Steg selbst anpassen? (Cello)

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Ich habe ein Yamaha Silent Cello (SVC-110) dessen Steg mir nicht so recht gefällt. Ich finde ihn ein wenig zu hoch und zu wenig gerundet. Für einen Geigenbauer wäre es eine alltägliche Kleinigkeit, den Steg (oder einen neuen) an meine Wünsche anzupassen. Ich habe nun die Idee im Kopf, es selbst zu versuchen, bin aber noch unschlüssig, ob dabei mehr heraus kommen kann, als Schnittwunden und vermurkste Steg-Rohlinge.

Das benötigte Werkzeug und Rohlinge kann man in China (-> AliExpress) bekommen. Vom Preis her liegt das vermutlich etwas unterhalb, aber durchaus in der Nähe zu einem professionell angepassten Steg. Allein um Geld zu sparen lohnt sich das Selbermachen also kaum. Erst recht, wenn man den Zeitaufwand in Betracht zieht. Als Motivation bleibt noch die Hoffnung, dabei etwas zu lernen und vielleicht eine individuellere Anpassung hinzubekommen.

Als Informationsquellen, wie das überhaupt geht mit dem Steg, habe ich ein paar Videos auf YouTube entdeckt, die vermutlich nur an der Oberfläche kratzen. Ohne weitere Informationen über den handwerklichen Teil bräuchte ich es gar nicht zu versuchen. Ich wüsste auch gerne etwas darüber, wie sich Eigenschaften des Stegs auf den Klang auswirken. Ein Praktikum beim Geigenbauer wäre mir für mein Ansinnen ein paar Nummern zu groß. Aber wenn es brauchbare Literatur zum Thema gibt, wäre ich daran interessiert.

Ich möchte nun gerne eure Stimmen zu diesem Thema hören. Am liebsten natürlich "hab ich selbst schon gemacht, war gar nicht so schlimm". Aber auch "lass es bleiben, du verschwendest nur Zeit und Geld" würde mir helfen.
 
Eigenschaft
 
Der Steg hält doch die Saiten auf dem Body oben und sitzt auf dem Korpus auf, soweit ich weiß. Somit müßte der Steg auch die Saitenschwingungen auf den Korpus übertragen und bestimmt so den Klang des Instrumentes mit. Ich an Deiner Stelle würde das Rumexperimentieren lassen, das Cello nehmen und zu einem Geigenbauer fahren, notfalls Termin für ein Gespräch ausmachen. Dort kannst Du, wenn Du willst, passendes Holz nach Deinem Gusto aussuchen, andere Formen auswählen und etwas auch ohne Praktikum lernen.

Außerdem unterstützt Du damit die einheimische Wirtschaft, auch wenns vielleicht etwas teurer ist. So kannst Du auch mal vorbeikommen und fragen, was in China nicht möglich ist. Bastelst Du selbst, fehlt Dir das Wissen, im schlimmsten Fall mußt Du doch zum Geigenbauer, und mal ehrlich, welcher Geigenbauer freut sich, wenn er ein verhunztes Instrument wieder richten darf.

Glaub mir, wenn Du mit unverhunztem Instrument kommst, freut sich der Mann und ist gesprächiger, als wenn er einen versägten Steg neu herrichten darf. Und wenn Du auch noch Interesse an seiner Arbeit zeigst, wird er Dir viel mehr beibringen, als Du denkst. Vielleicht darfst Du sogar die Werkstatt von innen besichtigen.
 
Außerdem unterstützt Du damit die einheimische Wirtschaft, auch wenns vielleicht etwas teurer ist. So kannst Du auch mal vorbeikommen und fragen, was in China nicht möglich ist. Bastelst Du selbst, fehlt Dir das Wissen, im schlimmsten Fall mußt Du doch zum Geigenbauer, und mal ehrlich, welcher Geigenbauer freut sich, wenn er ein verhunztes Instrument wieder richten darf.

Du verstehst meine Absicht falsch, warum ich überlege, den Steg selbst anzupassen. Sicher nicht, um dadurch Geld zu sparen. Allein das Werkzeug kommt in die Nähe dessen, was die Arbeit bei einem Geigenbauer kosten würde. Wenn ich dann meiner Zeit noch einen Wert beimesse, dann wird Selbermachen viel teuerer. Mir geht es, sofern ich mich denn daran wage, vor allem darum, etwas über mein Instrument zu lernen.

Verhunzen würde ich dabei auch im schlimmsten Fall am Cello nichts. Den vorhandenen Steg will ich ja nicht verändern, sondern ich würde einen (eher mehrere) neuen Steg-Rohling nehmen und daran arbeiten. Wenn das nichts wird, dann setze ich einfach den ursprünglichen Steg wieder ein. Ich weiß, dass es einigen Cellisten nicht behagen würde, wenn sie das selbst machen müssten, bei meinem E-Cello ist es aber einfach und war auch schon regulär nach dem Kauf nötig.
 
