Wil_Riker
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Einleitung
Mikrofone von sE Electronics kennt man eher aus dem Recordingbereich, wo einige Modelle mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis doch recht verbreitet sind. Aber das Familienunternehmen bietet mit der V-Serie auch einige dynamische Gesangsmikrofone an. Ich hatte die Gelegenheit, das Einsteigermodell V3 sowie die brandneue V7 Chrome Edition unter die Lupe (bzw. über die PA ) zu nehmen...SE Electronics V3
(V7 Chrome Stand Dezember 2019 nicht bei Thomann erhältlich, deshalb kein Shop-Link)
(V7 Chrome Stand Dezember 2019 nicht bei Thomann erhältlich, deshalb kein Shop-Link)
Anmerkung: Die Fotos sind nur als Thumbnails im Text eingebunden, um den Lesefluss zu verbessern. Zum Vergrößern bitte einfach anklicken!
Lieferumfang, technische Daten
Zunächst zu den Gemeinsamkeiten beider Mikrofone:Die beiden Seriengeschwister werden in chicen und stabilen Kartons geliefert; ein für beide Mikros gleichermaßen geltender (also kombinierter) Beipackzettel ist jeweils enthalten.
Bevor wir uns den Mikrofonen selbst widmen, werden wir doch einmal einen Blick auf das mitgelieferte Zubehör:
Natürlich gehört jeweils eine Mikrofonklammer/Stativhalterung zum Lieferumfang. Diese ist bei beiden Mikros identisch und besteht aus Hartplastik - für meinen Geschmack leider etwas zu unelastisch. Prinzipiell sollte die Halterung dadurch nicht ausleiern, aber bei häufigem Gebrauch ist hier womöglich ein Bruch vorprogrammiert - speziell, wenn im Eifer des Gefechts (Livebetrieb) Mikros von der Oberseite aus (also der "Spalte" zwischen den seitlichen Führungen) hineingesteckt werden, anstatt die zum Sänger zeigende runde Öffnung zu nutzen, um den Schaft einzuführen. Ein weiteres Manko besteht meiner Meinung nach darin, dass durch die harte Klammer an der Oberfläche des Mikrofonschafts unschöne Kratzer entstehen könnten.
Aber hier auch ein kleiner Pluspunkt: Ein Gewindeadapter, um die Befestigung der Klammer auf unterschiedlichen Stativen gewährleisten zu können, liegt bei.
V3
Das preislich in der Einsteigerklasse (69 € Straßenpreis, Stand Dezember 2019) angesiedelte V3 besitzt ein mattschwarzes Finish. Markenlogo und Modellbezeichnung sind in Weiß aufgedruckt.
Standardmäßig wird das V3 mit einem inneren Poppschutz in Rot ausgeliefert. Dies sieht zunächst etwas gewöhnungsbedürftig aus, verleiht dem Mikro aber meiner Meinung nach das "gewisse Etwas".
Wer es etwas dezenter mag, für den liegt ein Wechsel-Schaumstoff in Schwarz bei.
Wie man außerdem sieht, ist die klassische SM58-Eistüte designtechnisch out - der Korb des V3 ist oben abgeflacht, was dem Mikro zum einen ein schlankes Aussehen verleiht, zum anderen ermöglicht, dass man mit den Lippen noch näher an die Kapsel herankommt (Stichwort: "Nahbesprechungseffekt").
Eine Besonderheit sowohl des V3 als auch des V7 Chrome (s. u.) ist im übrigen der umlaufende Ring, der einige Abflachungen aufweist, die dazu dienen, dass das Mikro beim Ablegen auf einem Tisch o. ä. sich nicht verselbständigt und wegrollt. OK, vielleicht ist dieses Detail nicht das Killer-Feature , aber womöglich ist es trotzdem für den ein oder anderen hilfreich...
