scenarnick
Registrierter Benutzer
Ich bin auf das HypeMic aufmerksam geworden durch Testberichte von Podcastern. Kompakt, USB-Powered, mit eingebautem Kompressor, iPad und iPhone kompatibel, dazu noch von Apogee, das hörte sich alles sehr interessant an. Mein geplanter Anwendungsbereich: in der Hauptsache Proben-Mitschnitte, kleine Recordings von Gesang oder Gitarre / Klavier. Aber auch als Alternative zum Kondensatormikrofon im Home-Studio.
Das HypeMic wird in einer sehr wertigen Tasche geliefert, mit allem notwendigen Zubehör, von einem robusten Tischstativ mit Kugelkopf über einen Poppkiller bis hin zu allen Kabeln, die man braucht, sogar einem Kabel für ältere iPods und iPhones bis 4S.
Das Gerät selbst ist kleiner, als es die Abbildungen vermuten lassen, aber schwer und wirkt solide.
2,5``Festplatte im Vergleich
Auch die Anschlüsse und die Bedienknöpfe auf der Vorderseite sind gut ausgeführt. Die Inbetriebnahme gestaltete sich sowohl an einem MacBook als auch am iPad sehr unproblematisch – Plug’n’Play. Eine LED auf der Vorderseite informiert darüber, ob das Gerät mit Strom versorgt wird oder in Betrieb ist.
Ebenso wird der Pegel per 3 stufiger LED angezeigt, die bei Übersteuerung in rot wechselt.
Da ich natürlich wissen wollte, ob sich das kleine Mikro auch für Musik, hier speziell Gesang, anbietet habe ich es am iPad mit Garage Band und am Mac mit CuBase 9.5.1 versucht. Hier zeigten sich einige Schwächen der Defaults der Programme. GarageBand hat als Default für Gesangsaufnahmen den Pitch Correct eingeschaltet, was zu einer deutlichen Latenz führt. Also Pitch Correct aus und Problem gelöst. Ähnlich verhielt es sich in CuBase, welches das HypeMic nicht als solches erkannt hat und mit einer sehr hohen Default-Latenz an die Aufgabe gegangen ist. Erst nachdem der Default auf 32 Samples korrigiert war, ließ sich das Hype gut nutzen und dann begannen auch die Features Sinn zu machen.
Monitoring
Das HypeMic erlaubt sehr intelligentes Monitoring. In 5 Stufen lässt sich zwischen direktem Monitoring oder Monitoring der App mit verschiedenen Mischverhältnissen umschalten. Ein sehr gut durchdachtes Feature, mit dem sich der Sänger „seine“ Mischung auch mit Effekten selbst auf den Monitor legen kann. Auch zum Einsingen auf Playback gut zu gebrauchen, denn man kann – je nach persönlicher Vorliebe – den Zuspieler aus der DAW in der Lautstärke gut anpassen.
Kompressor
Apogee wirbt damit, dass das HypeMic mit einem eingebauten Kompressor ausgestattet ist, um der Stimme „Broadcast Klang“ zu verleihen. Der Kompressor ist in drei Stufen schaltbar. Während sich die erste Stufe noch moderat verhält, greifen die zweite und dritte Stufe in der Kompression sehr beherzt zu. Verbunden mit dem Kompressor ist ein nicht regelbares Noise Gate mit schnellem Attack aber recht langsamem Decay, so dass man auch in eher gemäßigt lauter Umgebung noch deutliche Nebengeräusche wahrnimmt, bevor das Gate seinen Dienst tut. In der ersten Stufe der Kompression gibt der Kompressor tatsächlich der Stimme mehr Durchsetzungskraft und das Gate muss nicht so viel zugreifen, so dass man für Sprache diese Einstellung gut verwenden kann. Für Gesang sollte man lieber auf das Feature verzichten und die Kompression in der DAW erledigen, wenn gewünscht oder benötigt.
Verarbeitung
Nicht nur der erste Eindruck ist wertig, auch im Gebrauch bestätigt sich das erste Gefühl. Das HypeMic liegt schwer und sicher in seinem Stativ, der Kugelkopf hält was er soll, das Stativ steht sicher auf dem Tisch. Leider hat das HypeMic so gut wie keine Isolation gegen Körperschall, so dass jede leise Berührung am Tisch, auf dem das Stativ steht, sofort sehr unschöne Geräusche hervorruft. Auch die Bedienung mittels des Rades oder des Druckschalters auf der Frontseite des HypeMic überträgt sich sehr deutlich und tieffrequent auf die Aufnahme. Also – ab damit auf ein Mikrofonstativ und den auf einen Teppich. Ah – endlich Ruhe und Entkopplung.
Kommen wir nun zum entscheidenden Teil:
Klang
Wie klingt das HypeMic? Während der Testzeit habe ich verschiedene Aufnahmesituationen und -charakteristika ausprobiert. Als Vergleich zum HypeMic dienten mir jeweils ein Sennheiser E845 dynamisches Mikrofon und ein T.Bone 1100 Kondensatormikrofon über einen Steinberg UR 242 in den Rechner.
Das T.Bone neigt zu eher höhenbetonten, aber durchzeichneten Aufnahmen. Das Sennheiser hält sich in der Durchzeichnung zurück und man merkt deutlich, dass sein natürlicher Lebensraum die laute Bühne ist. Im Vergleich zu beiden zeigte das HypeMic allerdings noch weniger Durchzeichnung als das Sennheiser und einen eher gedeckten Klang, dem die Brillanz fehlt. Leider wirkt sich das auch auf die Sprachverständlichkeit aus, denn Plosivlaute werden „gedeckelt“.
Für Gesangsaufnahmen ist das Apogee damit so gut wie ungeeignet. Im Bereich Podcasting und mit Kompressor auf erster Stufe hingegen zeigt sich der wahre Einsatzzweck. Hier bedarf es so gut wie keiner Nachbearbeitung und auch eher dünne Stimmen werden zuverlässig aufgenommen. Die Reduzierung der Plosivlaute hat hier sogar einen eher positiven Effekt. Unangenehme Spitzen kommen nicht in den Rechner. Für einen reinen Sprach-Podcast bedarf es dann auch nicht mehr der Nachbearbeitung in einer DAW.
Hier mal ein Test einer Sprachaufnahme. Zunächst das HypeMic
https://soundcloud.com/scenarnick/mictesthype
Dagegen das T-Bone 1100 über UR 242 (Sorry für das Metronom)
https://soundcloud.com/scenarnick/mictestt-bone
Ich kann mir vorstellen, dass das HypeMic bei der Abnahme einiger Instrumente (durchaus auch Gitarrenamps) eine gute Figur macht. Ob es sich für akustische Instrumente mit viel Brillanz (A-Gitarre) eignet - entscheidet ihr, denn ... @hack_meck hat zufällig ne (Quick&Dirty) Aufnahme gemacht ...
Fazit
Das HypeMic ist nicht wirklich „the one for all“. Für qualitativ anspruchsvolle Podcasts und YouTube Videos mag es sicherlich gut geeignet sein, für Musik-Recording jenseits des „mobilen Ideen-Festhaltens“ oder gar den Einsatz in einem Home-Studio scheidet es hingegen aus. Ob man allerdings in diesen Preisbereich gehen muss, um eine Podcast Qualität zu erreichen, sei dahingestellt. Hier gibt es sicherlich ebenso ansprechende Lösungen für deutlich schmalere Geldbeutel.
- Eigenschaft
Anhänge
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: