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PRS SC-58 Stripped
Meine PRS SE Singlecut´s (Tremonti & 245) brachten mich meiner ersten Liebe, der Gibson Les Paul wieder näher und die modernere Ausrichtung der PRSi taten ihr Übriges, um mich nach dem damaligen Erwerb meiner SC245 und deren Verkauf doch wieder der Suche nach einer echten, einer US-PRS Singlecut aufzumachen. Auf meinem Such(t)plan stand entweder eine Tremonti oder SC250, stellte ich anhand meiner SE Tremonti Custom fest, dass ich mich auf der 25“-Mensur doch recht wohl fühle. Eine gebrauchte Tremonti 10 Top ging mir mit unter 1.700 € knapp durch die Lappen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, soviel Geld würde ich nicht ausgeben wollen. Schnell wurde mir klar, dass es sich dabei um einen echt günstigen Preis handelte. Kurze Zeit später wurde genau diese Tremonti von einem Händler für 2.999 € angeboten, allerdings auch ein wenig verschönert. Eine Zweite folgte bei eBay.uk und erhielt Gebote bis über 2.000 €. Jedoch wies sie mir für diesen Preis zu viele Dings & Dongs auf, weswegen ich sie auch angesichts des Preises ziehen ließ. Chance auch vorbei. Leider gab es keine wirkliche Alternative, weder bei eBay noch bei deren Kleinanzeigen. Dann tauchte eine SC-58 Stripped, die ich bereits zuvor bewundert hatte auf. Aber zu dem Zeitpunkt lag sie mir ob der zweiteiligen Bridge/Stoptail-Ausführung noch zu nahe an der Les Paul, so dass ich sie erst einmal nicht weiter betrachtete. Mit diesem Modell beschäftigte ich mich damals nicht wirklich, rückte dann allerdings in meinen Fokus. OK, was haben wir denn hier? Sie bietet eine 24,5“-Mensur. Da ich zu diesem Zeitpunkt doch öfter neben der Tremonti auch mit meiner SE245 unterwegs war, konnte ich mir gut vorstellen, mir diese SC-58 (58 wohl als Reminiszenz an die erste Gibson Les Paul Sunburst) zu sichern. Dann war sie auch noch mit den sagenumwobenen 57/08-Pickups ausgestattet. Viel darüber gelesen, aber nie wirklich gehört (mehr dazu weiter unten).
Was bedeutet eigentlich „Stripped“ & was unterscheidet sie von der SC-58?
Zuerst war die SC-58 da. Sie wurde von PRS 2011 vorgestellt und gewann im darauffolgenden Jahr den Musikmesse International Press Award (mipa) für die beste E-Gitarre 2011/2012.
Hierzu ein Auszug der PRS-Page:
„Die SC 58 ist ein vintageinspirierter Singlecut, die sich perfekt für traditionelle Single-Cutaway-Spieler eignet. Die 24,5" Mensurlänge und die elektronische Ausstattung machen dieses Instrument für Spieler, die mit kurzen Mensuren aufgewachsen sind, sofort komfortabel. Der neu gestaltete 2-teilige Steg von PRS bringt moderne Innovationen in der SC 58 und verstärkt die natürliche Resonanz des Instruments.
Zusätzliche Features sind eine Artist Grade Ahorndecke, Mahagoniboden, Naturalbinding, 22-Bund Mahagonihals, ostindisches Palisandergriffbrett, Palisanderkopfplattenüberzug mit eingelegter Signatur, "Pattern"-Halsform, Modern Eagle II Vogeleinlagen aus Perlmutt und Pauaherz, "SC 58" gravierter Halsstababdeckung, PRS Phase III Lockingtuner, Hybridhardware (mit einer Gold-Option) und 57/08 Diskant- und 59/09 Bass-Pickups. Die Elektronik verfügt über einen Lautstärke- und Klangregler für jeden Tonabnehmer und einen Drei-Wege-Kippschalter am oberen Ende des Tonabnehmers.
