exoslime
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Liebe Musiker-Board Leser,
Heute möchte ich euch kurz die Harley Benton Fusion-II HH Roasted SSP in diesem Review vorstellen
Harley Benton Fusion-II HH Roasted SSP
Vorgeschichte:
Nach meiner ersten Harley Benton HB-35 welche ich mir Ende 2015 gekauft habe und dem dazugehörigem Projekt:
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-harley-benton-hb-35-ch-vintage-series.632168/
hatte ich erstmal genug von der Marke (abgesehen eines Hollow-Body E-Bass HB-60WB mit dem ich eine einjährige Liason hatte ).
Beim „zufälligen“ Stöbern auf der Thomann Webseite ist mir im Herbst dieses schöne Modell aufgefallen.
Die Fusion Serie hat immer schon meine Aufmerksamkeit geweckt, durch den Roasted Maple Hals, den Edelstahlbünden und dem Marken Tremolo (Wilkinson bzw Original Floyd Rose)
Aber mit den verfügbaren Farbvarianten konnte ich mich weniger anfreunden. aber diese Silberne hat mir so gut gefallen das ich sie mir gleich in die Merkliste gesetzt hatte.
Der Verfügbarkeitstermin wurde immer wieder verschoben, aber heuer im Januar 2020 war es dann so weit und die Gitarre war erstmals lieferbar.
Ich hatte genug Zeit mir darüber Gedanken zu machen ob ich diese Gitarre wirklich haben möchte (als ob ich nicht schon genug Instrumente hätte. bin aber der Les Paul/Single Cut Typ, und eine H-H Powerstrat würde mir aber schon gut in die Klangliche Farbenkiste passen). Also Ja, ich wollte diese Gitarre haben und ihr eine Chance geben, gesagt getan, und gleich bestellt.
Erster Eindruck:
Eigentlich hatte ich vor ein Unboxing Video zu machen, da aber meine Lebensgefährtin zum Zeitpunkt des auspackens zwecks Kameraführung nicht zuhause war, und ich meine Geduld nicht länger auf die Probe stellen wollte, wurde das Unboxing Video spontan abgesagt Daher gibt es nur Text:
Die Gitarre wurde von Thomann gut verpackt angeliefert, das Instrument selber in dem typischen Trapezförmigen Gitarrenkarton, und das Instrumeent selber in weicher Kunststofffolie eingepackt.
Tremolohebel und Inbusschlüssel waren ebenfalls gut verpackt und an die Innenseite des Kartons getackert, so das beim Transport diese sich nicht lösen konnten und ggf das Instrument beschädigen könnte.
Nach dem entfernen der weichen Kunststofffolie war der erste Eindruck schonmal hervorragend, Optisch supergeil.. und das Gewicht federleicht.
der mattierte Roasted Maple Hals fühlte sich samtig weich und holzig an, traumhaft, erster Eindruck und gedanke: GEIL, die isses!
Die Küchewaage bestätigte meinen Eindruck, Gewicht von 3060gramm, grandios!
Also ging es damit gleich an den Kemper.. die Stimmung war ein klein wenig daneben aber nicht viel, nur hier und da ein paar cent, eigentlich erstaunlich, da wird ja draussen minusgrade hatten, und die Gitarre einige Zeit lang unterwegs war. Alos kurz nachgestimmt und ein paar Akkorde angeschlagen und gelauscht:
Das Instrument klingt sehr schön resonant und ausgewogen, hat eine stimmige Balance zwischen Bass, Mitten und den Höhen, wobei sie tendentiell eher präsenter als Bassig klingt (was mir gut gefällt wenn die Gitarren eher klar anstelle mumpfig klingen)
Bei Saitenziehen kam dann die erste kleine Ernüchterung, die Bünde waren etwas rauh und an jeder Stelle und Saite kratzt es. ,ein bekanntes Bild, selbigen Eindruck hatte ich auch bei der HB-35.
Der Hals ist eher schlank, liegt aber gut in der Hand und ist durch das thermische nachbehandeln super-stabil!
Er war noch ideal eingestellt, die Bundierung hier an dem Instrument sauber ausgeführt, mir sind keine Bünde aufgefallen die etwas höher oder tiefer lagen, auch seitlich schön abgerichtet und keine überstehenden Bundenden, TOP
Die Saitenlage im Werkszustand ist mir persönlich aber etwas zu hoch
Tiefe E Saite: 2.3mm
Hohe e-Saite: 2.15min
das geht noch besser!
Dazu braucht man nur das Tremolo etwas absenken (dazu muß man die Saiten entfernen damit man die Messerkanten im Tremolo nicht beschädigt), dh, beim nächsten Saitenwechsel (der ohnehin ansteht da man von den Werkssaiten schwarze Finger bekommt) macht man das gleich mit.
der Stegtonabnehmer sitzt sehr schief, was sich aber einfach durch eine Unterlage (zb Schaumstoff) beheben lässt, auch ein Punkt der beim nächsten Saitenwechsel schnell erledigt ist.
Der Halstonabnehmer hatte recht viel abstand zu den Saiten, sitzt aber gerade drin.
die Lackierung wurde sehr sauber ausgeführt, und auch die Hölzer und Maserungen gefallen mir sehr gut.
an der Kopfplatte ist das Logo etwas erhaben angebracht, was sehr edel wirkt und es wurden Staggered Locking Mechaniken, welche auch mattiert sind, angebracht.
Die Tonabnehmer, das Wilkinson Tremolo und auch die Potiknöpfe und das Buchsenblech sind ebenso mattiert was der Gitarre einen sehr stimmigen Look verpasst.
Datenblatt:
Die Fusion Serie ist mit ihren Specs aktuell schon die Top of the Line Serie bei den Harley Benton Gitarren, und der Preis mit 398€ ist schon keinesfalls mehr als „supergünstig“ zu bezeichnen, damit steigert sich natürlich auch die Erwartungshaltung an was geliefert wird.
Der Korpus ist aus Sapele gefertig, einer Mahagoni Art
Griffbrett und Hals aus geröstestem Ahorn, schön dunkel und matt
Kopfplatte ist natur belassen und glänzend lackiert
Mensur 648mm
Griffbrettradius flach mit 305mm
HalsprofilModern C mit 305
Sattel aus Tusq mit 42mm Breite
22 Edelstahlbünde
Als Tonabnehmer werden Roswell LAF-B-CR Alnico-5 und Roswell LAF-N-CR Alnico-5 gelistet
Tremolo kommt von Wilkinson, ist das Modell 50IIK 2-Point Tremolo
Staggered Locking Mechaniken von WSC mit Backlockingfunktion
Werksbesaitung: D’Addario EXL110 010-046
Farbe: Gloss Silver Sparke
und mit einem Natural Binding rund um den Korpus (gerne auch scrapped Binding genannt)
Test:
So, nun am Kemper angestöpselt und ein wenig gespielt.
der Sound vom Stegtonabnehmer gefällt mir wirklich gut, sehr drahtig, sehr direkt und präsent, ein gutes tightes Lowend.. das macht echt Spass
Akkorde lösen auch im Highgain schön auf, die Gitare klingt zwar sehr präsent aber nicht extrem fizzelig, wobei man hier mit dem Gain und der Treble Einstellung am Amp auch aufpassen muß, das man es nicht übertreibt.
Wechsel zum Halstonabnehmer mittels 3 Wege Schalter.. doch wtf!?!
Kaum sein Klang, der Pegel sinkte stark ab und man hörte nur ein krachen, oje.
gleich mal am Schalter einige male hin und hergeschaltet, und eine leichte Verbesserung erzählt, das Signal wurde ein klein wenig lauter, aber hatte immer noch aussetzer und klang einfach nur seltsam. also hier stimmt entweder was am Schalter, oder am Pickup selber nicht.
