der Royal Navy und mit dem Dual Concentric Transducer-Prinzip seit den 1950ern eine Legende für Audiofreunde. Im Englischen ist "Tannoy" ein Wort wie bei uns "Tesa" - die Marke steht für eine ganze Gattung an Produkten. Hier kein Klebeband, sondern Beschallungssysteme.
Seit 2002 gehörte Tannoy zu TC Gruppe und damit mittlerweile eben zu Music Group.
Weil mich das Koaxialprinzip bei Speakern seit einer Weile schon stark interessiert, habe ich mir ein Paar Tannoy Gold 8 gegönnt. Seit Herbst 2019 sind die Gold mal in den Läden gewesen, dann wieder nicht (ihr ahnt warum). Dann gab es ganz kurz welche bei Thomann und ... ZACK!
Die Tannoy Gold-Monitore gibt es als 5", 6,5" und 8" Variante. Straßenpreis der 8"er: 235 EUR / Stk. (04/2020)
Wir haben also hier ein 2-Wege-System mit 8" Bassspeaker und einem 1" Hochtöner in Koaxialbauweise. Der Hochtöner ist etwa 5cm nach hinten versetzt (um die Laufzeit der trägeren Bassmembran auszugleichen) in der Mitte des Bassspeakers, davor der Tulip-Waveguide. Die Trennfrequenz liegt bei 1,5kHz. Der Frequenzgang ist mit 54 Hz – 20 kHz ±3 dB, 40 Hz – 20 kHz -10 dB angegeben. Ein 300Watt AB-Verstärker treibt die Membran und Hochtöner an und soll einen Schalldruckpegel von 110 dB liefern. Jeder Monitor bringt 14 kg auf die Waage mit stattlichen Ausmaßen von 429 x 274 x 336 mm (HBT).
Die Unterseite ist mit einer Gummierung beklebt was verrutschen unterbindet.
Vorne und hinten steht zwar "Designed and Engineered in The U. K." drauf, gebaut werden die Monitore, wie wohl alles von Music Group, in China.
Ursprünglich bin ich auf Koaxialsysteme durch die KS Digital C8 Reference angeschärft worden, die mir auch sehr gut gefallen haben. Aber irgendwas hat eine Irritation bei mir hinterlassen. Die KSD C8 arbeiten im Gegensatz zB zu den Tannoy Gold mit DSP, der Hochtöner sitzt auf der Bassmembran. Letztlich waren mir 1800 EUR für eine Abhöre, die mir nicht 100% gefällt zu viel Geld. Mit den sehr preiswerten Tannoys kannst Du nix verkehrt machen, dachte ich mir, auch weil die Briten ja rund 70 Jahre Erfahrung mit Koax haben Meine Erwartungen waren eher so " mal sehen".
Optisch sind die Monitore okay, aber einen Designpreis gewinnen die damit sicher nicht. Die kommen eher zweckmäßig daher, MDF mit Überzug. Allerdings macht der güldene Ring um die Bassmembran und der Tulip Waveguide etwas weihnachtliche Stimmung.
Die Verarbeitung ist dem äusseren Anschein nach gut und macht einen stabilen Eindruck. Das gilt auch für die Potis auf der Front, die zum Spielen einladen.
Die Bassreflexöffnung findet sich frontseitig, was eine Positionierung nahe einer Wand vereinfachen soll. Auf der Öffnung sind Input- (-24 bis 0) und High Frequency - Trim (5 Rastpunkte)- Potis zu finden sowie eine Betriebs-LED (rot = StandBy, grün = Betrieb)
Größenvergleich: Tannoy Gold 8 links, JBL LSR 305 rechts.
Rückseitig finden sich (von oben nach unten) die Aux-In-Sektion (mit 3,5mm Klinkeneingang und "Monitor Link", sowie Schiebeschalter für L / R).
Darunter die Basseinstellungsabteilung mit Absenkung von -2 und -4. Allerdings konnte ich keine eindeutige Angabe finden, bei welcher Frequenz genau, wie steil abgesenkt wird. Ist bei mir (und vermutlich auch sonst) für die Praxis auch nicht von Bedeutung.
