mjmueller
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Hallo Leute
Was kommt heraus, wenn sich ein Singer/Songwriter (kleiner Gag ), ein Profi-Nerd in Sachen Tontechnik und ein Produzent von Outboard-Equipment zusammentun?
in diesem Fall UK Sound.
Die noch nicht so legendäre Legende besagt, dass vor einigen Jahren Warren Huart die Idee gehabt habe, seinen Lieblingspreamp und Kompressor in ein schlankes 19" 1 HE Gerät zu packen. Darauf sprach er Michael Stucker an und konnte ebenso Mark Loughman für die Idee gewinnen.
Ein paar Jährchen Entwicklungsarbeit später stehen nun einige sehr feine Produkte auch den deutschen Recording-Fans zur Verfügung und leider auch auf meiner "Haben-Wollen-Liste".
Den Hinweis auf UK Sound verdanke ich @Vazka (Du bist schuld, mein Lieber ) und ich muss auch sagen, dass ich sehr voreingenommen an den UK Sound 1173 gegangen bin - von der ersten Sekunde an war klar, dass Teil ist für mich gemacht (dazu weiter unten mehr).
Erfreulicherweise konnte sich @whitealbum auch kurzfristig etwas Zeit für mich freimachen - ein Paar kritische Ohren mehr, ist nicht zu unterschätzen - ganz herzlichen Dank an dieser Stelle auch
Der UK Sound 1173 ist also - wie die Bezeichnung schon nahelegt - eine 1-kanalige Kombination von 1073 (Preamp) und 1176 (FET-Kompressor).
Von links nach rechts sind auf der Front zu finden:
DI, Wahlschalter (DI, Line, Mic), Kippschalter für 48V, Eingangsimpedanzwahlschalter (150/300 Ohm), Polarität, Gain Poti (gerastert in 5dB-Schritten von 15 - 70 dB), Kippschalter für das HPF (vermutlich 80Hz), das "Preamp Out"-Poti mit Nullposition, Drehregler für Ratio (4;1, 8:1, 12:1, 20:1), Kippschalter für "All Buttons In", Sidechain (100Hz) und Compressor Bypass, Attack und Release-Potis, Output-Regler und VU-Meter.
Auf der Rückseite finden sich lediglich der Power-Schalter, die Eingänge Mic und Line (nur XLR), sowie der Ausgang (XLR)
Das Gerät macht einen sehr gut verarbeiteten Eindruck, alle Schalter klacken satt und die Potis laufen sauber und weich (klitzekleiner Kritikpunkt: die Potis könnten etwas mehr Widerstand bieten). Da gibt es nichts zu beanstanden, das ist richtig gut und wertig zusammengebaut (wie erwartet).
Bevor es an die richtig spannenden Themen geht hier noch ein Brief Fact Sheet (lt. Hersteller):
- 19" 1 HE Rackgerät
- Gewicht 3 Kg
- Frequenz von 31,5Hz - 20 kHz
- Ausgangsimpedanz 300 Ohm
- 15 - 70 dB Gain
- HPF (keine genaue Angabe, ich vermute bei 80 Hz)
- Sidechain bei 100 Hz
- OP Carnhill-Übertrager im Ein- und Ausgang
- Hergestellt von BAE in USA/California
"Straßenpreis" (10/2019) in D: 1200 - 1400 EUR (1200 $ ROW)
Sound / Klangbild Mikrofonpreamp
Der UK Sound 1176 orientiert sich natürlich am großen Vorbild und ist demnach ein färbender Preamp und das merkt man/frau auch sehr deutlich. Selbst in der am wenigsten färbenden Einstellung verleiht der Preamp den Signalen Wärme, oder wie Huart sagen würde: Gewicht. Und auch Schmelz und Sahne. Selbst im Vergleich mit dem "großen Bruder" von BAE, legt der UK Sound noch mal eine Schippe drauf im Bereich der Tiefmitten, des Gewichts, der Schmelz in den Höhen ist zwar zurückhaltender, aber dennoch gut zu greifen. Wer einen schlanken und analytischen Preamp sucht, ist hier vollkommen falsch. Das will der auch gar nicht sein. Hier gehts zwar auch um saubere Zeichnung, aber mit dickem Pinsel, extra Karamel mit einer extra Portion Sahne. Ein GAPremier, der ja auch schon ordentlich färben kann, ist dagegen schon schlank zu nennen.
Nachteil dieses Charakters: das könnte mitunter zu viel sein ("der Elch ruft" bei ca. 150Hz), kann aber durch minimal EQ, oder Abstand zum Mikrofon auch wieder kompensiert werden. Insofern kein Problem, eher eine Frage der Zielvorstellung. Und es gibt ja auch noch den Kompressor im selben Gerät!
Mein Assoziation dazu: Auch wenn der UK Sound "UK" im Namen trägt, klingt er für mich amerikanischer, als sein Bruder von BAE - irgendwie so in etwa, schwer zu fassen. Etwas träger, wie es sich für Karamel nun mal gehört.
Sound / Klangbild Kompressor
Wer 1176er kennt, weiß, was sie/ihn hier erwartet. Überraschenderweise macht die Kompressorabteilung den Eindruck, wenig Ambitionen in Richtung Färbung zu haben. Das irritiert zunächst mal. Wenn ich meinen 1176er-Clone von Klark Teknik dazu im Vergleich nehme, kann der deutlich - und ich meine deutlich! - mehr seinen Stempel aufdrücken. Die Ratioeinstellungen sind praxisnah dem Vorbild entsprechend und arbeiten einwandfrei, auch "All Buttons In" ist an Bord und lädt zum Experimentieren ein. Und nun wird es etwas komplexer, denn vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Eindrücke zum Preamp, präsentiert sich der Kompressor als perfekte Ergänzung. Der Sidechain greift bei 100Hz an, dadurch werden - so vorhanden - die "Elche" bei 150 Hz mitgenommen und darunter bleibt genügend Luft für die Bässe zum Atmen. Der Effekt ist subtil, aber auch dramatisch zugleich. Die Attack- und Release-Potis lassen sich gut dosieren (siehe auch "Handling" weiter unten) und im Zusammenspiel effektiv einsetzen.
Der Kompressor kann, anders als der MicPreamp, nicht solo genutzt werden. Das ist der einzige für mich erkennbare Nachteil.
Handling der Kette
Im Grunde wäre nun alles gesagt, aber ein paar Worte zum Handling halte ich für geboten, weil der 1173 irgendwie speziell ist.
Durch den Bypass des Kompressors kann der Preamp alleine betrieben werden, dabei bleibt aber das Outputpoti am Ende der Kette aktiv. Das bedeutet, unter der Voraussetzung, dass mit dem Anpassen der Eingangsimpedanz und der Sättigung ohne Clipping in Sachen Gain, das Signal drastisch verändert werden kann, ohne es im Grunde kaputt machen zu können, für Richtung "Tape" (kleiner Gag ). Dabei gibt es zunächst wenige Anhaltspunkte (ausser die Gainstufen, die "0" bei Preamp Out und die Ratioeinstellungen). Der Rest muss erhört werden. Daher sind Presets, iSv Standardeinstellungen, damit ausser in Extrempositionen kaum möglich, dafür bietet es zu wenig Skalierung. Das Gerät zwingt einen, sich zunächst mit den Einflüssen der Eingriffsmöglichkeiten auditiv auseinander zu setzen und nicht primär optisch mit Ausnahme des VU. Dieser Logik folgend, sind die Herstellerangaben zu Kennwerten auch sehr bescheiden. Der 1173 ist daher im Wortsinne eher ein Musikinstrument, welches erlernt werden muss.
Doch lassen wir den Meister persönlich zu Wort kommen - und ich hätte es besser natürlich niemals hinbekommen:
Fazit
Eine wirklich gelungene Symbiose einer sehr beliebten Kette und ein weiteres Musikinstrument für ambitionierte Recording-Praktiker. Oberklasse zum Mittelklassepreis.
Was kommt heraus, wenn sich ein Singer/Songwriter (kleiner Gag ), ein Profi-Nerd in Sachen Tontechnik und ein Produzent von Outboard-Equipment zusammentun?
in diesem Fall UK Sound.
Die noch nicht so legendäre Legende besagt, dass vor einigen Jahren Warren Huart die Idee gehabt habe, seinen Lieblingspreamp und Kompressor in ein schlankes 19" 1 HE Gerät zu packen. Darauf sprach er Michael Stucker an und konnte ebenso Mark Loughman für die Idee gewinnen.
Ein paar Jährchen Entwicklungsarbeit später stehen nun einige sehr feine Produkte auch den deutschen Recording-Fans zur Verfügung und leider auch auf meiner "Haben-Wollen-Liste".
Den Hinweis auf UK Sound verdanke ich @Vazka (Du bist schuld, mein Lieber ) und ich muss auch sagen, dass ich sehr voreingenommen an den UK Sound 1173 gegangen bin - von der ersten Sekunde an war klar, dass Teil ist für mich gemacht (dazu weiter unten mehr).
Erfreulicherweise konnte sich @whitealbum auch kurzfristig etwas Zeit für mich freimachen - ein Paar kritische Ohren mehr, ist nicht zu unterschätzen - ganz herzlichen Dank an dieser Stelle auch
Der UK Sound 1173 ist also - wie die Bezeichnung schon nahelegt - eine 1-kanalige Kombination von 1073 (Preamp) und 1176 (FET-Kompressor).
Von links nach rechts sind auf der Front zu finden:
DI, Wahlschalter (DI, Line, Mic), Kippschalter für 48V, Eingangsimpedanzwahlschalter (150/300 Ohm), Polarität, Gain Poti (gerastert in 5dB-Schritten von 15 - 70 dB), Kippschalter für das HPF (vermutlich 80Hz), das "Preamp Out"-Poti mit Nullposition, Drehregler für Ratio (4;1, 8:1, 12:1, 20:1), Kippschalter für "All Buttons In", Sidechain (100Hz) und Compressor Bypass, Attack und Release-Potis, Output-Regler und VU-Meter.
Auf der Rückseite finden sich lediglich der Power-Schalter, die Eingänge Mic und Line (nur XLR), sowie der Ausgang (XLR)
Das Gerät macht einen sehr gut verarbeiteten Eindruck, alle Schalter klacken satt und die Potis laufen sauber und weich (klitzekleiner Kritikpunkt: die Potis könnten etwas mehr Widerstand bieten). Da gibt es nichts zu beanstanden, das ist richtig gut und wertig zusammengebaut (wie erwartet).
Bevor es an die richtig spannenden Themen geht hier noch ein Brief Fact Sheet (lt. Hersteller):
- 19" 1 HE Rackgerät
- Gewicht 3 Kg
- Frequenz von 31,5Hz - 20 kHz
- Ausgangsimpedanz 300 Ohm
- 15 - 70 dB Gain
- HPF (keine genaue Angabe, ich vermute bei 80 Hz)
- Sidechain bei 100 Hz
- OP Carnhill-Übertrager im Ein- und Ausgang
- Hergestellt von BAE in USA/California
"Straßenpreis" (10/2019) in D: 1200 - 1400 EUR (1200 $ ROW)
Sound / Klangbild Mikrofonpreamp
Der UK Sound 1176 orientiert sich natürlich am großen Vorbild und ist demnach ein färbender Preamp und das merkt man/frau auch sehr deutlich. Selbst in der am wenigsten färbenden Einstellung verleiht der Preamp den Signalen Wärme, oder wie Huart sagen würde: Gewicht. Und auch Schmelz und Sahne. Selbst im Vergleich mit dem "großen Bruder" von BAE, legt der UK Sound noch mal eine Schippe drauf im Bereich der Tiefmitten, des Gewichts, der Schmelz in den Höhen ist zwar zurückhaltender, aber dennoch gut zu greifen. Wer einen schlanken und analytischen Preamp sucht, ist hier vollkommen falsch. Das will der auch gar nicht sein. Hier gehts zwar auch um saubere Zeichnung, aber mit dickem Pinsel, extra Karamel mit einer extra Portion Sahne. Ein GAPremier, der ja auch schon ordentlich färben kann, ist dagegen schon schlank zu nennen.
