Wieviele Stunden übst du pro Tag?
Wenn dir diese Frage kurios erscheint, dann würde ich dir vorschlagen für einen beschränkten Zeitraum (z.b. 2 Monate) wirklich jeden Tag mind. 2h zu üben. Nicht singen, sonder Arbeiten. Eine Chorprobe von 3h zählt nicht. Dann bekommst du ein Gefühl dafür was möglich ist, was da alles wirkt und werkt.
Bei mir hat es viele verlorene Jahre gegeben, weil ich halt Unterricht genommen hab, aber "gearbeitet" hab ich nicht wirklich. "Leicht" kommt beim Singen nicht vom nichts tun, ist nur ein Ergebnis der Arbeit davor.
"Leicht" ist auch irgendwie modisch geworden, es muss leicht, einfach und sofort sein. Im Tennis (als Beispiel) wollen wir keine "leichten Aufschläge" sehen, wir wollen Kracher mit über 200km/h sehen. Um dahin zu gelangen ist eben viel Arbeit, Training und Passion ( = Leidensweg) notwendig.
Wenn ich das richtig lese was du oben schreibst bist du möglicherweise ein (dramatischer) Tenor, der wie viele andere auch eben Probleme im "Passagio" hat. Um diese nicht angehen zu müssen macht man bequemerweise einen Bariton daraus. Ich schreib das weil ich meine, genau das was du schreibst sehr gut zu kennen. Geht das überhaupt "physikalisch"?
Antwort: Ja!
Schritt 1 (der schwierigste) Du musst glauben, dass es möglich ist. Gibt auch Lehrer die dir das sagen werden, aber du musst es glauben. Genauso wie eine Tennis-Laie, keinen Aufschlag mit 200km/h hinbekommt, bringst du kein A (oder G was auch immer) raus, aber es geht. War bei mir gleich, ich konnte (egal womit) nichts über G rausbringen, nicht in Kopf/Falsett oder was auch immer ich damals meinte an "Registern" zu kennen. Wollte auch schon zu singen aufhören, und hab irgendwie das auch gemacht, hab den Tenor begraben und wollte dann eben nur mehr singen "was mir Spaß macht" (mehr oder weniger alles maximal bis E/F). Hab dann alles mögliche wie Obertonsingen und Jodeln begonnen und lustigerweise war das genau das was ich brauchte.
Ich will dir keine Tipps gegen, du hast Unterricht und einen Lehrer, mach das was der sagt, übe und es wird. Vor allem übernimm die Verantwortung, es ist deine Stimme du musst was draus machen, der Lehrer hilft dir, aber machen/üben (proben kommt von probieren) musst du.
Würde ich mir selbst vor 15 Jahren Hinweise oder Befehle erteilen dann wäre das:
- Sofort aus mit Chorsingen, der Tod für jede hohe Stimme, es wird praktisch nur "gefistelt".
- Register (besser Muskelgruppen) rein trainieren. Männerstimmen müssen(!) Falsett trainieren und ausbauen, genauso wie sie Bruststimme trainieren und ausbauen müssen
nur dann kann sich die "Kopfstimme" (wird auch gerne Mix) genannt entwickeln. Jodeln (als Beispiel) macht genau das.
- Rezitieren ins Übungsprogramm aufnehmen (Theaterlautstärke)
- Gaumen auf (Gähnen) Kehlkopf runter (Schlachtenbummlergesang), nicht nur so wie es angenehm ist, sonder mit dem Gedanken/Ziel "den Körper zu formen".
- Mund auf, vertikal (Kinn nach unten, kein Breitmaulfrosch)
- "Maske singen" -> Unsinn Ton platzieren -> Unsinn nach "Sensations" zu suchen -> Unsinn, es ist nicht das Ziel "Sensations" zu erleben, das Ziel ist es, dass Gesang beim Publikum "Sensations" verursacht.
Wenn etwas "Sch-" klingt, dann klingt es "Sch-", nicht durch Mode verwirren lassen. Es gibt auch im derzeitigen Gesangsunterricht Strömungen die Unsinn zur Tugend ergeben, aber am Klang kann man es unterscheiden. Klingt das wie eine Mensch, wie ein Uhu, wie eine Katze, wie eine Alien? Irgendwie sollte es eindeutig nach Mensch klingen (egal welcher Stil). Ein Wort muss Wort bleiben, wenn ich kein a e i o u formulieren und klar kommunizieren kann hat´s was. A muss a bleiben und kein "hn" kann das wegtäuschen.
- Jeden Morgen "Bänderkontrolle", ist die Bänderkontrolle positiv (auffällig, belegt, heiser, ...) -> Technikfehler -> Trainingsfehler zurück auf Start, herausfinden wo kommt das her.
Mein ich vor 15 Jahren würde mir möglicherweise den Vogel zeigen, aber einen Versuch wäre es wert.