Die Farboptionen beinhalten: Amber Black, Black, Black Gold Burst, Blue Crab Blue, Charcoal Burst, Eriza Verde, Faded Blue Burst, Faded Gray Black, Fire Red Burst, Gold Burst, Gold Top, McCarty Tobacco Sunburst, McCarty Sunburst, Purple Hazel, Santana Yellow, Scarlet Smokeburst, Solana Burst, Teal Black, Vintage Burst und Whale Blue.“
Die unverbindliche Preisempfehlung lang laut PRS-Priceliste 2011 bei 6.437 $, für die Option Goldhardware wurden noch einmal 506 $ aufgerufen (in der deutschen Preisliste von Meinl wurde sie mit 4.738 € geführt; Goldhardware 396 €). 2012 waren es bereits 6.655 $, die Customoptionen umfassten Hybrid-Hardware 345 $, Customfinish 460 $ und Goldhardware 563 $. 2013 tauchte sie nicht mehr auf. Die Stripped wurde in keiner Preisliste geführt. Die SC-58 lief so gut, dass man sich bei PRS dazu entschloss, sie ins Standardprogramm mit ein paar Abstriche aufzunehmen, als da wären:
57/08-Pickups
Paul konnte ein Kontingent an altem Draht, aus dem die legendären Gibson PAF-Humbucker hergestellt waren, ergattern. Dazu noch die alten Wickelmaschinen von Gibson aus den 1950ern. Daraus fertigte er die ersten „alten“ Pickups einer ganzen Serie, die 57/08. Sie sind an einer entsprechenden Gravur auf den Pickupcover zu erkennen (auf der gegenüberliegenden Seite der Polpieces; das bedeutet auch, dass das 57/08 des Treblepickups auf dem Kopf steht; das hätte man doch korrekter machen können, lieber Paul!). Zuerst gab es diese Pickups nur mit einer Gitarre Drumherum, sprich der Kaufpreis betrug 6.437 € (UVP anno 2011).
Anscheinend war noch genügend Draht übrig, so dass man sich seitens PRS dazu entschloss, die Pickups doch einzeln zu verkaufen. Damit keiner auf die Idee kam, sich den technischen Aufbau der Pickups unter den Nagel zu reißen, erweiterte man die Gravur um ein „TM“. Steht eventuell für Trademark (so die Überzeugung, die ich in einem US-Forum lesen kannte, macht ja auch Sinn). Die 57 bezeichnet das Erscheinungsjahr des Urahnen, dem Gibson Humbucker, der erstmals in der Les Paul Custom und auch Goldtop verbaut wurde. Die 08 hingegen steht für die Präsentation seitens PRS, also 2008. Dazu analog z.B. das Modell 59/09: Interpretation eines 1959er-Gibson Humbucker, erschienen 2009; 53/10: Nachbildung eines 1953... Aber da gab es noch keinen Gibson-Humbucker!? Heißt das, dass sich Paul so einen früheren Humbucker vorgestellte? Wer weiß mehr?
Bestandsaufnahme
Der Body klassische gehalten, bestehend aus Mahagoni-Basis meets Ahorndecke, die schön gemasert und geriegeltgetigert ist, aber naturgemäß nicht an eine Artist Grade heranreicht. Um beim Konkurrenten aus Kalamazoo zu bleiben: ein besseren Plaintop. Zwei Volume- und zwei Tonepoti nebst 3-Wegeschalter ergeben die Schaltzentrale. Als Saitenaufnahme auf dem Korpus dient wie beschrieben die zweitteilige Konstrukt, bestehend aus Bridge mit Messingreitern sowie Stoptail und war bis zum Erscheinen der SC-58 nur den Private Stock-Instrumenten und der JA-15 vorbehalten. Die Teile fertigte PRS aus massivem Aluminium bzw. Messing und der Paul nennt die Einheit „Sound Transfer Bridge“. Die Saiten werden nicht durch das Stoptail gefädelt, sondern eingehängt. Keine schwierige Prozedur, da die Saiten am anderen Ende von Lockingtuner aufgenommen werden. Und in der Tat hatte ich noch nie eine Gitarre so schnell mit neuen Saiten bestückt. Die Bridge wurde á la Gibson Les Paul der 1950er-Jahre ohne weitere Buchsen mittels Gewindestangen im Korpus verankert. Mehr Les Paul geht an der Stelle nicht! Bei den Lockingtuner handelt es sich um die letzte Reinkarnation von PRS, nämlich Phase III. Diese sind halb offen und im Gegensatz zu den Phase I & II mit jeweils zwei Schrauben auf der Kopfplattenrückseite gekontert. Das Palisandergriffbrett fällt schön eingängig dunkel aus und bei den Bird´s handelt es sich leider aus meiner Sicht nicht um J-Bbird´s, sondern um welche mit einem Mittelteil aus Paua Heart. Vielen gefällt das bestimmt richtig gut, ich hätte die einfach o.g. Form bevorzugt. Steh ich darauf...