Werfen wir mal einen Blick "unter die Haube", also auf die Kapsel: Sie ist elastisch gelagert (im Bild der graue Stopfen oberhalb des Korbgewindes), um Griffgeräusche (Rumpeln) zu minimieren:
Die Schwingspule besteht ganz konventionell aus Kupfer, und der Magnet ist aus Neodym.
Das V3 besitzt Nieren-Richtcharakteristik, ist also sehr unproblematisch in der Handhabung/Ausrichtung im Proberaum und auf der Bühne, selbst wenn Bodenmonitore im Einsatz sind.
sE gibt im Datenblatt einen Übertragungsbereich von 50 bis 16.000 Hz an. Die Impedanz beträgt 600 Ohm und die Empfindlichkeit 2,5 mV/Pa (-52 dBV). Alle Werte liegen im üblichen Bereich von vergleichbaren Mikrofonen diese Preis-/Qualitätsklasse. Der Frequenzband verläuft zwischen ca. 100 Hz und 1 kHz nahezu linear um die 0-dB-Linie, ab da steigt er bis ca. 2 kHz um knapp 4 dB an, hat bei 3 und 7 kHz zwei minimal ausgeprägte Peaks und fällt dann wieder ab.
Drehen wir das Mikro zuletzt noch einmal um und schauen auf den XLR-Anschluss und seine vergoldeten Kontakte:
sE liefert zum Transport das obligatorische Mikrofontäschchen mit, das bei diesem Modell aus einem Kunststoffgewebe besteht und genügend Platz für Mikro und Klammer bietet. Das Markenlogo ist bunt aufgedruckt. Leider ist es ungefüttert, bietet also keinen Schutz gegen kleinere mechanische Belastungen (Stöße von außen).
Fehlen noch die Abmessungen und das Gewicht: Der Korbdurchmesser von 52 mm und das Gewicht von 295 g entsprechen fast 1:1 dem wohl bekanntesten dynamischen Gesangmikrofon Shure SM58 (51 mm bzw. 298 g). Durch die langgezogene Bauform ist es jedoch mit 181 mm fast zwei Zentimeter länger als das "58" (162 mm). Der Schaft verjüngt sich in Richtung XLR-Anschluss auf 23,5 mm
V7 Chrome
Die Chrome Edition ist eine optisch aufgewertete Sonderserie des sich bereits länger auf dem Markt befindlichen V7. Mit dem V7 BFG existiert zudem ein Signature Modell, das Billy F. Gibbons, dem Frontmann von ZZ Top, gewidmet ist. In allen drei Varianten des V7 kommt jedoch die gleiche Kapsel zum Einsatz.
Das V7 Chrome ist mit 305 g ein klein wenig schwerer als die kleine Mikrofonschwester V3 sowie etwas dicker am Korb (54 mm) und minimal länger (184 mm).
Durch die Verchromung von Schaft und Korb ist dieses spezielle V7 ein echter Hingucker, irgendwo zwischen Bling-Bling und Porno , und trifft sicher nicht jedermanns Geschmack. Das sE-Logo ist unterhalb des Korbs eingefräst/eingeprägt und rot hinterlegt. Die Serienbezeichnung befindet sich am unteren Ende des Schafts als Aufdruck.
Im Gegensatz zum V3 ist beim V7 Chrome standardmäßig der schwarze Innenpoppschutz montiert, aber auch hier liegt ein Exemplar in Rot zum Wechseln bei. Der "Anti-Roll-Ring" um den Mikrofonkorb ist ebenfalls vorhanden.
Eine Besonderheit ist die Kapsel des V7 mit der Bezeichnung DMC7: Die Schwingspule besteht aus Aluminium. Dies schlägt sich in einer Empfindlichkeit von 2,0 mV/Pa (-54 dBV), einer Impedanz von 300 Ohm sowie einem sehr neutralen Frequenzgang nieder: Fast wie mit dem Lineal gezogen verläuft die Kurve von ca. 250 Hz bis 15.000 Hz mit lediglich zwei breiten Peak um 3,5 kHz und 12 kHz (Übertragungsbereich 40 - 19.000 Hz). Durch die Richtcharakteristik Superniere ist der Nahbesprechungseffekt beim V7 stärker ausgeprägt als bei der kleinen Schwester V3. Und wie immer ist hierbei der Aufnahmewinkel in Einsprechrichtung schmaler, dafür nimmt aber das Mikro auch Schall aus der entgegengesetzten Richtung mit ab, d. h. evtl. einzusetzende Wedges sollten seitlich/schräg neben dem Mikro platziert werden. Griffgeräusche werden durch die elastische Lagerung ebenfalls minimiert.
