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PRS SE Paul's Guitar
Nun folgt doch noch ein weiterer SE-Review neben dem meiner SE Custom 24 Mapleneck und SE 245. Eigentlich war es zu Beginn bereits mein Plan, eine Paul's Guitar mein Eigen nennen zu können, doch es kam wegen o.g. Modelle erst einmal anders. Dann entdeckte ich eine Gebrauchte bei den Kleinanzeigen.
Die Reviews zu den Erstgenannten könnt Ihr hier finden:
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-prs-se-custom-24-mapleneck.693649/
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-prs-se-245.694242/#post-8807853
Bei den Beiden konnte ich mich von der in meinen Augen gesteigerten Qualität der SE-Modelle des Jahrgangs 2018/2019 überzeugen. Besaß bereits die ein oder andere SE davor, doch die aktuellen Modelle fühlen sich hochwertiger an. So bsitzt z.B. der Lack eine deutlich gesteigerte Haptik und fühlt sich nicht mehr so nach Kunststoffüberzug an. Generell bieten sie stärker die Aura der US-Core PRSi.
Aber zurück zu Paul´s persönlicher Gitarre. Sie erscheint in drei Farben, von denen es zwei nur bei diesem Modell zu finden gibt (PG):
Doch generell sieht man, dass Paul Reed die SE-Familie als vollwertiges Mitglied betrachtet. Dies zeigt sich neben der ständigen Weiterentwicklung und dem Einsatz neuer PU`s z.B., um mit den US-Core-Modellen auf dem entsprechenden Level zu bleiben, auch an solchen Sonderserien wie den Custom 24 mit Zebrawood bzw. Ziricote oder auch anderen exotischen Hölzern. Es finden sich auch neben Gitarren mit Floyd Rose Trem ebenso eine Bariton mit der 277 im Angebot, als auch eine 7-String und Semiakustik´s.
Bestandsaufnahme
Der Body klassiche gehalten, bestehend aus Mahagoni-Basis meets Ahorndecke und einem schön geriegelten Ahorntop, wohl als Furnier ausgeführt. Ein Volume- und Tonepoti nebst 3-Wegeschalter ergeben die Schaltzentrale. Zusätzlich kommen zwei Miniswitch, mit denen die Humbucker einzeln gesplittet werden können, hinzu. Dies funktioniert einfacherer und vor allen Dingen für jeden Pickup separat, als bei PRS üblich generell über das Tonepoti, dass als Push/Pullpoti ausgeführt wird.
Im Gegensatz zu meinen beiden anderen SE´s wurde die Paul's Guitar nicht in Korea, sondern in Indonesien hergestellt. Vielleicht will Paule damit den Standort Indonesien stärken, darf er doch die Gitarre des Chefs für den Weltmarkt fabrizieren.
Paul lies sich bei der Hardware nicht lumpen, so stammt das Alu-Stoptail mit kleinen Messingeinlagen am Saitenauflagepunkt nebst den Haltebolzen ebenfalls aus Messing aus direkt von der Core Paul's Guitar. Die Brushstroke Bird´s des Originals wurden leider nicht übernommen. Zwar bestehen die Standard-Inlays bei diesem wie bei den anderen SE-Modellen aus Kunststoff, nur sind sie diesmal nicht Perlmutt, sondern Abalone nachempfunden. Wieder ein Alleinstellungsmerkmal der Paul's Guitar. Eine Änderung gegenüber der originale 2019er-Paul's Guitar aus den USA stellt die Verwendung von schwarzen statt der elfenbeinfarbene Tunerbuttons dar. Sie laufen etwas schwergängig, halten jedoch die Stimmung sehr gut. Die Wahl der Tuner stellt vielleicht eine Reminiszenz an Pauls eigenen McCarty-Modelle oder aber ganz profan, er kann die klassischen Mechaniken einfach besser leiden.
Auf der Suche nach neuen Tuner fand ich die Kluson Revolution. Leider sind diese in Europa nicht erhältlich, so dass ich bei eBay.com einkaufen musste. Die Revolution´s gibt es für einmal für 8er- und 10er-Kopfplattenbohrungen, als Standard oder auch in einer Locking-Ausführung. Ich entschied mich für die No-Locking-Version, wollte nicht, dass die Paul's kopflastig werden würde. Besonders gut gefiel mir die Transparent der Tunerbuttons. Die Montage geriet denkbar einfach, alle Bohrungen, als auch der Achsdurchmesser der Kluson selbst stimmen mit denen der Originaltuner überein. Zudem kann man ihre Gängigkeit mittels einer Schraube im Tunerbutton einstellen. Des Weiteren verfügen die Kluson über eine glatte Grundplatte, so dass sie fromschlüssiger auf der Kopfplatte aufliegen. Die Originale weisen einen Rand auf, der sich auch sehr gerne ins Holz eingräbt. Sie sind nicht ganz günstig, allerdings kauft man auch Tuner nicht jeden Tag und die Optik erfreut einen doch immer wieder.
Die Paul's Guitar bietet gegenüber den Custom-Modellen das Wide Fat-Halsprofil bei einer Mensurlänge von 25“ und 22 Bünden. Randbemerkung: bei meiner Custom 24 konnte ich feststellen, dass sich das aktuelle Wide Thin gar nicht soweit vom Wide Fat entfernt. Ich finde das hervorragend, stehe ich doch auf das recht fette Profil. Andere sehen das vielleicht anders, könnte es für sie doch (auch) ein Kaufargument für eine Custom darstellen.
Erster haptischer Eindruck
Leicht ist sie, Paul's Guitar. Wäre es eine Gibson, müsste ich sofort an gewichtsreduzierende Bohrungen im Korpus denken. Schon verrückt, meine Squier Jaguar mit Pappelkorpus ist dagegen deutlich schwerer. Dabei zählt doch die Pappel zu Europas leichtesten Laubholzarten! Und ein wenig ungewohnt die Handhabung: dünner Korpus, fetter Hals. Bin immer noch überrascht, wenn ich sie in die Hand nehme, denn die erwartet einen dünneren Neck, ob der zierlich wirkenden Gitarre.
Erster optsicher Eindruck
Ein wunderbar sauberen Paintjob zeigte die SE, mit dem die Tigerstripes des Top richtig schön zur Geltung gebracht werden, da auch noch auf Hochglanz poliert. „Allerdings kann ich das Fire Red wenig mit Feuer assoziieren“, schrieb ich im Review meiner Custom. Hier ist es besser, auch wenn es mich immer noch nicht so befeuert, aber eine feuer(wehr) rote Gitarre will ich auch gar nicht. Sie erinnert mich viel mehr ein wenig an meine verflossene PRS SC245, die in Tortoise Shell daherkam, wobei der Paul's Guitar ein wenig dieser Braunton fehlt. Aber auch so, gut. Auf eine dunklere Randlackierung hat man bei dem Modell zum Glück verzichtet, denn das brauch sie nicht. Auch so kommt das schöne Fakebinding (ein Begriff, mit dem ich bei der Art der Ausführung wie bei PRS vollzogen auf dem Kriegsfuß stehe. Wäre nicht vielmehr die Verwendung von Kunststoff Fake? Aber das machte eben schon immer das Binding einer Gitarre aus). Aus wievielen Teilen der Hals besteht, kann man bei Paul's Guitar im Gegensatz zur Custom 24 nicht sagen. Vielleicht ebenfalls aus drei Teilen Mahagoni. Darauf aufgeleimt ein Griffbrett aus Palisander.
Interessanterweise passte bei Paul's Guitar das Trussrodcover, das zuvor einer meiner PRS verbaut hatte. Nun ziert meine SE ein Cover aus Ebenholz. Sieht man nicht sonderlich, aber man weiß es ;-). Derzeit befindet sich auf ihr nur ein Lampshade-Potiknopf, auf den Zweiten warte ich nun bereits seit ein paar Wochen. Wird hoffentlich bald eintreffen und Paul's Guitar komplettieren.
