Laguna
Helpful & Friendly User
Hallo an die Freunde der analogen Klangbearbeitung,
Ein Bekannter hatte mich mit dem API500 Format angefixed. Eine günstige Lunchbox war schnell auf Ebay gefunden. Fehlen ja nur noch die passenden Module.
Nachdem es eine schier endlose Fülle an verschiedensten niedrig- bis hochpreisigen Modulen gibt, fiel mir die Wahl nicht leicht. Mein erstes Modul ist ein CAPI LC25 Equalizer geworden. Warum ich mich gerade für diesen Eigenbau entschieden habe, was meine Erfahrungen mit dem DIY-Build waren und wie sich das Gerät im Studio-Alltag schlägt, möchte ich euch in diesem Review näherbringen.
Warum der LC25?
Ich fahre ein hybrides Setup. Viel "Sound" passiert in der DAW, aber für ausgewählte Kanäle habe ich mir ein paar analoge Schätzchen geholt. Am wichtigsten ist natürlich die Bearbeitung auf dem Mixbus, also der Stereosumme. Dicht gefolgt von den Vocals, die zumindest in den meisten aktuellen Produktionen sehr prominent gefeatured werden. Für diese beiden Bereiche bin ich mittlerweile recht umfangreich ausgestattet.
Bei der Frage, was die weiteren wichtigen Elemente in einem Song sind, kommt man schnell auf die Drums. Und genau hier gab es im letzten Mixprojekt die größten Möglichkeiten für Verbesserungen. Im Grunde jede Kick und Snare, egal ob als Aufnahme einer echten Liveperformance auf einem akustischen Kit oder eine Drumspur aus der Dose (die Samplelibrary versteckt so gut, dass man keine Freunde hat, haha): Ich hatte hier immer das Bedürfnis, mit einem EQ mehr oder weniger stark anzupacken. Macht Sinn, hierfür ein analoges Gerät zu holen.
Es sollte also ein EQ für Snare und oder Kick werden. Und da ich gerade die Lunchbox (eine Fredenstein Bento 10S) für wenig Geld geschossen hatte, natürlich nach Möglichkeit ein 500 Modul.
Auch mit dieser Einschränkung ist die Auswahl mehr als erdrückend. Ein klassischer Neve EQ? Ein neueres Modell von RND? Vielleicht lieber den eher cleanen SSL EQ? Oder ein ganz anderes Design, z.B. von Roger Schult?
Für Drums werden ja oftmals API Geräte für den "Druck in den unteren Mitten" empfohlen. Mein Hardware Kompressor (API2500) kann das ganz hervorragend und auch die Waves Emulation des Kompressors gibt einen guten Eindruck, wie die "APIs" klingen.
Aber puh, ein Blick in den Geldbeutel und auf die stolzen Preise (1400€ für einen neuen API 550b oder immer noch 1000€ für einen API 560) ließen mich dann doch zweifeln. So viel für nur einen Kanal? Ganz schön happig.
Fragt man Onkel Google nach den API 500er EQs, kommt man unweigerlich auch zu CAPI. Diese sind optisch an die API Produkte angelehnt. Es handelt sich um Nachbauten alter Designs, vor allem aus Mischpulten aus der Zeit 1970-1980. Die Firma CAPI (Classig Audio Products of Illinois) hat jedoch nichts mit API (Automated Processes Inc) zu tun.
Es werden Bausätze für hochwertige EQs angeboten. Na das klingt doch mal interessant! Als Physiker kann ich durchaus mit einem Lötkolben umgehen und habe auch (zumindest rudimentäre) Erfahrung, wenn es um Elektronik geht. Also In die Hänge gespuckt und losgelegt!
Es gibt bei CAPI noch eine weitere Variante des grafischen EQs mit anderen Frequenzen (den LC40). Und es gibt noch einen parametrischen EQ (den BT50).
Konkret ist es der LC25 geworden, weil die Frequenzen für mich am besten auf Kick und Snare zu passen scheinen. 50Hz, 100Hz, 200 Hz und 800Hz sind genau die Werte, bei denen ich auch mit dem digitalen EQ zupacken würde, um Druck untenrum zu machen und Mumpf zu entfernen. Mit 6.4kHz und und 12.8kHz habe ich ebenfalls die Möglichkeit, oben in den Höhen ein bisschen Schimmer zu geben und den typischen Metal-Kick-Klatsch-Sound zu erzeugen.
Bestellung, Lieferung und Zoll
Gesamtkosten: 537€: 500$ Gerät + Versand, 85€ Zoll.
