mjmueller
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You sexy thing!
Hallo Leute
Irgendwann in den letzten Monaten fiel mir auf, dass ein Review zum Ampeg PF-20T nicht mehr im Board erreichbar ist. Das ist ein unhaltbarer Zustand, der hiermit endlich ein Ende finden soll
Seit ca. 2015 ist der PF-20T auf dem Markt. Und vom ersten Moment an wollte ich den haben. Geklappt hat das dann endlich in diesem Jahr. Und so steht der kleine Amp nun seit Sommer bei mir.
Was sofort ins Auge springt, ist die etwas merkwürdige Form, die sich an dem ursprünglichen Design des B15n orientiert (den gab/gibt es als limitierte Neuauflage auch wieder und darauf basierend als UAD PlugIn).
Das Original war einst der Bass-Studio-Amp überhaupt und ist auf unzähligen Rock, Funk, Soul-Alben der 60er und 70er zu hören.
Zwei Transformatoren und dazwischen, hinter einem Schutzgitter, die 12AX7-Röhren für den Preamp und 6V6-Endstufenröhren auf einem Stahlblechgehäuse liefern 20 Röhren-Watt an 4 oder 8 Ohm.
Mit seinem Gewicht von rund 6,9 Kg und den Maßen 185 mm x 330 mm x 264 mm ist der Amp lässig anzuheben und passt fast überall hin. Ganz elegant natürlich auf einer Ampeg Portaflex Box mit Flip-Flop-Mechanik, in die der Amp eingeklappt werden kann.
Die auf der Front mittig über der EQ-Sektion platzierte LED, leuchtet in sanftem Rot im Standby und stolz violett, wenn der Amp aktiviert ist.
Die haptisch angenehmen Chickenheads auf Chromblende erlauben feine Einstellungen mit butterweichem Potiwiderstand in Sachen Eingangverstärkung, Bass, Mitten, Höhen und Endstufe.
Das Gain-Poti lässt schon sehr schön angezerrte Sounds zu. Dabei bleibt aber der Grundsound immer erhalten. Letztlich wird es mir ab etwa 3 Uhr Stellung meist minimal zu breiig und undefiniert. Manchmal ist das aber auch genau richtig.
Es dürfte auch klar sein, dass hier Ultra-High-Gain nicht möglich und auch überhaupt nicht gefordert sind. Hier geht es um Schmelz, Saturation, Obertöne, Creme mit Karamel und Sahne. Und das liefert der Amp in ganz hervorragender Weise.
Je nach Geschmack und Notwendigkeit wird am Basspoti geschraubt. Sehr effektiv greift dies von +8/–12 dB @ 50 Hz zu. Für mich genau richtig, um präzise für Aufnahmen einen satten, fetten Sound oder eher dünnen, pointierten Sound zu bekommen. Das reicht von sehr definiert drahtig bis Bass-Bombast auf Anschlag. Den Ultra-Low-Schalter (den der PF-50T hat), habe ich bisher noch kein einziges Mal vermisst.
Weiter geht es mit den so wichtigen Mitten. Und da bietet der PF-20T so einiges. Hier greift der Regler von +5/–15 dB @ 550 Hz beherzt zu. Das ist wirklich sehr gut gewählt und sorgt, egal ob Badewanne oder Sprung ins Gesicht, für Flexibilität in der Soundgestaltung. Der an sich schon mittige Grundsound des PF-20T kann hier ins Extrem gesteigert werden. Und das immer gleichbleibend geschmackvoll.
Mit dem Trebleregler schließlich werden die Frequenzen bei 4 kHz um +13/–20 dB angepasst. Und auch hier ist die Range des Eingriffs gut gewählt. Von dumpf bis silbrig geht alles. Allerdings wird, je nach Gain und Volume, ab etwa 3 Uhr ein Rauschen deutlich vernehmbar. Den Ultra-High-Schalter des PF-50Thabe ich hier auch noch nie vermisst.
