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Gast174516
Guest
[REVIEW] FENDER '65 PRINCETON REVERB REISSUE
History:
Der Fender Princeton Reverb wurde von Fender von 1964-1981 als 10" Vollröhren-Combo mit Reverb und Tremolo gebaut. Der relativ kleine Amp erfreute sich schnell einer sehr großen Beliebtheit, da er mit seinen zwei 6V6-Röhren angemessene 12-15 Watt generiert und somit von Bedroom bis Clubgig einsetzbar ist. Vor allem generiert der Princeton aber den typischen "California Clean" in absoluter Reinkultur, so dass Princetons auf unzähligen Aufnahmen zu hören sind. Der Amp ist robust, eher leichtgewichtig und, da pedalfreundlich, vielseitig einsetzbar.
Der Ur-Princeton Reverb, der "Blackface" wurde von 1964-1967 mit der Schaltung AA1164 gebaut, bis zur Übernahme durch CBS. Es folgten einige leichte Modifikationen in der CBS Ära ( AB1270 und AA764), die jedoch im Gegensatz zu anderen Fenderamps milde ausfielen und den Ton nicht signifikant gegenüber dem "Blackface" veränderten. Es änderte sich jedoch im Rahmen der Sparmaßnahmen durch CBS das Gehäusematerial von massiver Birke über MDF zu Pressspan ab 1980.
Ab 1968 wurde aus dem Blackface der "Silverface", der ab 1980 (eine der merkwürdigsten Entscheidungen) wie auch andere Fenderamps mit einem Push/Pull als Volumepoti versehen wurde. Diese Option bewirkt einen kräftigen Lautstärkeansteig mit unangenehmer Zerre, die nötige Energie wird hier aus der für den Reverb zuständigen Röhre abgegriffen, so dass kaum noch Hall bei "gepushtem" Volumepoti vorhanden ist. Bleibt das Poti gedrückt ist alles wie bei Standard-Poti. Muss man ja nicht ziehen
Ende 1980 wurde nochmal eine letzte Serie der klassischen, handverdrahteten Princeton Reverb aufgelegt, in Reminiszenz mit schwarzer Frontplate.
Ende 1981 kam dann der komplett durch Paul Rivera überarbeitete "Princeton II", der jedoch mit den Klassikern wenig gemeinsam hat.
Der Reissue:
Der für mein Review vorliegende Amp ist ein limited Edition-Modell aus Anfang 2019- der Amp entspricht dem Standard PRRI, allerdings mit einem Tolex aus "Fawn" (das kennt man eher von VOX), einer Frontbespannung aus Korbähnlichem Material sowie den eher für blonde Fenderamps typischen Buttons. Eher ein Sammelsurium verschiedener Stile, aber irgendwie nice. Die limited Edition verfügt darüberhinaus über einen größeren 12" Speaker, der hier von Celestion beigesteuert ist. Die Konstruktion wirkt solide und wertig verarbeitet, als Gehäusematerial kommt MDF zum Einsatz, das Speakerbaffle ist separat verschraubt- Pluspunkt. Am Gehäuseboden befindet sich die Hallspirale, eingewickelt in eine Tülle und mit Klettband fixiert. Der Amp ist auf Anfrage bei 7ender "Made in USA", auch wenn das Chassis dies nicht explizit ausweist. Footswitch für Reverb und Tremolo ist ebenfalls anwesend, nebst Schutzhülle. Mit 1.5 k nicht gerade ein Schnäppchen!
Der PRRI ist wie das Original eine Vollröhrencombo mit röhrenbetriebenem Reverb und einem Bias-Tremolo. Der Amp ist in Platinenbauweise gefertigt.
Der Ton:
Volume auf 0, Power "ON" (es gibt, wie beim Original, keinen Standby") und fünf Minuten vorglühen lassen.
Der PRRI besitzt die gleiche Röhrenbestückung wie das Original:
V1 12ax7 = Preamp
V2 12at7 = Reverb send
V3 12ax7 = 1/2 Reverb recovery and 1/2 Reverb mix
V4 12ax7 = 1/2 Vibrato and 1/2 Phase inverter
V5 6V6 = Power tube #1
V6 6V6 = Power tube #2
V7 5AR4 = Rectifier tube
Princetons verfügen über zwei Eingänge, "1" etwas hotter für schwächere Pickups, "2" etwas gebremster- klar, wir wählen die 1.
