Wil_Riker
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Prolog
Im Zuge der Recherche für meine vorangegangenen Reviews zu den unterschiedlichen Ausführungen des DPA d:vote CORE 4099 bin ich auf der diesjährigen Musikmesse auf dem Stand der dänischen Mikrofon-Spezialisten auf das interessante Headset d:fine CORE 6066 aufmerksam geworden. Insbesondere die Verkleinerung der Kapsel im Vergleich zur 4000er-Serie auf 3 mm sowie die Tatsache, dass das Mikro inzwischen mit dem Red Dot Award prämiert wurde, waren für mich Gründe genug, mich um die Teststellung eines Exemplars zu bemühen.Anmerkung: Die Fotos sind der besseren Lesbarkeit halber im Text nur als Thumbnails eingebunden - zur kompletten Ansicht in voller Größe bitte einfach anklicken!
Einleitung
Für professionelle Beschallungen (Theater, TV etc.) hat der dänische Hersteller DPA die bestehende Kopfbügelmikrofon-Serie 4066 überarbeitet und mit dem d:fine CORE 6066 ein unauffälliges Headset mit neutraler Klangübertragung und einigen cleveren Features auf den Markt gebracht. Dank Peter Riedel stand mir eines der Mikrofone für kabelgebundenen und drahtlosen Betrieb für das folgende Review zur Verfügung .Lieferumfang, technische Daten
Geliefert wird das d:fine CORE 6066 in einem edel aussehenden und stabilen Reißverschlusstäschchen, das außen eine wasserabweisende Textilbeschichtung mit Applikationen in Form des DPA-Logos besitzt.Klappt man das Täschchen auf, so fällt einem zunächst ein Spiegel ins Auge nebst angebrachten Piktogrammen, wie man Headsetbügel bzw. -kapsel am besten positioniert . Praktisch, wenn man als Solist unterwegs ist und sich selbst um die Ausstattung kümmern muss! Im Deckel befindet sich ein kleines Fach, ebenso wie unter der Einlage für das Headset - hier lassen sich Adapter etc. verstauen.
Mitgeliefert wird außerdem der obligatorische Schaumstoff-Wundschutz sowie eine Gummikappe, die man auf die Mikrofonkapsel beim Anschminken aufstecken kann, um sie zu schützen.
Kommen wir zum Headset selbst: In gewohnt professioneller DPA-Qualität wirkt es filigran und robust zugleich .
Das Herzstück ist die überarbeitete omnidirektionale Mikrofonkapsel (Kugelcharakteristik) in der patentierten CORE by DPA-Technologie, die einen Durchmesser von lediglich 3 mm besitzt, aber deutlich "größer" klingt . Zur Erläuterung der speziellen CORE-Eigenschaften verweise ich auf mein vorangegangenes Review zum DPA d:vote CORE 4099. Dass die Kapsel auf Langlebigkeit hin optimiert ist, manifestiert sich auch in ihrer IP58-Zertifizierung. Sie ist durch eine wasserabweisende Nano-Beschichtung an ihrem Gehäuse, einer doppelten Kapselung der Elektronik sowie der doppelten Membranvergoldung sowohl gegen Staub in schädigender Menge als auch gegen dauerndes Untertauchen im Wasser geschützt . Witziges Detail: Der "Grill" der Einsprechöffnung ist in Form des DPA-Logos gestaltet :
Zusätzlich sorgt ein kleiner transparenter Gummiring am Kapselarm dafür, dass Schweiß oder andere Flüssigkeiten bereits vor Erreichen der Kapsel abtropfen können.
Am "anderen Ende" des Mikros findet man den bei allen Miniaturmikrofonen von DPA üblichen Microdot-Anschluss, d. h. je nach Anschlusswunsch muss man sich einen entsprechenden Adapter für kabelgebundenen oder drahtlosen Betrieb dazukaufen. Auch hier verweise ich auf das bereits oben verlinkte 4099-Review, wo ich die unterschiedlichen Adapter aufgeführt habe.
Für meine Praxistests bekam ich von DPA den Adapter DAD 6010, passend für Funksysteme von Shure und Line6 mit TA4F (4-poligem Mini-XLR-Anschluss), zur Verfügung gestellt.
Wesentlich für den Tragekomfort eines Headsets sind dessen Ohrbügel. Beim 6066 sind diese mit einem weichen und transparenten Kunststoffüberzug versehen, so dass hier nichts unangenehm drücken sollte. Sie liegen dort, wo der Bügel "Kurven" macht, an jeweils drei Kontaktpunkten fest, aber dennoch elastisch, zwischen Ohr und Kopf an. Auch bei Kopfbewegungen des Trägers verrutscht hier also nichts .
Eine Besonderheit ist die Befestigung des Kapselarms am Tragebügel unter den Ohrbügeln: Eine kleine Kunststoffklammer ist am der dort vorhandenen Biegung angebracht (sie kann auch von der linken zur rechten Seite - oder umgekehrt - umgebaut werden). Zur individuellen Positionierung der Kapsel schiebt man die kleine Kunststoffhülse von der Klammer herunter in Richtung Kapsel, um die Arretierung des Arms zu lösen. Nun lassen sich sowohl der Winkel zwischen Ohrbügel und Kapselarm als auch die "Längenposition" der Kapsel (also weiter vorne oder weiter hinten) variieren - genial!
Doch die individuelle Anpassung des Headsets geht noch weiter: Da der Tragebügel zweiteilig ist, kann man ihn auch noch in der Weite verstellen, indem man die beiden Bügelteile gegeneinander verschiebt. Bilder sagen mehr als tausend Worte - von links nach rechts sieht man eine enge, mittlere und weite Einstellung:
Noch ein paar abschließende Worte zum Bügel: Er besitzt ein mattes und kratzfestes Finish, so dass auch unter (Bühnen-) Scheinwerfern keine störenden Reflexionen entstehen. Das d:fine CORE 6066 ist außer in Beige (Hautfarben) auch noch in Schwarz erhältlich.
Kommen wir nun zu einem letzten wichtigen Detail - der Kabelführung. Um bei unterschiedlichen Weiteneinstellungen bzw. gewünschten Tragepositionen immer eine optimale Führung des Anschlusskabels zu gewährleisten, ist an der Rückseite des Bügels (also hinter dem Kopf des Trägers) eine Art "Weiche" vorhanden, um das Kabel knickfrei und zugentlastet um 90° nach unten zu leiten - egal, an welcher Seite der Kapselarm befestigt ist. Diese Führung ist außerdem auch noch individuell verschiebbar .
Bleibt neben der optischen und haptischen Eigenschaften noch der Blick auf die "inneren Werte":
Die Empfindlichkeit der Kapsel beträgt 6 mV/Pa (1%-THD bei 128 dB SPL peak, Dynamikumfang 102 dB, max. SPL 144 dB).
Inklusive des ca. 1,30 m langen Anschlusskabels bringt das Headset insgesamt nur 11 g auf die Waage .
Der Frequenzgang ist lt. Datenblatt zwischen 40 Hz und 8 kHz nahezu linear - ab dort findet man einen leichten 4-dB-Boost vor, der der menschlichen Stimme einen angenehmen Klang verleiht.
Praxistest, Fazit
Bereits beim ersten Aufsetzen des d:fine CORE 6066 stellt sich bei mir Begeisterung ein: Man spürt das Headset tatsächlich überhaupt nicht! Die richtige Weite des Bügels ist schnell eingestellt und die Kapsel unauffällig an der Wange positioniert. Mit Hilfe des o. g. DAD 6010 erfolgt der erste Test in der heimischen "Soundwerkstatt" an meiner Instrumenten-Funke Line6 Relay G50 bei vollständig neutraler Klangeinstellung der weiteren Signalkette (Allen&Heath Qu-16, Syrincs M3-220). Verblüffend, wie natürlich die Stimme klingt, so als hätte man überhaupt kein Mikrofon im Einsatz . Daraus ergibt sich natürlich auch, dass stimmliche/gesangliche Defizite schonungslos aufgedeckt werden .Bedenkenlos habe ich das 6066 dann für eine Veranstaltung in meinen Koffer gepackt, bei der ansonsten eines meiner Standard-Headsets (Beyerdynamic TG-H74c oder IMG Stage Line HSE-150/SK) zum Einsatz gekommen wäre: Ein zweitägiges Kinderfest, bei dem ich auch Mackies DRM-Serie unter die Lupe genommen habe . Hier galt es, den Tanzleiter bei der Tanzprobe, einen Moderator/Animateur beim Spielefest (beides OpenAir) sowie einen DJ bei der Abendveranstaltung (Sporthalle) zu verstärken. Alle drei unterschiedlichen Jobs erledigte das DPA-Headset mit Bravour: Zum einen lobten sämtliche "Träger" den Komfort des Kopfbügels (der Animateur dachte zwischendurch, er hätte das Mikro verloren oder es sei verrutscht, weil er es nicht spürte und doch einigermaßen viel herumwuselte ) und die unproblematische Handhabung. Zum anderen hatte ich auf der anderen Seite der Signalkette leichtes Spiel, denn weder musste ich den Klang irgendwie verbiegen, um eine gute Sprachverständlichkeit herzustellen, noch gab es eine auffallende Feedback-Neigung (auch nicht, wenn der Animateur sich "kritisch" in der Nähe der PA bewegte), obwohl dies durch die omnidirektionale Richtcharakteristik nicht selbstverständlich ist! Weiterhin gab es auch keine Kabelgeräusche durch die Bewegung der Leitung an der Kleidung bzw. bei unauffälliger Kabelführung zwischen zwei Kleidungsschichten zu beobachten. Ein Vorteil der "Kugel" zeigte sich übrigens auch darin, dass sich Atemgeräusche und "Poppen" durch Plosivlaute effektiv durch die Platzierung der Kapsel etwas neben/hinter dem Mundwinkel nahezu vollständig eliminieren lassen. Dennoch ist der Haupteinsatzzweck sicher nicht eine (laute) Rockbühne, sondern eher Moderation/Gala/Varieté/Theater/Musical/TV...
Leider musste ich mich nach einigen Wochen wieder vom d:fine CORE 6066 trennen, und eine Anschaffung ist für mich leider aus mehreren Gründen "außer Reichweite", aber ich bedanke mich herzlich bei Peter Riedel für die Teststellung dieses Profi-Headsets .
- Eigenschaft