Röhren oder Hybrid Amp mit "weicher" Verzerrung gesucht

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Hi Leute,

ich spiele seit ca. 15 Jahren (E-) Gitarre und besitze seit ca. 5 Monaten meinen ersten Röhrenamp, einen JVM 410H. Ich habe mir den Amp gekauft in der Hoffnung, das ich einen oder mehrere passende Sounds für mich finde.

Nun ja, ich tue mich unglaublich schwer mit dem Amp warm zu werden. Ich mag den für mich "spitz" klingenden Marshall Groundsound der Verzerrung überhaupt nicht.
Ich habe bereits die Lautsprecher meiner Box ausgetauscht (von V30 auf G12-75T), dies hat definitiv etwas gebracht, aber den Grundklang aus dem JVM kann man natürlich nicht verändern.
Ich spiele zuhause über eine alten Hughes & Kettner PCS 50 transistorkombo, ich habe mich sehr an den weichen Klang gewöhnt.

Ich bin nun auf der Suche nach einem neuen Topteil.

Ich habe leider sehr, sehr wenig Erfahrung mit Amps.

Der neue Amp bräuchte auch definitiv nicht so viele Kanäle wie der Jvm. 2 Kanäle wären super, maximal 3.

Da mein kleiner Übungsverstärker ein Hughes & Kettner ist, liegt es nahe das ich mich die kommenden Tage mit deren Topteilen beschäftige und diese mal probespielen werde. Besonder Black Spirit 200 und Tubemeister 40 sehen interessant aus. Zusätzlich sind super praktische moderne Features an Bord. Der Grandmeister hat mir auf der anderen Seite wieder zu viele Features... Hat jemand Erfahrungen mit diesen Amps?

Was könnt ihr mir sonst noch empfehlen?

Würde mich freuen :)
 
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Wenn ein Sound zu spitz klingt empfehle ich zuerst, bevor man Kohle ausgibt, sich intensiv mit der Nutzung des Tone Potis zu befassen ( kein Witz) ;)
 
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Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich richtig verstehe, was du mit weich meinst. Transistor Zerre ist das für mich eigentlich nicht. Wie ist der JVM denn eingestellt? Hast du mal die Presence auf 0 gedreht?
 
Der JVM pusht in den Hochmitten, ich kanns etwas nachvollziehen.
Mein Tipp, teste mal ungewöhnliche EQ Settings und auch intensiv den Clean Rot sowie Crunch Rot, bevor Du was neues kaufst. Teste auch mal die OD1&2 Orange mit sehr wenig Gain.
Ich würd auch mal über die Box nachdenken, an beiden genannten Lautsprechern finde ich den Amp sehr "Hard Rock". An Greenbacks ist er ungewöhnlich sanft...


Ich hab keine Ahnung wie Dein Heim&Kettner klingt, finde aber die aktuellen Tube- und Grand meister nicht unbedingt weich. Die Verzerrung mag etwas sahnig er sein, dafür klingt er insgesamt etwas zackiger. Musst Du mal testen.
Die alten H&K Röhren-Reihen finde ich klanglich etwas ausgewachsener.

Den BS200 finde ich sehr cool, aber anders in der Bedienung. Gut möglich dass Du schnell Deinen Sound findest, gut möglich dass Du Dir n Wolf suchst.


Teste mal ansonsten n Peavey Classic, den finde ich sehr weich im Zerrton.
Wenns britischer sein soll: Laney Lionheart.
 
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Danke für die Ratschläge, ich werde mich demnächst nochmal intensiv mit dem jvm beschäftigen, bevor ich etwas neues kaufe.

Macht es vielleicht mehr Sinn wenn ich sage das ich nicht den Ton, sondern die Charakteristik der zerre des jvm als spitz empfinde?
 
Das kann ich mir gut vorstellen. Der Speaker wäre ein Ansatz. Hast du aber wohl schon probiert. Wie ist denn der Clean Sound für dich? Wenn der dir gefällt, könntest du die Zerre über ein Pedal erzeugen. Da gäbe es viele Optionen, um den Sound Richtung weich zu bekommen
 
Mit Deiner Reaktion stehst Du keineswegs alleine da - viele an Transen gewöhnte Spieler sind erstmal erstaunt, wie sich der "warme Röhrensound" in der Realität darstellt.