Ich frage mich warum das bei der Endkontrolle bei Thomann nicht aufgefallen ist, wenn doch jeden HB Gitarre vor dem Versand kontrolliert wird, müsste man das doch gemerkt haben.
Und weil wir schon beim Halstonabnehmer sind, ich hatte dann versucht, weil der Abstand zu den Saiten etwas weit entfernt war, diesen höher zu schreiben, doch leider ist hier wohl auf einer Seite am Tonabnehmer das Gewinde defekt, und der Tonabnehmer lies sich nicht hoch schrauben, und die feder hat ihn nur noch weiter runtergedrückt. eine komische Sache die mir in meiner langjährigen Zeit als Gitarrist noch nie untergekommen ist.
Ok, wieder zurück zum Bridge Tonabnehmer und weiter gespielt, hell yeah, geiler Sound.. und trotz relativ hoher Saitenlagen eine angenehmen Bespielbarkeit
die Tonabnehmer lassen sich mit einem Mini-Schalter auch noch splitten um zusätzlich eine weitere Klangfarbe im Repertoire zu haben.
der Stegtonabnehmer klingt gesplittet auch noch recht stark und keine Spur von Kraftlos, und hat mir auch hier sehr gut gefallen, etwas später gibt es dann auch noch Soundsamples
zum Klang des Halstonabnehmers kann ich leider nichts sagen
Zwischenfazit:
so, nun erstmal Pause gemacht und Hände gewaschen, die Finger meiner Greifhand waren nun ziemlich schwarz, und mal Gedanken und ein Zwischenfazit gemacht wie es weitergehen soll
Mein nächster Schritt wäre gewesen, neue Saiten drauf, Gitarre top einstellen (Tremolo etwas tiefer einstellen damit die Saitenlage besser wird und Schaumstoff unter den Stegtonabnehmer legen damit er gerade sitzt)
Aber mit diesen Mängeln (vermt. defekter 3Wege Schalter oder defekter Halspickup) und dem defekten Gewinde am Halstonabnehmer war erstmal Schluss.
Klar war jetzt, zu einem Preis von 398€ ist diese Gitarre mit diesen Mängel für mich nicht akzeptabel, als Dekoschnäppchen für 119€ wär das was anderes, dann hat man was zum basteln und gut ists, aber bei einer neuen Gitarren zum Vollpreis erhebe ich schon den Anspruch das ich nichts basteln muß und keine Schalter oder Pickups austauschen muß.
Auf der andere Seite, eine tolle Powerstrat, super leichtes gewicht, optisch sehr schön, gute Bespielbarkeit und warscheinlich eine sehr gute Saitenlage möglich (das weiss man immer erst, wenn man an der Gitarre schraubt und sie für die eigenen Bedürfnisse optimiert.
Genauer Blick:
Dann habe ich mir die Gitarre mal genauer angesehen, wie gesagt, das Griffbrett schaut kerzengerade aus, Bundierung sehr sauber.
das ist natürlich extrem wichtig am Instrument, ist die Bundierung nix, hilft alles nix.
Dann sind mir einige Unsauberkeiten aufgefallen, das Buchsenblech für die Klinkenbuchse ist nicht ganz gerade montiert und es schaut oben die Fräsung hervor, sieht man im Alltag, aber souverän ist was anders.
und die beiden Potibohrung sind ebenfalls schrägt, dh die Potis sitzen schräg auf der Decke und reiben beim Drehen am Lack.
ist jetzt kein Showstopper, aber wenn man schonmal genau schaut, sollte es erwähnt sein
Der Sattel sieht schön gekerbt aus, übrigens aus TUSQ, ein selbstschmierendes Material von Graphtec (gute Wahl Harley Benton), das gerade beim Einsatz mit Tremolosystemen gut funktioniert und ide Gitarre hat in meinem ersten Testlauf mit den alten Saiten sehr gut die Stimmung gehalten. also das war schon sehr positiv, das kenne ich von anderen ähnlichen Gitarren wesentlich schlechter (ständiges nachstimmen, oder extra schmieren des Sattels)
Die Entscheidung in so einer Situation ist mir einfach gefallen, es gibt viel gutes, was für die Gitarre spricht, aber auch einige weniger schöne Sachen.
Als ich die Gitarre dann noch weitergespielt habe und sie mir vertrauter geworden ist, ist mir noch aufgefallen das die hohe e-Saite leicht surrt (sitar mässig) das liegt an am Saitenreiter an der Brück bzw an dessen Kerbe, und auch hier wäre noch etwas Liebe und Aufmerksamkeit notwendig, damit man das bereinigt.
Sehr gut gefällt mir auch wie das Wilkinson Tremolo arbeitet, der Tremolohebel wird über ein feines Gewinde eingeschraubt, aber dadurch das das Gewinde feiner ist als bei normalen Vintage Style Tremolos, schlackert hier nichts rum, weiters sitzt es in einer Kunststoffbuchse mit mit einer kleiner schraube die Gängigkeit des Tremolohebels justiert weden kann.
Die Oktavreinheit war auch relativ gut eingstellt, ich würde sagen zu 95% korrekt, die restlichen 5% sind dann Feinarbeit (kann man auch mMn nicht von deiner Werkseinstellung erwarten das es es richtig genau passt, das hat man ja auch oft bei wesentlich teuren Gitarren nicht), daher finde ich die 95% schon ein sehr guter Wert für die Werkeinstellung und betrachte das positiv! Ausserdem muß man dann zuerst mal die Saitenlage auf die persönliche Präferenz einstellen, damit man sich an die Oktavreinheit machen kann.
hier ein paar Fotos:
Fazit:
Eine Nacht drüber geschlafen, die Gitarre erneut angespielt (und wieder weggeblasen vom geilen Sound) und eine Entscheidung gefällt.
Bevor ich diese Gitarre reklamiere oder zurücksende, habe ich mir nochmal das gleiche Modell bestellt, sollte mich auch dieses klanglich so überzeugen wie diese Gitarre hier, und die oa Mängel nicht haben, werde ich das Austauschinstrument behalten und dieses hier retournieren.
Sollte mich das andere Instrument nicht überzeugen oder klanglich diesem hier unterlegen sein, werde ich bei Thomann reklamieren und schauen ob sie überhaupt das Instrument reparieren wollen oder nur eine Gutschrift bzw Preisnachlass anbieten, und dann muß ich mir überlegen was ich mache.
Ingesamt fühlt sich das Instrument sehr hochwerig und auch haptisch stimmig an und hat mich echt positiv überascht
Wären diese doch kritischen Mängel mit dem Schalter und dem Halstonabnehmer nicht, wäre das Instrument eigentlich perfekt und hätte 10/10 Punkte verdient.
Über die leichten optischen Mängel kann man dann getrost hinwegsehen, aber diese Fehler zeigen mir, das die Qualitätskontrolle noch immer nicht am Punkt ist (wobei sie, wenn ich sie mit damals zu meiner 2015er HB-35 vergleiche, sich extrem viel getan hat). Bei einer Harley Benton Gitarre für 398€ ist die Erwartungshaltung auch deutlich höher, als bei einem Modell für 99€ oder 129€! daher darf ich auch etwas kritisch sein, immerhin ist die Fusion Reihe aktuell ja die Top of the Line Linie bei Harley Benton.
Ich bleibe weiterhin bei meiner Meinung, das daher Harley Benton als AnfängerInstrumente nur bedingt geeignet sind, man sollte sich schon ein wenig mit der Materie auskennen und befassen wollen, sich nicht scheuen an der Gitarre rumzuschrauben wenn man aus dem Instrument noch mehr rausholen möchte.
Soundsample:
Ihr habt es bis hierher nun geschafft, danke fürs lesen, hier noch ein Zusammenschnitt aus einer abendlichen Improvisation mit der Gitarre
Ich hoffe euch hat das Review gut gefallen.
Über Kommentare, Anmerkungen, Fragen und konstruktive Kritik freue ich mich immer sehr
euer
Chris
Heute möchte ich euch kurz die Harley Benton Fusion-II HH Roasted SSP in diesem Review vorstellen
Harley Benton Fusion-II HH Roasted SSP
Vorgeschichte:
Nach meiner ersten Harley Benton HB-35 welche ich mir Ende 2015 gekauft habe und dem dazugehörigem Projekt:
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-harley-benton-hb-35-ch-vintage-series.632168/
hatte ich erstmal genug von der Marke (abgesehen eines Hollow-Body E-Bass HB-60WB mit dem ich eine einjährige Liason hatte ).
Beim „zufälligen“ Stöbern auf der Thomann Webseite ist mir im Herbst dieses schöne Modell aufgefallen.
Die Fusion Serie hat immer schon meine Aufmerksamkeit geweckt, durch den Roasted Maple Hals, den Edelstahlbünden und dem Marken Tremolo (Wilkinson bzw Original Floyd Rose)
Aber mit den verfügbaren Farbvarianten konnte ich mich weniger anfreunden. aber diese Silberne hat mir so gut gefallen das ich sie mir gleich in die Merkliste gesetzt hatte.
Der Verfügbarkeitstermin wurde immer wieder verschoben, aber heuer im Januar 2020 war es dann so weit und die Gitarre war erstmals lieferbar.
Ich hatte genug Zeit mir darüber Gedanken zu machen ob ich diese Gitarre wirklich haben möchte (als ob ich nicht schon genug Instrumente hätte. bin aber der Les Paul/Single Cut Typ, und eine H-H Powerstrat würde mir aber schon gut in die Klangliche Farbenkiste passen). Also Ja, ich wollte diese Gitarre haben und ihr eine Chance geben, gesagt getan, und gleich bestellt.
Erster Eindruck:
Eigentlich hatte ich vor ein Unboxing Video zu machen, da aber meine Lebensgefährtin zum Zeitpunkt des auspackens zwecks Kameraführung nicht zuhause war, und ich meine Geduld nicht länger auf die Probe stellen wollte, wurde das Unboxing Video spontan abgesagt Daher gibt es nur Text:
Die Gitarre wurde von Thomann gut verpackt angeliefert, das Instrument selber in dem typischen Trapezförmigen Gitarrenkarton, und das Instrumeent selber in weicher Kunststofffolie eingepackt.
Tremolohebel und Inbusschlüssel waren ebenfalls gut verpackt und an die Innenseite des Kartons getackert, so das beim Transport diese sich nicht lösen konnten und ggf das Instrument beschädigen könnte.
Nach dem entfernen der weichen Kunststofffolie war der erste Eindruck schonmal hervorragend, Optisch supergeil.. und das Gewicht federleicht.
der mattierte Roasted Maple Hals fühlte sich samtig weich und holzig an, traumhaft, erster Eindruck und gedanke: GEIL, die isses!
Die Küchewaage bestätigte meinen Eindruck, Gewicht von 3060gramm, grandios!
Also ging es damit gleich an den Kemper.. die Stimmung war ein klein wenig daneben aber nicht viel, nur hier und da ein paar cent, eigentlich erstaunlich, da wird ja draussen minusgrade hatten, und die Gitarre einige Zeit lang unterwegs war. Alos kurz nachgestimmt und ein paar Akkorde angeschlagen und gelauscht:
Das Instrument klingt sehr schön resonant und ausgewogen, hat eine stimmige Balance zwischen Bass, Mitten und den Höhen, wobei sie tendentiell eher präsenter als Bassig klingt (was mir gut gefällt wenn die Gitarren eher klar anstelle mumpfig klingen)
Bei Saitenziehen kam dann die erste kleine Ernüchterung, die Bünde waren etwas rauh und an jeder Stelle und Saite kratzt es. ,ein bekanntes Bild, selbigen Eindruck hatte ich auch bei der HB-35.
Der Hals ist eher schlank, liegt aber gut in der Hand und ist durch das thermische nachbehandeln super-stabil!
Er war noch ideal eingestellt, die Bundierung hier an dem Instrument sauber ausgeführt, mir sind keine Bünde aufgefallen die etwas höher oder tiefer lagen, auch seitlich schön abgerichtet und keine überstehenden Bundenden, TOP
Die Saitenlage im Werkszustand ist mir persönlich aber etwas zu hoch
Tiefe E Saite: 2.3mm
Hohe e-Saite: 2.15min
das geht noch besser!
Dazu braucht man nur das Tremolo etwas absenken (dazu muß man die Saiten entfernen damit man die Messerkanten im Tremolo nicht beschädigt), dh, beim nächsten Saitenwechsel (der ohnehin ansteht da man von den Werkssaiten schwarze Finger bekommt) macht man das gleich mit.
der Stegtonabnehmer sitzt sehr schief, was sich aber einfach durch eine Unterlage (zb Schaumstoff) beheben lässt, auch ein Punkt der beim nächsten Saitenwechsel schnell erledigt ist.
Der Halstonabnehmer hatte recht viel abstand zu den Saiten, sitzt aber gerade drin.
die Lackierung wurde sehr sauber ausgeführt, und auch die Hölzer und Maserungen gefallen mir sehr gut.
an der Kopfplatte ist das Logo etwas erhaben angebracht, was sehr edel wirkt und es wurden Staggered Locking Mechaniken, welche auch mattiert sind, angebracht.
Die Tonabnehmer, das Wilkinson Tremolo und auch die Potiknöpfe und das Buchsenblech sind ebenso mattiert was der Gitarre einen sehr stimmigen Look verpasst.
Datenblatt:
Die Fusion Serie ist mit ihren Specs aktuell schon die Top of the Line Serie bei den Harley Benton Gitarren, und der Preis mit 398€ ist schon keinesfalls mehr als „supergünstig“ zu bezeichnen, damit steigert sich natürlich auch die Erwartungshaltung an was geliefert wird.
Der Korpus ist aus Sapele gefertig, einer Mahagoni Art
Griffbrett und Hals aus geröstestem Ahorn, schön dunkel und matt
Kopfplatte ist natur belassen und glänzend lackiert
Mensur 648mm
Griffbrettradius flach mit 305mm
HalsprofilModern C mit 305
Sattel aus Tusq mit 42mm Breite
22 Edelstahlbünde
Als Tonabnehmer werden Roswell LAF-B-CR Alnico-5 und Roswell LAF-N-CR Alnico-5 gelistet
Tremolo kommt von Wilkinson, ist das Modell 50IIK 2-Point Tremolo
Staggered Locking Mechaniken von WSC mit Backlockingfunktion
Werksbesaitung: D’Addario EXL110 010-046
Farbe: Gloss Silver Sparke
und mit einem Natural Binding rund um den Korpus (gerne auch scrapped Binding genannt)
Test:
So, nun am Kemper angestöpselt und ein wenig gespielt.
der Sound vom Stegtonabnehmer gefällt mir wirklich gut, sehr drahtig, sehr direkt und präsent, ein gutes tightes Lowend.. das macht echt Spass
Akkorde lösen auch im Highgain schön auf, die Gitare klingt zwar sehr präsent aber nicht extrem fizzelig, wobei man hier mit dem Gain und der Treble Einstellung am Amp auch aufpassen muß, das man es nicht übertreibt.
Wechsel zum Halstonabnehmer mittels 3 Wege Schalter.. doch wtf!?!
Kaum sein Klang, der Pegel sinkte stark ab und man hörte nur ein krachen, oje.
gleich mal am Schalter einige male hin und hergeschaltet, und eine leichte Verbesserung erzählt, das Signal wurde ein klein wenig lauter, aber hatte immer noch aussetzer und klang einfach nur seltsam. also hier stimmt entweder was am Schalter, oder am Pickup selber nicht.
Ich frage mich warum das bei der Endkontrolle bei Thomann nicht aufgefallen ist, wenn doch jeden HB Gitarre vor dem Versand kontrolliert wird, müsste man das doch gemerkt haben.
