Elsbeth Moser. Das Knopfakkordeon C-Griff. Ein systematischer Weg. Hamburg, 1992 ist speziell. Das Heft dürfte bestimmt schon bei vier Mitgliedern des Akkordeonforums gelegen haben. Soweit ich weiß, hat es keiner als DAS Lehrbuch schlechthin verwendet, obwohl es einen interessanten, wenn auch etwas besonderen Zugang bietet. Systematisch wie es im Titel heißt, trifft die Sache sehr gut. Moser favorisiert einen Dreischritt "Erkennen - Denken - Tun". Man soll also im Notenbild erkennen, dass man z.B. gerade eine Terz spielen soll. Dann sollen die beiden richtigen Finger automatisch blind die richtige Stelle auf dem Knopfbrett finden und die richtigen Knöpfe drücken. Um das zu erreichen, setzt sie zuerst auf die visuelle Aneignung von motorischen Griffmustern (Seite 95). Demzufolge findet man viele Bildchen, die Knöpfe und Verbindungslinien zeigen. Auf Fühlfinger, die Töne gerade nicht drücken, aber die Hand orientieren, so dass man nicht auf falsche Knöpfe drückt, legt sie dabei Wert. Sie favorisiert ein "ganzheitliches Erfassen von Prozessen" und grenzt sich dabei von "punktuellem , kurzfristigen Suchen" ab (Seite 91). Ihr Ziel erreichen will sie mit Fühlübungen, dem bewussten Erleben von Tastenabständen und dem Spielen von Etüden. Man soll aber auch die eigene Haltung mittels eines Spiegels korrigieren, eigene Übungen auf Notenpapier aufzeichnen und Finger in Griffbretter schreiben. Schöne nette Stücke gibt es keine. Eigentlich gibt es überhaupt keine Spielstücke, sondern nur Übungen, teilweise mit ERHEBLICHEM Schwierigkeitsgrad, auch für Leute, die Akkordeon studieren. Gelegentlich finden sich Abhandlungen, warum Leute falsch oder nicht schön spielen. Insofern ist das Buch nicht nur eine Anleitung zum richtigen Spielen, sondern auch eine Reflexion über die richtige Anleitung zum Spielen. Wer da denkt, das sei abstrakt, liegt meiner Meinung nach richtig. Konkret wird es dort, wo es um Intervalle und Geläufigkeit geht. Wem nützt dieses Buch etwas? Elsbeth Moser denkt an Virtuosen, die "ihre Virtuosität steigern" und alle "Spielfehler ausmerzen" wollen. An Menschen, die "an ihrem Ton arbeiten wollen" (demzufolge findet sich eine Passage, wie man ein "schönes Legato" spielt); und sie denkt an Menschen, die ihre "Spielhaltung korrigieren" müssen. Zielgruppe sind also definitiv keine Anfänger, sondern Fortgeschrittene mit Anspruch und Profis. Auch ein Akkordeonlehrerin, die ihre eigene Unterrichtspraxis reflektieren möchte, findet Material. Mir liegt die Methode näher, am Beispiel zu lernen. Dazu brauche ich kleine, nette einprägsame Stücke verschiedenen Charakters, die ich hier aber nicht finde. Insofern ist das Buch für mich nicht das Mittel der Wahl. Interessant aber sind die Abschnitte über den Gebrauch der Fühlfinger, die ich mir bei Bedarf noch einmal anschauen werde. Das Werk ist der Mount Everest der Akkordeonpädagogik, es geht systematisch-abstrakt auf die Gipfel akkordionistischen Könnens. Hoffentlich geht dabei nicht der Spaß verloren und die Puste aus.