Mein erster Kontakt mit Marshalls hinterließ moich damals gelinde gesagt etwas ratlos. Wo war denn der Sound, den ich von meinen Judas Prist- oder Iron Maiden-Schallplatten (ja, so lage ist das her...) kannte?

Ich denke, die Ursache liegt darin, wie weit die Hersteller heute beim Bau der Transistoramps gehen. Um einen solchen nicht nach kaputten Bauteilen oder einfach nur nach einem Fuzz klingen zu lassen, ist technisch doch einiger Aufwand vonnöten. Nicht zuletzt werden da im verzerrten Bereich viele Höhen rausgefiltert, die unangenehm klingen könnten. Außerdem wird mit vielen Gainstufen gearbeitet, Mitten geboostet und eine gewisse Kompression erzeugt, die bei vielen Amps ein durchaus angenehmes Spielgefühl erzeugt. H&K waren da aus meiner Sicht durchaus unter den Pionieren gut klingender Solid State-Technik.

Demgegenüber ist Marshall für einen bestimmten Sound bekannt, der schon auch einige Kratzbürstigkeit in sich trägt. In der Vorstufe der Zerrkanäle sind Kondensatoren eingebaut, die wie ein Bright-Schalter wirken, nur dass sie in diesem Kontext den relativen Zerranteil höherer Frequenzen und damit die Verzerrung im Höreindruck insgesamt anheben. Viele knipsen denn auch an diesem Kondensator einfach ein Beinchen hab, was das verhindert - und andere sagen, dass es dann auch nicht mehr nach Marshall klingt.

Die Grundfrage ist also nicht zuletzt, ob man auf den typischen Marshall-Rocksound steht oder eben nicht. Es hat ja seinen Grund, warum Santana keinen JCM800 spielt...

Ich persönlich finde, dass ein guter Transistor-Amp erstmal einfacher zu spielen ist. Das sind alles auch ein bisschen Gleichmacher, eben wegen der starken Vorfilterung und Kompression. Auf Dauer ist für mich ein guter Röhrenamp (oder mit leichten Einschränkungen ein entsprechendes Modelling der Top-Klasse) weniger ermüdend und reagiert sensibler und vielschichtiger auf das eigene Spiel. Ich vergleiche das gerne mit Fertiggerichten: Du weißt immer, wie es schmecken wird, und ordentlich Fett, Salz und Geschmacksverstärker befriedigen schnell die niedrigsten Instinkte. Nur wird das nie ein Essen sein, von dem man anderen auch mal vorschwärmt, weil es ein spannendes Geschmackserlebnis aus interessanter Aromen war, das sich immer mehr entwickelt hat.

Viel von der Wahrnehmung ist also auch beim Amp davon abhängig, dass man sich auf ihn einlässt. Ein guter Röhrenamp wird zu einem Bestandteil eines Gesamtinstruments Gitarre/Amp, das man auch in dieser Gesamtheit "spielen lernen" muss. Wo es vorher mitunter reichte, den Ton "irgendwie" zu spielen, klingt es jetzt vielleicht sogar etwas flacher und schriller, bis man den richtigen Anschlag und die Tonbildung im Griff hat. Das gilt insbesondere für das Spiel mit geringen Verzerrungsgraden. Hier wird man oft feststellen, dass ein erfahrener Gitarrist mit einer bestimmten Einstellung am Amp toll klingt und einen fetten Ton hat - dann stöpselt man sich selber am gleichen Amp ein und es will gar nicht recht klingen. Wenn man sich intensiver damit beschäftigt, findet man dann (hoffentlich) den richtigen "Druckpunkt", an dem man "den Amp spielt" und nicht nur mit ihm irgendwie die Gitarre laut macht.

Apropos laut: einen modernen Marshall muss man nicht mehr unbedingt auf mindestens 7 drehen, damit er klingt, aber ein bisschen Master braucht er schon, ehe er in die Puschen kommt. Ganz leise ist eher nicht so sein Ding, in dem Fall sollte man dann lieber einen Lastwiderstand bemühen, um die Endstufe wenigstens ein klein bisschen arbeiten zu lassen. Ich meine jetzt nicht bis zur satten Endstufenverzerrung, aber völlig unterfordert klingt so ein Teil mMn halt doch ein bisschen blutleer.