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SVC-110-Steg.jpg
Da der Piezo direkt unter der Wanne im Korpus liegt und die absolut plane Auflage der Stegfüße in der Wanne für die Klangübertragung des Piezos absolut ausschlaggebend sind würde ich an deiner Stelle keinen komplett neuen Steg selbst einpassen wollen.
Ich hab es bei meiner Geige schon selbst gemacht (klick), bin aber gelernter Schreinermeister und Holztechniker und weiß dass es auf die feinen Details ankommt. Trotzdem war es bei mir ein Versuch die Höhen zu schwächen und sicherlich ein völlig anderer Ansatz als bei dir.
Geh zum Geigenbauer! Eine Kontrolle der Steghöhe und leichte Anpassung der Rundung nach deinen Wünschen ist für ihn Routine, schnell gemacht und kostet nicht so viel wie ein komplett neuer Steg.
Außerdem sind die meisten käuflich erhältlichen Stegrohlinge im Fußbereich schon zu weit vorgefertigt und gerundet und somit nicht für die plane Auflage in der Wanne anpassbar.
Er kennt alle Feinheiten der Anpassung und kann den (sehr roh und unangepasst aussehenden) Steg auf deine Klangwünsche anpassen.
 
Ich bin kein Geigenbauer, gelernter Schreinermeister oder Holztechniker, sondern bastle einfach manchmal mit Holz.

Zur Anpassung der Höhe und der Rundung würde ich meinen, dass da eigentlich schon ein Stück Sandpapier ausreichen würde, das man flach auf eine flache Unterlage wie Tisch etc. auflegt und drüber den Steg führt.

Wenn man allerdings Einkerbungen für die Saiten fein rund haben möchte, würde man wohl spezielle feine Feilen dafür benötigen? Wenn man das nicht bereits hat, wird das Werkzeug wahrscheinlich so viel kosten wie eine professionelle Anpassung in Auftrag.
 
Danke für die Antworten. Den Kommentar von @GeiGit nehme ich als starken Anhaltspunkt, es nicht selbst zu versuchen.

Mir ist wichtig, dass der vorhandene Steg unverändert bleibt und sei es auch nur, falls ich das Cello eines Tages verkaufen wollen sollte. Für meine Änderungswünsche müsste also doch ein neuer her.
 
Naja, wenn du den Steg neu machst, riskierst du nicht viel außer finanzieller Ausgaben, benötigst allerdings Werkzeug, und der Rohling sollte passen ... Wenn der Steg an deinem Silent Cello von herkömmlichen gravierend abweicht, könnte das ein Problem darstellen, bzw. man müsste noch viel mehr selber machen ...
 
Ich habe gerade mal geschaut und die Rohlinge für die Cello-Stege scheinen etwas mehr Material an den Füßen zu haben als die für die Geigen.
Wenn du den Original-Steg als Vorlage nimmst und die Möglichkeit hast die Füße sauber zu planen, wäre das hier mit 15 € ein Versuch wert (falls du es dir zutraust und Werkzeug vorhanden ist):


Gewa No.3 Cello Bridge 4/4 Std


Du musst eben schauen ob das hier passt:​
  • innerer Fußabstand: 37 mm
  • äußerer Fußabstand: 90 mm
  • Höhe: 107 mm
 
Hi @GeiGit, nein, geeignetes Werkzeug habe ich bisher nicht. In China gekauft (AliExpress) käme ich da für Hobel, Messer, Saitenheber und noch etwas Kleinkram auf schätzungsweise 100 €. Bei den Steg-Rohlingen hatte ich für die ersten Versuche auch eher an die Billig(st)variante gedacht


oder gar

https://www.aliexpress.com/item/4000068118840.html

Ob ich mir das zutraue? Ich bin kein geheimes, handwerkliches Genie, aber auch nicht völlig unbedarft. Die Frage ist eher, ob ich es lernen kann und ob ich den nötigen Aufwand treiben will. Da bin ich noch unschlüssig und hoffe noch, dass es hier Leute gibt, die es schon vor mir versucht haben.
 
Saitenheber und Hobel muss eigentlich nicht sein. Du kannst auch abspannen und mit Feile und Schleifer arbeiten.
Du musst eben oben die Rundung kopieren, unten die Füße kopieren in Form feilen/schleifen und oben den Steg verjüngen.
Dann werden oft die Kanten mit einem scharfen Schnitzer gebrochen, die Ohren und unten ausgearbeitet usw.
Falls du ein akustisches Cello vom Geigenbauer hast, kannst du da ja abschauen.
Generell: Je dicker, desto dumpfer, da die Masse die kleineren Schwingungen der Obertöne etwas träger mitmacht je schwerer es ist.
Die Kerben für die Saiten werden von den Profis geschnitzt, da kannst du aber auch mit ner kleinen Dreiecks- und Rundfeile arbeiten.

Hier mal die Erklärungen für den Geigensteg:
Stegtunen.jpg
 
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Danke, @GeiGit .
 
Wenn du Interesse und Freude am selber basteln hast, dann mach es! Falls finanzielle Gründe dahinter stehen, dann lass es!
Diesen Ratschlag kann man allen geben, wenn es um Arbeiten an Streichinstrumenten geht.
Ich bin vor einigen Jahren auch aus Freude am Basteln und aus Interesse an Geigen mit der Reparatur eines gebrochenen Steges angefangen und habe nun viel Freude daran, wenn eine vor der Reparatur wertlose Geige nach vielen stummen Jahren wieder erklingt.

Für einen Steg brauchst du wirklich nicht viel Werkzeug (wie GeiGit schon schrieb).
Ein Schleifblock (es geht auch ein Brett mit aufgeklebten Schleifpapier) mit verschieden groben Schleifpapier, ein Schnitzmesser und ein Touchierstift (ich nehme einen sehr weichen Bleistift), um die Anpassung der Stegfüsse an die Auflage zu prüfen. Ein Zirkel mit beidseitigen Spitzen ist auch nicht verkehrt, um den Saitenabstand präzise anzeichnen zu können.
Wichtig ist nachher die Saitenlage (der Abstand der einzelnen Saiten zum Griffbrett). Fürs Cello kenne ich die nicht, aber das sollte über die Internetsuche zu finden sein.
Noch ein Tipp: Um die Stegdicke konisch zu schleifen, klebe ich auf das Schleifpapier einen Streifen Tesa und schütze dadurch die Stellen am Steg die nicht abgetragen werden sollen.

Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg!
 
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Ich möchte einen Auszug aus meinem ersten Beitrag wieder aufgreifen

Als Informationsquellen, wie das überhaupt geht mit dem Steg, habe ich ein paar Videos auf YouTube entdeckt, die vermutlich nur an der Oberfläche kratzen. Ohne weitere Informationen über den handwerklichen Teil bräuchte ich es gar nicht zu versuchen. Ich wüsste auch gerne etwas darüber, wie sich Eigenschaften des Stegs auf den Klang auswirken.

Ich bin inzwischen an dem Punkt, dass ich es handwerklich wagen würde an einem Steg-Rohling zu schnitzen und zu hobeln. Was mir noch fehlt ist eine Vorstellung davon, was und wie ich mit dem Steg erreichen kann. Ich weiß, dass ich ihn etwas tiefer und etwas runder haben möchte. Aber über die möglichen klanglichen Eigenschaften weiß ich noch nichts.

Ich habe mich nach Büchern zu Geigenbau umgeschaut, aber so gut ich das beurteilen kann, beziehen die sich meist tatsächlich (nur) auf den Bau von Geigen und sind häufig eher für den Kaffeetisch als die Werkstatt gedacht. Geigenbauer ist ein Ausbildungsberuf, ich hatte gehofft, dass es dafür auch entsprechende Lehrbücher gibt, ich finde aber keine. Wird das alles im Betrieb mündlich überliefert?
 
Ich habe auch schon lange nach Ausbildungsunterlagen für Geigenbauer gesucht und bin nicht fündig geworden. Würde mich auch interessieren, wie die ihre Lehrinhalte vermittelt bekommen.
Ich habe mir aber schon so einige Bücher über den Geigenbau zugelegt und da doch viele Informationen entnehmen können.
 
Egal was du finden würdest, es gilt für das komplexe System eines akustischen Cellos mit einer Decke, die durch die Stimme und den Bassbalken asymetrisch schwingt.
Bei einem brettharten E-Cello ist das anders, da der Ton auch nicht über die schwingende Decke umgeformt wird, sondern die Schwingung des Stegs direkt vom Piezo abgegriffen wird.

Da bleibt tatsächlich nur eine theoretische Herangehensweise und Versuche
 
NS Design verzichtet z.B. komplett auf irgendwelche Schnitzereien im Steg. Es ist dort einfach ein schlichtes Plättchen aus Holz. Dafür lässt sich die Höhe des Steges von unten mit den Schrauben einstellen. Nur mal so, zum Vergleich erwähnt. Und wie ein Gitarrist sagen würde: "Der Sound kommt aus den Fingern". :D Gut, bei einem Streichinstrument auch durch die Führung des Bogens. ;)
 
NS Design verzichtet z.B. komplett auf irgendwelche Schnitzereien im Steg. Es ist einfach ein Plättchen aus Holz. Dafür lässt sich die Höhe des Steges von unten mit den Schrauben einstellen. Nur mal so, zum Vergleich erwähnt.

Das weiß ich. Beim NXT ist der Steg sogar aus Kunststoff.
 
Würde mich auch interessieren, wie die ihre Lehrinhalte vermittelt bekommen.

Ja, wirklich unvorstellbar wie man ohne Internet und Youtube etwas vermittelt bekommen kann...:eek:

Kannst du dir vorstellen, dass man diesen Beruf erlernt, indem man sich bei einem Geigenbauer in der Werkstatt (zzgl. Berufsschule) tausende Kniffe und Tricks, Wissen über verschiedenste Materialien, physikalische Zusammenhänge, akustische Gegebenheiten usw. Schritt für Schritt aneignet?
Ganz ohne App? ;)
 
Ja, wirklich unvorstellbar wie man ohne Internet und Youtube etwas vermittelt bekommen kann...:eek:

Nein, überhaupt nicht. Durchaus bin ich allerdings überrascht, dass es anscheinend keine Lehrbücher gibt. Jedenfalls keine, die ich gefunden habe.
 

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