Der Verkäufer konnte mir keine Angaben zur Farbgebung der SC-58 machen. Aber nachdem ich im Internet ein paar Fotos verglich, kam ich zu dem Schluss, dass es sich dabei um Faded McCarty Burst handeln müsste. Das Top sieht in der Tat wie stark gefaded aus, der Rotanteil eines Cherry Sunburst ist komplett verschwunden. Andere Hersteller nennen diese Farbe Lemondrop.
Erster haptischer Eindruck
Das Regular-Halsprofil soll auch so eine Weiterentwicklung, die Jahre in Anspruch genommen haben soll, sein. Eine Optimierung des Wide Fat-Profils. Aber für mich fühlt es sich nicht so viel anders als das Wide Fat meiner SE245 an. Kein „Huch, ungewohnt!“ oder derartiges. Wer mit dem einen kann, kann auch mit dem anderen. Die Mensurlänge hatten wir ja bereits, 24,5“, sprich 622,3 mm. Der Lack hat in meinen Händen eine schönere Anmut und fühlt sich tatsächlich so handschmeichlerisch und samtig wie der meiner gejägerten Gibson Les Paul R7 an.
Bei der Gitarre an sich erspüre ich abmessungstechnisch beim Spiel keinen Unterschied zwischen SC und SE. Ein Pluspunkt für die SE, lehnt man sich anscheinend stark an den US-Core-Modellen an. Die Potis laufen schön rund und der Toggleswitch schaltet sanft zwischen den Pickups hin- und her (im Gegensatz zu den SE-Modellen, deren Switch zu einem mehr Kraftaufwand benötigt, um „knallend“ in seine Endlage einzurasten, nur um dann eine Woche später im Eimer zu sein; einer der wenigen Minuspunkte bei den aktuellen SE´s). Der der SC wird mit Sicherheit langlebiger sein.
Ein wenig ungewohnt (für eine PRS) ist hingegen benannte Bridge/Stoptail-Einheit. Die Hand liegt nicht ganz so kommod auf dem Wraparound auf. Die Bridge ist doch schon ein wenig eckiger, dennoch komfortabler als bei einer Gibson Les Paul, da bei dem PRS-Pedant keine Saitenreiter spitz aus der Brücke lugen, um sich flux in die Hand zu bohren.
Erster optischer Eindruck
Wenn man das Top der SC58 mit dem meiner SE245 vergleicht, könnte man etwas enttäuscht sein. Die SE zeigt eine deutlich ausgeprägtere Maserung. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich bei ihr lediglich um ein auf die Ahornbasis aufgesetztes Ahornfurnier, das wohl nur ein paar Millimeter stark ist handelt. Das Top der SC-58 ist dagegen vollmassiv. D.h., was man vorne sieht, findet sich auch seitlich im Fakebinding (möpp - Unwort) Naturbinding wieder. Ein wunderbar sauberen Paintjob zeigte sie, bei dem die eher sparsamen Stripes dreidimensional(er) erscheinen, da auch auf Hochglanz poliert. Die Gebrauchsspuren halten sich für eine 8 Jahre altes Instrument sehr in Grenzen, sie wurde wohl Lebzeiten gepflegt und geliebt.
Pickups & Elektrik
Ausstattungstechnisch ist die SC eine Les Paul, auch wenn das Vier-Potilayout einer anderen Schaltlogik folgt: Volumepotis oben / Tone unten. Die Bedienung der Pickups erfolgt also verti- statt horizontal wie bei der Les Paul. Muss man sich dran gewöhnen. Wenn nicht, hat man einem Pickup schnell mal den „Hals“ zugedreht und denkt gleich „Mist, ich hab ihn kaputt gemacht!“.
Bei der SC kommen wie oben beschrieben ein Set 57/08 TM zum Einsatz. Outputtechnisch bewegen sich diese im unteren Bereich der Skala. PRS gibt dafür DC-Werte von 9,4 kOhm für den Bridge- bzw. 8,5 kOhm für den Neck-Pickup an, benannt Treble / Bass. Beide wurden mit Alnico 2-Magneten bestückt.
Tone
Meine erste Tätigkeit bestand darin, den Bridge-Humbucker näher an die Saiten ran zuschrauben. Da war sprichwörtlich noch viel Luft nach oben. Als Les Paul-Fan weiß man ja, was da geht.