Wie beim V3 sind die XLR-Kontakte des Anschlusses vergoldet. Außerdem ist hier auch die Seriennummer des Mikros aufgedruckt:
Der Sonderedition liegen noch zwei weitere Kleinigkeiten bei, nämlich ein sE-Aufkleber und ein Mikrofasertuch zur Reinigung der Chromoberfläche, auf der man leider bei jedem Anfassen Fingerabdrücke hinterlässt.
Die Mikrofontasche besteht beim V7 aus Kunstleder mit eingeprägtem Markenlogo unten rechts. Auch hier fehlt leider ein Innenfutter.
Praxistest, Fazit
Wie schlagen sich die beiden Mikrofone von sE im Livebetrieb? Zunächst ran mit V3 und V7 Chrome an mein A&H Qu-16 im Heimstudio und einpegeln: Das V7 benötigt etwas mehr Gain, um auf den gleichen Nutzpegel wie das V3 zu kommen - keine Überraschung aufgrund der technischen Daten. Beim einfachen Besprechen hört man direkt die "Badewanne" des V3 - satte Bässe und sehr betonte Höhen. Das klingt modern, aber man muss diesen Sound mögen. Von Vorteil kann dieser Frequenzverlauf sein, wenn die Möglichkeiten, per EQ gezielt einzugreifen, begrenzt sind. Deutlich neutraler ("edler") klingt das V7, und hier ist die Kapselaufhängung auch etwas elastischer als beim V3, denn die Griffgeräusche fallen hier hörbar geringer aus.Vom Handling her liegt das V3 ein wenig angenehmer in der Hand - geringfügig schlanker und durch die mattschwarze Beschichtung etwas "wärmer" und nicht so "glitschig" wie das Chrome-Modell, was durch den Showeffekt optisch aber enorm punktet .
Bei einer Recording-Session im Proberaum einer befreundeten Rock-/Oldieband bot sich dann die Möglichkeit, beide Mikros an verschiedenen Gesangsstimmen auszuprobieren: Als Favorit bei den insgesamt vier Sängern und einer Sängerin erwies sich eindeutig das V7, um Stimmen in den Vordergrund zu holen - insbesondere aufgrund des ausgewogenen Klangs und der gut abgestimmten Wiedergabe im Präsenz-/Brillanzbereich der menschlichen Stimme. Das V3 spielte seine Stärken dann aus, wenn es bei Backgroundgesang zum Einsatz kam und man nicht am Korb kleben wollte/konnte/musste. Auch bei der Mikrofonabnahme von Gitarrenamps schlugen sich beide Kandidaten mehr als wacker - die Nase vorn hatte dabei das V3 wg. seiner Nierencharakteristik und der bereits vorgegebenen "Badewanne".
Insgesamt schlagen sich beide Mikros der V-Serie angesichts des Preises hervorragend . Speziell Einsteiger sollten bei der Anschaffung ihres ersten Mikros das V3 auf jeden Fall ausprobieren, und das V7 Chrome ist nicht nur ein Hingucker für spezielle Showeinlagen, sondern klingt auch deutlich teurer als es ist (Straßenpreis ca. 119 €, Stand Dezember 2019).
Übrigens, wem der Klang der DMC7-Kapsel gefällt: Es sind Wechselköpfe für Funksysteme von Shure und Sennheiser verfügbar, so dass man sich auch eine drahtlose Variante des V7 zusammenstellen kann.
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