Nachteil dieses Charakters: das könnte mitunter zu viel sein ("der Elch ruft" bei ca. 150Hz), kann aber durch minimal EQ, oder Abstand zum Mikrofon auch wieder kompensiert werden. Insofern kein Problem, eher eine Frage der Zielvorstellung. Und es gibt ja auch noch den Kompressor im selben Gerät!
Mein Assoziation dazu: Auch wenn der UK Sound "UK" im Namen trägt, klingt er für mich amerikanischer, als sein Bruder von BAE - irgendwie so in etwa, schwer zu fassen. Etwas träger, wie es sich für Karamel nun mal gehört.
Sound / Klangbild Kompressor
Wer 1176er kennt, weiß, was sie/ihn hier erwartet. Überraschenderweise macht die Kompressorabteilung den Eindruck, wenig Ambitionen in Richtung Färbung zu haben. Das irritiert zunächst mal. Wenn ich meinen 1176er-Clone von Klark Teknik dazu im Vergleich nehme, kann der deutlich - und ich meine deutlich! - mehr seinen Stempel aufdrücken. Die Ratioeinstellungen sind praxisnah dem Vorbild entsprechend und arbeiten einwandfrei, auch "All Buttons In" ist an Bord und lädt zum Experimentieren ein. Und nun wird es etwas komplexer, denn vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Eindrücke zum Preamp, präsentiert sich der Kompressor als perfekte Ergänzung. Der Sidechain greift bei 100Hz an, dadurch werden - so vorhanden - die "Elche" bei 150 Hz mitgenommen und darunter bleibt genügend Luft für die Bässe zum Atmen. Der Effekt ist subtil, aber auch dramatisch zugleich. Die Attack- und Release-Potis lassen sich gut dosieren (siehe auch "Handling" weiter unten) und im Zusammenspiel effektiv einsetzen.
Der Kompressor kann, anders als der MicPreamp, nicht solo genutzt werden. Das ist der einzige für mich erkennbare Nachteil.
Handling der Kette
Im Grunde wäre nun alles gesagt, aber ein paar Worte zum Handling halte ich für geboten, weil der 1173 irgendwie speziell ist.
Durch den Bypass des Kompressors kann der Preamp alleine betrieben werden, dabei bleibt aber das Outputpoti am Ende der Kette aktiv. Das bedeutet, unter der Voraussetzung, dass mit dem Anpassen der Eingangsimpedanz und der Sättigung ohne Clipping in Sachen Gain, das Signal drastisch verändert werden kann, ohne es im Grunde kaputt machen zu können, für Richtung "Tape" (kleiner Gag ). Dabei gibt es zunächst wenige Anhaltspunkte (ausser die Gainstufen, die "0" bei Preamp Out und die Ratioeinstellungen). Der Rest muss erhört werden. Daher sind Presets, iSv Standardeinstellungen, damit ausser in Extrempositionen kaum möglich, dafür bietet es zu wenig Skalierung. Das Gerät zwingt einen, sich zunächst mit den Einflüssen der Eingriffsmöglichkeiten auditiv auseinander zu setzen und nicht primär optisch mit Ausnahme des VU. Dieser Logik folgend, sind die Herstellerangaben zu Kennwerten auch sehr bescheiden. Der 1173 ist daher im Wortsinne eher ein Musikinstrument, welches erlernt werden muss.
Doch lassen wir den Meister persönlich zu Wort kommen - und ich hätte es besser natürlich niemals hinbekommen:
Fazit
Eine wirklich gelungene Symbiose einer sehr beliebten Kette und ein weiteres Musikinstrument für ambitionierte Recording-Praktiker. Oberklasse zum Mittelklassepreis.
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