Dauer: 1.5 Wochen
Die Entscheidung war gefällt, es soll das Gerät her. Da preislich kein großer Unterschied, habe ich mich für die Litz Version entschieden (spezieller Ausgangstrafo). Als OpAmp habe ich einen vorgebauten SL2520 RedDot mit gekauft. Kommt man zusammen auf ca 420$. Versand kostet nochmal 70$ (Express Variante mit Versicherung), so dass ich an CAPI insgesamt knapp 500$ überwiesen habe. Ich hatte eigentlich mit einer Versandlaufzeit von mehreren Monaten gerechnet (eigentlich hatte ich den DIY-Build über die Weihnachtsfeiertage geplant), aber Express bedeutet hier wirklich Express und nach gerade mal 1.5 Wochen war das Gerät bei mir. Die Sendungsverfolgung mit USPS ist auch erfreulich ausführlich und man kann immer nachvollziehen, wo das Paket gerade ist. Vorbildlich.
Natürlich wären wir nicht in Deutschland, wenn unser Staat nicht auch noch etwas von dem Kuchen haben möchte, Stichwort Zoll. Mit dem Preis ist man locker über den 150€ Freibetrag. Glücklicherweise gibt es (noch?) keine Strafzölle auf Recording-Equipment aus den USA, und so fällt lediglich die Mehrwertsteuer von 19% an. Bürokratisch ist das erfreulicherweise kein Problem. Man bekommt einen Brief von DHL, dass ein Paket im lokalen Zollamt liegt und man es dort abholen kann. Nach 20 minuten war ich beim Zoll fertig. und 85€ ärmer.
Falls hier ein Thomann-Mitarbeiter vorbei schaut: Nehmt die Teile mit die Produktpalette auf!
Eigenbau
Fazit: Machbar!
Dauer: ca 11h (bitte nicht am Stück!)
Als Physiker habe ich schon etwas Erfahrung mit Elektronik und auch ein Lötkolben ist mir nicht fremd. Ich bin sicherlich nicht der beste und schnellste Löt-Meister. Aber mir ist hierbei Ausdauer, Konentration und Vorsicht wichtiger als ein schnelles (und möglicherweise versautes) Ergebnis. Es gibt auch Berichte von Leuten, die ein CAPI Modul in 4h fertig bauen.
Für Einsteiger würde ich definitiv ein anderes Projekt empfehlen. Beispielsweise sollen die Builds von DIYRecordingEquipment sehr gut und einfach nachzuvollziehen sein. Auch Jeff Steiger (von CAPI) antwortet mehr als schnell auf etwaige Anfragen.
Die bebilderte Anleitung ist ausgezeichnet. Nicht erklärt werden die totalen Grundlagen. Das ist aber nicht weiter schlimm. es werden alle wichtigen Schritte erklärt. Ich habe alles klar verstanden und habe mich nie verlassen Gefühlt. Es gibt darüber hinaus noch einen Hilfe-Thread im GroupDIY Forum, in dem man Fragen stellen kann.
In dem Kit ist alles enthalten, was man an Teilen braucht. Ein Lötkolben, Lötzinn und eine dritte Hand müssen aber schon vorhanden sein. Auch Schrauben- und Imbuss-Schlüssel braucht man. Es ist also ein "fast-Ikea"-Bausatz.
Öffnet man das Paket, steht man erst mal vor einem großen Haufen Teile (incl Gummibärchen ):
Man fängt mit der leeren Platine an und befüllt diese dann Stück für Stück mit den Widerständen, Kondensatoren, OpAmps, ICs, Trafos, Schalter und so weiter. Der LC25 besteht aus zwei Platinen. auf der "Main PCB" sind die meisten Komponenten untergebracht, die "Switch PCB" beherbergt hauptsächlich die Grayhill Schalter und LEDs.
Hier ein paar Bilder in verschiedenen Stadien:
Ein bisschen bammel hatte ich vor dem "mechanischen Teil" der Builds (weil ich mich kenne und ich ein Schussel bin). Die Anleitung ist aber tatsächlich so gut untergliedert, dass ich es beim besten Willen nicht geschafft habe, hier etwas falsch zu machen.
Das fertige Gerät kann dann in die Lunchbox gesetzt werden und die Arbeit aufnehmen. Ich hatte ein kleines Verkabelungs-Problem (Wandler zu Lunchbox), der Build hat aber auf Anhieb funktioniert. Und das wichtigste: Es hat unglaublich Spass gemacht. Die Stunden mit dem Lötkolben hatten eine sehr meditative Natur und ich finde es wunderbar, etwas von einem Haufen Kleinteile zu einem fertigen Stück Equipment zusammen zu fügen. Wer sich auch nur ansatzweise dafür begeistern kann, wird hier sicherlich viel Freude mit haben.
Im nächsten Post möchte ich dann auf die Haptik und natürlich den Equalizer und seinen Klang eingehen. Da gibt es dann auch Soundbeispiel und einen ausführlichen Erfahrungsbericht.