Darunter wiederum findet sich der Auto-Standby-Schalter (super Sache )
Und darunter dann der 6,3mm TRS und der XLR Eingang, die beide zugleich belegt werden können.
Daneben die Buchse für das mitgelieferte Stromkabel und der Kippschalter für den stromatösen Betrieb.
Sooo, nach den ganzen haptischen Sachen nun endlich zu den auditiven Eindrücken und um die geht doch in erster Linie
Vorweg: Rauschen ist in absolut vertretbarem Ausmaß vorhanden. Und 85dB können die locker ohne unangenehme Nebeneffekte.
Wie hören sich die Tannoy Gold 8 also an? Ziemlich ausgewogen. Der Bassbereich ist keinesfalls überrepräsentiert, die Höhen schön und stark auflösend und die Mitten halten sich leicht zurück. Gerade im Vergleich zu den 5" JBLs - was sicher auch auf die Größe der Membran zurückzuführen ist. Das kennt man/frau ja auch von anderen Beschallungsanlagen zB PA.
Die Tannoys werden als Nearfield-Monitore gehandelt, was sicher seine Berechtigung hat, aber mit etwas mehr Abstand (so ab 1,8m aufwärts) zeigen sie auch, wie schön sie Bässe rüberbringen können. Mir gefällt das ausgesprochen gut. Zum einen, weil hier Bässe prägnant und mit dem nötigen Volumen kommen, zum anderen, weil sie dabei aber nie wummern oder matschen oder überbetont sind. Genau so mag ich das.
Wer das End-Bass-Pfund will, oder den Subbass erkunden, ist hier verkehrt, oder muss mit einem Subwoofer aufrüsten.
Die Mittendarstellung ist etwas zurückhaltend, da ist die "Entferung" zwischen 8" und 1" dann doch etwas zu groß. Allerdings bedeutet das nicht, dass der wichtige Mittenbereich nicht differenziert wäre. Es ist eine flache Wanne mit hoher Usability. Und toll natürlich, wenn man/frau auf einer anderen Abhöre schnell gegenhören kann. Mixe funktionieren hier wie dort gleichermaßen.
Die Höhendarstellung ist erstaunlich gut auflösend und erlaubt eine gute Ortung im Panorama. Der "Sweetspot" ist ziemlich groß (was ich nicht erwartet hatte) und schränkt so wenig ein. Richtig gut finde ich den HF-Trim auf der Front. Hier kann, wenn gewünscht, schnell mal was runter- oder hochgeregelt werden. Auch auf -2 Position (meine für Genußhören) ist noch genug Air vorhanden. Die +2 Position hält mich beim Mixen davon ab, zu viele Höhen reinzuschrauben.
Monitore sind ja ein Werkzeug und als solches sollen sie mich darin unterstützen, meine Vorstellungen zu realisieren. Daher habe ich ein ganzes Projekt von Anfang bis Ende mit den Tannoys durchgezogen und kann sagen: Auftrag erfüllt. Die Monitore habe ich nie als Einschränkung erlebt.
Ganz subjektiv: Mir geht das sehr oft so, dass ich zunehmend merke, was das Equipment gerne macht, oder "will". Die Tannoys "wollen" trocken, klar und rund - keine Übertreibung in irgendeine Richtung.
Hat für mich so einen Hauch von Retro und die Tendenz (das habe ich aus einem anderen Zusammenhang von Hotspot) zur neuen Klarheit.
Was gibt es Negatives zu berichten?
Die Monitore sind nicht magnetisch abgeschirmt und gerade mal wieder nicht lieferbar
Und auch klar: Mit den Tannoys ist nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Studiomonitore erreicht. Es sind Abhören im Einsteigerbereich, die aber viel mehr liefern, als der Preis vermuten lässt.
Wer auf der Suche nach einer Zweitabhöre ist, oder sehr preiswerten Monitoren: antesten!
Fazit
Die Tannoy Gold 8 liefern ein ausgewogenes Klangbild mit definiertem Bass ohne Boost, leicht zurückhaltenden Mitten und erstklassiger Höhenabbildung, detailierter Panoramadarstellung und entspanntem Sweetspot. Preis-Leistung ist hervorragend.
Link zur Herstellerseite (mit Manual): https://www.tannoy.com/tannoy/product?modelCode=P0C2C
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