Pickups & Elektrik
Auch bei den Pickups lehnt man sich jedoch nicht an das US-Core Modell an. Es kommen keine schmalen Narrow 408-Humbucker, sondern welche mit normalen Abmessungen zum Einsatz und nennen sich TCI „S“. So kann man, sollten einem die Pickups nicht gefallen leichter für Ersatz sorgen.Verzichtet hat man jedoch nicht auf die seitlich abgerundeten und weiter auslaufenden Rahmen in schwarz mit passenden Halteschrauben.
Für die Pickupanwahl wählte man einen Gibson-like Toggleswitch, der mir sympathischer, als der Pickupwählschalter á la Fender ist. Was man eben gewöhnt ist. Die Miniswitches sind wirklich mini. Da heißt es schon genau zielen, will man einen von ihnen umlegen.
Einen Schwachpunkt bzgl. des Toggleswitch konnte ich leider bei Paul's Guitar auch schon ausmachen. Er bereitet mir derzeit etwas Stress. Zuerst fiel er in der Neckposition aus. Daraufhin belies ich ihn beim Nichtspiel in dieser Position, da ich Kontaktprobleme vermutete, nur damit er Tage später beim Umschalten auf den Bridge-PU Aussetzer zeigte. Hier wird wohl ein Austausch fällig. Diesbezüglich konnte ich bei meiner 245er noch keine Anzeichen für einen Defekt feststellen. Schaute mir jedoch noch nicht die Art des Schalters an, um festzustellen ob es sich um eine geschlossen oder offen Variante handelt. Verwendet PRS-Indonesien vielleicht andere Produkte als PRS-Korea?
Tone
Die Toneabnahme bewerkstelligen zwei neu entwickelte Humbucker: TCI „S“ Bass am Neck und TCI „S“ Treble an der Bridge. Mit den Pickups lässt sich sehr gut arbeiten. Laut Aussage des Vorbesitzer hat er an den Pickups nur minimal geschraubt, was für eine gute Werkseinstellung spricht. Ich selbst hab noch an keiner Höheneinstellschraube gedreht und das kommt sehr selten vor. Derzeit verwisse ich auch noch nichts, wenn es um das Potential der Gitarre geht.
Eins vorab, die Humbucker werden im Singlecoilmodus nicht viel leiser, können daher als vollwertiger und ergänzender Mod betrachtet werden.
Alles Einstellungssache, so beißt der TCI-Treble (Bridge) nicht gar so wie der 85/15 „S“ meiner Custom. Er bietet mehr Bauch, sprich mehr Bass und Tiefmitten. Die Höhen scheinen zurückhaltender. Im Sinlgecoilmod klaren die Bässe und Mitten etwas auf und die Höhen treten verstärkt in den Vordergrund, so wie das eben bei Singlecoils der Fall ist. Schön voluminös ertönt er im Humbucker-Mod, weiß im Gegensatz zur Custom eleganter zu beißen. Mit ihm klingt die Gitarre deutlich eleganter, als ich das bei anderen meiner SE-Modelle höre. Klarer im Singlecoil-Betrieb, seinen Grundcharakter behält er allerdings.
Der TCI-Bass (Neck) bringt positionsbedingt mehr Bass und weniger Höhen mit. Ihm könnte ich die Bässe mit ein wenig Einstellarbeit nehmen, dann allerdings würden sie mir in dieser Position beim Splitt fehlen. Noch erscheint er mir nicht so ausgewogen wie der Kollege an der Bridge. Aber wie beschrieben, alles eine Sache der Einstellung. Derzeit erfahre ich die Gitarre noch, um zu hören, was sie wo benötigt. Der Vorbesitzer schraubte nach eigenen Angaben nur verhalten an den Pickups, so dass sie annäherend den Stockzustand wiedergeben könnten. Jedenfalls musste/muss ich an dieser SE deutlich weniger einstellen, als bei meinen anderen Beiden (bei der 245er folgen die Stock-PU's gar raus und wurden durch zwei Duncans <Sentient / Pegaus> ersetzt und das nach einem langen Einstellzyklus).
In der Mittelstellung des Toggleswitch bevorzuge ich den Singlecoil-Neck mit dem Humbucker-Bridge. Hierbei bleibt der Tone schön luftig. Bei richtiger Einstellung des Neck-PU´s kann auch die reine Humbuckerschaltung überzeugen, wobei die Bassanteile des Neck leicht die Nase vorne hat.
Fazit
Was lange währt... Nun bin ich doch noch auf Umwegen zu meiner Paul's Guitar gekommen. Allerdings möchte ich die anderen Beiden nicht missen.
Ich hab die Marke SE lange aktiv mitbegleitet, hatte frühe Soapbar, Singlecut und 245er. Wirkten die ersten Modelle noch nicht sonderlich spektakulär und gegenüber anderen Herstellern austauschbar (auch wenn qualitativ bereits für diese Preisklasse auf hohem Niveau), so entwickelten sie sich mit den Jahren immer weiter und gipfelt nun einer Version, die den Namens ihre Erschaffers voll ausgeschrieben auf der Kopfplatte stehend sehr wohl verdient hat.
Schielte man damals neidisch auf die US-Core-Modelle, so hat sich dieser Abstand optisch, als auch haptisch verringert und man kommt zu dem Entschluss „Wäre schön, ne echte PRS zu haben, aber mit meiner SE bin ich auch schon sehr froh!“. Zumal man sie mit hochwertigeren Pickups deutlich und nachhaltig aufwerten kann und es die SE einem lohnt.
In dem Sinne, die SE heutzutage sind nicht mehr so günstig zu haben (für meine o.g. SE 245 Soapbar zahlte ich vor Jahren noch 500 € im Laden) wie einst, aber dies ist nicht nur der Inflation geschuldet, sondern hauptsächlich einem verbesserten Produkt, das sich optisch wie haptisch hochwertiger präsentiert wie je zuvor.
Nun folgt doch noch ein weiterer SE-Review neben dem meiner SE Custom 24 Mapleneck und SE 245. Eigentlich war es zu Beginn bereits mein Plan, eine Paul's Guitar mein Eigen nennen zu können, doch es kam wegen o.g. Modelle erst einmal anders. Dann entdeckte ich eine Gebrauchte bei den Kleinanzeigen.
Die Reviews zu den Erstgenannten könnt Ihr hier finden:
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-prs-se-custom-24-mapleneck.693649/
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-prs-se-245.694242/#post-8807853
Bei den Beiden konnte ich mich von der in meinen Augen gesteigerten Qualität der SE-Modelle des Jahrgangs 2018/2019 überzeugen. Besaß bereits die ein oder andere SE davor, doch die aktuellen Modelle fühlen sich hochwertiger an. So bsitzt z.B. der Lack eine deutlich gesteigerte Haptik und fühlt sich nicht mehr so nach Kunststoffüberzug an. Generell bieten sie stärker die Aura der US-Core PRSi.
Aber zurück zu Paul´s persönlicher Gitarre. Sie erscheint in drei Farben, von denen es zwei nur bei diesem Modell zu finden gibt (PG):
- Amber (PG)
- Aqua (PG)
- Fire Red (hier zu sehen)
Doch generell sieht man, dass Paul Reed die SE-Familie als vollwertiges Mitglied betrachtet. Dies zeigt sich neben der ständigen Weiterentwicklung und dem Einsatz neuer PU`s z.B., um mit den US-Core-Modellen auf dem entsprechenden Level zu bleiben, auch an solchen Sonderserien wie den Custom 24 mit Zebrawood bzw. Ziricote oder auch anderen exotischen Hölzern. Es finden sich auch neben Gitarren mit Floyd Rose Trem ebenso eine Bariton mit der 277 im Angebot, als auch eine 7-String und Semiakustik´s.
