Motivation beim Heraushören

  • Ersteller Gast284307
  • Erstellt am
Ich gehöre ja auch noch zur Generation derer, die noch mit Hilfe von Schallplatte und Kassetten-Deck versucht haben oder mussten, herauszubekommen, wie wie all die tollen Licks und Riffs funktionieren. Leider ist da mindestens so viel Halb-Richtiges herausgekommen
Zum einen machte das aber den Reiz aus eine eigene Version der Nummer zu machen. Weil man es eben nicht 1:1 nachgespielt hat sondern sich erarbeiten musste. Zum anderen: passierte ja nicht nur im Hobbybereich, auch Joan Baez ist das passiert. Für ihre Version des Songs "The night, they drove old Dixie down" hatte sie keine Textvorlage (obwohl das Lied damals schon paar Jahre heraussen war) und den Text so gesungen wie sie ihn verstanden hat. Und da sind einige Sachen anders als im Original.

Wie gesagt, das ist für mich der Reiz des Raushörens. Ich bin da eine Mischung aus faul und kreativ. Wenn ich mir eine fremde Nummer erarbeite such ich mir schon mal Tabs um einiges nachschauen zu können. Aber dann hör ich mir den Song an und schau wie ich das umsetzen kann. Hat dann mehr oder weniger mit dem Original zu tun. Ist aber MEIN Original und nicht eine Kopie. Wer sowas hören will soll sich eine CD kaufen, da klingt das jedes Mal gleich.
 
Das ist ein fairer Einwand. Allerdings öffnet diese Denke auch so manche Flanke.
Wenn ich etwas cover, habe ich doch immer den Willen, zumindest zu wissen/können, wie das im Original funktioniert. Wenn es dann gute Gründe gibt, da etwas Eigenes zu entwickeln, ist das völlig ok, aber „Faulheit“ damit zu rechtfertigen, dass es „künstlerisch wertvoll“ wäre ist dann doch auch dünnes Eis.
Oft ist es aber auch so, dass die „richtige“ Version einfach noch etwas geiler klingt und zumindest mir mehr Spaß macht. Manchmal bin ich für die Originalversion aber auch technisch nicht versiert genug, dann sehe ich halt, wie ich das dennoch hinbekomme.
Ein Stück ganz anders zu interpretieren ist dann noch mal eine ganz andere Geschichte. Dann arrangieren wir aber auch komplett neu.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich bin ein klarer Anhänger des "ganz anders" interpretierens. Aber je nach Stück kommen da halt Passagen oder Riffs vor, die natürlich prägend für den Song sind. Und die muss man eben raushören.
 
Interessantes Thema.

In der Regel lerne ich Songs durch einen Mix aus raushoeren und Tabs.

Für mich gibt es nichts schlimmeres, als ein Lied von einer Band oder Coverband zu hören, wo das Solo nicht weitgehendst dem Original entspricht.

Ein Solo "fast" exakt nachzuspielen ist die Kuer.
Wenn es sehr schnelle Passagen sind, die man eh nicht hört, ok, aber die Trademarks des Originals müssen sitzen.

Ein November Rain, Simple Man, Panama, Back in Black mit frei interpretierten Soli? Nein Danke.
 
Jetzt geht die Diskussion in die richtige Richtung :great:.

Ich versuche auch zuerst, mir einen Song Note für Note rauszuhören. Leider ist das sehr mühsam und oft gebe ich mich am Ende damit zufrieden, die letzten Teile dann einfach von vorne zu übernehmen. Ich bin aber der Meinung, dass es oft nicht reicht, die einfache Grundidee oder -struktur eines Songs zu erfassen, sondern dass es manchmal genau darauf ankommt, die kleinen Variationen oder Verzierungen zu verstehen, die diese wirklich zum Leben erwecken.

Außerdem will es zumindest theoretisch erst einmal so spielen können, wie im Original. Wenn ich dann bewusst entscheide, eine Stelle anders zu spielen, weiß ich wenigstens was ich da genau anders mache und warum. Etwas nur zu vereinfachen, weil ich zu faul oder oft auch unfähig bin, widerstrebt mir einfach.

Deshalb öden mich (aus Faulheit) leblos vereinfachte „Hauptsache die Struktur passt“ Cover auch meistens einfach nur an. Bewusste Eigeninterpretationen sind da natürlich etwas ganz anderes, da ziehe ich den Hut und manchmal geht mir einer ab. Auch und gerade bei Soli.

Signatur-Soli sind da aber natürlich eine eigene Liga, denn die müssen schon nochmal deutlich besser/geiler sein, als im Original, um bei den meisten Hörern überhaupt eine Chance zu bekommen...

