Servus,
ich sing nun schon ein paar Jahre, hab aber immer noch so meine Timing Probleme.
Am Anfang ist es aus meiner Sicht bei vielen so, dass man zu sehr mit dem eigenen Instrument/Gesang beschäftigt ist und sich dadurch in einer Art "eigenem Audio-Tunnel" befindet, so dass man einfach (noch) zu wenig realisiert, was sonst noch gerade in der Band oder im Playback abgeht (wie z.B. das Timing): Weiterführende Detailarbeit ist häufig in diesem Status (z.B. Notenformung) (noch) nicht in vollem Umfang möglich.
Ich meine konkret, dass Du jetzt sehr wahrscheinlich ein Level erreicht hast, wo Du nunmehr IN DER LAGE BIST, derartige "Feinheiten" auch mehr und mehr wahrzunehmen und es dadurch für Dich (oder Mit-Musiker ?) zunehmend als störend empfunden wird. Und ein paar Jahre Erfahrung sind, mit Verlaub, auch noch nicht viel ...
Um das eigene Timing zu verbessern, muß man sein eigenes Spiel (egal ob Instrument oder Gesang) auf ein tiefer liegendes Level im Gehirn bringen, so dass man seinen Part im Prinzip in einer Art "Autopilot-Modus" beherrscht (im angloamerkanischen Sprachgebrauch redet man gerne von "Muscle Memory"). In einem solchen Modus hat man quasi dann wieder "Gehirnkapazitäten" frei, die es einem ermöglichen, sich auf andere Themen in der Musik (z.B. spezielle Notenformung, Timing, etc.) besser konzentrieren zu können.
Ich habe mit den Jahren festgestellt, dass sich meine Musikalität (u.a. damit auch ein besseres Timing) durch drei Dinge verbessert hat:
- Geduld und der Glaube, dass durch regelmäßiges, gezieltes Üben und der sich damit verbundenen Erfahrung das eigene Spiel reifer wird.
- Regelmässiges (Home)-Recording der eigenen Stimme/Instrument auf einem
click-basierten Beat/Playback, der u.a. Intonations- und Timingprobleme schonungslos transparent macht.
- Einen Song bis zum Erbrechen Üben, so dass man ihn quasi im Schlaf kann, damit ich mich auf besondere Details wie z.B. das Vibrato auch wirklich konzentireren kann (Auto-Pilot Modus).
Ich spiele heute und höre GLEICHZEITIG zu was noch so passiert ... Das konnte ich in den ersten 5 Jahren nicht richtig.
Darüber hinaus ist eine weitere Möglichkeit als Sänger den "Auto-Pilot Modus" zu erreichen gleichzeitig ein Percussionsinstrument (z.B. Tambourine) zu spielen oder sich selbst mit Gitarre zu begleiten. Das geht nur einigermaßen sauber, wenn man eines von beiden ohne zu überlegen spielen kann und sich auf das andere konzentriert.
Was ich selbst auch gerne mache ist, dass ich bei sehr langsamen Songs von 1/4 auf 1/8 Noten im Takt denke bzw. mitwippe.
Umgekehrt: bei sehr schnellen Beats denke bzw. wippe ich nicht (mehr) in 1/4, sondern in 1/2 Noten mit.
Von gezielten Timing-Übungen (es sei denn wir reden von sehr schnellen Passagen - das ist für mich aber eher bei Instrumentalisten im Zusammenhang mit Speedaufbau relevant) bin ich - wie oben bereits erwähnt - nicht so überzeugt.
Gutes Timing kommt mit der Zeit und der wachsenden Erfahrung. Es ist daher aus meiner Sicht leider nicht durch ein paar kurze Übungen, schnell auf Vordermann zu bringen.
Ich hoffe, ich habe Dir trotzdem ein paar Ideen zum weitverfolgen gegeben ...
Grüße aus Franken - wolbai
