Woran macht ihr fest, ob ein Text euch anspricht?

Strato Incendus
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Musik soll vor allem Emotionen ausdrücken und auslösen - sagt vielleicht der Blueser.
Musik soll gesellschaftlich etwas bewegen und verändern - sagt vielleicht der Alternative Rocker.

Natürlich kann man den Fokus auch noch auf vieles anderes legen (technisches Können etwa, habe ich ja im Thread über Musik als "Sport" schon einmal angesprochen). Aber wenn es um Texte geht, ist das eher vernachlässigbar (Ausnahmen wären für mich ggf. "Geschwindigkeitsrekorde" im Rap, also wie viele Silben pro Sekunde, oder besonders clevere Reime, ebenfalls im Rap oder bei Singer-Songwritern wie Bodo Wartke, die ausgefallene Reime bewusst zum Fokus ihrer Texte machen).

Ansonsten wäre für Lyrics eine denkbare, "simple" Unterteilung (weil nur in zwei Kategorien) eben die Frage:
"Sage ich etwas über mich aus, oder über alle Menschen zusammen? Steht eine Person im Fokus oder eine Sache?"

Die zweite Frage wäre für mich: "Sage ich direkt und unverblümt, was ich denke? Oder verwende ich Poesie / Metaphern etc., um zu verschleiern, was gemeint ist, sodass der Zuhörer mehr selbst interpretieren kann (oder auch ggf. sogar "muss")?"

Daraus ergibt sich eine 2x2-Systematik:


persönlichunpersönlich
konkretautobiografische Songs, "Everday Life",
individuelle Wunschvorstellungen / Sehnsüchte
historische oder politische Songs
(ggf. mit Jahreszahlen, Personen- / Ortsnamen)
abstrakthistorische / politische / philosophische Songs,
aber aus der 1. Person erzählt,
Sänger in Kontext eingebettet
philosophische Songs, "Weltverbesserer-Hymnen"
[TBODY] [/TBODY]
Die meisten Menschen finden wahrscheinlich in beiden "Kategorien" Songs, die ihnen gefallen, und die meisten Musiker haben wahrscheinlich auch schon beides geschrieben (oder zumindest zu schreiben versucht).

Und man kann sicherlich alle vier dieser Arten von Songs großartig hinbekommen oder total verhunzen. :)

Deshalb finde ich es interessant, mal zu systematisieren, was ein Song mitbringen muss, speziell sein Text - je nachdem, in welche Kategorie er fällt - damit er mich anspricht, und was für NoGos es gibt, mit denen er für mich durchfällt. Normalerweise denken wir über sowas vermutlich nicht nach, wir entscheiden einfach nach "Gefühl" und "persönlichem Geschmack", ob uns ein Song gefällt oder nicht. Aber wie CosmicSkeptic (YouTube) mal so schön sagte, wir können ja nicht kontrollieren, was wir "wollen" - wir tun es einfach.

Wenn wir also davon ausgehen, dass wir gar nicht selbst mit unserem "freien Willen" entscheiden können, ob uns ein Song gefällt oder nicht, erfahren wir mehr über uns selbst und unseren persönlichen Musikgeschmack, wenn wir an die Frage, wann uns ein Text gefällt und wann nicht, mal analytisch herangehen. Anstatt uns eben rein darauf zu verlassen - wie es unter Künstlern ja oft auch mal gerne "glorifiziert" wird - ob der emotionale Funke überspringt oder eben nicht.

Für euch mögen diese Kriterien mit meinen überlappen oder auch nicht, ihr könnt euch also gerne an meine Systematik anschließen, wenn sie für euch Sinn ergibt - oder aber ihr macht eure komplett eigene Unterteilung auf. ;)

Damit meine Kategorisierung anschaulicher wird, kommen nun natürlich Beispiele meinerseits :) .



Persönlich + konkret

Dies ist meiner subjektiven Wahrnehmung nach der Großteil der existierenden Songs: Der Sänger erzählt über eine persönliche Begebenheit, die ihm entweder tatsächlich so passiert ist, oder die er persönlich gerne so hätte. Dabei drückt er sich in relativ normaler Sprache aus, sodass möglichst jeder ihn verstehen kann.
Beispiele: Ein Kompliment (Sportfreunde Stiller), Lieblingsmensch (Namika)
Stärken:
Jeder kann diese Songs verstehen - sowohl die Begebenheit selbst (die meist in eine der drei Schubladen "Life, Love, and Death" passt), als auch die Worte, mit der sie beschrieben wird (keine hochtrabenden Formulierungen, sondern "direkt und ehrlich").
Gefahr: Die geschilderten Erlebnisse und Gefühle werden aufgrund ihrer Alltäglichkeit und Allgemeingültigkeit als banal wahrgenommen. Das, was der Sänger erzählt, passiert in ähnlicher Form Millionen anderer Menschen auch jeden Tag. Dadurch können sie das zwar nachempfinden, aber warum sollten sie dann gerade speziell dir zuhören? Der Leadsänger der Band meines ersten Gesangslehrers (also nicht der Gesangslehrer selbst, der war da Bassist) hat einmal etwas arrogant gesagt: "Also, dieses ständige Posten von Gefühlen, nur weil einem gerade mal ein Furz quer sitzt, das geht mir tierisch auf den Keks!"

Für den Kontext: Dieser Sänger war in einer Alternative Rock Band, die sich statt persönlichem "Gefühlsposting" lieber mit Politik- und Gesellschaftskritik befasst hat. Was uns zur nächsten Kategorie führt:



Unpersönlich + konkret

Das scheint mir eher eine Nischen-Musik zu sein, die sich innerhalb ihrer Nische aber eines loyalen Publikums erfreut. Man könnte auch sagen: Es ist Musik für Nerds. ;) Man muss meist ein gewisses Vorwissen mitbringen, damit man die ganzen Referenzen, die in solchen Songs gemacht werden, versteht. Denn es wird ja nicht über persönliche Erfahrung gesungen, sondern über allgemeinhin bekannte Fakten; nur die Interpretation dieser Tatsachen ist dann wieder der Persönlichkeit des Sängers / Komponisten überlassen. Wer nicht weiß, auf welche Fakten sich hier bezogen wird, für den ist das alles wahrscheinlich nur seelenloses, trockenes Semantikwissen. Es wird zwar vielleicht sogar das Schicksal eines Individuums besungen (einer historischen Person o.ä.), mit der man sich ggf. identifizieren könnte - allerdings ist der Sänger nicht diese Person (vgl. persönlich + abstrakt), sondern bloß ein Zuschauer oder Erzähler in der dritten Person. Quasi ein singender Geschichtslehrer oder (für aktuelle Ereignisse) Politiker. Im Extremfall werden sogar noch konkrete Jahreszahlen und/oder Eigennamen von Orten oder Personen genannt, die ein Abstrahieren des hier Geschilderten auf das eigene Leben des Zuhörers deutlich erschweren.
Beispiele: History Metal Bands wie Sabaton, Civil War, Ten; Rezitative von Erzählerfiguren in Musicals, z.B. "Le temps des cathédrales" (Bruno Pelletier, Notre Dame de Paris)
Stärken:
Wer das nötige Hintergrundwissen hat, kann diese Songs zusammen mit dem interessierten Publikum abfeiern, ohne dass die "Normies" dabei stören. :D Insbesondere, wenn historische Begebenheiten einfach nur besungen werden, selbst, wenn es sich um kontroverse und heiß diskutierte Ereignisse handelt (Kreuzzüge, zweiter Weltkrieg etc.), braucht man sich als Band nicht vorwerfen zu lassen, man würde irgendetwas glorifizieren oder eine politische Aussage machen - man informiert ja im Grunde nur, wenn auch auf musikalisch-spektakuläre Weise. Sabaton haben ja mittlerweile sogar einen eigenen History Channel auf YouTube, wo sie die Hintergründe ihrer Songs erklären.
Schwächen: Weil die Übertragung von den historischen Begebenheiten auf die eigene Situation so schwer ist, stellt sich der Zuhörer die Frage: "Was soll ich damit?" Er muss sich dazu ggf. erst Hintergrundwissen anlesen, dann für sich selbst versuchen, "aus der Geschichte zu lernen", und mit diesen persönlichen Erkenntnissen dann zurück zum Song kommen und ihn sich noch einmal anhören, damit der Text nun die von ihm selbst entwickelten Assoziationen auslöst. Mit anderen Worten: Der Zuhörer muss selbst ein Stück weit zum Künstler werden, der sich auf abstrakte Weise in eine historische Begebenheit hineinprojiziert, die er für vergleichbar mit seiner momentanen Real-Life-Situation hält.

Hier überlässt man also etwas dem Zuhörer, was in der nächsten Kategorie der Sänger selbst macht:



Persönlich + abstrakt

Hier versteckt der Sänger sein persönliches Erlebnis hinter Metaphern und Poesie, um den Zuhörer rätseln zu lassen, worum es eigentlich geht. Inspiriert wurde er vielleicht auch von einer Alltagsbegebenheit (wie persönlich + konkret), aber er verbirgt die Banalität dieses Ereignisses hinter viel Pomp und "smoking mirrors". Um diese Art von Musik zu schreiben, braucht man definitiv einen Hang zu persönlichem Drama und Pathos :D : Man muss sich zumindest für die Zeitdauer des Schreibens und der Performance dieser Musik einreden können, man selbst sei der Mittelpunkt der Welt, und die eigenen Sorgen und Nöte wichtig genug, um sie anderen Leuten mit so viel Bremborium aufzutischen - selbst, wenn es sich dabei bloß eine weitere Variation der Basisthemen Life, Love, and Death handelt, die vielen anderen Leuten auch genau so oder so ähnlich passieren.
Beispiele: Lady in Black (Uriah Heep), My Immortal (Evanescence)
Umgekehrt kann man aber auch Dinge, die eher wenigen Menschen passieren - und über die man sich deshalb nicht so offen zu reden traut, weil man nicht weiß, wie alle Nicht-Betroffenen darauf reagieren - in solchen Songs verdeckt ansprechen, wohingegen man sich bei einer persönlichen + konkreten Variante desselben Songs "komplett nackig machen" würde.
Beispiele: Who Wants to Live Forever (Queen), Sullen Girl (Fiona Apple)
Historische, politische oder philosophische Referenzen können hier vorkommen, sodass der Zuhörer für die Interpretation evtl. mehr Vorwissen mitbringen muss als bei persönlich + konkret, wo der Sänger einfach direkt und "unverblümt" ausdrückt, was er meint. Zum Beispiel fügt sich manch ein Texter zuweilen gerne als "self insert" in eine bekannte Geschichte ein. Populär sind da etwa Peter Pan (z.B. Meat Loaf-Komponist Jim Steinman, Nightwish-Komponist Tuomas Holopainen) oder Sturmhöhe / Wuthering Heights (Kate Bush, nochmal Jim Steinman, Ten und viele andere).
Warum der Sänger nun gerade diese Geschichte besingt, erlaubt dann wieder Rückschlüsse auf den Künstler selbst. Vielleicht findet er einfach nur die Geschichte interessant und ist lediglich ein Schauspieler, der den betreffenden Charakter verkörpert - vielleicht sieht er aber auch eine Parallele zu seinem eigenen Leben, die dem Zuhörer natürlich nicht bekannt ist. Fest steht jedoch: Kennt der Zuhörer diese fiktionale Geschichte nicht, wird es auch schwierig, Rückschlüsse auf die vom Interpreten gemeinte Begebenheit oder Situation zu machen.
Beispiele: Waterloo (ABBA), Wuthering Heights (Kate Bush)
Stärken:
Der Sänger kann seine Reflektionsfähigkeit beweisen und dieselben alten Begebenheiten, die jeder erlebt, in ein neues Gedankenkostum verpacken. Er hat offensichtlich über das, was ihm passiert ist, nachgedacht, anstatt es einfach nur zu berichten (oben erwähntes "Gefühlsposting"). Insbesondere, wenn ihm als Künstler die reale, banalere Begebenheit bewusst ist, die ihn zu dem Song inspiriert hat, hat er einen höheren Anreiz, eine neue Methode zu finden, das Altbekannte noch einmal auf originelle Weise anders auszudrücken. "Find a new way to say it!", riet das erste (und einzige) Songwriting-Buch, das ich mir je zugelegt habe, insbesondere, wenn es eben um die Basisthemen "Life, Love, and Death" geht.
Schlüpft der Sänger in die Rolle eines fiktionalen Charakters, so kann er dessen Emotionen verkörpern, anstatt die Geschichte eben bloß von außen (unpersönlich + konkret) zu besingen. Das erleichtert dem Zuhörer die Idenfikation mit dem Charakter, selbst, wenn er die Geschichte, auf die hier Bezug genommen wird, nicht kennt. Er versteht dann zwar die Referenz nicht, aber die Emotion immer noch.
Gefahr: Die Abstraktion wird so weit übertrieben, dass selbst mit viel Recherche und gutem Willen seitens des Zuhörers ein Entschlüsseln der eigentlich gemeinten Aussage immer schwieriger bis unmöglich wird. Der Zuhörer bekommt eine Überdosis vom "Künstler in dir", so viel geballtes, vermeintliches Chaos aus den individuellen Gedanken des Komponisten, das für die eigene Interpretation des Zuhörers kaum noch greifbare Anknüpfpunkte bleiben.



Unpersönlich + abstrakt

Hierunter fallen alle Songs, wo weder Sänger noch angesprochene Person ein Individuum sind. Manch einer fragt sich da vielleicht "Wie sollen da Emotionen ausgelöst werden?"
Das kann in der Tat schwer fallen, wenn es sich um einen Song handelt, der (vermeintlich) losgelöst von der Person des Sängers über das Leben, die Liebe oder den Tod siniert. Da werden dann oft derart tiefe und komplexe Gedankenprozesse verfolgt, dass für die Emotion, die die Verbindung schafft, nicht mehr so viel Platz bleibt. Solche Songs scheinen mir aber allgemein relativ selten zu sein, darum verzeiht mir, dass ich hier auf sehr unbekannte Beispiele zurückgreife und sie einfach verlinke:
Beispiele: Colossus (Borknagar), Sometimes Love Takes the Long Way Home (Ten)
Wenn aber statt eines Individuums ein Kollektiv angesprochen wird, würde ich auch die meisten Hymnen (egal ob nationale oder anlassgebundene, wie damals bei Live Aid) in diese Kategorie stecken. Mehr als anderswo findet man hier nicht das lyrische Ich, sondern das lyrische "Wir". :D Darauf bin ich insbesondere im Power Metal aufmerksam geworden, wo die meisten Melodien ja ebenfalls hymnenhaft sind: Es wird von einer namenlosen Gruppe gesungen, die irgendwelche Konflikte von gewaltigem Ausmaß auf epische Weise lösen, wobei nie ganz klar ist, ob das jetzt in einer Fantasy- oder Science Fiction-Umgebung passiert. Wer ist denn überhaupt das "wir"? Im Power Metal: Eine Armee? Ein Grüppchen wie die Gefährten aus dem Herrn der Ringe? Eine (Raum-)Schiffbesatzung? Die Ein- und Ausschlusskriterien sind wichtig. Wo immer es ein "wir" gibt, gibt es meistens auch ein "die anderen", also die, die explizit nicht dazugehören. Sobald man letztere definiert, stößt man die entsprechenden Menschen vor den Kopf. Definiert man sie dagegen nicht, also kann praktisch jeder dazugehören, dann ist das "wir" sehr wischi-waschi. Wenn jeder dazugehört, gehört irgendwie auch wieder keiner dazu.
Das ist deshalb so wichtig, weil Gruppen als ganzes eben keine Emotionen erleben, sondern das "Gefühl" der Gruppe sich eigentlich nur aus der Summe der Gefühle der darin enthaltenen Individuen zusammensetzt. Das Gruppengefühl funktioniert also am besten, wenn die Gefühle der einzelnen Personen "gleichgeschaltet" werden, also alle mehr oder weniger dasselbe fühlen und in der Folge dann mit einer Stimme sprechen.
Beispiele: Weltverbesserer-Hymnen: We Are the World (Michael Jackson / USA for Africa), Do They Know It's Christmas Time (Band Aid); Power Metal: Through the Fire and Flames (DragonForce)
Stärken:
Wenn man das hinbekommt, kann man mit dieser Art von Musik wahrscheinlich "epischere" und als bedeutsamer empfundene Momente erzeugen als mit all den anderen.
Gefahr: Wenn es hingegen nicht gelingt, das "Wir"-Gefühl auszulösen, etwa weil nicht klar genug definiert ist, wer überhaupt angesprochen ist, sodass sich niemand so richtig angesprochen fühlt - dann hat diese Art von Musik leider textlich gesehen meist auch nicht mehr viel anderes zu bieten. (Die Melodie kann natürlich immer noch eingängig und das Arrangement bombastisch sein. :) )


Zum Abschluss natürlich noch meine eigene Position:
Ich selbst habe für mich gemerkt, dass ich mit den beiden abstrakten Varianten tendenziell mehr anfangen kann als mit den konkreten.

  • Mit persönlich + konkret kann ich mich identifizieren, es ist mir aber eben oft zu alltäglich. Weder Sänger noch Zuhörer müssen sich lange mit dem Text auseinandersetzen. Es ist nicht viel Denken erfordert, sondern geht allein ums Gefühl. Ein für mich wirklich genialer Song schafft jedoch beides: Gefühle auslösen und zum Denken anregen, und zu letzterem sind persönliche + konkrete Songs meist (im positiven wie im negativen Sinne) zu "bodenständig". ;) Es gibt kein Mysterium, ein bisschen wie bei einem Zauberer, der seine Tricks verrät. Genial finde ich diese Songs allerdings dann, wenn sie es schaffen, sich vom Alltäglichen und Floskelhaften zu lösen und dann eben doch wieder eine einzigartige Begebenheit zu schildern, die so nur dieser konkreten Person passiert sein kann. Beispiel: Objects in the Rear View Mirror May Appear Closer Than They Are (Meat Loaf)
  • Unpersönlich + konkret macht bei mir textlich gesehen gar nichts. Natürlich gibt es einen Haufen solcher Songs, die ich trotzdem gerne höre, von besagten History Metal Bands - aber das liegt dann am Arrangement, dem Bombast der Musik. Ich mag die Musik dann trotz ihres Textes, nicht wegen ihres Textes. Wobei "trotz" auch einfach heißen kann "der Text ist mir dann egal", nicht "der Text gibt aktiv Abzug". Letzteres geht im Prinzip nur, wenn ich einen Text "cringeworthy" finde, er mich also dazu bringt, mich für den Dichter fremdzuschämen. :D Das ist aber in allen vier Kategorien möglich.
  • Persönlich + abstrakt mag ich vor allem dann, wenn eben eine Reflektionsfähigkeit des Texters zu erkennen ist. Wenn er mir eine Perspektive aufzeigt, an die ich selbst noch nicht gedacht habe. Wenn er sich dagegen zwar mit viel Pathos in seiner persönlichen Weltsicht suhlt, sie aber nicht hinterfragt oder die Gründe für die eigene Situation zu erfahren versucht, dann stößt mich das eher ab.
  • Unpersönlich + abstrakt ist ein zweischneidiges Schwert. Alles, was vorwiegend auf das lyrische Wir setzt, macht bei mir textlich ähnlich wenig wie unpersönlich + konkret. Ob Power Metal jetzt über konkret benannte historische Begebenheiten gesungen wird, oder über eine nicht näher benannte Truppe von selbst ausgedachten Weltraum- oder Fantasy-Helden, macht dann auch keinen großen Unterschied mehr. Bei Weltverbesserer-Songs hingegen ist mir a) das "wir" oft zu schwammig definiert (weil es einfach die ganze Welt umfasst), und b) sind viele davon leider vor lauter Optimismus ähnlich uninformiert wie der "missverstandene Künstler", der bei persönlich + abstrakt auftreten kann, wenn er sich nur "im eigenen Saft dreht". Am schlimmsten finde ich diese Weltverbesserer-Hymnen, wenn sie bloß "Liebe als Allheilmittel" propagieren oder so etwas, ohne Kontext oder Nuance. :p Richtig genial nenne ich unpersönliche + abstrakte Songs jedoch, wenn sie es schaffen, ein großes, übergreifendes Thema anzusprechen, sich darüber eigene Gedanken zu machen (wohingegen Hymnen ja oft auch einfach "Parolen" enthalten, die vor allem zur Handlung animieren sollen und gerade deshalb nicht reflektiert sind), und dann auch noch eine emotionale Verbindung zu schaffen. Deshalb habe ich hier ganz konkret Borknagars "Colossus" verlinkt, weil ich das aus textlicher Sicht wirklich für ein Meisterwerk halte und ich bislang nur wenige andere Songs von diesem textlichen Kaliber zu Ohren bekommen habe. Da geht es im Prinzip "endlich einmal" nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern um das große Ganze: die Evolution, den Kosmos, und wie die Menschheit zwar als etwas Besonderes daraus hervorgeht, aber letztendlich wie alles andere an diesen großen Mächten scheitert ("The colossus falls back from its threshold."). Wenn man diesen Kontext kennt, ergibt dann auf einmal auch jede Zeile Sinn, die anderenfalls vielleicht wie zu viel "Poesie um der Poesie Willen" klänge. ;)

Meine eigene musikalische Historie sieht so aus, dass ich anfangs viel unpersönlich + konkret geschrieben habe (weil wir da auch eine History Metal Band waren, mit besonderem Fokus auf die Zeit der Kreuzzüge), und mich immer gefragt habe, warum bei diesen Themen bei mir der Funke nicht so übersprang wie bei unserem Bassisten, obwohl ich es war, der diese Songs geschrieben hat. :D
Irgendwann ging ich dann mehr über zu persönlichen Songs, weil man damit eben schneller eine solche emotionale Verbindung herstellen kann - dabei habe ich jedoch abstrakt eigentlich immer gegenüber konkret bevorzugt. Insbesondere dann, wenn Leute aus dem eigenen Bekanntenkreis die eigene Musik zu hören bekommen, versuchen sie sonst andauernd, Rückschlüsse auf dein Privatleben zu machen :D , und das nervt dann doch irgendwann. Mit persönlich + abstrakt kann man sich vor solchen neugierigen Nasen etwas besser schützen, dann müssen die zumindest ihren Kopf anstrengen. Und dazu haben die meisten Menschen halt keine Lust. :p
Mittlerweile versuche ich etwas mehr unpersönlich + abstrakt zu schreiben, weil mir das eben als die größte Herausforderung erscheint, aber man damit auch mMn die größte textliche Tiefe erreicht, wenn man es richtig macht. Also Musik als Erkenntnisgewinn.

Wie sieht's bei euch aus? :) Habt ihr jemals versucht, euren Musikgeschmack anhand solcher Kriterien zu ordnen, anstatt anhand der gängigeren Einteilung nach Musikgenres (Klassik / Jazz / Rock / HipHop etc.)?

Wenn ja, wäre ich natürlich interessiert daran, eure eigenen "Kategorien" zu hören! :) Ansonsten darf man aber natürlich auch gerne meine Systematik übernehmen und mir bloß innerhalb dieser Kategoriengewichtung widersprechen... :D
 
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Das mache ich an garnix fest.
Entweder ein Text spricht mich an, egal welches Genre, oder eben nicht ...
Und ich habe festgestellt, dass sich da auch nach öfterem Hören nichts ändert … was mich mal spontan angesprochen hat gefällt mir meist auch nach Jahrzehnten noch, und was eher "nicht meins" war, bleibt das ebenso.
 
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Es gibt m.E. 2 Möglichkeiten, Texte (Musik) zu hören...

Das Eine ist, auf vertonte Worte zu achten, diese bewusst wahrzunehmen und, ähnlich einem Gedicht, diese auf sich wirken lassen (oder nicht).
Die gelingt mir bei manchen deutschsprachigen Texten, spez. von "Liedermachern", bei denen oftmals die Musik (Vertonung) nebensächlich erscheint.

Die Andere Art ist, Worte als eigenständiges Instrument zu hören, wo der genaue Inhalt u. U. nebensächlich erscheint (mir) und mich mehr die Lautmalerei, Betonung, Akzentuierung etc. anspricht, in Mehrzahl bei fremdsprachigen Texten.
In letzter Konsequenz machte das u.a. Ella Fitzgerald mit Ihrem Scat Gesang in Perfektion.

Auch meine ich, festgestellt zu haben, das die dadurch sich ergebende verschiedene Gewichtung (gefällt mir) eines Songs quer durch die Hörerschaft zieht.

Einem musikalisch mich ansprechenden Song "verzeihe" ich gerne die manchmal "flachen" Worte/Aussagen.

Umgekehrt kann mich der Text noch so ansprechen, wenn der "Rest" (Musik, Stimmfarbe etc.) meine Seele nicht trifft, geht der Song nicht... (ich bin bekennender Bob Dylan Hasser).

Anderen wiederum kann man "gute Texte" vorsetzen, dies ist das scheinbar wichtigste Merkmal für "gefällt mir", auch wenn die Musik etc. gerade mal so "naja" ist.

Für mich ist der Gesang, so den vorhanden, in erster Linie ein Instrument und dessen Worte (mit Ausnahmen) zweitrangig (sonst wären 70 Prozent der Top 40 der letzten Jahrzehnte vermutlich ob der Banalität ihrer Texte unhörbar...).
Bei Vielen ist das exakt umgekehrt...
 
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Entweder ein Text spricht mich an, egal welches Genre, oder eben nicht ...

+1

Meistens ist mir der Text sogar völlig egal, solange die Musik gut ist.

Beispielsweise "Stairway to heaven" Geniales Lied, sinnfreier Text. Von vielen Liedern könnte ich Dir noch nicht einmal sagen worum es geht, Hauptsache sie grooven vernünftig:)
 
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Das mache ich an garnix fest.
Entweder ein Text spricht mich an, egal welches Genre, oder eben nicht ...

Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.

Ich könnte natürlich jetzt rückwärts Texte analysieren, um herauszufinden, warum sie mir gefallen haben könnten. Das wäre aber weder zielführend, noch wissenschaftlich korrekt und höchstwahrscheinlich falsch. Und ein entsprechenden Versuch planen, durchführen und auswerten will ich auch nicht. Ich habe auch nicht vor, einen Text erst zu analysieren, um zu entscheiden, ob er mir gefallen darf. Von daher erwähne ich auch nur am Rande, dass ich Deine 2x2-Matrix für stark vereinfacht halte...

Gruß,
glombi
 
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Es ist (mir) völlig egal, worum es in einem Liedtext inhaltlich geht. Ob um (unerfüllte) Liebe, den Klimawandel, Freundschaft, ob um Generations– oder Sozialkonflikte, Feminismus oder das Tempolimit. Das alles ist (mir) zunächst einmal völlig wurscht.

Der Text muß mit der Musik eine stimmige Einheit in Sachen Phrasierung ergeben. Die Sprachmelodie muß sich mit der Melodieentwicklung decken: Schwere Silben auf schwere Töne, leichte Silben auf leichte Töne, (Text-)Phrasenenden dort, wo auch musikalische Phrasen enden. Und - ganz simpel -: Anzahl der Silben sollte sich doch mit der Anzahl der Töne halbwegs decken ...

Und - vor allem ! - der Text muß (in gesprochener Weise) zum Groove der Musik dazupassen, sich darin gut und natürlich einfügen. Rhythmisch gesehen.

Anfängerfehler, wie etwa das in den letzten Jahren zu bemerkende Plazieren von zwei Silben auf eine Note, sind zu vermeiden (z. B. „begonnn“ statt „begonnen“). Das ist übrigens etwas, das ich als Produzent (der ich nicht bin …) nie durchgehen lassen würde.

Wenn das alles erfüllt ist, kommt die nächste Qualitätsstufe: Die lyrische Komponente:
Kann der Text mit möglichst wenigen Worten Bilder im Kopf erzeugen ? Oder wenigstens eine komplexere Aussage symbolisieren ? Denn viele Worte, und damit viele Silben sind der Tod der Musik (und damit des Songs), weil sie den Raum für Pausen und damit für Gestaltung nehmen. Und auch die Entwicklung eben dieser Bilder im Kopf der Zuhörer hemmen.

Dann noch die Frage, ob die Stimmung, die der Text verbreiten will, zur Stimmung paßt, die die Musik ausstrahlt.

Erst wenn all die genannten Kriterien erfüllt sind, fange ich an, über den konkreten Inhalt eines Textes nachzudenken. Deckt sich dieser mit meinem Weltbild, kriegt das ganze natürlich dadurch eine zusätzlich verstärkende Komponente.

LG
Thomas
 
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Entweder ein Text spricht mich an, egal welches Genre, oder eben nicht … was mich mal spontan angesprochen hat gefällt mir meist auch nach Jahrzehnten noch, und was eher "nicht meins" war, bleibt das ebenso.
Wäre interessant, etwas zum "meist" zu erfahren... :confused:
Wenn die erste etwas längere Beziehung kaputtgeht, kann einen ein Text ansprechen, mit dem man 5 Jahre später nicht mehr viel anfangen kann - oder?

wenn der "Rest" (Musik, Stimmfarbe etc.) meine Seele nicht trifft, geht der Song nicht... (ich bin bekennender Bob Dylan Hasser)
Und was ist mit Covern oder auch Übersetzungen? Gerade bei Dylan keine Mangelware...

@Strato Incendus : Ich finde die Kästchen ein bißchen beengend. Wenn ich versuche, sowas wie "New York in the Seventies" von A. Taylor in weniger als 3 Kästchen unterzubringen - lieber doch nicht. Aber vielleicht ist das ja gerade was... :nix:
 
Wäre interessant, etwas zum "meist" zu erfahren... :confused:
Wenn die erste etwas längere Beziehung kaputtgeht, kann einen ein Text ansprechen, mit dem man 5 Jahre später nicht mehr viel anfangen kann - oder?
Songtexte und das reale Leben/mein reales Leben, das sind für mich zwei verschiedene Welten, das eine hat mit dem anderen nix zu tun.
Das "meist" könnte auch heißen normalerweise, fast immer … aber manchmal hat man z. b. was einfach zu oft gehört … oder ein Text hatte einen Bezug zu konkreten Ereignissen seiner Zeit, die so nicht mehr existieren ...
 
Anfängerfehler, wie etwa das in den letzten Jahren zu bemerkende Plazieren von zwei Silben auf eine Note, sind zu vermeiden (z. B. „begonnn“ statt „begonnen“). Das ist übrigens etwas, das ich als Produzent (der ich nicht bin …) nie durchgehen lassen würde.

Interessant... :) Das wäre z.B. etwas, das mir komplett egal wäre und für mich einfach unter "dichterische Freiheit" fällt. Dann wandelt man eben die Grammatik ein bisschen ab, damit es in den Rhythmus passt. Sänger wandeln zudem oft auch Vokale manchmal ab, damit sie in der Höhe oder Tiefe leichter zu singen sind. Wenn ein Sänger im Original eines Songs, den ich covere, einen Aussprache- oder Grammatikfehler macht, weil er es einfach nicht besser wusste (beliebte Wörtchen wären da "heir" oder "to haunt"), dann würde ich das bei einem Cover natürlich korrigieren.

Dass viele Silben generell ein Problem sind, da stimme ich zu. Das ist auch mit einer der Gründe, warum Englisch als Gesangssprache so erfolgreich geworden ist. Klar, auch weil es Weltsprache ist, aber die romanischen Sprachen haben ja in der Musik auch eine lange Geschichte. Englisch kann aber besser als jede andere Sprache viele verschiedene Wörter mit wenigen Silben vermitteln, einfach, weil es so viele einsilbige Wörter gibt.

Was du allerdings über die Notwendigkeit von Pausen sagst, genau darauf wird im Rap ja gerne mal gesch*ssen. Das gibt aber keineswegs technischen Abzug, im Gegenteil, da gilt die Anzahl der Silben pro Sekunde als Skill (solange es dabei gleichzeitig auch noch rhythmisch präzise bleibt, versteht sich).
 
