Squier - Bünde abgerichtet aber nicht verrundet?

[MartRokX]

Habe mir seit langem mal wieder eine neue, also fabrikneue, Gitarre gekauft, eine Squier Vintage Modified Stratocaster (nicht 70s). Eigentlich ein schönes Teil, das nur wenig Setup Arbeit von mir erforderte: Hals war nur etwas zu gerade und am 12. Bund war das Bundstäbchen etwas erhöht- ließ sich aber reinklopfen. Mit Scheckkarte hab ich festgestellt dass die Bünde auch sehr gut abgerichtet sind; nur hier fiel mir auf, dass die Bünde hier und da kleine Plateaus auf der Krone haben, also man sieht dass was abgetragen wurde. Wurde hier dann der Arbeitsgang des erneuten verrundens der Bundkrone vergessen oder kann man das einfach bei einer Gitarre dieser Preisklasse nicht erwarten?

 

[Bassturmator]

Eine minimale Abflachung auf der Bundkrone ist normal und sogar wünschenswert, denn eine auf null zugeschliffene Bundkrone würde sehr schnell verschleißen.

 

[Avalanche]

Besser so, mit weniger Krone, als schlecht abgerichtet. Ohne Foto nicht zu beurteilen. Selbst verkronen / nacharbeiten ist auch möglich mit einer einfachen flachen Feile.
Flache kronen können das spielgefühl sogar verbessern wie ich finde. Nur die intonation ist zumindest messbar nicht mehr im normbereich.

 

[murle1]

Habe mir seit langem mal wieder eine neue, also fabrikneue, Gitarre gekauft, eine Squier Vintage Modified Stratocaster (nicht 70s). Eigentlich ein schönes Teil, das nur wenig Setup Arbeit von mir erforderte: Hals war nur etwas zu gerade und am 12. Bund war das Bundstäbchen etwas erhöht- ließ sich aber reinklopfen. Mit Scheckkarte hab ich festgestellt dass die Bünde auch sehr gut abgerichtet sind; nur hier fiel mir auf, dass die Bünde hier und da kleine Plateaus auf der Krone haben, also man sieht dass was abgetragen wurde. Wurde hier dann der Arbeitsgang des erneuten verrundens der Bundkrone vergessen oder kann man das einfach bei einer Gitarre dieser Preisklasse nicht erwarten?

Nun noch einmal zum Xten mal: Mit einer Scheckkarte kann man die Bünde NICHT vernünftig und genau genug prüfen. So etwas geht nur, wenn etwas sehr gerades über 3 Bünde gelegt wird, um festzustellen, ob der Bund in der Mitte zu hoch ist, wenn also dort etwas wackelt! Und bei den hohen Bünden 16-22 liegt die Scheckkarte auf mindestens 4 oder 5 Bünden auf. Wie willst Du da festestellen wo was nicht in Ordnung ist? Dafür gibt es die Fretrocker, das sind Platten mit 5 oder 6 verschieden langen Flächen. Die Teile kosten so um die 10 Euro. Und selbst die Teile haben eine Abweichung von Bruchteilen eines Millimeters. Ich habe mehrere nacharbeiten(schleifen) lassen auf einen tausendstel Millimeter. Und dann festgestellt, das damit auf Hälsen die ich mit dem Fretrocker VOR dem Nacharbeiten geprüft hatte, noch minimale Mängel festgestellt wurden.
Mit den Teilen können wir sehr genau prüfen und die Bünde punktuell nachdrücken, denn nicht immer sind die Bünde über die komplette Breite uneben. Ich behaupte, dadurch wird die Genauigkeit genau so erreicht wie das teure Plecen! Also lasst die Scheckkarten in der Brieftasche und opfert die wenigen Euronen für einen Fretrocker!! Alles andere ist Murks. (Sorry!!)
Nachtrag: Seit ich die Fretrocker habe, wird JEDE ankommende Gitarre überprüft - und in den letzten 9 Monaten war noch keine!! ohne Abweichungen, unabhängig von Marke und Preis!

 

[Avalanche]

Ja, Scheckkarten kann man zwar auch zuschneiden, aber das Material ist nicht geeignet.
Wer Glasscheiben schmal zuschneiden kann, der kann auch sehr genau "fret-rocken"
Ich suche aber auch noch nach dem heiligen Gral der Fret Messung.
Manchmal bin ich erstaunt über die schnarrlosigkeit einer Gitarre mit sehr flacher Saitenlage, messe dann und finde Unebenheiten der Bünde.
Andererseits gibt es Gitarren die schnarren (Fret Buzzing) recht schnell, je tiefer die Saiten liegen, obwohl man tausend stunden investiert hat bis der Fretrocker endlich gesagt hat : "Hast gewonnen, ich geb auf"

Ich denke dass die Saiten, also das Material und Materialfehler da eine Rolle spielen
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---

Nachtrag: Seit ich die Fretrocker habe, wird JEDE ankommende Gitarre überprüft - und in den letzten 9 Monaten war noch keine!! ohne Abweichungen, unabhängig von Marke und Preis!