Bestandsaufnahme
Der Body klassiche gehalten, bestehend aus Mahagoni-Basis meets Ahorndecke und einem schön geriegelten Ahorntop, wohl als Furnier ausgeführt. Ein Volume- und Tonepoti nebst 3-Wegeschalter ergeben die Schaltzentrale. Zusätzlich kommen zwei Miniswitch, mit denen die Humbucker einzeln gesplittet werden können, hinzu. Dies funktioniert einfacherer und vor allen Dingen für jeden Pickup separat, als bei PRS üblich generell über das Tonepoti, dass als Push/Pullpoti ausgeführt wird.
Im Gegensatz zu meinen beiden anderen SE´s wurde die Paul's Guitar nicht in Korea, sondern in Indonesien hergestellt. Vielleicht will Paule damit den Standort Indonesien stärken, darf er doch die Gitarre des Chefs für den Weltmarkt fabrizieren.
Paul lies sich bei der Hardware nicht lumpen, so stammt das Alu-Stoptail mit kleinen Messingeinlagen am Saitenauflagepunkt nebst den Haltebolzen ebenfalls aus Messing aus direkt von der Core Paul's Guitar. Die Brushstroke Bird´s des Originals wurden leider nicht übernommen. Zwar bestehen die Standard-Inlays bei diesem wie bei den anderen SE-Modellen aus Kunststoff, nur sind sie diesmal nicht Perlmutt, sondern Abalone nachempfunden. Wieder ein Alleinstellungsmerkmal der Paul's Guitar. Eine Änderung gegenüber der originale 2019er-Paul's Guitar aus den USA stellt die Verwendung von schwarzen statt der elfenbeinfarbene Tunerbuttons dar. Sie laufen etwas schwergängig, halten jedoch die Stimmung sehr gut. Die Wahl der Tuner stellt vielleicht eine Reminiszenz an Pauls eigenen McCarty-Modelle oder aber ganz profan, er kann die klassischen Mechaniken einfach besser leiden.
Auf der Suche nach neuen Tuner fand ich die Kluson Revolution. Leider sind diese in Europa nicht erhältlich, so dass ich bei eBay.com einkaufen musste. Die Revolution´s gibt es für einmal für 8er- und 10er-Kopfplattenbohrungen, als Standard oder auch in einer Locking-Ausführung. Ich entschied mich für die No-Locking-Version, wollte nicht, dass die Paul's kopflastig werden würde. Besonders gut gefiel mir die Transparent der Tunerbuttons. Die Montage geriet denkbar einfach, alle Bohrungen, als auch der Achsdurchmesser der Kluson selbst stimmen mit denen der Originaltuner überein. Zudem kann man ihre Gängigkeit mittels einer Schraube im Tunerbutton einstellen. Des Weiteren verfügen die Kluson über eine glatte Grundplatte, so dass sie fromschlüssiger auf der Kopfplatte aufliegen. Die Originale weisen einen Rand auf, der sich auch sehr gerne ins Holz eingräbt. Sie sind nicht ganz günstig, allerdings kauft man auch Tuner nicht jeden Tag und die Optik erfreut einen doch immer wieder.
Die Paul's Guitar bietet gegenüber den Custom-Modellen das Wide Fat-Halsprofil bei einer Mensurlänge von 25“ und 22 Bünden. Randbemerkung: bei meiner Custom 24 konnte ich feststellen, dass sich das aktuelle Wide Thin gar nicht soweit vom Wide Fat entfernt. Ich finde das hervorragend, stehe ich doch auf das recht fette Profil. Andere sehen das vielleicht anders, könnte es für sie doch (auch) ein Kaufargument für eine Custom darstellen.
Erster haptischer Eindruck
Leicht ist sie, Paul's Guitar. Wäre es eine Gibson, müsste ich sofort an gewichtsreduzierende Bohrungen im Korpus denken. Schon verrückt, meine Squier Jaguar mit Pappelkorpus ist dagegen deutlich schwerer. Dabei zählt doch die Pappel zu Europas leichtesten Laubholzarten! Und ein wenig ungewohnt die Handhabung: dünner Korpus, fetter Hals. Bin immer noch überrascht, wenn ich sie in die Hand nehme, denn die erwartet einen dünneren Neck, ob der zierlich wirkenden Gitarre.
Erster optsicher Eindruck
Ein wunderbar sauberen Paintjob zeigte die SE, mit dem die Tigerstripes des Top richtig schön zur Geltung gebracht werden, da auch noch auf Hochglanz poliert. „Allerdings kann ich das Fire Red wenig mit Feuer assoziieren“, schrieb ich im Review meiner Custom. Hier ist es besser, auch wenn es mich immer noch nicht so befeuert, aber eine feuer(wehr) rote Gitarre will ich auch gar nicht. Sie erinnert mich viel mehr ein wenig an meine verflossene PRS SC245, die in Tortoise Shell daherkam, wobei der Paul's Guitar ein wenig dieser Braunton fehlt. Aber auch so, gut. Auf eine dunklere Randlackierung hat man bei dem Modell zum Glück verzichtet, denn das brauch sie nicht. Auch so kommt das schöne Fakebinding (ein Begriff, mit dem ich bei der Art der Ausführung wie bei PRS vollzogen auf dem Kriegsfuß stehe. Wäre nicht vielmehr die Verwendung von Kunststoff Fake? Aber das machte eben schon immer das Binding einer Gitarre aus). Aus wievielen Teilen der Hals besteht, kann man bei Paul's Guitar im Gegensatz zur Custom 24 nicht sagen. Vielleicht ebenfalls aus drei Teilen Mahagoni. Darauf aufgeleimt ein Griffbrett aus Palisander.
Interessanterweise passte bei Paul's Guitar das Trussrodcover, das zuvor einer meiner PRS verbaut hatte. Nun ziert meine SE ein Cover aus Ebenholz. Sieht man nicht sonderlich, aber man weiß es ;-). Derzeit befindet sich auf ihr nur ein Lampshade-Potiknopf, auf den Zweiten warte ich nun bereits seit ein paar Wochen. Wird hoffentlich bald eintreffen und Paul's Guitar komplettieren.
Pickups & Elektrik
Auch bei den Pickups lehnt man sich jedoch nicht an das US-Core Modell an. Es kommen keine schmalen Narrow 408-Humbucker, sondern welche mit normalen Abmessungen zum Einsatz und nennen sich TCI „S“. So kann man, sollten einem die Pickups nicht gefallen leichter für Ersatz sorgen.Verzichtet hat man jedoch nicht auf die seitlich abgerundeten und weiter auslaufenden Rahmen in schwarz mit passenden Halteschrauben.
Für die Pickupanwahl wählte man einen Gibson-like Toggleswitch, der mir sympathischer, als der Pickupwählschalter á la Fender ist. Was man eben gewöhnt ist. Die Miniswitches sind wirklich mini. Da heißt es schon genau zielen, will man einen von ihnen umlegen.
Einen Schwachpunkt bzgl. des Toggleswitch konnte ich leider bei Paul's Guitar auch schon ausmachen. Er bereitet mir derzeit etwas Stress. Zuerst fiel er in der Neckposition aus. Daraufhin belies ich ihn beim Nichtspiel in dieser Position, da ich Kontaktprobleme vermutete, nur damit er Tage später beim Umschalten auf den Bridge-PU Aussetzer zeigte. Hier wird wohl ein Austausch fällig. Diesbezüglich konnte ich bei meiner 245er noch keine Anzeichen für einen Defekt feststellen. Schaute mir jedoch noch nicht die Art des Schalters an, um festzustellen ob es sich um eine geschlossen oder offen Variante handelt. Verwendet PRS-Indonesien vielleicht andere Produkte als PRS-Korea?
Tone
Die Toneabnahme bewerkstelligen zwei neu entwickelte Humbucker: TCI „S“ Bass am Neck und TCI „S“ Treble an der Bridge. Mit den Pickups lässt sich sehr gut arbeiten. Laut Aussage des Vorbesitzer hat er an den Pickups nur minimal geschraubt, was für eine gute Werkseinstellung spricht. Ich selbst hab noch an keiner Höheneinstellschraube gedreht und das kommt sehr selten vor. Derzeit verwisse ich auch noch nichts, wenn es um das Potential der Gitarre geht.
Eins vorab, die Humbucker werden im Singlecoilmodus nicht viel leiser, können daher als vollwertiger und ergänzender Mod betrachtet werden.
Alles Einstellungssache, so beißt der TCI-Treble (Bridge) nicht gar so wie der 85/15 „S“ meiner Custom. Er bietet mehr Bauch, sprich mehr Bass und Tiefmitten. Die Höhen scheinen zurückhaltender. Im Sinlgecoilmod klaren die Bässe und Mitten etwas auf und die Höhen treten verstärkt in den Vordergrund, so wie das eben bei Singlecoils der Fall ist. Schön voluminös ertönt er im Humbucker-Mod, weiß im Gegensatz zur Custom eleganter zu beißen. Mit ihm klingt die Gitarre deutlich eleganter, als ich das bei anderen meiner SE-Modelle höre. Klarer im Singlecoil-Betrieb, seinen Grundcharakter behält er allerdings.
Der TCI-Bass (Neck) bringt positionsbedingt mehr Bass und weniger Höhen mit. Ihm könnte ich die Bässe mit ein wenig Einstellarbeit nehmen, dann allerdings würden sie mir in dieser Position beim Splitt fehlen. Noch erscheint er mir nicht so ausgewogen wie der Kollege an der Bridge. Aber wie beschrieben, alles eine Sache der Einstellung. Derzeit erfahre ich die Gitarre noch, um zu hören, was sie wo benötigt. Der Vorbesitzer schraubte nach eigenen Angaben nur verhalten an den Pickups, so dass sie annäherend den Stockzustand wiedergeben könnten. Jedenfalls musste/muss ich an dieser SE deutlich weniger einstellen, als bei meinen anderen Beiden (bei der 245er folgen die Stock-PU's gar raus und wurden durch zwei Duncans <Sentient / Pegaus> ersetzt und das nach einem langen Einstellzyklus).
In der Mittelstellung des Toggleswitch bevorzuge ich den Singlecoil-Neck mit dem Humbucker-Bridge. Hierbei bleibt der Tone schön luftig. Bei richtiger Einstellung des Neck-PU´s kann auch die reine Humbuckerschaltung überzeugen, wobei die Bassanteile des Neck leicht die Nase vorne hat.
Fazit
Was lange währt... Nun bin ich doch noch auf Umwegen zu meiner Paul's Guitar gekommen. Allerdings möchte ich die anderen Beiden nicht missen.
Ich hab die Marke SE lange aktiv mitbegleitet, hatte frühe Soapbar, Singlecut und 245er. Wirkten die ersten Modelle noch nicht sonderlich spektakulär und gegenüber anderen Herstellern austauschbar (auch wenn qualitativ bereits für diese Preisklasse auf hohem Niveau), so entwickelten sie sich mit den Jahren immer weiter und gipfelt nun einer Version, die den Namens ihre Erschaffers voll ausgeschrieben auf der Kopfplatte stehend sehr wohl verdient hat.
Schielte man damals neidisch auf die US-Core-Modelle, so hat sich dieser Abstand optisch, als auch haptisch verringert und man kommt zu dem Entschluss „Wäre schön, ne echte PRS zu haben, aber mit meiner SE bin ich auch schon sehr froh!“. Zumal man sie mit hochwertigeren Pickups deutlich und nachhaltig aufwerten kann und es die SE einem lohnt.
In dem Sinne, die SE heutzutage sind nicht mehr so günstig zu haben (für meine o.g. SE 245 Soapbar zahlte ich vor Jahren noch 500 € im Laden) wie einst, aber dies ist nicht nur der Inflation geschuldet, sondern hauptsächlich einem verbesserten Produkt, das sich optisch wie haptisch hochwertiger präsentiert wie je zuvor.
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