Will sagen: wirf die Flinte nicht ins Korn, arbeite mit dem Ding erst mal ne Weile. Versuche auch mal Amp-Einstellungen, die sich Dir vielleicht nicht unbedingt aufdrängen. Nimm z.B. mal einen der Zerrkanäle und schalte den Orange Mode ein, aber dreh das Channel Volume auf, lass aber Gain nur im untersten Bereich (1-2), Mitten voll, Höhen und Bässe eher zurückhaltend bei 4 oder 5 - und dann versuche, das mal zum Klingen zu bringen. Wenn ich schon bei der Klangregelung bin: die wirkt bei Röhrenamps meist deutlich anders als bei Transistoramps, die Regler werden hier gerne als "interaktiv" beschrieben.

Gemeint ist damit, dass die Regler immer im Zusammenhang miteinander stehen - ist z.B. der Höhenregler weit aufgedreht, reagieren Bass und Mitten anders. Will man einen mittigeren Klang, tut man gut daran, nicht einfach Middle aufzudrehen, sondern zuerst mal Treble zurück zu nehmen. Dreht man den Bassregler stark auf, gehen bei manchen Röhrenamps die Hochmitten deutlich zurück usw. Außerdem liegen die EQ-Regler zwar (im Gegensatz zu Fender und vielen Boogies) hinter der Verzerrung im Signalweg, aber es sind nur relativ wenige Bauteile dazwischen. Vereinfacht gesprochen haben die Einstelllungen der Klangregler durchaus auch eine gewisse Rückwirkung auf die vorausgegangenen Stufen.

Meine persönliche Erfahrung mit klassischen passiven Klangregelungen auf Röhrenbasis ist die, dass man mit einer Ausgangseinstellung auf 3 Uhr idR deutlich besser bedient ist, als wenn man alle Regler auf 12 Uhr stellt (was bei Transen meist durchaus gut funktioniert). Gerade die Treble-Regler haben oft auch erst in diesem letzten Viertel die deutlichste Wirkung, wo dann schon ein, zwei Millimeter viel bewirken.

Ich bin der Meinung, dass der JVM zwar vor allem die typischen Marshall-Sounds bringen soll (und das auch tut), aber doch um einiges vielseitiger ist als man auf den ersten Blick meint. Das gilt insbesondere, wenn man die Kanäle nicht so nach Schema F nutzt, sondern das Gain auch mal im Crunch-Kanal weit aufdreht oder den berüchtigten OD2 so weit zurück nimmt wie oben beschrieben. Also nix wie ran und fleißig an den Reglern gedreht! Wenn Du kannst, lass ruhig auch mal einen Kollegen ran, der mit Röhrenamps mehr Erfahrung hat, und hör Dir auch an, wie er dann drüber spielt.

Erst wenn das alles wirklich nichts bringen sollte und Du einfach nichts mit dem Marshallsound anfangen kannst, würde ich an einen Amp-Wechsel denken.

Gruß, bagotrix
 
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Ich vergleiche das gerne mit Fertiggerichten: Du weißt immer, wie es schmecken wird, und ordentlich Fett, Salz und Geschmacksverstärker befriedigen schnell die niedrigsten Instinkte. Nur wird das nie ein Essen sein, von dem man anderen auch mal vorschwärmt, weil es ein spannendes Geschmackserlebnis aus interessanter Aromen war, das sich immer mehr entwickelt hat.

!!

Ich liebe derartige Vergleiche. Bei mir reichen meistens schon Autos. Damit kann fast jeder etwas anfangen. Aber in diesem Fall ist das sehr schön anschaulich.
 
Für mich klingt es auch als würde da etwas Endstufensättigung (nicht Endstufenzerre!) zum Sound andicken fehlen.
 
Wenn der JVM spitz klingt dann liegt das vor allem an
1. Bias Einstellung eiskalt => die hat bisher noch jedem JVM der hier war gut getan, 35mA pro Kolben sind ein ordentlicher Wert
2. Kein Plexi Mod vorhanden (0.68µF - 1µF Cap parallel zu R97 löten, ich finde 0.68µF besser als 1µF)
3. OD2 Orange/Red meiden wenn man nicht unbedingt zu der UltrahighgainFraktion zählen will bzw den OD2 im Gas zähmen (lassen)
 
... bin etwas verwundert, keiner fragt nach seinen Soundvorstellungen und dennoch gibt es Tipps ;)

Deshalb an den TE @fendero
Wie soll es denn klingen? Also welche Musikrichtungen? Sound? Band?

Danach kannst Du sicherlich bessere Tipps erhalten ......
 