Und weil wir schon beim Halstonabnehmer sind, ich hatte dann versucht, weil der Abstand zu den Saiten etwas weit entfernt war, diesen höher zu schreiben, doch leider ist hier wohl auf einer Seite am Tonabnehmer das Gewinde defekt, und der Tonabnehmer lies sich nicht hoch schrauben, und die feder hat ihn nur noch weiter runtergedrückt. eine komische Sache die mir in meiner langjährigen Zeit als Gitarrist noch nie untergekommen ist.
Ok, wieder zurück zum Bridge Tonabnehmer und weiter gespielt, hell yeah, geiler Sound.. und trotz relativ hoher Saitenlagen eine angenehmen Bespielbarkeit
die Tonabnehmer lassen sich mit einem Mini-Schalter auch noch splitten um zusätzlich eine weitere Klangfarbe im Repertoire zu haben.
der Stegtonabnehmer klingt gesplittet auch noch recht stark und keine Spur von Kraftlos, und hat mir auch hier sehr gut gefallen, etwas später gibt es dann auch noch Soundsamples
zum Klang des Halstonabnehmers kann ich leider nichts sagen
Zwischenfazit:
so, nun erstmal Pause gemacht und Hände gewaschen, die Finger meiner Greifhand waren nun ziemlich schwarz, und mal Gedanken und ein Zwischenfazit gemacht wie es weitergehen soll
Mein nächster Schritt wäre gewesen, neue Saiten drauf, Gitarre top einstellen (Tremolo etwas tiefer einstellen damit die Saitenlage besser wird und Schaumstoff unter den Stegtonabnehmer legen damit er gerade sitzt)
Aber mit diesen Mängeln (vermt. defekter 3Wege Schalter oder defekter Halspickup) und dem defekten Gewinde am Halstonabnehmer war erstmal Schluss.
Klar war jetzt, zu einem Preis von 398€ ist diese Gitarre mit diesen Mängel für mich nicht akzeptabel, als Dekoschnäppchen für 119€ wär das was anderes, dann hat man was zum basteln und gut ists, aber bei einer neuen Gitarren zum Vollpreis erhebe ich schon den Anspruch das ich nichts basteln muß und keine Schalter oder Pickups austauschen muß.
Auf der andere Seite, eine tolle Powerstrat, super leichtes gewicht, optisch sehr schön, gute Bespielbarkeit und warscheinlich eine sehr gute Saitenlage möglich (das weiss man immer erst, wenn man an der Gitarre schraubt und sie für die eigenen Bedürfnisse optimiert.
Genauer Blick:
Dann habe ich mir die Gitarre mal genauer angesehen, wie gesagt, das Griffbrett schaut kerzengerade aus, Bundierung sehr sauber.
das ist natürlich extrem wichtig am Instrument, ist die Bundierung nix, hilft alles nix.
Dann sind mir einige Unsauberkeiten aufgefallen, das Buchsenblech für die Klinkenbuchse ist nicht ganz gerade montiert und es schaut oben die Fräsung hervor, sieht man im Alltag, aber souverän ist was anders.
und die beiden Potibohrung sind ebenfalls schrägt, dh die Potis sitzen schräg auf der Decke und reiben beim Drehen am Lack.
ist jetzt kein Showstopper, aber wenn man schonmal genau schaut, sollte es erwähnt sein
Der Sattel sieht schön gekerbt aus, übrigens aus TUSQ, ein selbstschmierendes Material von Graphtec (gute Wahl Harley Benton), das gerade beim Einsatz mit Tremolosystemen gut funktioniert und ide Gitarre hat in meinem ersten Testlauf mit den alten Saiten sehr gut die Stimmung gehalten. also das war schon sehr positiv, das kenne ich von anderen ähnlichen Gitarren wesentlich schlechter (ständiges nachstimmen, oder extra schmieren des Sattels)
Die Entscheidung in so einer Situation ist mir einfach gefallen, es gibt viel gutes, was für die Gitarre spricht, aber auch einige weniger schöne Sachen.