Das man heutzutage keine 100 Millionen kOhm-Pickups mehr benötigt, zeigen die 57/08 eindrucksvoll. Der Bridge-PU kann mit seinen 9,4 kOhm locker mit meinen Tonerider Generatoren in meinen SE Tremonti´s mithalten und die bieten gleich 15,7 kOhm (aber dieser Wert lässt ja eh keine eindeutigen Rückschlüsse auf den Klang eines Pickups zu). Besagter 57/08 kommt nach der geänderten Einstellung mit anständigem Biss daher, bei dem auch der Bass so schön angriffslustig klingt und sich die Höhen dementsprechend unterordnen, sprich nicht vorwitzig hervorstechen. Er besitzt ebenfalls räumliche Präsenz und weiß die Gitarre richtiggehend aufzupumpen. Der Kollege am Neck bietet naturgemäß mehr Bass, der sich jedoch beim Zurückdrehen des entsprechenden Volumepotis zügeln lässt. Auch die Höhen erklingen verhaltener. Der Tone der Mittelstellung kombiniert beide Welten miteinander, wobei der Neck-PU anscheinend noch die Oberhand innehat. Aber dem kann man natürlich mit dem Absenken des Neck-PU´s (auch zum Lautstärkenausgleich) erreichen. Mir passt es aber derzeit so.
Für mich war die Einstellung der Pickups ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. Ganz zu Beginn wollten sie nicht gefallen, egal, in welche Richtung ich sie auch brachte. Es ging sogar soweit, dass ich ein weiteres Set Tonerider Generator mit Nickelcover zum Einbau parat liegen hatte. Doch dann rastete der Tone doch noch ein und ab dem Zeitpunkt empfand ich sie als wirklich hervorragende PAF-like Humbucker, die es auch fast mit den Amber PAF´59 meiner Gibson R7 aufnehmen können. Die Saitentrennung beherrschen die 57/08er ebenso wie die Amber.
Kleiner Makel?
Direkt zu Beginn hörte ich ein Pfeifen, das beim Abklingen des Tone über meinen Zoom auftrat. Dachte zuerst, es läge am Effektgerät. Als ich dann jedoch die Abdeckung des E-Fachs runternahm, staunte ich nicht schlecht, als ich sah, dass der Bridgeerdungsdraht gar nicht mit Masse verbunden wurde. Ich kann nun nicht sagen, ob dieser Zustand bereits ab Werk bestand oder vom Vorbesitzer Umbauten vorgenommen wurde (er schrieb mir jedenfalls nichts von irgendwelchen Modifikationen und die Elektrik sieht auch unberührt aus). Kurz nachgebessert, war das Pfeifen verschwunden. Merkwürdig bleibt es allerdings, da ich das bis dato noch keiner Core-PRS oder SE her kenne.
Fazit
Erst meinerseits als zu uneigenständig abgetan, weil zu nahe am Original, reifte in mir mit der Zeit die Überzeugung, dass sich der Paule bei der SC wohl etwas gedacht hat. Wenn mein Wunsch (wieder) nach einer Core-PRS aufkam, warum eine SC245 (diesen Job übernimmt meine SE245 bestens, auch wenn bei ihr ein paar Modifikationen notwendig waren, um noch weiter nach vorne zu kommen)? Fakt ist, eine der Beiden würde wohl über kurz oder lang auf der Strecke bleiben und dass wollte ich ihnen nicht antun, hamse nicht verdient. Daher erschien es mir doch sinnvoller bei der SC58 zuzuschlagen.
Nachdem ich mich nun längere Zeit mit der 58er beschäftigte, kann ich sagen, dass ich sie mir gar nicht mehr wegdenken könnte. So gut die aktuellen SE´s auch sind, so eine Core-PRS legt doch noch mal eine deutliche Schippe drauf. Das sollte allerdings keinen wundern, kostet so ein US-Modell das Mehrfache einer SE und da erwartet man natürlich mehr, erhält es aber auch. Allerdings kann man bei so einer US-PRS auch mal ein Schnäppchen machen. Gebenüber F & G fallen bei PRS die Gebraucht- hier und da doch deutlich gegenüber den Neupreisen ab. Man hat eben noch nicht den Nimbus dieser historischen Klassiker. Des Weiteren scheiden die Instrumente aus Maryland auch ein wenig die Musikergilde. Wer sich jedoch einmal ernsthaft damit beschäftigt hat, kommt davon nicht mehr los, alleine bereits deswegen, weil Paul Reed Smith das GAS immer wieder zu befeuern weiß.
Ich hoffe, es hat Euch Spaß bereitet, meinen Review zu lesen (wenn Ihr bis hierher gekommen seid :-D) und Ihr wisst nun mehr über dieses doch eher selten anzutreffende, dennoch interessante Instrument.
Meine PRS SE Singlecut´s (Tremonti & 245) brachten mich meiner ersten Liebe, der Gibson Les Paul wieder näher und die modernere Ausrichtung der PRSi taten ihr Übriges, um mich nach dem damaligen Erwerb meiner SC245 und deren Verkauf doch wieder der Suche nach einer echten, einer US-PRS Singlecut aufzumachen. Auf meinem Such(t)plan stand entweder eine Tremonti oder SC250, stellte ich anhand meiner SE Tremonti Custom fest, dass ich mich auf der 25“-Mensur doch recht wohl fühle. Eine gebrauchte Tremonti 10 Top ging mir mit unter 1.700 € knapp durch die Lappen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, soviel Geld würde ich nicht ausgeben wollen. Schnell wurde mir klar, dass es sich dabei um einen echt günstigen Preis handelte. Kurze Zeit später wurde genau diese Tremonti von einem Händler für 2.999 € angeboten, allerdings auch ein wenig verschönert. Eine Zweite folgte bei eBay.uk und erhielt Gebote bis über 2.000 €. Jedoch wies sie mir für diesen Preis zu viele Dings & Dongs auf, weswegen ich sie auch angesichts des Preises ziehen ließ. Chance auch vorbei. Leider gab es keine wirkliche Alternative, weder bei eBay noch bei deren Kleinanzeigen. Dann tauchte eine SC-58 Stripped, die ich bereits zuvor bewundert hatte auf. Aber zu dem Zeitpunkt lag sie mir ob der zweiteiligen Bridge/Stoptail-Ausführung noch zu nahe an der Les Paul, so dass ich sie erst einmal nicht weiter betrachtete. Mit diesem Modell beschäftigte ich mich damals nicht wirklich, rückte dann allerdings in meinen Fokus. OK, was haben wir denn hier? Sie bietet eine 24,5“-Mensur. Da ich zu diesem Zeitpunkt doch öfter neben der Tremonti auch mit meiner SE245 unterwegs war, konnte ich mir gut vorstellen, mir diese SC-58 (58 wohl als Reminiszenz an die erste Gibson Les Paul Sunburst) zu sichern. Dann war sie auch noch mit den sagenumwobenen 57/08-Pickups ausgestattet. Viel darüber gelesen, aber nie wirklich gehört (mehr dazu weiter unten).
Was bedeutet eigentlich „Stripped“ & was unterscheidet sie von der SC-58?
Zuerst war die SC-58 da. Sie wurde von PRS 2011 vorgestellt und gewann im darauffolgenden Jahr den Musikmesse International Press Award (mipa) für die beste E-Gitarre 2011/2012.
Hierzu ein Auszug der PRS-Page:
„Die SC 58 ist ein vintageinspirierter Singlecut, die sich perfekt für traditionelle Single-Cutaway-Spieler eignet. Die 24,5" Mensurlänge und die elektronische Ausstattung machen dieses Instrument für Spieler, die mit kurzen Mensuren aufgewachsen sind, sofort komfortabel. Der neu gestaltete 2-teilige Steg von PRS bringt moderne Innovationen in der SC 58 und verstärkt die natürliche Resonanz des Instruments.
Zusätzliche Features sind eine Artist Grade Ahorndecke, Mahagoniboden, Naturalbinding, 22-Bund Mahagonihals, ostindisches Palisandergriffbrett, Palisanderkopfplattenüberzug mit eingelegter Signatur, "Pattern"-Halsform, Modern Eagle II Vogeleinlagen aus Perlmutt und Pauaherz, "SC 58" gravierter Halsstababdeckung, PRS Phase III Lockingtuner, Hybridhardware (mit einer Gold-Option) und 57/08 Diskant- und 59/09 Bass-Pickups. Die Elektronik verfügt über einen Lautstärke- und Klangregler für jeden Tonabnehmer und einen Drei-Wege-Kippschalter am oberen Ende des Tonabnehmers.
Die Farboptionen beinhalten: Amber Black, Black, Black Gold Burst, Blue Crab Blue, Charcoal Burst, Eriza Verde, Faded Blue Burst, Faded Gray Black, Fire Red Burst, Gold Burst, Gold Top, McCarty Tobacco Sunburst, McCarty Sunburst, Purple Hazel, Santana Yellow, Scarlet Smokeburst, Solana Burst, Teal Black, Vintage Burst und Whale Blue.“
Die unverbindliche Preisempfehlung lang laut PRS-Priceliste 2011 bei 6.437 $, für die Option Goldhardware wurden noch einmal 506 $ aufgerufen (in der deutschen Preisliste von Meinl wurde sie mit 4.738 € geführt; Goldhardware 396 €). 2012 waren es bereits 6.655 $, die Customoptionen umfassten Hybrid-Hardware 345 $, Customfinish 460 $ und Goldhardware 563 $. 2013 tauchte sie nicht mehr auf. Die Stripped wurde in keiner Preisliste geführt. Die SC-58 lief so gut, dass man sich bei PRS dazu entschloss, sie ins Standardprogramm mit ein paar Abstriche aufzunehmen, als da wären:
- kein Halsbinding
- keine furnierte Kopfplattenvorderseite (vielmehr lackiert analog zur Rückseite)
- keine Artist Grade Ahorndecke
- zwei 57/08 TM-Humbucker
57/08-Pickups
Paul konnte ein Kontingent an altem Draht, aus dem die legendären Gibson PAF-Humbucker hergestellt waren, ergattern. Dazu noch die alten Wickelmaschinen von Gibson aus den 1950ern. Daraus fertigte er die ersten „alten“ Pickups einer ganzen Serie, die 57/08. Sie sind an einer entsprechenden Gravur auf den Pickupcover zu erkennen (auf der gegenüberliegenden Seite der Polpieces; das bedeutet auch, dass das 57/08 des Treblepickups auf dem Kopf steht; das hätte man doch korrekter machen können, lieber Paul!). Zuerst gab es diese Pickups nur mit einer Gitarre Drumherum, sprich der Kaufpreis betrug 6.437 € (UVP anno 2011).
Anscheinend war noch genügend Draht übrig, so dass man sich seitens PRS dazu entschloss, die Pickups doch einzeln zu verkaufen. Damit keiner auf die Idee kam, sich den technischen Aufbau der Pickups unter den Nagel zu reißen, erweiterte man die Gravur um ein „TM“. Steht eventuell für Trademark (so die Überzeugung, die ich in einem US-Forum lesen kannte, macht ja auch Sinn). Die 57 bezeichnet das Erscheinungsjahr des Urahnen, dem Gibson Humbucker, der erstmals in der Les Paul Custom und auch Goldtop verbaut wurde. Die 08 hingegen steht für die Präsentation seitens PRS, also 2008. Dazu analog z.B. das Modell 59/09: Interpretation eines 1959er-Gibson Humbucker, erschienen 2009; 53/10: Nachbildung eines 1953... Aber da gab es noch keinen Gibson-Humbucker!? Heißt das, dass sich Paul so einen früheren Humbucker vorgestellte? Wer weiß mehr?
Bestandsaufnahme
Der Body klassische gehalten, bestehend aus Mahagoni-Basis meets Ahorndecke, die schön gemasert und geriegeltgetigert ist, aber naturgemäß nicht an eine Artist Grade heranreicht. Um beim Konkurrenten aus Kalamazoo zu bleiben: ein besseren Plaintop. Zwei Volume- und zwei Tonepoti nebst 3-Wegeschalter ergeben die Schaltzentrale. Als Saitenaufnahme auf dem Korpus dient wie beschrieben die zweitteilige Konstrukt, bestehend aus Bridge mit Messingreitern sowie Stoptail und war bis zum Erscheinen der SC-58 nur den Private Stock-Instrumenten und der JA-15 vorbehalten. Die Teile fertigte PRS aus massivem Aluminium bzw. Messing und der Paul nennt die Einheit „Sound Transfer Bridge“. Die Saiten werden nicht durch das Stoptail gefädelt, sondern eingehängt. Keine schwierige Prozedur, da die Saiten am anderen Ende von Lockingtuner aufgenommen werden. Und in der Tat hatte ich noch nie eine Gitarre so schnell mit neuen Saiten bestückt. Die Bridge wurde á la Gibson Les Paul der 1950er-Jahre ohne weitere Buchsen mittels Gewindestangen im Korpus verankert. Mehr Les Paul geht an der Stelle nicht! Bei den Lockingtuner handelt es sich um die letzte Reinkarnation von PRS, nämlich Phase III. Diese sind halb offen und im Gegensatz zu den Phase I & II mit jeweils zwei Schrauben auf der Kopfplattenrückseite gekontert. Das Palisandergriffbrett fällt schön eingängig dunkel aus und bei den Bird´s handelt es sich leider aus meiner Sicht nicht um J-Bbird´s, sondern um welche mit einem Mittelteil aus Paua Heart. Vielen gefällt das bestimmt richtig gut, ich hätte die einfach o.g. Form bevorzugt. Steh ich darauf...
Der Verkäufer konnte mir keine Angaben zur Farbgebung der SC-58 machen. Aber nachdem ich im Internet ein paar Fotos verglich, kam ich zu dem Schluss, dass es sich dabei um Faded McCarty Burst handeln müsste. Das Top sieht in der Tat wie stark gefaded aus, der Rotanteil eines Cherry Sunburst ist komplett verschwunden. Andere Hersteller nennen diese Farbe Lemondrop.
Erster haptischer Eindruck
Das Regular-Halsprofil soll auch so eine Weiterentwicklung, die Jahre in Anspruch genommen haben soll, sein. Eine Optimierung des Wide Fat-Profils. Aber für mich fühlt es sich nicht so viel anders als das Wide Fat meiner SE245 an. Kein „Huch, ungewohnt!“ oder derartiges. Wer mit dem einen kann, kann auch mit dem anderen. Die Mensurlänge hatten wir ja bereits, 24,5“, sprich 622,3 mm. Der Lack hat in meinen Händen eine schönere Anmut und fühlt sich tatsächlich so handschmeichlerisch und samtig wie der meiner gejägerten Gibson Les Paul R7 an.
Bei der Gitarre an sich erspüre ich abmessungstechnisch beim Spiel keinen Unterschied zwischen SC und SE. Ein Pluspunkt für die SE, lehnt man sich anscheinend stark an den US-Core-Modellen an. Die Potis laufen schön rund und der Toggleswitch schaltet sanft zwischen den Pickups hin- und her (im Gegensatz zu den SE-Modellen, deren Switch zu einem mehr Kraftaufwand benötigt, um „knallend“ in seine Endlage einzurasten, nur um dann eine Woche später im Eimer zu sein; einer der wenigen Minuspunkte bei den aktuellen SE´s). Der der SC wird mit Sicherheit langlebiger sein.
Ein wenig ungewohnt (für eine PRS) ist hingegen benannte Bridge/Stoptail-Einheit. Die Hand liegt nicht ganz so kommod auf dem Wraparound auf. Die Bridge ist doch schon ein wenig eckiger, dennoch komfortabler als bei einer Gibson Les Paul, da bei dem PRS-Pedant keine Saitenreiter spitz aus der Brücke lugen, um sich flux in die Hand zu bohren.
Erster optischer Eindruck
Wenn man das Top der SC58 mit dem meiner SE245 vergleicht, könnte man etwas enttäuscht sein. Die SE zeigt eine deutlich ausgeprägtere Maserung. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich bei ihr lediglich um ein auf die Ahornbasis aufgesetztes Ahornfurnier, das wohl nur ein paar Millimeter stark ist handelt. Das Top der SC-58 ist dagegen vollmassiv. D.h., was man vorne sieht, findet sich auch seitlich im Fakebinding (möpp - Unwort) Naturbinding wieder. Ein wunderbar sauberen Paintjob zeigte sie, bei dem die eher sparsamen Stripes dreidimensional(er) erscheinen, da auch auf Hochglanz poliert. Die Gebrauchsspuren halten sich für eine 8 Jahre altes Instrument sehr in Grenzen, sie wurde wohl Lebzeiten gepflegt und geliebt.
Pickups & Elektrik
Ausstattungstechnisch ist die SC eine Les Paul, auch wenn das Vier-Potilayout einer anderen Schaltlogik folgt: Volumepotis oben / Tone unten. Die Bedienung der Pickups erfolgt also verti- statt horizontal wie bei der Les Paul. Muss man sich dran gewöhnen. Wenn nicht, hat man einem Pickup schnell mal den „Hals“ zugedreht und denkt gleich „Mist, ich hab ihn kaputt gemacht!“.
Bei der SC kommen wie oben beschrieben ein Set 57/08 TM zum Einsatz. Outputtechnisch bewegen sich diese im unteren Bereich der Skala. PRS gibt dafür DC-Werte von 9,4 kOhm für den Bridge- bzw. 8,5 kOhm für den Neck-Pickup an, benannt Treble / Bass. Beide wurden mit Alnico 2-Magneten bestückt.
Tone
Meine erste Tätigkeit bestand darin, den Bridge-Humbucker näher an die Saiten ran zuschrauben. Da war sprichwörtlich noch viel Luft nach oben. Als Les Paul-Fan weiß man ja, was da geht.
