Ein bisschen Theorie: (Semi-)Hollow-Body und "volles Holz"

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Ich möchte das gerne noch weiter spezifizieren:
Das Signal entsteht durch die Relativbewegung zwischen Saite und PU.
Welcher der beiden sich nun bewegt ist dem Wandlerprinzip egal!
Natürlich ist das egal. Aber du stellst hier ernsthaft in den Raum, das die Relativbewegung von einem Festkörper und einer schwingenden Saite relevant ist, oder? Ansonsten hättest Du es ja wohl kaum erwähnt? Hast Du eine Vorstellung der Schwingungsamplitude des Bodies einer hölzernen Gitarre, die am besten noch auf deinen Beinen liegt? Das ist ein Hochpass-Filter, oder nicht?
Und Größenordnungen habe ich garnicht erwähnt, um einer Diskussion vorzubeugen (s. Anmerkungen der Moderation).
Um die geht es aber gerade, um die Größenordnungen! Das ist doch das Prinzip einer jeden Forschung! Wie groß ist der Einfluss, wenn hier oder da was passiert! Genau so werden Dinge produziert. Auch eine Gitarre.
Wenn aber Interesse an einem tiefergreifenden Diskurs besteht bin ich gerne dabei. Notfalls muss ich bei uns im Akustiklabor mal das Laservibrometer bemühen...
Um was zu messen? Ein wichtiger Punkt bei Messungen, so nebenbei.
 
Das finde ich eine erstaunlich naive Einstellung von jemandem, der sich selbst mit Wissenschaft in Beziehung bringt.
Um was zu messen? Ein wichtiger Punkt bei Messungen, so nebenbei.
„All models are wrong, but some are useful“ George E. P. Box

Nun ja... sorry, aber der jemand ist Professor für Elektroakustik, also exakt das Gebiet, zu dem auch die E-Guitarre gehört. Und dieser jemand hat ein richtig großes Akustik-Labor und hat dort Messungen durchgeführt. ...Die Tatsache, dass jemand als Professor ein Buch in seinem Fachgebiet von 1200 Seiten schreibt, ist in meinen wissenschaftlichen Augen kein Makel, sondern deutet doch eher auf Kompetenz hin.
Präzision, sagt Lotfi Zadeh, ist der Feind der Relevanz.
 
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vielleicht lese ich das wirklich mal,

Solltest Du unbedingt tun. Am besten vorher auch nicht weitere Beiträge schreiben.

Absolut dämlich finde ich bei dem Video, dass der Präsentator allen Ernstes "klar stellt", wie unterschiedlich doch Hollowbody und Solidbody klingen, wenn man die rein akustisch benutzt, ohne Tonabnehmer... da kann ich persönlich nur den Kopf schütteln. :bang:

Verstehe ich nicht. Die Präsentation war vorbildlich und die akustische Einspielung war deutlich erläutert.

Daraus kann man als Physiker nur schlussfolgern: Der Einfluss des Bodies auf den Klang ist von höchstens zweiter Ordnung.

Wir sind hier aber nicht in einem Physiker-Forum sondern im Musiker-Board. Da befinden sich zwar kaum mehr Musiker als Physiker, aber die wenigen Musiker können auch Einflüsse dritter Ordnung noch gehörmäßig unterscheiden.

"Abgesehen davon" empfinde ich als typische Rhetorik-Klatsche, sehr aggressiv.

Mit so viel Arroganz hier aufzutreten und dann noch einem nach meiner Einschätzung sehr zurückhaltenden und um Friedlichkeit bemühten Moderator Agressivität zu unterstellen finde ich "mega"-dreist.

Natürlich ist das egal. Aber du stellst hier ernsthaft in den Raum, das die Relativbewegung von einem Festkörper und einer schwingenden Saite relevant ist, oder? Ansonsten hättest Du es ja wohl kaum erwähnt? Hast Du eine Vorstellung der Schwingungsamplitude des Bodies einer hölzernen Gitarre, die am besten noch auf deinen Beinen liegt? Das ist ein Hochpass-Filter, oder nicht?