Mit der Telecaster zaubert der Princeton sofort den typischen Fenderclean aus dem Speaker, der bis "kurz nach halb" des Volumereglers auch clean bleibt: tighte, knochentrockene Bässe und luftige, schön schimmernde, manchmal leicht spitze Höhen, alles mit insgesamt reduzierten Hochmitten. Typisch kalifornisch eben. Der Amp ist laut und, dank des 12" Celestion G12M Greenback (zwar kein Heritage, dennoch UK-made) auch sehr präsent.
Geht man mit dem Volume höher befindet man sich bereits in straffer Übungsraumlautstärke und der Princeton beginnt ein angenehmes Crunchen.
Der Reverb ist sehr im Vordergrund und oberhalb der 16-Uhr-Stellung recht schrill und platschig. Das haben wir schon besser gehört, vielleicht müsste man da ein wenig modden (sofern möglich, da PCB) oder mit einer 12AU7 den Reverb etwas zügeln. Das Tremolo ist schön warm und tief und lässt sich feinfühliger regeln als der Reverb. Allerdings ist ein leichtes, permanentes Wummern des Tremolo in Spielpausen zu hören, wenn das Tremolo aktiv ist. Abgesehn davon ist das schon insgesamt ein feiner und durchaus authentischer Fendertone, besonders die knackigen Bässe machen ordentlich twang. Die Höhen könnten etwas sahniger und weicher klingen, hier kann man eventuell mit einer sanfteren Vorstufenröhre noch etwas "Seide" generieren. Dennoch muss man feststellen, dass der PRRI schon synthetischer und kühler tönt als ein altes Original.
Ob man zudem einen 12" Speaker für einen Princeton braucht ist wohl Geschmackssache- klar klingt der Speaker "größer" und prominenter, allerdings geht für mein Empfinen ein bißchen Dynamik verloren, 10er sind halt "schnellere" Speaker, wenn auch im Vergleich zweidimensionaler. Die Betriebsgeräusche des PRRI halten sich in Grenzen.
Auffallend ist hier jedoch, dass der PRRI bei einigen Frequenzen unschöne Vibrationen zeigt, was der Enge im Gehäuse durch den Zwölfzöller geschuldet ist.
Insgesamt dennoch ein guter Cleansound, der durchaus Freude machen kann und sich möglicherweise im längeren Betrieb noch entwickelt.
Der PRRI ist mit Platinen aufgebaut, dankenswerterweise befinden sich die Potis auf einer externen Platine und die Röhrensockel sind ins Chassis verschraubt. Gegenüber einem handverdrahteten Amp sieht man natürlich eine Menge Steckverbindungen, Flachbandkabel aus dem PC-Bereich und die typischen Bauteile aus der industriellen Fertigung. Leider sind die verbauten Trafos allesamt eher klein dimensioniert, was beim Netztrafo in Kombination mit den typisch hängenden Röhren im Dauerbetrieb für eine Menge Hitze sorgen kann.
Resümee:
Ja, der PRRI klingt schon durchaus gut, eben wie ein Princeton und ist tadellos verarbeitet. Gegenüber dem (handverdrahteten) Original fehlen ihm dennoch die letzten 10% Wärme, Dynamik und Klasse, was diverse Ursachen haben kann. Das vorliegende Exemplar zeigt zudem die genannten Gehäusevibrationen und ein unklares "Wummern" des Tremolo. Der Reverb ist bis maximal 50% gut nutzbar, darüberhinaus aber zu laut und eher "schrill".
Nachdenklich stimmt auch der Preis- mal abgesehen von dem "Aufschlag" für das limitierte Modell sind 1200€ für den Standard-PRRI schon ein Wort und für mein Empfinden deutlich zu teuer, gerade wenn man bedenkt, dass man in diesem Bereich schon mit Glück ein altes Original ergattern kann!