Das man heutzutage keine 100 Millionen kOhm-Pickups mehr benötigt, zeigen die 57/08 eindrucksvoll. Der Bridge-PU kann mit seinen 9,4 kOhm locker mit meinen Tonerider Generatoren in meinen SE Tremonti´s mithalten und die bieten gleich 15,7 kOhm (aber dieser Wert lässt ja eh keine eindeutigen Rückschlüsse auf den Klang eines Pickups zu). Besagter 57/08 kommt nach der geänderten Einstellung mit anständigem Biss daher, bei dem auch der Bass so schön angriffslustig klingt und sich die Höhen dementsprechend unterordnen, sprich nicht vorwitzig hervorstechen. Er besitzt ebenfalls räumliche Präsenz und weiß die Gitarre richtiggehend aufzupumpen. Der Kollege am Neck bietet naturgemäß mehr Bass, der sich jedoch beim Zurückdrehen des entsprechenden Volumepotis zügeln lässt. Auch die Höhen erklingen verhaltener. Der Tone der Mittelstellung kombiniert beide Welten miteinander, wobei der Neck-PU anscheinend noch die Oberhand innehat. Aber dem kann man natürlich mit dem Absenken des Neck-PU´s (auch zum Lautstärkenausgleich) erreichen. Mir passt es aber derzeit so.
Für mich war die Einstellung der Pickups ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. Ganz zu Beginn wollten sie nicht gefallen, egal, in welche Richtung ich sie auch brachte. Es ging sogar soweit, dass ich ein weiteres Set Tonerider Generator mit Nickelcover zum Einbau parat liegen hatte. Doch dann rastete der Tone doch noch ein und ab dem Zeitpunkt empfand ich sie als wirklich hervorragende PAF-like Humbucker, die es auch fast mit den Amber PAF´59 meiner Gibson R7 aufnehmen können. Die Saitentrennung beherrschen die 57/08er ebenso wie die Amber.
Kleiner Makel?
Direkt zu Beginn hörte ich ein Pfeifen, das beim Abklingen des Tone über meinen Zoom auftrat. Dachte zuerst, es läge am Effektgerät. Als ich dann jedoch die Abdeckung des E-Fachs runternahm, staunte ich nicht schlecht, als ich sah, dass der Bridgeerdungsdraht gar nicht mit Masse verbunden wurde. Ich kann nun nicht sagen, ob dieser Zustand bereits ab Werk bestand oder vom Vorbesitzer Umbauten vorgenommen wurde (er schrieb mir jedenfalls nichts von irgendwelchen Modifikationen und die Elektrik sieht auch unberührt aus). Kurz nachgebessert, war das Pfeifen verschwunden. Merkwürdig bleibt es allerdings, da ich das bis dato noch keiner Core-PRS oder SE her kenne.
Fazit
Erst meinerseits als zu uneigenständig abgetan, weil zu nahe am Original, reifte in mir mit der Zeit die Überzeugung, dass sich der Paule bei der SC wohl etwas gedacht hat. Wenn mein Wunsch (wieder) nach einer Core-PRS aufkam, warum eine SC245 (diesen Job übernimmt meine SE245 bestens, auch wenn bei ihr ein paar Modifikationen notwendig waren, um noch weiter nach vorne zu kommen)? Fakt ist, eine der Beiden würde wohl über kurz oder lang auf der Strecke bleiben und dass wollte ich ihnen nicht antun, hamse nicht verdient. Daher erschien es mir doch sinnvoller bei der SC58 zuzuschlagen.
Nachdem ich mich nun längere Zeit mit der 58er beschäftigte, kann ich sagen, dass ich sie mir gar nicht mehr wegdenken könnte. So gut die aktuellen SE´s auch sind, so eine Core-PRS legt doch noch mal eine deutliche Schippe drauf. Das sollte allerdings keinen wundern, kostet so ein US-Modell das Mehrfache einer SE und da erwartet man natürlich mehr, erhält es aber auch. Allerdings kann man bei so einer US-PRS auch mal ein Schnäppchen machen. Gebenüber F & G fallen bei PRS die Gebraucht- hier und da doch deutlich gegenüber den Neupreisen ab. Man hat eben noch nicht den Nimbus dieser historischen Klassiker. Des Weiteren scheiden die Instrumente aus Maryland auch ein wenig die Musikergilde. Wer sich jedoch einmal ernsthaft damit beschäftigt hat, kommt davon nicht mehr los, alleine bereits deswegen, weil Paul Reed Smith das GAS immer wieder zu befeuern weiß.
Ich hoffe, es hat Euch Spaß bereitet, meinen Review zu lesen (wenn Ihr bis hierher gekommen seid :-D) und Ihr wisst nun mehr über dieses doch eher selten anzutreffende, dennoch interessante Instrument.
- Eigenschaft