Für mich klingt es auch als würde da etwas Endstufensättigung (nicht Endstufenzerre!) zum Sound andicken fehlen.
Man bekommt wirklich viele unterschiedliche (Marshall)-Sounds aus dem JVM-410. "Dicker" werden die Klänge bereits, wenn man die Vorstufe weiter aufdreht. Ich habe mit meinem modifizierten JCM 800 gelegentlich mal ausprobiert, wie laut eigentlich ein 100W-Marshall geht und kann dir sagen, es wird unfassbar laut, ohne dass man von Endstufensättigung etwas merken würde. Man braucht auch nicht extra einen Attenuator, damit so ein Amp gut klingt. Das macht er schon von sich aus. Kann nur sein, dass die Marshall-Richtung nicht den persönlichen Geschmack trifft.

Bevor man sich für einen anderen Amp entscheidet, während man bereits einen JVM besitzt, sollte man ihn unbedingt in der Band testen. Damit kommt man nämlich durch den Mix. Mit anderen Amps mit Sumsel-Ton nicht unbedingt immer. :)

Edit: Angemerkt sei noch, dass ein ehemaliger Bandkollege einen JVM-410 hat. Ich konnte den Amp oft und ausführlich testen.
 
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Danke für eure weiteren Tipps und Ratschläge!

Besonderer Dank an @bagotrix ,

seit meiner Zeit hier um Musikerboard habe ich immer wieder lange, ausführliche Ratschläge von dir bekommen! Vielen dank dafür und das du dir soviel Zeit nimmst!

Ich spiele den Amp im Bandkontext und auch meine Bandkollegen sagen das ihnen mein derzeitiger nicht gefällt. Kann ihnen da nur zustimmen. Aber ich denke es liegt auch zu einem nicht unerheblichen Teil an meiner Erfahrungslosigkeit mit Röhrenamps.

Ja wo will ich mit dem Sound hin ...

Anzumerken sei das ich den Marshall "Grundsound" relativ klasse finde für Powerchords, Rhythmus Arbeit ... dafür im derzeitigen Zustand eine absolute Nullnummer für Solos und Solopassagen.
Ich werde mich heute Nacht nochmal in den Proberaum einsperren mit ihm und mal sehen was ich rausholen kann...


Weil ich leider nicht besser weiß wie ich euch mitteilen kann zu welchem "Lead bzw. Solo Sound ich hin will, hier mal ein spontans Beispiel
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Bei folgendem Live Auftritt von Bon Jovi hat Sambora einen erstklassigen Sound beim Solo finde ich. Klar, anderer Amp (ich glaube hier ein Diezel Herbert, Super High-End also) und Effektgeräte. Aber hier ungefähr ranzukommen fände ich klasse.

Solo bei 03:04




Grüße
 
OD2, Orange, wenig Gain (so Stellung 3-4), leicht Reverb, etwas mehr Resonance aber weniger Bass.
Du spielst T75? Teste mal wie viel Mitten - ggf brauchst Du etwas mehr als beim V30, für diesen Sound würd ich dem Marshall aber eher Mitten nehmen als geben. Wie gesagt, testen.
Presence und Höhen sind individuell, ich mag beides leicht betont. Für diesen Sound könnte viel Presence und wenig Höhen passen.

Fang mal da an, schau wo Du hin kommst. An meinem JVM habe ich diese Leads spielend leicht hinbekommen, aber ich hab ne andere Box.
 
Bei folgendem Live Auftritt von Bon Jovi hat Sambora einen erstklassigen Sound beim Solo finde ich.

Der Sound lässt sich mit dem JVM definitv reproduzieren und zwar OD1/Orange und den Hals PU benutzen und falls dann noch nicht überzeugend ein Delay mit 100ms/1 Wiederholung in den Loopm eine Prise Reverb und fertig...
 
Ich würde auch sagen, dass man so einen Sound aus dem JVM rauskriegt. Mit Präsenzen und Treble muss man vielleicht etwas vorsichtig sein beim Marshall. Hals-Pickup ist hier noch der entscheidende Tipp. Der klingt hier aber auch wirklich schön durchsichtig.
 
... deswegen hatte ich ja nach dem Sound gefragt was er möchte ;) Nun hat sich vieles geklärt ;)
 
Mir ist bewusst das Sambora in dem Solo in den höheren Lagen zum Neck Humbucker schaltet :)

schmatzt wirklich herrlich meiner Meinung nach.

Allgemein ist der Sound in dem Video (in meinen Worten) rund und "weich".
 

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