VERARBEITUNG +++++
SOUND ++++
REVERB - - -
PREIS - - - -
History:
Der Fender Princeton Reverb wurde von Fender von 1964-1981 als 10" Vollröhren-Combo mit Reverb und Tremolo gebaut. Der relativ kleine Amp erfreute sich schnell einer sehr großen Beliebtheit, da er mit seinen zwei 6V6-Röhren angemessene 12-15 Watt generiert und somit von Bedroom bis Clubgig einsetzbar ist. Vor allem generiert der Princeton aber den typischen "California Clean" in absoluter Reinkultur, so dass Princetons auf unzähligen Aufnahmen zu hören sind. Der Amp ist robust, eher leichtgewichtig und, da pedalfreundlich, vielseitig einsetzbar.
Der Ur-Princeton Reverb, der "Blackface" wurde von 1964-1967 mit der Schaltung AA1164 gebaut, bis zur Übernahme durch CBS. Es folgten einige leichte Modifikationen in der CBS Ära ( AB1270 und AA764), die jedoch im Gegensatz zu anderen Fenderamps milde ausfielen und den Ton nicht signifikant gegenüber dem "Blackface" veränderten. Es änderte sich jedoch im Rahmen der Sparmaßnahmen durch CBS das Gehäusematerial von massiver Birke über MDF zu Pressspan ab 1980.
Ab 1968 wurde aus dem Blackface der "Silverface", der ab 1980 (eine der merkwürdigsten Entscheidungen) wie auch andere Fenderamps mit einem Push/Pull als Volumepoti versehen wurde. Diese Option bewirkt einen kräftigen Lautstärkeansteig mit unangenehmer Zerre, die nötige Energie wird hier aus der für den Reverb zuständigen Röhre abgegriffen, so dass kaum noch Hall bei "gepushtem" Volumepoti vorhanden ist. Bleibt das Poti gedrückt ist alles wie bei Standard-Poti. Muss man ja nicht ziehen
Ende 1980 wurde nochmal eine letzte Serie der klassischen, handverdrahteten Princeton Reverb aufgelegt, in Reminiszenz mit schwarzer Frontplate.
Ende 1981 kam dann der komplett durch Paul Rivera überarbeitete "Princeton II", der jedoch mit den Klassikern wenig gemeinsam hat.
Der Reissue:
Der für mein Review vorliegende Amp ist ein limited Edition-Modell aus Anfang 2019- der Amp entspricht dem Standard PRRI, allerdings mit einem Tolex aus "Fawn" (das kennt man eher von VOX), einer Frontbespannung aus Korbähnlichem Material sowie den eher für blonde Fenderamps typischen Buttons. Eher ein Sammelsurium verschiedener Stile, aber irgendwie nice. Die limited Edition verfügt darüberhinaus über einen größeren 12" Speaker, der hier von Celestion beigesteuert ist. Die Konstruktion wirkt solide und wertig verarbeitet, als Gehäusematerial kommt MDF zum Einsatz, das Speakerbaffle ist separat verschraubt- Pluspunkt. Am Gehäuseboden befindet sich die Hallspirale, eingewickelt in eine Tülle und mit Klettband fixiert. Der Amp ist auf Anfrage bei 7ender "Made in USA", auch wenn das Chassis dies nicht explizit ausweist. Footswitch für Reverb und Tremolo ist ebenfalls anwesend, nebst Schutzhülle. Mit 1.5 k nicht gerade ein Schnäppchen!
Der PRRI ist wie das Original eine Vollröhrencombo mit röhrenbetriebenem Reverb und einem Bias-Tremolo. Der Amp ist in Platinenbauweise gefertigt.
Der Ton:
Volume auf 0, Power "ON" (es gibt, wie beim Original, keinen Standby") und fünf Minuten vorglühen lassen.
Der PRRI besitzt die gleiche Röhrenbestückung wie das Original:
V1 12ax7 = Preamp
V2 12at7 = Reverb send
V3 12ax7 = 1/2 Reverb recovery and 1/2 Reverb mix
V4 12ax7 = 1/2 Vibrato and 1/2 Phase inverter
V5 6V6 = Power tube #1
V6 6V6 = Power tube #2
V7 5AR4 = Rectifier tube
Princetons verfügen über zwei Eingänge, "1" etwas hotter für schwächere Pickups, "2" etwas gebremster- klar, wir wählen die 1.