Mein Bullshitdetector sendet gerate ein lautes Warnsignal. So laut dass sogar das Bein auf dem die Gitarre liegt resoniert.
 
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Das finde ich eine erstaunlich naive Einstellung von jemandem, der sich selbst mit Wissenschaft in Beziehung bringt.

„All models are wrong, but some are useful“ George E. P. Box


Präzision, sagt Lotfi Zadeh, ist der Feind der Relevanz.

Ja, alles klar, ich geb mir diese gebündelte Klugheit nicht mehr und halte mich bedeckt.

Bis bald!
 
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Natürlich ist das egal. Aber du stellst hier ernsthaft in den Raum, das die Relativbewegung von einem Festkörper und einer schwingenden Saite relevant ist, oder? Ansonsten hättest Du es ja wohl kaum erwähnt? Hast Du eine Vorstellung der Schwingungsamplitude des Bodies einer hölzernen Gitarre, die am besten noch auf deinen Beinen liegt? Das ist ein Hochpass-Filter, oder nicht?

Ich vermute, dass aufgrund der sehr großen Masse und der Steife der Kombination aus Solidbody und Hals, die Übertragung der Schwingungsenergie von der Saite über den Sattel und die Brücke auf den Korpus vermutlich sehr schwach ist, aber definitiv nicht gleich null. D.h. dass ich in diesem Fall in der Tat von einer sehr geringen Schwingungsamplitude im Korpus ausgehe, und demzufolge auch nur einen sehr bis vielleicht verschwindend geringen Einfluss auf den Ton vermute.
Bezüglich des mechanischen Modells habe ich erst einmal folgende Überlegungen zur Diskussion:
Die Aufhängung am Ende sollte ja von der verhältnismäßig großen Masse und der geringen Kompressibilität (oder großem Kompressionsmodul) dominiert sein. Und die sollten beide parallel der Kraft gegenüberstehen, oder? Wenn dem so ist, dann liegt ja eine Parallelresonanz vor. Wenn aber keine Energie in den Korpus transportiert wird, dann müssten wir uns vermutlich bei einem großen Anteil der Frequenzen auf den Gitarrensaiten oberhalb der Resonanz befinden (also im massebestimmten Bereich).
Die Beine sollten doch überwiegend einem Reibungswiderstand entsprechen, oder? D.h. sollten sie vermutlich die eine Schwingung weiter bedämpfen.
Wenn ich mich nicht irre, dann erklärten meine Ausführungen ja, weshalb beispielsweise eine Les Paul einen solch langen Nachklang hat.
Wie ist Deine Meinung dazu?

Bei einer Hollowbody würde ich allerdings vermuten, dass die Masse sinkt und gleichzeitig die Kompressibilität deutlich ansteigt. D.h. dass die Resonanzfrequenz verschiebt sich signifikant nach oben (vielleicht in den relevanten Frequenzbereich?). Wenn dass dazu führt, dass Schwingungsenergie auf den Korpus und damit auch den PU stärker übertragen wird, dann sollte sich das auch auf den Klang auswirken. Ob das jetzt davon dominiert ist, dass sich sowohl Saite als auch PU in Bewegung finden oder durch die unterschiedliche Bedämpfung der Frequenzen, dazu kann ich keine definitive Aussage treffen. Aber aus dem Bauch heraus würde ich vermuten, dass die Amplitude der Korpusoberfläche und des PU vermutlich 20-40 dB unterhalb der der Saite liegt.
Wenn es nun 40dB Unterschied sind, dann hast Du vielleicht recht, und der Unterschied ist vernachlässigbar. Wenn es aber nur 20dB sind, dann würde ich stark vermuten, dass wir es hören können, denn 20dB sind in der Wahrnehmung nicht so viel wie man vielleicht bei einem Faktor 10 annehmen würde.

Um die geht es aber gerade, um die Größenordnungen! Das ist doch das Prinzip einer jeden Forschung! Wie groß ist der Einfluss, wenn hier oder da was passiert! Genau so werden Dinge produziert. Auch eine Gitarre.

Natürlich ist mir das völlig klar, und ich habe es nicht in Abrede gestellt. Ich habe es nur nicht vom Anfang an angesprochen, da ich nicht wusste, in welcher Tiefe sich diese Diskussion entwickeln wird.

Um was zu messen? Ein wichtiger Punkt bei Messungen, so nebenbei.
Nun, nach weiterer Überlegung könnte eine Laservibrometermessung schwierig werden, da man die Aufhängung der Gitarre zuerst sehr genau definieren (und realisieren) muss. Vielleicht wäre eine Messung mit Beschleunigungssensor besser? Das wäre natürlich eine Kontaktmessung und dadurch eine Einflussnahme auf das System.

Zum Abschluss noch eine ganz freundliche Bitte:
Ich diskutiere sehr gerne, solange es respektvoll, freundlich und objektiv ist. Aussagen wie "...du stellst hier ernsthaft in den Raum,..." oder "Hast Du eine Vorstellung..." empfinde ich als unnötig provozierend und nicht zuträglich, insbesondere weil Du mich nicht persönlich kennst. Du magst es nicht so meinen, ich möchte Dir keinen bösen Willen unterstellen.
Meinen Hintergrund lasse ich hier bewusst außen vor, da es nichts zur Sache tut, wenngleich ich vermute, dass Du es Dir denken kannst. Stattdessen hoffe ich, dass ich durch die Qualität meiner Beiträge überzeugen kann. Ich bemühe mich ja auch um einen freundlichen Umgangston, denn das hat ja jeder Mensch verdient.

Aber im Sinne der Hoffnung auf eine gute weitere Diskussion...Einen schönen Samstagabend noch! =)
 
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wenn wissenschaftliche Arbeit denunziert wird, und sei es durch so etwas Profanes wie Gänsefüßchen.)
ich wollte wissenschaftliche Arbeit nicht denunzieren, mir ist schon klar, das das wichtig ist, trotzdem kann sie nicht objektiv sein, weil sie immer nur einen momentanen Stand der Erkenntnisse darstellt, der jederzeit wieder relativiert werden kann.
Und die Frage des TE war ja nur auf den Klangunterschied bezogen,
die Wahrnehmung vom Klangunterschied ist doch auch sehr individuell.
Ich bemühe mich ja auch um einen freundlichen Umgangston, denn das hat ja jeder Mensch verdient.
genau:great:.
 
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Somit klingt eine massive Gitarre anders als eine Hollowbody.
Wenn dem nicht so wäre, dann wäre es egal ob Du eine schöne gebaute Gitarre spielst oder nur ...

meine Semi klingt auch ganz anders als meine SG oder andere Solidbodies. Jatzt mann man natürlich sagen, das eh jede Gitarre anders klingt, aber die Semi klingt wesentlich "breiter" und unfocusierter als eine Solidbody mit gleichem Tonabnehmer. Ich war selbst erstaunt wie fett so ein Teil klingt
 
Da der Verlauf dieses Threads leider sehr vorhersehbar war, habe ich den ausgetauschten "Argumenten" wohl zu wenig Beachtung geschenkt. Daher ist mir ins Auge gestochen, dass das Dass heute fast keiner mehr mit zwei S schreibt, was selbst beim leisen Lesen einen Missklang in meinen Ohren verursacht - Puh, Kurve zum Ausgangsthema "Klang" gerade nochmal gekriegt...
 
(Gerade in der heutigen Atmosphäre finde ich es sehr schade, wenn wissenschaftliche Arbeit denunziert wird, und sei es durch so etwas Profanes wie Gänsefüßchen.)


Da sind wir absolut einer Meinung. Im 1. Schritt.

Im 2. Schritt wäre es sicher besser, wenn insbesondere MINT-Wissenschaftler weniger häufig und massiv mit Allwissenheitsansprüchen auftreten würden. Seit dem Siegeszug des Computers gibt es da ein ziemliche Rechthaberei und Hegemonialsprüche über andere, seien sie nun Wissenschaftler oder "nur User/Praktiker".