Gruß,
glombi
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke es kommt da auch sehr auf den Titel an, wie nah ich beim Original bleiben möchte/muss.
Ein gutes Beispiel ist da Samba Pa Ti von Santana. So ein Instrumental muss man IMO gut wiedererkennbar interpretieren/spielen. Nichtsdestotrotz habe ich mir nicht die Mühe gemacht, da auch das etwa letzte Drittel, das auch der gute Carlos mehr improvisiert, als durchkomponiert hat, auch auswendig zu lernen. Da nehme ich mir dann in der Tat die Freiheit, mein eigenes Ding da draus zu machen. Bei An other Brick in the Wall Part II wäre das IMO wieder unmöglich. Da ist das Solo so ikonisch; entweder original oder man lässt so einen Titel lieber aus.
 
Ein November Rain, Simple Man, Panama, Back in Black mit frei interpretierten Soli? Nein Danke.

+1 Das kann ich nur unterschreiben. Aber ich habe auch Verständnis für den Covermusiker, der sich das Repertoire draufschaffen muss und damit auch viele unterschiedliche Stile. Das können wirklich nur die Allerbesten (und da reden wir eher von Paul Gilbert und Russ Parrish als vom durchschnittlichen Coverband-Gitarristen). Ich denke wir alle, die Cover-Musik gespielt haben oder spielen, kennen das Problem ja auch.

BTT: Ich komme auch aus der Generation, die noch einen Plattenspieler gekauft hat, bei dem sich die Geschwindigkeit halbieren ließ. Wirklich geliebt habe ich das Raushören aber nie. Was mir am meisten gebracht hat, waren die Cherrie Lane/Wolf Marshall Bücher, die ich mir von einer Bekannten meiner Eltern aus den USA hab schicken lassen in Verbindung mit meinem Plattenspieler auf halben Umdrehungen.

M.E. braucht es aber auch eine klare Fokussierung auf ein Thema, dem man sich widmen will. Für mich war das erst KISS, dann Mötley Crüe, dann GnR und Tesla, dann Ozzie und dann noch RATT und VH. Dabei hatte ich das Glück, dass mich die Sachen wirklich in Phasen interessiert haben und erst heute alles gleichzeitig.
 
OT mit den Wolf Marshall Lehrvideos habe ich Solo spielen gelernt :D Man was hatte der für eine Frisur :D Aber die sind echt klasse.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo,

habe gefühlte 50 Millionen Songs halb raus gehört, aber selten mal was 100% zu Ende analysiert.
Kennt das jemand? Wenn ja, wie geht man damit um? Sollte man sich zwingen, so Sachen zu Ende zu machen und eben wiederholbar festzuhalten?

@Der ahnungslose Depp - so ganz vestehe ich nicht, was Du uns eigentlich sagen möchtest...wo genau Dein Problem liegt.
Hier kann ich jetzt nur mich sprechen bzw. meine Erfahrung teilen - spiele jetzt ca. 33J Gitarre, rein autodidaktisch, angefangen mit "Heraushören" von Songs, Licks ... (mehrere Plattenspieler-Nadeln ruiniert, Cassetten-Recorder, Tonband-Geräte verschlissen ...). Es gab keine TAB's etc ... Eine wichtige Erfahrung, die mir geholfen hatte und noch immer hilft - ich spiele die Songs in einer Band, bei Sessions etc oder einfach nur für mich (heutzutage gibt es Backing Tracks).
Ich vermute, die spielst nicht in einer Band? Workaround - recorde die Songs, d.h. spiele Deine Parts ein. Mache ich noch heute regelmäßig - öffnet Augen und Ohren.

Licks, d.h. Deine Bibliothek bleibt nur erhalten, wenn Du diese immer wieder spielst, wiederholst, in Deine Improvisation - auch in andere Songs - mit einfließen lässt.

..Oder ist es unwirtschafltich viel zu analysieren?
Diese Frage erübrigt sich, da es jedem selbst überlassen ist, wieviel und was herausgehört wird. Ich kann nur betonen, dass alle großen Gitarristen tonnenweise Material, Licks herausgehört haben, allerdings diese Licks meist mit eigenem Touch wiedergeben...
Nachspielen/Covern ist für viele eine Glaubensfrage - für mich definitiv nicht. Macht Spass, schult das Gehör und hilft eine "Foundation" aufzubauen, um sie dann in eigene Songs miteinfließen zu lassen...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
@Der ahnungslose Depp - so ganz vestehe ich nicht, was Du uns eigentlich sagen möchtest...wo genau Dein Problem liegt.

Ich kann die Frage schon nachvollziehen. Ich habe bis jetzt zwar nur 20-30 Songs versucht ernsthaft rauszuhören und aufzuschreiben. Ich will es dann aber sehr genau machen. Am Anfang dauert es etwas, bis ich die grundlegenden Strukturen/Muster erkannt habe. Dann könnte ich vieles leicht übertragen oder einfach kopieren (Verse 2 = Verse 1, etc.). Aber in der Realität wiederholen sich Songteile nicht immer 1:1, und es gibt immer interessante Variationen, die u.U. erst den Reiz des Songs ausmachen. Weil ich aber das Prinzip verstanden habe, fehlt mir dann die Energie für diese reine Fleißarbeit. Meine Transkriptionen sind daher auch oft unvollendet. Mich stört das, und den TE anscheinend auch. Nach den meisten Antworten hier ist der Hauptzweck des Heraushörens damit aber bereits erreicht...
 
recorde die Songs, d.h. spiele Deine Parts ein. Mache ich noch heute regelmäßig - öffnet Augen und Ohren

IMHO warscheinlich einer der besten Tipps, die man geben kann. Weiß nicht ob es stimmt. Aber irgendwo wurden mal Gitarristen in zwei Kategorien unterteilt. Die einen gehen mechanisch ran, vom Griffbrett ausgehend. Und andere mit Gehör. Ich glaube, dass die reflektierte Mischung es machen kann. Das man ein Gehör auch trainieren kann (und sollte), ist ja Allgemeingut. Multiinstrumentalisten werden da vermutlich schon Vorteile haben. Daß ich immer das Griffbrett im Kopf habe, wird mir klar, wenn ich Intervalle zu einem Ton suche. Da weiß ich wo sie am Griffbrett liegen und wie groß die Abstände diatonisch sind. Noten lesen bleibt -obwohl einfach- schwerfällig. Harmonielehre orientiert sich meist an Tastaturen, deren Akkorde nicht unbedingt auf der Gitarre funktionieren. Der beste Tipp diesbezüglich ist wohl meist, auf die Quinte zu verzichten, da sie mit ihren Obertönen dem Grundton am nächsten kommt. Bleibt natürlich eine Frage des Einzelfalls.

Frage ich auf die Schnelle salopp, was am meisten Fortschritte brachte, dann waren es: Aufnehmen und mit Distanz anhören, Raushören anderer, Skalen, Umkehrungen (!), das Feeling meines unerreichbaren Lieblingsbluesers..., erst danach mal Technikübungen, was gewiss viele als einen Fehler betrachten werden. Da gehen die Ansichten wohl auseinander. Es kommt halt auch drauf an, was man spielen möchte. Für mich ist die Gitarre schon lange kein Sportgerät mehr. Leider passierten wegen dem Aufnehmen auch Fehler. Weil Tapping oft mies klang, verbannte ich es viele Jahre weitgehend. Allmählich entdecke ich das wieder. Im nachhinein glaube ich, daß (guter!) Unterricht sehr viel Sinn macht. Würde ich jedem Einsteiger raten.
 
Nach den meisten Antworten hier ist der Hauptzweck des Heraushörens damit aber bereits erreicht...

Im Blues ja ... weil man die eh nicht überzeugend rüber kommt, wenn man der Sache nicht seinen eigenen Feel gibt. Also verfahre ich nach diesem Motto ... denn Blues ist eigentlich nur eine Abkürzung für :evil:

BLUES - (B)est (L)ick (U)sed (E)xtracted + (S)tolen

Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
OT mit den Wolf Marshall Lehrvideos habe ich Solo spielen gelernt

Hast ja hier zwei Licks gepostet. Handwerklich dürfte das die Oberliga sein. :great: Braucht man wohl auch das richtige Arbeitsgerät für? Denke mir mal, das es bis in die 80-90er gewisse Entwicklungen im E-Gitarrenbau gab, die das erst ermöglichten. Jedenfalls gibt es diesen agressiven Pickupsound, den ich auch mal geil fand, wohl erst so ab dieser Zeit. Der Sound hilft enorm beim Anschlag, oder? Meinem empfinden nach hat sich der Sound aber etwas überlebt. Ich mag den Sound der 60-70 Jahre am meisten. Vielleicht kann man das so sehen, daß die Möglichkeiten erst mal ausgerzeizt werden mußten, das Extremste aber nicht zwingend das Beste sein muß. Denke mir aber mal, daß jemand, der so soliert wie Du, so ziemlich alles spielen kann. Unsere Geschmäcker liegen halt auseinander.
 
@Der ahnungslose Depp

Danke für die Blumen ;) Arbeitsgerät ist eine Gitarre mit einer Saitenlage von 2,25mm+, also nicht gerade ein Top Gerät.

Unsere Geschmäcker liegen wohl gar nicht so weit auseinander, lade mal noch einen eigenen Blues/Jazz Lick hoch.

Mache zwar hauptsächlich gerne Metal, deshalb 2 Metal Licks, bin aber auch im Jazz, Blues und teilweise Funk und Country zu Hause ;)
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben