Ich würde sie übrigens eher in der Nähe von Odetta oder Miriam Makeba einordnen als bei Joan Baez.
Jetzt habe ich Odetta (die ich noch nicht kannte) und Makeba in YouTube gesucht und gefunden. Ich bleibe bei meinem Vergleich Giddens/Baez.
Die Makeba ist Afrikanerin und singt (soweit ich feststellen konnte) lustige afrikanische Tralala-Lieder; wenn Inhalt dabei ist, dann afrikanisch. Also kein Vergleich. Odetta ist schwarze Amerikanerin; sie sieht "schwarz" aus und hat eine "schwarze" Stimme (die sie virtuos einsetzt!).
Rhiannon Gidens ist auch Amerikanerin, auch mit Sklavereihintergrund, aber wenn sie Südafrikanerin wäre, würde ich sie nicht als "black/schwarz" einstufen, sondern als "coloured". (Anscheinend kennen die Amerikaner diese Unterscheidung nicht: dort hat man entweder schwarz oder weiß zu sein, wenn man nicht gerade "Native American/Indianer" ist - Mischlinge müssen sich entscheiden, wo sie hingehören.) Die Giddens hat zwar einen dunklenTeint, die auf einen Sklavereihintergrund hinweist, aber ihre Gesichtszüge sind eher europäisch. Und vor allem hat sie eine "weiße" Stimme (die auch sie virtuos einsetzt!).
Ich habe flogende YouTube aufgetrieben: Odetta und Baez zusammen auf der Bühne. Danach würde ich die Giddens zwar inhaltlich nahe an Odetta einordnen, stimmlich und stilistisch eher nahe an Joan Bez.
Hört mal selbst!
"Carolina Chocolate Drops", das ist die Band, mit der sie bekannt geworden ist. Eine absolute Ausnahme als Oldtime-Band aus afroamerikanischen Musikern, Oldtime ist ja ansonsten eine Domäne der Weißen.
Ja, die "Chocolate Drops" habe ich noch vor Rhiannon Gidddens solo entdeckt. Phänomenal - und wie du sagst, zugänglicher als die "normale" Old-Time-Music. Allerdings ist die Besetzung multi-ethnisch - Bassist und Schlagzeuger sehen für mich sehr europäisch-amerikanisch aus. Sie erinnert mich an eine Show, die ich mal in Kapstadt erlebte: Weiße, "Coloureds" und Schwarze, die zusammen sagenhafte afro-europäische Musik machten.