In so ziemlich jeder anderen Wissenschaft (Medizin, Religion, Soziologie, Linguistik, imo auch Chemie z. B.) herrscht ein gesundes Bewusstsein für eigene Grenzen, Fehlermöglichkeiten und unaufgeklärte Gebiete. Das stünde auch vielen Herren, die mit Strom und Zerspanung zu tun haben, ganz gut.

Die Vorgänge von der schwingenden Saite bis zur Schallwelle sind dermaßen komplex und die Faktoren sind schon bei einer einzelnen Gitarre so vielfältig. Da noch nichtmal das Phänomen unterschiedlicher Rezipienz und Bewertung einbezogen, was dann spätestens kein elektromagnetisches mehr ist.

Ich kenne einen Haufen Wissenschaftler aller möglichen Stilistiken, die besten wissen auch immer, dass sie bei aller gesicherten Erkenntnis noch viel zu wenig wissen.

Viele Grüße von einem Wissenschaftler (Dr. iur).
 
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Ich finde es schon erschreckend, welches Misstrauen bzw Ablehnung manche hier gegenüber "der Wissenschaft" offenbaren. Meiner Meiniung nach gepaart mit grossem Unwissen, was Wissenschaft überhaupt ist.

Der Wissenschaftler entwickelt Modelle der Realität, zum Teil um überhaupt eine Handhabe zu bekommen, zum Teil weil die Realität viel zu komplex ist, um überhaupt ohne bewusste Vereinfachungen sinnvoll untersucht werden zu können,. Die Aussagen und Folgerungen aus den Modellen werden dann mit Hilfe von Experimenten überprüft. Meist im Labor, weil man da am besten kontrollierte Bedingungen herstellen kann. Stimmen die Ergebnisse der Experimente nicht mit den vom Modell vorhergesagen überein, ist das Modell gescheitert. Es muss nach einer Erklärung für die Diskrepanz gesucht werden und das Modell angepasst oder ein neues entworfen werden. Sagt das Modell über längere Zeit die Ergebnisse von Experimenten richtig voraus, hat man eine wertvolle Abstraktion der Wirklichkeit gefunden.

Gerade die Tatsache, dass Experimente zu Änderungen im Weltbild führen können und keine Theorie für alle Zeiten in Stein gemeisselt ist, macht Wissenschaft aus. Andernfalls ist man im Glauben angekommen.

Und woher kommt die ganze Skepsis?
Ich glaube, dass hängt zum Beispiel damit zusammen, dass sich in der Medizin Empfehlungen zum gesunden Leben, die Bewertung von Untersuchungsergebnissen und Behandlungsmethoden öfters ändern. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es hier so etwas wie Moden gibt. Man muss aber berücksichtigen, dass in der Medizin schon die "Experimente", also zB. Medikamentenstudien oder Untersuchung von Folgen bestimmter Lebensweisen ziemlich schwierig und auch teuer sind. Lebewesen (z.B.Menschen) sind halt sehr komplex. Es ist nicht einfach, erfolgversprechende Modelle zu entwickeln und die Überprüfung im Gewimmel der vielen möglicherweise relevanten Daten ist noch schwieriger. Dass Studien oft im Auftrag von Pharmafirmen gemacht werden, die Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben, hilft der Wahrheitsfindung auch nicht unbedingt.
Also ist in diesem Bereich alles ziemlich schwierig und die "Wahrheiten" ändern sich schon mal. Trotzdem ist die Anwendung der Medizin durch die Ärzte weit überwiegend erfolgreich und hat unser Leben schon um einiges verlängert. Was man von auf esoterischen Einsichten und Erfahrungen der Heiler beruhenden alternativmedizinischen Systemen nicht unbedingt behaupten kann.

Das hier Beschriebene ist wohl mit der folgenden Aussage gemeint und prägnant zusammengefasst:
„All models are wrong, but some are useful“ George E. P. Box


Wozu diese langen Ausführungen?
Manfred Zollner (der Elektroakustikprofessor) ist wohl der erste, der die E-Gitarre so umfassend und akribisch untersucht hat. Übrigens eher im Nebenberuf, er hat wohl haiptsächlich andere Forschungen betrieben. Und auch nicht im Elfenbeinturm, er ist "praktizierender Gitarrist". Wie oben festgestellt, erheben die Wissenschaft und damit auch die in Zollners Wälzer zusammengefassten Ergebnisse keinen Anspruch auf ewige Wahrheit. Sie können und sollen angezweifelt werden, das aber bitte erst, wenn man das Werk gelesen und verstanden hat. Das möchte ich für mich nur für ganz wenige Aspekte in Anspruch nehmen, und IMHO können das auch sehr wenige bis keiner der anderen Diskussionsteilnehmer.

Natürlich möchte (und kann) ich niemand verbieten, aus seinen persönlichen Erfahrungen eine Meinung zum Thema "welche Faktoren bestimmen den Klang der E-Gitarre" zu entwickeln und diese auch (mit Hinweis auf die Erfahrungen) zu vertreten. Derjenige muss aber auch akzeptieren, dass mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden eventuell abweichenden Aussagen ermittelt wurden. Das dann rundheraus in Frage zu stellen, ohne sich näher damit zu beschäftigen, finde ich mindestens so borniert wie es den "Wissenschaftlern" gerne unterstellt wird.

Die in langen und sorgfältigen Untersuchungen ermittelten Ergebnisse im "Wälzer" sind vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss, aber sie haben IMHO mehr Gewicht als die aus persönlichen Erfahrungen entwickelten (und meist aus ziemlich einfachen Modellvorstellungen abgeleiteten) Überzeugungen.
Zumal entsprechende Blindtests nahelegen, dass Überzeugungen die Klangwahrnehmung beeinflussen können. Unter anderem deswegen ist das Ohr kein objektives Messinstrument. Aber: Ziemlich erstaunlich finde ich die in den Andertons-Youtubeclips demonstrierten Fähigkeiten von Rob Chapman, mit verbundenen Augen zu 99% korrekte Zuordnungen von Klang- bzw. Spielerfahrungen zu Gitarren/Amps machen zu können. Dass er in dieser Hinsicht ein absolutes Ausnahmetalent ist, dass wohl geringste Klangnuancen wahrnehmen und interpretieren kann, zeigt die wesentlich geringere Trefferquote von Lee Anderton.

Da aber die wohl wichtigste Konsequenz der unterschiedlichen Überzeugungen in der Praxis Equipment-Kaufentscheidungen sind, die letzten Endes eh jeder für sich entscheiden muss, sollten wir uns deswegen nicht die Köpfe heissreden (und schon gar nicht einschlagen ;))

:):prost:
 
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1. Was ist physikalisch der Unterschied von der Klangerzeugung bis zur Tonabnahme zwischen Hollow Body und dem "Vollkörpertyp" Fender?
2. Wo seht ihr den klanglichen Unterschied?

1. Der wesentlichste Unterschied dürfte wohl der sein, dass die Decke einer Hollowbody wesentlich nachgiebiger gegenüber den an ihr befestigten, schwingenden Saiten ist. Außerdem schwingt sie mit höhere Amplitude mit, wandelt aber dabei auch einen höheren Anteil der ihr über die Saite mitgeteilten mechnischen Energie in Wärme um, sprich das schwingende Gesamtsystem hat einen höheren Dämpfungsfaktor, der noch dazu je nach Frequenzbereichen unterschiedlich ist. Die Solidbody kommt dem physikalischen Idealmodell einer starren Aufhängung näher, ist aber natürlich auch nicht vollkommen starr.

2. Im Sound äußert sich das vor allem über einen als stärker wahrgenommenen Attackbereich der Hollowbody, da nach dem Anschlag eine relativ hohe Amplitude entsteht, gerade auch im Grundtonbereich. Die höhere Auslenkung induziert etwas mehr Spannung im Pickup, was einen gewissen Punch in den Tiefmitten betont. Das erklärt wohl auch, warum man in den typischen Jugendzetrums-Funkbands der 80er meist entweder Strats sah (die auch Attack und Obertöne betonen, aber aus anderen Gründen) oder eben ES-335 und dergleichen.

Es folgt ein schnelleres Nachlassen der Saitenschwingung - das dann wiederum besonders im "energiehungrigeren" Grundtonbereich, sodass im Ausklang die Obertöne hervortreten. Die Zusammensetzung des Klangs ändert sich beim Anschlag stärker als bei einer Solidbody aus Massivholz. Diese Eigenschaft wird gerade von Hollowbody- und Semiakustik-Fans als lebendigerer Ton geschätzt, oft auch als "holziger" Sound umschrieben. Meine persönliche Wahrnehmung war übrigens schon immer, dass ähnliches bei einer Strat mit leicht schwebendem Vibrato passiert, wo ja auch die Bridge beim Anschlag immer etwas nachgibt. Mit aufliegendem Vibrato oder Hardtail klingt eine Strat für mich zwar meist "kontrollierter", aber eben auch etwas steriler, langweiliger.

Gruß, bagotrix
 
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1. Der wesentlichste Unterschied dürfte wohl der sein, dass die Decke einer Hollowbody wesentlich nachgiebiger gegenüber den an ihr befestigten, schwingenden Saiten ist.

Grundsätzlich ja, gibt aber auch noch Formen mit sustainblock. Und da habe wirklich keinen signifikanten Klangunterschied im Vergleich zu ner solidbody mit gleicher Mensur und gleichem PU-Typ gehört.

Zu reinen Hohlkonstruktionen, also zur klassischen semi-hollow kann ich wenig sagen, ist lang her dass ich auf einer gespielt habe. Ich habe aber eher die Vermutung, dass die klanunterschiede wie auch bei den meisten Material- und Klangdiskussionen zum Thema Egitarren reichlich überbewertet sind.
 
Nun ja, die Semiakustik mit Sustainblock liegt halt irgendwo zwischen Hollow- und Solidbody. Der TE fragte nach den physikalischen Ursachen, und die gibt es natürlich.

Wie signifikant die Unterschiede sind, ist mMn schlichtweg nicht objektiv messbar. Es gibt Leute, die sie als sehr deutlich wahrnehmen, und andere eben nicht. Ist ungefähr so wie beim Essen: dem einen schmeckt ein Iberico-Kotelett ganz besonders lecker, dem anderen ist jedes Schwein halt ein Schwein, solange es kein Rind ist. Geht mir jetzt nicht ganz so, aber bei Wein bin ich selber z.B. auch ziemlich überfordert.

Kein Physiker kann letztlich ernsthaft bestreiten (und auch Prof. Zollner tuts nicht, wenn man mal wirklich liest, was er schreibt), dass jede Änderung des schwingenden Systems auch elektrisch übertragen eine Änderung bewirkt. Die mitunter geäußerte Vorstellung einer quasi unabhängig von der Umgebung und dem Instrument schwingenden Saite ist eine Vereinfachung, ie ebenso bequem wie falsch ist. Ich vermute mal, sie basieren oft auf rudimentären Erinnerungen an den Physikunterricht, in dem die Grundprinzipien der Saitenschwingung erklärt wurden. Zu deren Darstellung war es natürlich sinnvoll, rechnerisch von zwei vollkommen starren Aufhängungspunkten, einer masselosen Saite und einem luftleeren Raum auszugehen. Faktoren wie die Übertragung von vertikalen und logitudinalen Schwingungen auf einen realen Körper als Träger, der dann angeregt wird und in Wechselwirkung mit der Saite tritt, wären dabei eher hinderlich gewesen.

