[Gitarre] Strandberg Boden Metal 6

Sicmaggot08
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Strandberg Boden Metal 6 Black Pearl

Einleitung
Was soll ich mir beim diesjährigen Musikerboard Weihnachtsgewinnspiel wünschen?:rolleyes: Nach langem Herumstöbern auf der Thomann Seite und als Antwort auf diese Frage, stand letztendlich die Strandberg Boden Metal 6 auf meinen Wunschzettel.
Warum? Die Strandberg stellte mal eine ECHTE Alternative zu meinen anderen Gitarren im Repertoire dar. Eine 7-Saiter Gitarre oder ein Baritone wäre auch was anderes als eine klassische 6-Saiter E-Gitarre, aber Headless Design, Endure Neck, stainless steel fanned frets, Fishman Pickups, einen chamberd Korpus, und und und….das sind schon Spezifikationen eines gänzlich anderen und für mich interessanten E-Gitarre Konzepts.
Wer Hrn. Strandberg in diversen YT-Videos schon gesehen hat, wird vielleicht schon erfahren haben, dass er kein klassisch gelernter Gitarrenbauer ist, sondern ursprünglich im Industriedesign gearbeitet hat und daher einen ganz anderen Ansatz bei der E-Gitarre verfolgt. Dies setzt er nun in seiner noch relativ jungen Marke "Strandberg" um.

Noch während das diesjährige Gewinnspiel lief, hab ich allerdings durch Zufall auf dem Gebrauchtmarkt genau DAS Model – Strandberg Boden Metal 6 - entdeckt.:eek: Ich konnte das Angebot einfach nicht vorüberziehen lassen oder das Gewinnspiel abwarten (die Wahrscheinlichkeit ist ohnehin sehr gering:tongue:) und hab zugeschlagen. Der Zustand war wie beschrieben praktisch neu und der Preis mMn auch akzeptabel. Den Wunschzettel hab ich dann nochmal geändert. Gewonnen hätte/hab ich übrigens nicht.:( Better luck next year aber die Strandberg war jedenfalls mein.:great:

Technische Daten
  • Linde Korpus chambered
  • Ahorn Decke
  • 3-teiliger roasted Ahorn Hals mit Carbonfasereinlagen, Bolt-on
  • Ebenholz Griffbrett
  • 25 Jumbo Edelstahlbünde, Nullbund
  • Mensur 25,5“ – 25“ fanfrets
  • Griffbrettradius: 20“
  • 2 Fishman Fluence Modern Humbucker
  • 3-Wege Schalter
  • Push/Pull (Coil-Tap) Volume und Push/Pull Tone (Voicing 1/2)
  • Strandberg EGS 5 Brücke
  • Farbe: Black Pearl

Erster Eindruck
Bei der Abholung hab ich die Gitarre natürlich genau begutachtet und als ich sie das erste Mal in die Hand genommen habe, fielen mir sofort das sehr geringe Gewicht und die kleinen Abmessungen auf. Durch ihre Kleinheit und das geringe Gewicht fällt es fast nicht auf, dass man eine Gitarre am Gurt hängen oder auf dem Bein hat. Durch die Korpusform und dem Bauchausschnitt lässt sich die Gitarre auch in jeder Position komfortabel spielen. Dabei sitzt sie immer perfekt am Körper oder hängt ausgewogen am Gurt. Man merkt förmlich, dass beim Design der Gitarre auf diese Faktoren Wert gelegt wurde.
Was mir aber vom ersten Moment an etwas komisch vorkam, war das EndureNeck Halsprofil. Dabei handelt es sich nicht um ein klassisch rundes Halsprofil, sondern um eine schräg verlaufende Trapezform entlang des Halses. Am besten betrachtet man dazu eines der Fotos vom Hals. Die ersten trockenen Anspielversuche fühlten sich doch sehr ungewohnt an. Dazu etwas später mehr…
Zusammengefasst hat sich der erste Eindruck doch erheblich von einer "klassischen" Gitarre unterschieden. Gewicht, Form und das ungewohnte Halsprofil sind gänzlich anders als bei "normalen" Gitarren, machen die Strandberg aber zu einer einzigartigen Gitarre.:cool:

Verarbeitung
Die Verarbeitung der Gitarre ist bis auf eine Kleinigkeit (dazu weiter unten) wirklich sehr gut. Die Bünde sind sauber gegen das Griffbrettende abgerundet und perfekt abgerichtet. Die Saitenlage lässt sich daher schön tief einstellen - für eine Metalgitarre ein absoluter Pluspunkt. Die Lackierung ist in Schwarzmetallic ausgeführt und ebenfalls ohne Mängel. Die Elektronikkomponenten verstecken sich unter einer massiven Metalplatte in der auch die Buchse verschraubt ist. Die 9-Volt Batterie ist in einem eigenen Batteriefach verstaut. Sämtliche Komponenten wirken hochwertig und fühlen sich vom Widerstand (Buchse, Switch, Poti-Regelweg und Push/Pull Funktion) sehr angenehm an. Einzig die zig Kilometer Kabel im Elektronikfach hätte man etwas übersichtlicher verlöten können. Andererseits wäre dies eine echte Herausforderung, da bei dem Funktionsumfang der Elektronik und den Fishman Pickups wirklich viele Kabel notwendig sind.
Die Hardware der Gitarre stammt aus dem Hause Strandberg selbst und ist mMn sehr einfach aufgebaut und wirkt robust. Am Hals werden die Saiten mit einer massiven Inbusmadenschraube in einem Klemmblock festgeschraubt. Am anderen Ende kann jede Saite mittels Einzelsattel individuell in Höhe, Intonation und natürlich Stimmung geändert werden. Großes Plus, die gesamte Hardware ist selbsterklärend, einfach und intuitiv zu bedienen. Alle benötigten Inbusschlüssel sind natürlich bei der Gitarre dabei. Gestimmt wird die Gitarre über eine am Ende des Sattels drehbaren "Tuner Knob", womit sich die Saite sehr exakt und fein stimmen lässt. Durch die Beschränkung der Saite auf die nur notwendigste Länge, das Einklemmen am Hals und die feinfühlige Stimmungsmöglichkeit, ist die Gitarre extrem stimmstabil. Auch der Saitenwechsel und das Einstellen gehen wesentlich einfacher und schneller als bei anderen Gitarren. Ebenso ist das Trussrod einfach über den Hals zu erreichen.
Nun zum kleinen Manko der Gitarre. Der Hals ist in einer Sandwichkonstruktion aufgebaut. Sprich 3 Teile Ahorn und dazwischen verklebte Carbonfasermatten (die kleinen schwarzen Striche im Holz) um den Hals noch stabiler zu machen. Dort wo die Carbonfasermatten verklebt wurden ist der Lack - keine Ahnung ob das mit der Zeit kam oder schon so war - etwas eingefallen bzw. erhöht und damit eine kleine Kante spürbar. Möglich, dass sich Holz und Carbonfaser über die Zeit unterschiedlich ausdehnen/zusammenziehen und so die kleinen Unebenheiten entstanden sind. Wie auch immer, man fühlt es wirklich nur minimal, es stört beim Spielen überhaupt nicht und ist mir daher auch erst nach etlichen Tagen aufgefallen. Erwähnen wollte ich es trotzdem.

Bespielbarkeit
Das Halsprofil EndureNeck genannt, war beim ersten Eindruck sehr ungewohnt und brauchte eine etwas intensivere Eingewöhnungszeit. Das Profil "zwingt" die Hand beim Spielen in eine gewisse Haltung, was sich zu Beginn nicht gerade intuitiv anfühlte.:weird: Dass der Hals keine einheitliche Rundung wie bei einem klassischen Gitarrenhals, sondern durch das EndureNeck zwei Kanten besitzt, machte mir anfangs auch zu schaffen. ABER…je mehr man spielt, desto weniger fühlt man das Profil oder die Übergänge der drei Flächen und desto einfach geht es von der Hand. Dennoch würde ich jeden der sich eine Strandberg zuzulegen möchte empfehlen, unbedingt das Halsprofil vorher auszuprobieren. Zwar lernt man nach einer Eingewöhnungszeit das Profil zu schätzen, aber ich denke, dass nicht jeder damit zu Recht kommt.
Weitere sehr positive Faktoren punkto Bespielbarkeit sind die fanfrets sowie die Edelstahlbünde. Neben dem Hals machen diese beiden zusätzlichen Features die Gitarre wirklich zu einer der am einfachsten bespielbaren Gitarren die ich bis dato gespielt habe. Der fan, mit 25,5“ bei der tiefen E-Saite und 25“ bei der hohen e-Saite sowie mit Neutralbund 0, passt sich sehr intuitiv an die Handbewegungen an und kommt einem beim Solieren sehr entgegen. Die Edelstahlbünde sind so glatt poliert und widerstandfrei das Bendings extrem leicht gehen.
Generell ist die Bespielbarkeit aufgrund der vielen Faktoren (Halsprofil, Edelstahl Bünde, fanfrets, Saitenlage, Gewicht, Korpusergonomie) einfach sehr sehr gut…sofern man mit dem EndureNeck früher oder später zurechtkommt.