Als ich die Gitarre dann noch weitergespielt habe und sie mir vertrauter geworden ist, ist mir noch aufgefallen das die hohe e-Saite leicht surrt (sitar mässig) das liegt an am Saitenreiter an der Brück bzw an dessen Kerbe, und auch hier wäre noch etwas Liebe und Aufmerksamkeit notwendig, damit man das bereinigt.
Sehr gut gefällt mir auch wie das Wilkinson Tremolo arbeitet, der Tremolohebel wird über ein feines Gewinde eingeschraubt, aber dadurch das das Gewinde feiner ist als bei normalen Vintage Style Tremolos, schlackert hier nichts rum, weiters sitzt es in einer Kunststoffbuchse mit mit einer kleiner schraube die Gängigkeit des Tremolohebels justiert weden kann.
Die Oktavreinheit war auch relativ gut eingstellt, ich würde sagen zu 95% korrekt, die restlichen 5% sind dann Feinarbeit (kann man auch mMn nicht von deiner Werkseinstellung erwarten das es es richtig genau passt, das hat man ja auch oft bei wesentlich teuren Gitarren nicht), daher finde ich die 95% schon ein sehr guter Wert für die Werkeinstellung und betrachte das positiv! Ausserdem muß man dann zuerst mal die Saitenlage auf die persönliche Präferenz einstellen, damit man sich an die Oktavreinheit machen kann.
hier ein paar Fotos:
Fazit:
Eine Nacht drüber geschlafen, die Gitarre erneut angespielt (und wieder weggeblasen vom geilen Sound) und eine Entscheidung gefällt.
Bevor ich diese Gitarre reklamiere oder zurücksende, habe ich mir nochmal das gleiche Modell bestellt, sollte mich auch dieses klanglich so überzeugen wie diese Gitarre hier, und die oa Mängel nicht haben, werde ich das Austauschinstrument behalten und dieses hier retournieren.
Sollte mich das andere Instrument nicht überzeugen oder klanglich diesem hier unterlegen sein, werde ich bei Thomann reklamieren und schauen ob sie überhaupt das Instrument reparieren wollen oder nur eine Gutschrift bzw Preisnachlass anbieten, und dann muß ich mir überlegen was ich mache.
Ingesamt fühlt sich das Instrument sehr hochwerig und auch haptisch stimmig an und hat mich echt positiv überascht
Wären diese doch kritischen Mängel mit dem Schalter und dem Halstonabnehmer nicht, wäre das Instrument eigentlich perfekt und hätte 10/10 Punkte verdient.
Über die leichten optischen Mängel kann man dann getrost hinwegsehen, aber diese Fehler zeigen mir, das die Qualitätskontrolle noch immer nicht am Punkt ist (wobei sie, wenn ich sie mit damals zu meiner 2015er HB-35 vergleiche, sich extrem viel getan hat). Bei einer Harley Benton Gitarre für 398€ ist die Erwartungshaltung auch deutlich höher, als bei einem Modell für 99€ oder 129€! daher darf ich auch etwas kritisch sein, immerhin ist die Fusion Reihe aktuell ja die Top of the Line Linie bei Harley Benton.
Ich bleibe weiterhin bei meiner Meinung, das daher Harley Benton als AnfängerInstrumente nur bedingt geeignet sind, man sollte sich schon ein wenig mit der Materie auskennen und befassen wollen, sich nicht scheuen an der Gitarre rumzuschrauben wenn man aus dem Instrument noch mehr rausholen möchte.
Soundsample:
Ihr habt es bis hierher nun geschafft, danke fürs lesen, hier noch ein Zusammenschnitt aus einer abendlichen Improvisation mit der Gitarre
Ich hoffe euch hat das Review gut gefallen.
Über Kommentare, Anmerkungen, Fragen und konstruktive Kritik freue ich mich immer sehr
euer
Chris
- Eigenschaft
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