Und dann ganz rechts auf der Front kommt der Volumeregler. Mehr und mehr auf Rechtsanschlag gedreht gehen die Endstufenröhren wunderbar in Sättigung, wie ich es so noch nicht gehört habe: sanft komprimierend, obertonreich, punchy und dennoch definiert mit Wumms. Das betrifft in erster Linie den Einsatz ohne Box über einen der Ausgänge (siehe weiter unten). Mit angeschlossener Box sind selbst nur 20 Watt schnell das Limit für die Nachbarn. An einer Peavey TVX210 Box 4Ohm, bin ich bei Potistellung auf 7 Uhr schon zufrieden. Dann geht der Bass durchs ganze Haus.
Dennoch, in einer Band werden die 20 Watt gegen einen Drummer vermutlich relativ schnell verlieren. Aber wozu gibt es PAs und aktive Boxen und Subwoofer? Ich sage es mal so: Um Bandkollegen/innen kaputt zu machen, gibt es viele Optionen dieser Tage
Aber dafür ist der PF-20T ja auch gar nicht gemacht.
Wenn das mit 6 Schrauben fixierte Stahlblechschutzgitter entfernt wurde, geht der Blick auf Ruby 6V6-Röhren und die 12AX7-Vorstufenröhren, die in violetten Aluhaltern verpackt sind. Eindeutige Beschriftung sorgt für Klarheit im Falle eines Röhrenwechsels.
Rückseitig findet sich (von links nach rechts) neben dem Powerschalter, der Standby-Schalter, daneben die Bias-Control und weiter die Ausgänge sowie der Anschluss für Speaker.
Die Bias Control soll im Falle eines Röhrenwechsels die Einstellung der Bias erleichtern: Grün meint alles okay, rot meint weiter an der Schraube drehen.
Ein kompletter Röhrenwechsel fordert kein allzu großes Budget und durch die Bias Control auch keine tiefergehenden technischen Kenntnisse. Zudem sind die Röhren wirklich leicht zugänglich. Eine Einladung zum Experimentieren meine ich.
Hier nun eines der ganz zentralen Features der PF-20/PF-50 Amps für eine Studioumgebung: die Outputs. Vorab ist noch wichtig zu erwähnen, dass sowohl PF-20T als auch PF-50T ohne Last (also Speaker) betrieben werden können.
Es stehen ein "Preamp Out" mit der Option "post-EQ" oder "pre-EQ" sowie ein "Balanced Transformer Line Out" zur Auswahl.
Der Transfomer Line Out kommt weich und etwas verwaschen daher, der Preamp Out dagegen konturierter und klarer für mein Empfinden. Dabei stellt der Preamp Out auf post-EQ die beste Option dar, weil der starke EQ hier mitmischen darf.
Aber welcher Ausgang auch am besten gefällt, toll ist, dass hier mit sehr wenig Aufwand unterschiedliche Charaktere zur Verfügung gestellt werden.
Und auch wenn die Bezeichnung Preamp Out etwas anderes suggeriert, wird auch dieser Ausgang vom Volumeregler angefahren - Endstufensättigung in DI-Box-Version. Sehr geil.
Und dann steht natürlich auch noch ein Speakerausgang als Klinkenbuchse bereit. Ein Schiebeschalter ermöglicht den Betrieb an 4 oder 8 Ohm.
Fazit (extrem subjektiv)
Für 529 EUR Straßenpreis (in D 11/2019) bekommt man/frau einen Ampeg Vollröhrenamp mit 20 Watt Made in China ins Studio. Solide gefertigt und reduziert auf das Wesentliche, aber mit hervorragendem Sound und einem klasse EQ, der passend gewählt, gute Eingriffe erlaubt.
Trotz eindeutigem Charakter kein One-Trick-Pony, aber auch bestimmt kein Universalist. Wer auf satten Ampeg Röhrensound steht und durchsetzungsstarken, sehr runden Sound, warm mit Schmelz und Sahne, der ist hier goldrichtig. Dass dieser Amp in eine Studio gehört, erschließt sich unmittelbar und hier fühlt sich der Amp auch wohl und kann mit vernünftigen Ausgängen, Betrieb ohne Last und einfacher Handhabung sowie direktem Zugang überzeugen.
Aber auch als WoZi-Übungsamp der Luxusklasse, oder im (lautstärkemäßig) entspannten Bandsetting, macht der PF-20T eine tolle Figur. Der Sound überstrahlt alles.
Hallo Leute
Irgendwann in den letzten Monaten fiel mir auf, dass ein Review zum Ampeg PF-20T nicht mehr im Board erreichbar ist. Das ist ein unhaltbarer Zustand, der hiermit endlich ein Ende finden soll
Seit ca. 2015 ist der PF-20T auf dem Markt. Und vom ersten Moment an wollte ich den haben. Geklappt hat das dann endlich in diesem Jahr. Und so steht der kleine Amp nun seit Sommer bei mir.
Was sofort ins Auge springt, ist die etwas merkwürdige Form, die sich an dem ursprünglichen Design des B15n orientiert (den gab/gibt es als limitierte Neuauflage auch wieder und darauf basierend als UAD PlugIn).
Das Original war einst der Bass-Studio-Amp überhaupt und ist auf unzähligen Rock, Funk, Soul-Alben der 60er und 70er zu hören.
Zwei Transformatoren und dazwischen, hinter einem Schutzgitter, die 12AX7-Röhren für den Preamp und 6V6-Endstufenröhren auf einem Stahlblechgehäuse liefern 20 Röhren-Watt an 4 oder 8 Ohm.
Mit seinem Gewicht von rund 6,9 Kg und den Maßen 185 mm x 330 mm x 264 mm ist der Amp lässig anzuheben und passt fast überall hin. Ganz elegant natürlich auf einer Ampeg Portaflex Box mit Flip-Flop-Mechanik, in die der Amp eingeklappt werden kann.
Die auf der Front mittig über der EQ-Sektion platzierte LED, leuchtet in sanftem Rot im Standby und stolz violett, wenn der Amp aktiviert ist.
Die haptisch angenehmen Chickenheads auf Chromblende erlauben feine Einstellungen mit butterweichem Potiwiderstand in Sachen Eingangverstärkung, Bass, Mitten, Höhen und Endstufe.
Das Gain-Poti lässt schon sehr schön angezerrte Sounds zu. Dabei bleibt aber der Grundsound immer erhalten. Letztlich wird es mir ab etwa 3 Uhr Stellung meist minimal zu breiig und undefiniert. Manchmal ist das aber auch genau richtig.
Es dürfte auch klar sein, dass hier Ultra-High-Gain nicht möglich und auch überhaupt nicht gefordert sind. Hier geht es um Schmelz, Saturation, Obertöne, Creme mit Karamel und Sahne. Und das liefert der Amp in ganz hervorragender Weise.
Je nach Geschmack und Notwendigkeit wird am Basspoti geschraubt. Sehr effektiv greift dies von +8/–12 dB @ 50 Hz zu. Für mich genau richtig, um präzise für Aufnahmen einen satten, fetten Sound oder eher dünnen, pointierten Sound zu bekommen. Das reicht von sehr definiert drahtig bis Bass-Bombast auf Anschlag. Den Ultra-Low-Schalter (den der PF-50T hat), habe ich bisher noch kein einziges Mal vermisst.
Weiter geht es mit den so wichtigen Mitten. Und da bietet der PF-20T so einiges. Hier greift der Regler von +5/–15 dB @ 550 Hz beherzt zu. Das ist wirklich sehr gut gewählt und sorgt, egal ob Badewanne oder Sprung ins Gesicht, für Flexibilität in der Soundgestaltung. Der an sich schon mittige Grundsound des PF-20T kann hier ins Extrem gesteigert werden. Und das immer gleichbleibend geschmackvoll.
Mit dem Trebleregler schließlich werden die Frequenzen bei 4 kHz um +13/–20 dB angepasst. Und auch hier ist die Range des Eingriffs gut gewählt. Von dumpf bis silbrig geht alles. Allerdings wird, je nach Gain und Volume, ab etwa 3 Uhr ein Rauschen deutlich vernehmbar. Den Ultra-High-Schalter des PF-50Thabe ich hier auch noch nie vermisst.