Jau, das ist erstaunlicherweise genauso bei den teuren Marken Produkten der Fall.
Beschähmend.

 

[Gast268730]

JEDE ankommende Gitarre überprüft - und in den letzten 9 Monaten war noch keine!! ohne Abweichungen, unabhängig von Marke und Preis!

Wieviele Gitarren hast du denn in den letzten 9 Monaten gekauft?

 

[Sashman]

Wieviele Gitarren hast du denn in den letzten 9 Monaten gekauft?

Wahrscheinlich keine, denn Murle ist Gitarrenbauer und macht ebenso Service, Wartung etc.
Also ist hier schon einiges an Fachwissen und Fachkompetenz vorhanden.

 

[Gast268730]

Wahrscheinlich keine, denn Murle ist Gitarrenbauer und macht ebenso Service, Wartung etc.
Also ist hier schon einiges an Fachwissen und Fachkompetenz vorhanden

Ah deshalb.
Ich wollte hier keinerlei Kompetenzen in Frage stellen.

 

[murle1]

Ah deshalb.
Ich wollte hier keinerlei Kompetenzen in Frage stellen.

Du hättest nur einmal in meine HP schauen müssen, oder die Galerie aufrufen.
Ich habe in den 26 Jahren ca. 380 - 400 Gitarren gebaut, und mindestens genau so viele auf dem Tisch gehabt zum Service, einige Wochen davon mit Hilfe meines Freundes "Sashman", daher kann er guten Gewissens bestätigen was ich schreibe. Neubundiert habe ich auch schon etliche auf Wunsch. Und ich habe fast zwei Jahre in einem großen Musikgeschäft in Minden stundenweise ausgeholfen beim Service, weil sonst Niemand es wollte (oder konnte?) Daher bin ich in Kontakt gekommen mit vielen Kundengitarren und allen möglichen -und unmöglichen Marken. Aber erst seit die Fretrocker im Handel sind, ist ein genaues Arbeiten möglich. Eine komplette Bundkontrolle dauert so um die 10 Minuten, die Nacharbeiten ja nach Anzahl der "bösen" Bünde ca. 20 Minuten (mit abrichten, wenn nötig bei leichten Kerben in den Bünden). Für freundliche Kunden ist die Kontrolle ein kostenloser Service!!

 

[Gast268730]

Du hättest nur einmal in meine HP schauen müssen, oder die Galerie aufrufen.

https://drive.google.com/file/d/1EOeg-MWfKdDIsKKkHoBP_Nm5rE40Zj9a/view?usp=sharing

Fesch, gefällt mir.

 

[S.G.K.]

Also als Dritter im Bunde des Kreises RBC melde ich mich mal nach langer Zeit zu Wort.
Vor ungefähr 4-5 Jahren war Rainer so nett und hat mich in viele Details eingeweiht.
Der Mann hat ein gut fundiertes Fachwissen! Dank ihm durfte ich wirklich viel lernen (gefordert und gefördert!).
Mittlerweile bin ich stolz und glücklich sein Vertrauen sowohl Privat als auch Handwerklich zu haben!

Das alte bekannte Bundproblem.. es gibt tatsächlich keinen Tag den ich da bin, an dem ich nicht an irgendwelchen Hälsen kontrolliere/abrichte/poliere.
Anfangs war ich total schockiert das auch Custom Shop-(Industrie) Instrumente einfach nicht sauber abgerichtet waren.
Der Fretrocker wie Rainer bereits erwähnt ist echt eine gute Hilfe, aber selbst die gekauften (egal ob teuer oder günstig vom Chinamann) haben einfach keine ordentlichen Kanten (das verstehe ich immer noch nicht). Damit wurde das Abrichten zwar besser, aber nicht perfekt. Wirklich tiefe Saitenlagen waren nicht ohne Kompromisse so richtig zufrieden stellend. Dank meiner Stelle habe ich die Möglichkeit an eine Industrie Flachschleifmaschine zu kommen, da wurden dann erstmal drei Stück auf 2 MIKROMETER Toleranz geschliffen. Seit dem macht das Abrichten wirklich spaß und jegliche Instrumente bekommen ein göttliches Spielgefühl!
Ich hoffe das (auch wenn ich davon nicht viel halte) die PLEK-Maschine in der Industrie grundsätzlich eingesetzt wird, damit endlich alle Gitarren einen wirklichen hohen Standard erfüllen.

Noch eine kleine Anekdote für chick guevara. Vor ca 2 Jahren kam eine Fender esquiere Custom Shop für eine kleine Modifizierung.
Die Bünde waren noch scharfkantig! Nicht wirklich plan! Die Alterung an manchen Stellen für die Funktionalität wirklich hinderlich! Das Gerät war erst ein paar Monate alt. ABER die Lötpunkte und die Verkabelung war wirklich TOP, auch das sieht man nicht so häufig! Als ich den Preis in Erfahrung brachte... ohne Worte. Der Klang war aber mehr als bescheiden. Sowas vergisst man nicht.

Grüße
Sven

 

[MartRokX]

Danke schon mal für die zahlreichen Antworten. So ein Fret Rocker werde ich mir wohl mal zulegen, Anfangs hatte ich ja gar nicht vor das überhaupt zu kontrollieren, aber die Bearbeitungsspuren haben mich dann neugierig gemacht, und die Scheckkarte bzw. Saitenlage-Messkarte von Boston war gerade bei der Hand. Aber nun zum Thema, weiß jemand ob Squier, Epiphone oder andere etablierte Fernost-Fertiger generell abrichten oder erst ab einer bestimmten Preiskategorie?

 

[Sashman]

Also als Dritter im Bunde des Kreises RBC melde ich mich mal nach langer Zeit zu Wort.
Vor ungefähr 4-5 Jahren war Rainer so nett und hat mich in viele Details eingeweiht.
Der Mann hat ein gut fundiertes Fachwissen! Dank ihm durfte ich wirklich viel lernen (gefordert und gefördert!).
Mittlerweile bin ich stolz und glücklich sein Vertrauen sowohl Privat als auch Handwerklich zu haben!

Das alte bekannte Bundproblem.. es gibt tatsächlich keinen Tag den ich da bin, an dem ich nicht an irgendwelchen Hälsen kontrolliere/abrichte/poliere.
Anfangs war ich total schockiert das auch Custom Shop-(Industrie) Instrumente einfach nicht sauber abgerichtet waren.
Der Fretrocker wie Rainer bereits erwähnt ist echt eine gute Hilfe, aber selbst die gekauften (egal ob teuer oder günstig vom Chinamann) haben einfach keine ordentlichen Kanten (das verstehe ich immer noch nicht). Damit wurde das Abrichten zwar besser, aber nicht perfekt. Wirklich tiefe Saitenlagen waren nicht ohne Kompromisse so richtig zufrieden stellend. Dank meiner Stelle habe ich die Möglichkeit an eine Industrie Flachschleifmaschine zu kommen, da wurden dann erstmal drei Stück auf 2 MIKROMETER Toleranz geschliffen. Seit dem macht das Abrichten wirklich spaß und jegliche Instrumente bekommen ein göttliches Spielgefühl!
Ich hoffe das (auch wenn ich davon nicht viel halte) die PLEK-Maschine in der Industrie grundsätzlich eingesetzt wird, damit endlich alle Gitarren einen wirklichen hohen Standard erfüllen.

Noch eine kleine Anekdote für chick guevara. Vor ca 2 Jahren kam eine Fender esquiere Custom Shop für eine kleine Modifizierung.
Die Bünde waren noch scharfkantig! Nicht wirklich plan! Die Alterung an manchen Stellen für die Funktionalität wirklich hinderlich! Das Gerät war erst ein paar Monate alt. ABER die Lötpunkte und die Verkabelung war wirklich TOP, auch das sieht man nicht so häufig! Als ich den Preis in Erfahrung brachte... ohne Worte. Der Klang war aber mehr als bescheiden. Sowas vergisst man nicht.

Grüße
Sven

Danke für die ausführlichen Worte Sven
Mir fehlt dazu leider gerade ein wenig die Zeit.
Selbstverständlich teile ich hier zu 100% Deine Meinung/Erfahrung.
Und nicht nur dies, dazu sei erwähnt, dass auch 8nstrumente mit dem ach so angeprisenen Plek Service dazu gehören.
(ich mag hier keine Diskussion dazu lostreten, aber ich hatte auch hier schon nagelneue Instrumente oder frisch geplekte Instrumente in der Hand, bei denen auch einiges im Argen war, was Bünde und deren Abrichtung betrifft)

Grüße
Sash

 

[Avalanche]

Manche nehmen teppichmesser, Cutter, klingen als bundwippe. Und zum bundschlitz säubern.