Sound
Zu den Fishman Fluence Modern Pickups hört und liest man seit ihrer Markteinführung viel Gutes. Meinem Empfinden nach sind sie das auch, obwohl ich zur Zeit doch eher passive Pickups bevorzuge.
Das Tone Poti lässt durch Push/Pull Funktion zwei Optionen zu: Im Voicing 1 (active) klingen sie wie aktive Pickups – differenziert und klar. Im Voicing 2 (passive) sollen die Fishman einen passiven Pickup imitieren und klingen daher deutlich bassiger/wärmer, mit weniger Gain und nicht mehr so klar. Durch das differenzierte Klangbild und der schnellen Ansprache (v.a. im Voicing 1) wird die Gitarre tatsächlich dem Namen "Metal" gerecht. Gerade schnelle Riffs geben die Pickups sehr differenziert und genau wieder, wodurch die eine oder andere Unsauberkeit beim Spielen sofort aufgedeckt wird. Für mich waren auch die Tonabnehmer ein Stück Arbeit bis man sich umgewöhnt hat.
Das Volume Poti dagegen ermöglicht durch Push/Pull Funktion die Option die Pickups von Humbucker auf Singlecoils zu splitten. Gewohnt etwas nasaler kommen die Pickups dann rüber wobei hier je nach Voicing eher blusigere Töne oder stratartigere Töne der Gitarre zu entlocken sind. Ich denke zu 99% werden die Pickups aber eher als Humbucker betrieben werden.:rolleyes:
Grundsätzlich würde ich den Toncharakter als modern und definitiv für Metal geeignet bezeichnen. Die Fishman Pickups tragen neben der Konstruktion einen deutlichen Anteil an der bissigen Ansprache und der Differenziertheit bei und passen zum modernen Feeling der Gitarre.

Fazit
Das Konzept eine Gitarre zu bauen, die gänzlich an die Spielbewegungen und an ergonomische Faktoren angepasst ist, ist mMn bei der Strandberg voll aufgegangen. Die Gitarre fühlt und spielt sich definitiv nicht wie eine "normale" Gitarre und hinterlässt aufgrund ihrer Haptik, Gewicht und Größe einen sehr positiven Eindruck. Sie vereint nämlich nicht nur ein oder zwei innovative Features sondern gefühlt alle. Darüber hinaus schafft sie mit sehr innovativen und aktuellen Pickups einen sehr modernen Sound der dem Namen "Metal" in der Modellbezeichnung gerecht wird.
Ich finde, dass die Strandberg dadurch wie ein völlig eigenständiges Instrument wirkt und wenig mit konservativen Gitarren gemein hat. Damit einhergehend muss man sich aber auch auf dieses Gitarrenkonzept einlassen und braucht definitiv eine – wie schon oft geschrieben – Eingewöhnungszeit. Überwindet man diese und kommt damit zurecht, offenbart sich eine sehr zugängliche und einfache Art Gitarre zu spielen. Zwar gibt es auch einige andere Headless Gitarren von Kiesel, Mayones usw. aber die ausgeklügelte Korpusform, das geringe Gewicht und das einzigartige Halsprofil machen die Strandberg auch unter den Headless-Gitarren zu einem Unikum.:great:
Die Verarbeitung und die verbauten Komponenten sind, sofern ich es beurteilen kann und trotz Produktion in Asien, von sehr hoher Qualität. Einziger Kritikpunkt ist, wie beschrieben, die kleine Unsauberkeit der Halslackierung und die doch deutliche Umgewöhnungszeit bis einem die Strandberg vertraut wird.

Zum Abschluss noch einige Fotos.:cool:
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