Hi,
die Fräsung für PUs und Elektrik wurde in dieser eher seltenen Form mWn Anfang der 90er in Japan benutzt. Aus Mexico kenne ich sowas jedenfalls nicht. Schau nochmal in die Halstasche, vielleicht siehst Du da einen Datumsstempel.
Die Tremolofräsung ist so wohl nicht original, sondern am hinteren Ende nachträglich erweitert - das würde dazu passen, dass das Trem augenscheinlich nach hinten versetzt wurde. Eine Erklärung könnte sein, dass der Vorbesitzer mal einen nicht exakt zur Halstasche und/oder der Position der Bridge passenden Hals montiert hatte und kurzerhand den Body "nachgebessert" hat.
Von daher würde ich aus solchen Details nicht auf eine grundsätzlich schlechte Verarbeitung bzw. eine Cheapo-Herkunft schließen. Zu einer japanischen Squier oder Fender aus der besagten Zeit würde auch das Holz optisch passen: Damals wurden mehrteilige Bodies aus Pappel verwendet, die oft noch ein Furnier aus dem gleichen Material draufbekamen (vor allem, damit auch Sunburst-Lackierungen gut aussehen, nehme ich mal an).
Der Eindruck einer relativ dicken "Decke" kann übrigens oft täuschen. Das Loch fürs Tremolo wird nicht auf einmal, sondern schichtweise gefräst, es wird also immer wieder neu eingesetzt. Ganz oben bleibt dabei öfter mal so ein Rand übrig, der dann ein klein wenig übersteht. Funktional stört er nicht, und gerade bei den etwas günstigeren Serien wird an solchen Stellen der letzte Schliff eingespart. Wer schaut da schon rein, denkt sich der Kostenrechner, ist keine Custom Shop...
Im unteren Bereich sieht man das ebenfalls - keine Angst, die rauhe Oberfläche bedeutet nicht, dass das Spanplatte ist, es sind einfach Bearbeitungsspuren bzw. vom Fräskopf angerissene Holzfasern. Wahrscheinlich nicht die feinsten und schärfsten Werkzeuge, und hinterher nicht abgeschliffen, dann kommt das dabei raus. Tatsächlich kann man auf dem Bild ganz gut den Anschnitt der schräg verlaufenden Jahresringe erkennen, "riftsawn" nennt sich dieser Schnitt glaube ich. Auch hier rein funktional nichts nachteiliges.
Mein Rat: es soll ja ein Bastelobjekt sein, und für die ersten Gehversuche gibts bestimmt schlechteres. Mit einem guten Hals und etwas Sorgfalt spricht nichts dagegen, daraus eine ordentliche Klampfe zu zimmern, die gut rockt und an der Du Spaß hast. Ich bin jedenfalls froh, dass ich damals eine verbastelte Ibanez-Stratkopie weiter verbastelt hab und keinen Warmoth- oder Rockingerbody - die kamen später, als ich dann schon halbwegs wusste, was ich tat...
Gruß, bagotrix