Und was ist mit Covern oder auch Übersetzungen? Gerade bei Dylan keine Mangelware...
offene Scheunentore...
Hier offtopic....
Jedes Cover seiner Songs, von wem auch immer, ist um Welten besser als ein nasales Genöhle, mit fader musikalischer "Untermahlung" seines Ego Trips (Achtung, persönlich...).
 
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Ob mich ein Text anspricht oder nicht, hängt bei mir meistens damit zusammen, ob ich persönlich mal etwas erlebt hab, und dieser Song mich daran erinnert.

Das hat bei mir ebenso mit meinen Erlebnissen in der Vergangenheit zu tun, nicht nur mit der Qualität des Textes.

Ein Beispiel: Christina Stürmer - Seite 1

Dieser Text hat mich sowas von berührt, und zwar aus dem Grund, weil wir früher in der Schule oft einen Mitschüler gemobbt haben. Kinder halt. Ich denk sowas gibts an jeder Schule. Im Nachhinein tut mir das sehr leid für den Mitschüler. Dieser Text hat mich sehr ins grübeln gebracht, die ganze Sache mal aus der Sicht des Gemobbten zu betrachten. Der Song macht mir echt ein schlechtes Gewissen.

Hätte ich kein persönlichen Bezug zum Text, wäre er mir vermutlich überhaupt nicht aufgefallen.
 
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Das mache ich an garnix fest.
Entweder ein Text spricht mich an, egal welches Genre, oder eben nicht ...
Und ich habe festgestellt, dass sich da auch nach öfterem Hören nichts ändert … was mich mal spontan angesprochen hat gefällt mir meist auch nach Jahrzehnten noch, und was eher "nicht meins" war, bleibt das ebenso.
Das ist traurig.
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Denn es gibt Songs, deren Texte sich erst im Laufe der Zeit erschließen bzw. eine Bedeutung erhalten. Dann wenn in einer Lebenssituation das Thema oder die verwendeten Metaphern eine persönliche Aufladung bekommen.
Hör Dir mal "Crawling back to you" von Tom Petty (RIP) an, wenn Du glücklich bist und dann, wenn es nicht so gut läuft.
"Most things I worry 'bout, never happen anyway" ;)
Auch ein Song, der den obigen Kasten sprengt.


Ein weiteres -sehr schönes Beispiel- aus den 90ern und eine Band, deren Songs sich alleine schon wegen der Texte lohnen. Noch besser wäre von CTD "Supermans Song".


Ich könnte jetzt sicher noch ca. 1 Mio. Beispiele posten, wo das obige Vier-Felder-Quadrat nicht passt.
Sorry!
 
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Was soll "traurig" daran sein, wenn man ohne Vorbedingungen offen für alles ist, und es einfach wirken lässt, ohne sich das Hirn zu verrenken ob und warum das so ist???
Das kann doch jeder für sich selbst entscheiden, wie es bei ihm selbst ist ...
 
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"Traurig" ist, dass Dein Beitrag suggeriert, dass Deine Meinungsbildung, ein Mal abgeschlossen, meist nicht mehr revidiert wird.
Das bedeutet doch, Du ziehst nicht in Betracht, Dich zu verändern.
 
Was für ein Unfug ...
 
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Um ehrlich zu sein … ich finde diese "Psychologie für Arme" mit der du mir da irgendwas anhängen willst zunehmend als Belästigung ...
Es wäre nett, wenn es hier mal wieder um das eigentliche Thema des TE ginge ...
 
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Du hast gefragt :nix:
Den Beitrag oben habe ich editiert - falls es zu Irritationen geführt hat.
 
Was du allerdings über die Notwendigkeit von Pausen sagst, genau darauf wird im Rap ja gerne mal gesch*ssen. Das gibt aber keineswegs technischen Abzug, im Gegenteil, da gilt die Anzahl der Silben pro Sekunde als Skill (solange es dabei gleichzeitig auch noch rhythmisch präzise bleibt, versteht sich).

Naja, Rap ist ein Fall für sich, der gesondert betrachtet werden sollte. Überhaupt deutscher Rap ...

Meine OT-Anmerkungen zu diesem Thema:

Rap kann man überhaupt nur als Musikform bezeichnen, solange das, was den Ursprung des Rap ausmachte, noch spürbar ist:
Den Text als Rhythmusinstrument verstehen. Ihn so gestalten, daß eine rhythmische Raffinesse, Kraft und Energie am Ende herauskommt.
Mit dem Text rhythmische Figuren zaubern … das wär´s !

All das ist im deutschen Rap nicht auffindbar, zumindest nicht in den Nummern, die ich bis jetzt zwangsweise zu hören bekommen habe.
Das Staccato von 16 16tel-Noten/Silben unmittelbar hintereinander, selbst, wenn diese "in Time" gesprochen werden, hat mit rhythmischer Raffinesse überhaupt nichts zu tun.

LG
Thomas
 
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