 

[murle1]

Manche nehmen teppichmesser, Cutter, klingen als bundwippe. Und zum bundschlitz säubern.

Die sind auch recht gerade, nur Du musst dann mehrer in verschiedenen Längen nehmen. Weil es nur über 3 Bünde funktioniert.
Ich hätte früher auch nie geglaubt, dass schon ein WINZIG höherer Bund bei flacher Saitenlage Scheppern verursacht...

 

[MartRokX]

Hier mal ein Bild, damit ihr seht was ich meine. Die linke Seite vom 12. Bund ist ziemlich platt im Vergleich, die rechte Seite vom 13. Bund auch etwas; der 15. Bund hat gleichmäßig über die ganze Länge nur wenig Abtrag. Und so sieht es im Mittel über das ganze Griffbrett aus.

 

[Bassturmator]

...was ja ein deutliches Zeichen dafür wäre dass abgerichtet wurde.

Unsichtbarer wäre es wenn vor dem bundieren das Griffbrett abgerichtet worden wäre.

 

[murle1]

...was ja ein deutliches Zeichen dafür wäre dass abgerichtet wurde.

Unsichtbarer wäre es wenn vor dem bundieren das Griffbrett abgerichtet worden wäre.

Oder die Bünde nachgedrückt worden wären, nach einer Fretrockerkontrolle...

 

[MartRokX]

So, mal ein Update:
Mittlerweile habe ich einen FretRocker, eine Bundfeile sowie eine Bundkronenfeile.
Die Strat hatte wohl doch noch ein paar mehr überstehende Bünde. Somit habe ich mich dann mal an das Abrichten gewagt. Saiten ab, Hals entspannt, Geradheit kontrolliert. Dann mit Edding alle Bünde markiert und losgefeilt. Das solange, bis bei allen Bünden mindestens die Markierung touchiert wurde. Dabei wurden natürlich manche Bünde mehr und manche weniger abgetragen. Mit der Bundkronenfeile dann weitestgehend die Plateaus beseitigt. Zum Schluss dann noch mit 1200, 2400, 3600 und 6000er Schleifpads die Bünde poliert und das Griffbrett komplett mit 0000 Stahlwolle gereinigt und geölt. Die Bünde sehen jetzt aus wie verchromt und zirpen auch nicht mehr bei Bendings. Man hat jetzt schon das Gefühl eine viel wertigere Gitarre zu spielen.

 

[murle1]

*edit*

Noch besser wäre es gewesen, mit dem Fretrocker erst einmal die Bünde zu suchen und markieren, die etwas höher stehen. Diese dann gezielt nachdrücken! Damit hättest Du Dir das zu viele Abschleifen erspart. Das ist leider ein Fehler der oft gemacht wird: Abrichten (Schleifen) ohne vorher die Bünde zu bearbeiten. Deswegen bin ich auch kein Freund vom Plecen. Denn dort werden einzelne Bünde nicht "per Hand" vorbearbeitet. Zu hoch stehende Bünde eindrücken, und auch welche die minimal zu tief sitzen, können bis zu einem Punkt angehoben werden.
Das "grobe Werkzeug" wird zu schnell verwendet. Ich arbeite fast nie mit einer Feile, erst Bünde auf eine Ebene bringen, dann wird abgerichtet mit Alublock und 320er Papier. Also ein besseres Polieren. Das dauert ein wenig und erfordert Geduld, schont aber das Bundmaterial.
Bilderfolge: Jeden Bund mit einem Fretrocker über die komplette Breite prüfen (es können auch nur einige Stellen zu hoch sein, deshalb) Meine Fretrocker wurden noch einmal nachgeschliffen auf einige Hundertstel!! In China ist nicht alles gerade was gerade aussieht!
Dann die mit Edding markierten Stellen mit Hämmerchen und Hartholzrundstab nachdrücken (klopfen) und nachprüfen.
Die anderen Bilder zeigen meine Abrichter aus Aluvierkannt mit 3 Körnungen selbstklebendem Schleifpapier. Damit erst etwas schleifen und mit der feinsten Körnung polieren. Das alles dauert
zwar über eine Stunde, aber erspart "grobere Methoden". In manchen Beiträgen lese ich ab und zu es wird mit "Schmirgelpapier" gearbeitet, da bekomme ich Gänsehaut!


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