Ebenso klar ist, dass das Signal einer E-Gitarre rein frequenzmäßig schon erstmal deutlich von Saiten und Pickups, deren Eigenschaften und Einstellung bestimmt wird, den Amp mal ganz außen vor. Gerade die subtileren Unterschiede bei Material und Konstruktion sind messtechnisch aber sicher nicht mit einem simplen Frequenzschrieb erfassbar. Wie oben schon dargestellt, ist es ja nun u.a. auch die zeitliche Entwicklung eines Klangereignisses, die den Eindruck wesentlich prägt, und die ganzen Obertöne und Formanten. Wenn David Coverdale und Glenn Hughes den gleichen Ton singen, werden sie sich rein EQ-mäßig wahrscheinlich ziemlich gleichen, und doch kann das menschliche Ohr sie in Sekundenschnelle unterscheiden, zumindest wenn man auf solche Musik steht und beide öfter gehört hat.

Und da habe ich noch gar nicht angefangen von den zusätzlichen Wahrnehmungsdifferenzen, wenn man eine Gitarre auch selber spielt, und zum reinen Hören auch Reaktion und Ansprache kommen, sprich die Wahrnehmung, wie auf dem speziellen Instrument das Gefühl in den Händen und das jeweils gehörte Ergebnis verknüpft sind.

Ob das alles für einen selbst wesentlich ist, ist und bleibt eine sehr individuelle Sache - was einen Streit darüber aus meiner Sicht völlig sinnlos macht.

Gruß, bagotrix
 
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2. Im Sound äußert sich das vor allem über einen als stärker wahrgenommenen Attackbereich der Hollowbody,

Interessante Beobachtung, habe ich bisher nicht so festgestellt. Im nicht verstärkten Zustand ist das auch schwer möglich denke ich, denn alleine die größere, trockene Lautstärke bei Semis oder Hollows sorgen ja dafür, dass man es in erster Linie mal als lauter und voller empfindet.

Verstärkt hat bei mir eine Tele definitiv mehr Attack als meine Semi. Ich habe zB in der Semi den Gibson 57 am Steg, ebenso in einer SG. Die SG klingt "enger und fokussierter" und ich kann auch kein signifikantes Auftreten des Attacks bei der Semi gegenüber der SG feststellen.

Da es hier aber nur 2-3 Gitarren sind, die ich gegeneinander vergleichen kann, ist das Ergebnis natürlich alles andere als allgemeingültig.
 
Und da habe ich noch gar nicht angefangen von den zusätzlichen Wahrnehmungsdifferenzen, wenn man eine Gitarre auch selber spielt, und zum reinen Hören auch Reaktion und Ansprache kommen, sprich die Wahrnehmung, wie auf dem speziellen Instrument das Gefühl in den Händen und das jeweils gehörte Ergebnis verknüpft sind.

Ob das alles für einen selbst wesentlich ist, ist und bleibt eine sehr individuelle Sache - was einen Streit darüber aus meiner Sicht völlig sinnlos macht.

:great::great::great:

Das erinnert mich an einen Test eines bekannten Saitenherstellers auf meinem letzten Messebesuch.
These des Herstellers: Trotz Beschichtung klingen unsere neuen Saiten genau so wie die gleichen ohne, aber halten länger.
Testaufbau: 4 gleiche Gitarren (Acoustics aus Massenproduktion) davon war eine mit den neuen Saiten.
116 Teilnenehmer: davon haben 16 die neuen Saiten erkannt (auch ich) der Rest nicht.
Resümee des Herstellers in der Auswertung: Das Ergebnis bestätigt unsere Aussage, dass:D die neuen beschichteten
Saiten von den bewährten Saiten ohne Beschichtung nicht zu unterscheiden sind, aber länger halten:rolleyes:

Ich für meinen Teil verlasse mich nur noch auf meine Ohren, Hände und mein Bauchgefühl, unabhängig von Aussagen, Marken und Bauweisen.
Ich suche die Gitte aus, ich forme den Ton wie er meinen Ohren schmeichelt und wenn der erzeugte Ton vom Besenstiel mir ein fettes Grinsen
auf mein Gesicht zaubert, dann war es der richtige Besenstil, egal ob hohl oder massiv.

Schönes WE
Steffen
 
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