Und dann ganz rechts auf der Front kommt der Volumeregler. Mehr und mehr auf Rechtsanschlag gedreht gehen die Endstufenröhren wunderbar in Sättigung, wie ich es so noch nicht gehört habe: sanft komprimierend, obertonreich, punchy und dennoch definiert mit Wumms. Das betrifft in erster Linie den Einsatz ohne Box über einen der Ausgänge (siehe weiter unten). Mit angeschlossener Box sind selbst nur 20 Watt schnell das Limit für die Nachbarn. An einer Peavey TVX210 Box 4Ohm, bin ich bei Potistellung auf 7 Uhr schon zufrieden. Dann geht der Bass durchs ganze Haus.
Dennoch, in einer Band werden die 20 Watt gegen einen Drummer vermutlich relativ schnell verlieren. Aber wozu gibt es PAs und aktive Boxen und Subwoofer? Ich sage es mal so: Um Bandkollegen/innen kaputt zu machen, gibt es viele Optionen dieser Tage
Aber dafür ist der PF-20T ja auch gar nicht gemacht.
Wenn das mit 6 Schrauben fixierte Stahlblechschutzgitter entfernt wurde, geht der Blick auf Ruby 6V6-Röhren und die 12AX7-Vorstufenröhren, die in violetten Aluhaltern verpackt sind. Eindeutige Beschriftung sorgt für Klarheit im Falle eines Röhrenwechsels.
Rückseitig findet sich (von links nach rechts) neben dem Powerschalter, der Standby-Schalter, daneben die Bias-Control und weiter die Ausgänge sowie der Anschluss für Speaker.
Die Bias Control soll im Falle eines Röhrenwechsels die Einstellung der Bias erleichtern: Grün meint alles okay, rot meint weiter an der Schraube drehen.
Ein kompletter Röhrenwechsel fordert kein allzu großes Budget und durch die Bias Control auch keine tiefergehenden technischen Kenntnisse. Zudem sind die Röhren wirklich leicht zugänglich. Eine Einladung zum Experimentieren meine ich.
Hier nun eines der ganz zentralen Features der PF-20/PF-50 Amps für eine Studioumgebung: die Outputs. Vorab ist noch wichtig zu erwähnen, dass sowohl PF-20T als auch PF-50T ohne Last (also Speaker) betrieben werden können.
Es stehen ein "Preamp Out" mit der Option "post-EQ" oder "pre-EQ" sowie ein "Balanced Transformer Line Out" zur Auswahl.
Der Transfomer Line Out kommt weich und etwas verwaschen daher, der Preamp Out dagegen konturierter und klarer für mein Empfinden. Dabei stellt der Preamp Out auf post-EQ die beste Option dar, weil der starke EQ hier mitmischen darf.
Aber welcher Ausgang auch am besten gefällt, toll ist, dass hier mit sehr wenig Aufwand unterschiedliche Charaktere zur Verfügung gestellt werden.
Und auch wenn die Bezeichnung Preamp Out etwas anderes suggeriert, wird auch dieser Ausgang vom Volumeregler angefahren - Endstufensättigung in DI-Box-Version. Sehr geil.
Und dann steht natürlich auch noch ein Speakerausgang als Klinkenbuchse bereit. Ein Schiebeschalter ermöglicht den Betrieb an 4 oder 8 Ohm.
Fazit (extrem subjektiv)
Für 529 EUR Straßenpreis (in D 11/2019) bekommt man/frau einen Ampeg Vollröhrenamp mit 20 Watt Made in China ins Studio. Solide gefertigt und reduziert auf das Wesentliche, aber mit hervorragendem Sound und einem klasse EQ, der passend gewählt, gute Eingriffe erlaubt.
Trotz eindeutigem Charakter kein One-Trick-Pony, aber auch bestimmt kein Universalist. Wer auf satten Ampeg Röhrensound steht und durchsetzungsstarken, sehr runden Sound, warm mit Schmelz und Sahne, der ist hier goldrichtig. Dass dieser Amp in eine Studio gehört, erschließt sich unmittelbar und hier fühlt sich der Amp auch wohl und kann mit vernünftigen Ausgängen, Betrieb ohne Last und einfacher Handhabung sowie direktem Zugang überzeugen.
Aber auch als WoZi-Übungsamp der Luxusklasse, oder im (lautstärkemäßig) entspannten Bandsetting, macht der PF-20T eine tolle Figur. Der Sound überstrahlt alles.
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