Bei mir im E-Fach sind die Potis auf einer Metallplatte befestigt. Ändert sich dadurch irgendetwas? Bei einigen Diagrammen bzw. Fotos von Verdrahtungen sind die Poti-Gehäuse untereinander verlötet, bei anderen nicht. Kann mit jemand den Grund dafür erklären?
Hi,
eine zusätzliche Masseverdrahtung kann durch die Platte wegfallen. Tatsächlich ist das einer der Gründe gewesen, aus denen Gibson sie eingeführt hat: außerhalb der Gitarre kann das meiste vorverdrahtet werden, und man spart sich mehrere Lötstellen (=Arbeitszeit). Es kann sogar nachteilig sein, zusätzliche Masseverbindungen hinzuzufügen, eine saubere Verbindung genügt und ist das beste.
Ohne zu trollen zu wollen, warum 50s-Wiring? Was erwartest Du Dir davon? Außer, dass es 50s-Wiring ist. Mein werter und versierter Gitarren-Doc "Sound Ranger" hat dazu mal eine Abhandlung in einem G&B Sonderheft verfasst und sich dagegen ausgesprochen.
Nun ja, es ist sicher Geschmackssache - aber ganz sicher kein Voodoo oder unhörbar. Hauptsächlich natürlich, wenn man die Potis betätigt, aber auch voll aufgedreht kann man bei vielen Gitarren einen Unterschied wahrnehmen. Es klingt etwas schlanker, weniger wuchtig in den Tiefen. Für richtig harte Metalsounds würde ich es daher den meisten nicht empfehlen, aber die Regelcharakteristik ändert sich in einer Art und Weise, die vielen Spielern bei klassischen Rock- und Bluessachen entgegenkommt. Ausnahmen gibts natürlich, so verwendet anscheinend auch Mark Tremonti das 50s Wiring- zumindest ist sein Signature Modell so verdrahtet, wie ich etwas überrascht festgestellt habe.
Wenn bei passiven Schaltungen (wie eben auch dieser) so leichthin gesagt wird, "Vollaufgedreht
kann es doch gar nicht sein, dass sich was ändert, da werden die Bauteile ja umgangen", dann steckt dahinter oft genug eine falsche Vorstellung von ihrer Funktionsweise. Das fängt schon damit an, dass das aufgedrehte Poti weder einen unendlichen Widerstand hat noch (was Laien oft glauben) einen Widerstand von 0 Ohm. Vielmehr ist das aufgedrehte Volumepoti ein Widerstand in Höhe seines Wertes (zB 500 KOhm), der parallel zum PU gegen Masse liegt. Das Resultat ist eine gewisse Bedämpfung der Resonanzfrequenz. Auch ein aufgedrehtes Tonpoti hat noch Einfluss auf den Sound - welchen, kann man bei einer aktuellen MIM-Charvel ausprobieren. Die haben nämlich ein No Load-Tonpoti, das ganz aufgedreht eine kleine Rastung hat, an der das Tonpoti ganz aus der Schaltung genommen wird. Kurz davor hört man den Sound einer Gitarre mit aufgedrehtem Tonpoti, in der No-Load-Position dann den ohne (wie die erste Pro Mod-Version, die gar kein Tionpoti hatte). No Load klingt eindeutig schärfer, brillanter.
Sobald Bauteile einen endlichen Wert haben und mit den PUs verbunden sind, beeinflussen sie auch den Sound, und das 50s Wiring verändert die relative Lage von Widerständen und Kondensatoren zueinander. Ist das Tonpoti ein wenig zurückgedreht, so auf 7-9 je nach Poti, nimmt man mit dem Volumepoti nicht nur Lautstärke zurück, sondern vor allem auch tiefe Mitten - gerade bei simplen Einkanalern lässt dann die Zerre nach und der Sound klart auf. Mit dem Modern Wiring wirds bei gleicher Reglerstellung sehr schnell ziemlich dumpf - Volume und Ton gleichzeitig zurück zu nehmen ist bei solche Gitarren meist nicht praktisch verwertbar.
Auch mit aufgedrehtem Tonpoti wirds nicht so schnell dumpf, wenn man Volume zurück nimmt. Nicht ganz wie eine Treble Bleed-Schaltung, aber ich persönlich finde es sehr praxisgerecht.
Vor einigen Jahren habe ich schon Burstbucker eingebaut, jetzt soll noch das 50s-Wiring kommen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch Potis und Tonecaps austauschen.
Eigentlich könntest Du die Tonpotis erst mal drin lassen, oder zumindest nachmessen, bevor Du sie raussschmeißt. Die hatten schon damals 500 KOhm, und solange sie nicht extrem nach unten streuen, sind sie meist völlig okay. Die Volumes waren mWn erst ab 2014 durchgehend 500er, da könnten in Deinem Fall noch 300 KOhm verbaut sein. Die bremsen die PUs dann in der Tat ein ganzes Stück weit aus, finde ich.
Gruß, bagotrix