So Far...
Laguna
Ein Bekannter hatte mich mit dem API500 Format angefixed. Eine günstige Lunchbox war schnell auf Ebay gefunden. Fehlen ja nur noch die passenden Module.
Nachdem es eine schier endlose Fülle an verschiedensten niedrig- bis hochpreisigen Modulen gibt, fiel mir die Wahl nicht leicht. Mein erstes Modul ist ein CAPI LC25 Equalizer geworden. Warum ich mich gerade für diesen Eigenbau entschieden habe, was meine Erfahrungen mit dem DIY-Build waren und wie sich das Gerät im Studio-Alltag schlägt, möchte ich euch in diesem Review näherbringen.
Warum der LC25?
Ich fahre ein hybrides Setup. Viel "Sound" passiert in der DAW, aber für ausgewählte Kanäle habe ich mir ein paar analoge Schätzchen geholt. Am wichtigsten ist natürlich die Bearbeitung auf dem Mixbus, also der Stereosumme. Dicht gefolgt von den Vocals, die zumindest in den meisten aktuellen Produktionen sehr prominent gefeatured werden. Für diese beiden Bereiche bin ich mittlerweile recht umfangreich ausgestattet.
Bei der Frage, was die weiteren wichtigen Elemente in einem Song sind, kommt man schnell auf die Drums. Und genau hier gab es im letzten Mixprojekt die größten Möglichkeiten für Verbesserungen. Im Grunde jede Kick und Snare, egal ob als Aufnahme einer echten Liveperformance auf einem akustischen Kit oder eine Drumspur aus der Dose (die Samplelibrary versteckt so gut, dass man keine Freunde hat, haha): Ich hatte hier immer das Bedürfnis, mit einem EQ mehr oder weniger stark anzupacken. Macht Sinn, hierfür ein analoges Gerät zu holen.
Es sollte also ein EQ für Snare und oder Kick werden. Und da ich gerade die Lunchbox (eine Fredenstein Bento 10S) für wenig Geld geschossen hatte, natürlich nach Möglichkeit ein 500 Modul.
Auch mit dieser Einschränkung ist die Auswahl mehr als erdrückend. Ein klassischer Neve EQ? Ein neueres Modell von RND? Vielleicht lieber den eher cleanen SSL EQ? Oder ein ganz anderes Design, z.B. von Roger Schult?
Für Drums werden ja oftmals API Geräte für den "Druck in den unteren Mitten" empfohlen. Mein Hardware Kompressor (API2500) kann das ganz hervorragend und auch die Waves Emulation des Kompressors gibt einen guten Eindruck, wie die "APIs" klingen.
Aber puh, ein Blick in den Geldbeutel und auf die stolzen Preise (1400€ für einen neuen API 550b oder immer noch 1000€ für einen API 560) ließen mich dann doch zweifeln. So viel für nur einen Kanal? Ganz schön happig.
Fragt man Onkel Google nach den API 500er EQs, kommt man unweigerlich auch zu CAPI. Diese sind optisch an die API Produkte angelehnt. Es handelt sich um Nachbauten alter Designs, vor allem aus Mischpulten aus der Zeit 1970-1980. Die Firma CAPI (Classig Audio Products of Illinois) hat jedoch nichts mit API (Automated Processes Inc) zu tun.
Es werden Bausätze für hochwertige EQs angeboten. Na das klingt doch mal interessant! Als Physiker kann ich durchaus mit einem Lötkolben umgehen und habe auch (zumindest rudimentäre) Erfahrung, wenn es um Elektronik geht. Also In die Hänge gespuckt und losgelegt!
Es gibt bei CAPI noch eine weitere Variante des grafischen EQs mit anderen Frequenzen (den LC40). Und es gibt noch einen parametrischen EQ (den BT50).
Konkret ist es der LC25 geworden, weil die Frequenzen für mich am besten auf Kick und Snare zu passen scheinen. 50Hz, 100Hz, 200 Hz und 800Hz sind genau die Werte, bei denen ich auch mit dem digitalen EQ zupacken würde, um Druck untenrum zu machen und Mumpf zu entfernen. Mit 6.4kHz und und 12.8kHz habe ich ebenfalls die Möglichkeit, oben in den Höhen ein bisschen Schimmer zu geben und den typischen Metal-Kick-Klatsch-Sound zu erzeugen.
Bestellung, Lieferung und Zoll
Gesamtkosten: 537€: 500$ Gerät + Versand, 85€ Zoll.
Dauer: 1.5 Wochen
Die Entscheidung war gefällt, es soll das Gerät her. Da preislich kein großer Unterschied, habe ich mich für die Litz Version entschieden (spezieller Ausgangstrafo). Als OpAmp habe ich einen vorgebauten SL2520 RedDot mit gekauft. Kommt man zusammen auf ca 420$. Versand kostet nochmal 70$ (Express Variante mit Versicherung), so dass ich an CAPI insgesamt knapp 500$ überwiesen habe. Ich hatte eigentlich mit einer Versandlaufzeit von mehreren Monaten gerechnet (eigentlich hatte ich den DIY-Build über die Weihnachtsfeiertage geplant), aber Express bedeutet hier wirklich Express und nach gerade mal 1.5 Wochen war das Gerät bei mir. Die Sendungsverfolgung mit USPS ist auch erfreulich ausführlich und man kann immer nachvollziehen, wo das Paket gerade ist. Vorbildlich.
Natürlich wären wir nicht in Deutschland, wenn unser Staat nicht auch noch etwas von dem Kuchen haben möchte, Stichwort Zoll. Mit dem Preis ist man locker über den 150€ Freibetrag. Glücklicherweise gibt es (noch?) keine Strafzölle auf Recording-Equipment aus den USA, und so fällt lediglich die Mehrwertsteuer von 19% an. Bürokratisch ist das erfreulicherweise kein Problem. Man bekommt einen Brief von DHL, dass ein Paket im lokalen Zollamt liegt und man es dort abholen kann. Nach 20 minuten war ich beim Zoll fertig. und 85€ ärmer.
Falls hier ein Thomann-Mitarbeiter vorbei schaut: Nehmt die Teile mit die Produktpalette auf!
Eigenbau
Fazit: Machbar!
Dauer: ca 11h (bitte nicht am Stück!)
Als Physiker habe ich schon etwas Erfahrung mit Elektronik und auch ein Lötkolben ist mir nicht fremd. Ich bin sicherlich nicht der beste und schnellste Löt-Meister. Aber mir ist hierbei Ausdauer, Konentration und Vorsicht wichtiger als ein schnelles (und möglicherweise versautes) Ergebnis. Es gibt auch Berichte von Leuten, die ein CAPI Modul in 4h fertig bauen.
Für Einsteiger würde ich definitiv ein anderes Projekt empfehlen. Beispielsweise sollen die Builds von DIYRecordingEquipment sehr gut und einfach nachzuvollziehen sein. Auch Jeff Steiger (von CAPI) antwortet mehr als schnell auf etwaige Anfragen.
Die bebilderte Anleitung ist ausgezeichnet. Nicht erklärt werden die totalen Grundlagen. Das ist aber nicht weiter schlimm. es werden alle wichtigen Schritte erklärt. Ich habe alles klar verstanden und habe mich nie verlassen Gefühlt. Es gibt darüber hinaus noch einen Hilfe-Thread im GroupDIY Forum, in dem man Fragen stellen kann.
In dem Kit ist alles enthalten, was man an Teilen braucht. Ein Lötkolben, Lötzinn und eine dritte Hand müssen aber schon vorhanden sein. Auch Schrauben- und Imbuss-Schlüssel braucht man. Es ist also ein "fast-Ikea"-Bausatz.
Öffnet man das Paket, steht man erst mal vor einem großen Haufen Teile (incl Gummibärchen ):
Man fängt mit der leeren Platine an und befüllt diese dann Stück für Stück mit den Widerständen, Kondensatoren, OpAmps, ICs, Trafos, Schalter und so weiter. Der LC25 besteht aus zwei Platinen. auf der "Main PCB" sind die meisten Komponenten untergebracht, die "Switch PCB" beherbergt hauptsächlich die Grayhill Schalter und LEDs.
Hier ein paar Bilder in verschiedenen Stadien:
Ein bisschen bammel hatte ich vor dem "mechanischen Teil" der Builds (weil ich mich kenne und ich ein Schussel bin). Die Anleitung ist aber tatsächlich so gut untergliedert, dass ich es beim besten Willen nicht geschafft habe, hier etwas falsch zu machen.
Das fertige Gerät kann dann in die Lunchbox gesetzt werden und die Arbeit aufnehmen. Ich hatte ein kleines Verkabelungs-Problem (Wandler zu Lunchbox), der Build hat aber auf Anhieb funktioniert. Und das wichtigste: Es hat unglaublich Spass gemacht. Die Stunden mit dem Lötkolben hatten eine sehr meditative Natur und ich finde es wunderbar, etwas von einem Haufen Kleinteile zu einem fertigen Stück Equipment zusammen zu fügen. Wer sich auch nur ansatzweise dafür begeistern kann, wird hier sicherlich viel Freude mit haben.
Im nächsten Post möchte ich dann auf die Haptik und natürlich den Equalizer und seinen Klang eingehen. Da gibt es dann auch Soundbeispiel und einen ausführlichen Erfahrungsbericht.
So Far...
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