Mit der Telecaster zaubert der Princeton sofort den typischen Fenderclean aus dem Speaker, der bis "kurz nach halb" des Volumereglers auch clean bleibt: tighte, knochentrockene Bässe und luftige, schön schimmernde, manchmal leicht spitze Höhen, alles mit insgesamt reduzierten Hochmitten. Typisch kalifornisch eben. Der Amp ist laut und, dank des 12" Celestion G12M Greenback (zwar kein Heritage, dennoch UK-made) auch sehr präsent.
Geht man mit dem Volume höher befindet man sich bereits in straffer Übungsraumlautstärke und der Princeton beginnt ein angenehmes Crunchen.
Der Reverb ist sehr im Vordergrund und oberhalb der 16-Uhr-Stellung recht schrill und platschig. Das haben wir schon besser gehört, vielleicht müsste man da ein wenig modden (sofern möglich, da PCB) oder mit einer 12AU7 den Reverb etwas zügeln. Das Tremolo ist schön warm und tief und lässt sich feinfühliger regeln als der Reverb. Allerdings ist ein leichtes, permanentes Wummern des Tremolo in Spielpausen zu hören, wenn das Tremolo aktiv ist. Abgesehn davon ist das schon insgesamt ein feiner und durchaus authentischer Fendertone, besonders die knackigen Bässe machen ordentlich twang. Die Höhen könnten etwas sahniger und weicher klingen, hier kann man eventuell mit einer sanfteren Vorstufenröhre noch etwas "Seide" generieren. Dennoch muss man feststellen, dass der PRRI schon synthetischer und kühler tönt als ein altes Original.
Ob man zudem einen 12" Speaker für einen Princeton braucht ist wohl Geschmackssache- klar klingt der Speaker "größer" und prominenter, allerdings geht für mein Empfinen ein bißchen Dynamik verloren, 10er sind halt "schnellere" Speaker, wenn auch im Vergleich zweidimensionaler. Die Betriebsgeräusche des PRRI halten sich in Grenzen.
Auffallend ist hier jedoch, dass der PRRI bei einigen Frequenzen unschöne Vibrationen zeigt, was der Enge im Gehäuse durch den Zwölfzöller geschuldet ist.
Insgesamt dennoch ein guter Cleansound, der durchaus Freude machen kann und sich möglicherweise im längeren Betrieb noch entwickelt.
Der PRRI ist mit Platinen aufgebaut, dankenswerterweise befinden sich die Potis auf einer externen Platine und die Röhrensockel sind ins Chassis verschraubt. Gegenüber einem handverdrahteten Amp sieht man natürlich eine Menge Steckverbindungen, Flachbandkabel aus dem PC-Bereich und die typischen Bauteile aus der industriellen Fertigung. Leider sind die verbauten Trafos allesamt eher klein dimensioniert, was beim Netztrafo in Kombination mit den typisch hängenden Röhren im Dauerbetrieb für eine Menge Hitze sorgen kann.
Resümee:
Ja, der PRRI klingt schon durchaus gut, eben wie ein Princeton und ist tadellos verarbeitet. Gegenüber dem (handverdrahteten) Original fehlen ihm dennoch die letzten 10% Wärme, Dynamik und Klasse, was diverse Ursachen haben kann. Das vorliegende Exemplar zeigt zudem die genannten Gehäusevibrationen und ein unklares "Wummern" des Tremolo. Der Reverb ist bis maximal 50% gut nutzbar, darüberhinaus aber zu laut und eher "schrill".
Nachdenklich stimmt auch der Preis- mal abgesehen von dem "Aufschlag" für das limitierte Modell sind 1200€ für den Standard-PRRI schon ein Wort und für mein Empfinden deutlich zu teuer, gerade wenn man bedenkt, dass man in diesem Bereich schon mit Glück ein altes Original ergattern kann!
VERARBEITUNG +++++
SOUND ++++
REVERB - - -
PREIS - - - -
- Eigenschaft
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