Warum MIII?

Gegen M3/Konverter sprechen

Ich kenne mittlerweile 3 Spieler, die Akkordeon studiert haben und nach dem Studium wieder komplett auf den Stradella-Bass zurückgekommen sind. Zwei haben die Melodiebassinstrumente verkauft, einer hat's behalten, nach dem Motto: 'Ich könnte ja, wenn ich wollte.'

Ich habe auch einmal einen studierten Akkordeonlehrer getroffen, der privat nur MII spielt. Die MlII-Spielerei an der Musikhochschule hat ihm persönlich zeitweilig die Lust am Akkordeon verleidet.

Für mich persönlich stellte sich die MIII-Frage vor ein paar Jahren. Mein Lehrer aber hat mir als Amateurspieler abgeraten, mit MIII anzufangen, vielleicht auch meiner Restlaufzeit wegen. Mir ist sehr bewusst, dass ich mit der Entscheidung, mich auf MII zu beschränken, einen gewissen Anteil an Akkordeonliteratur ausschließe. Aber es gibt so viel schöne und auch anspruchsvolle Musik für MII-Akkordeon, die ich auch bei weitem nicht ausschöpfen kann, so dass ich auf die Original-MIII-Literatur leichten Herzens verzichte.

Ich selbst spiele einige klassische, barocke und romantische Musik, bei der die MII-Beschränkung kaum hörbar ist und schon gar nicht stört. Man muss eben sorgfältig auswählen und die Literatur kennen.

Im übrigen erinnere ich mich mit großer Freude an das Konzert von Matthias Matzke, das er beim Schrambergtreffen neulich gab: wesentliche seiner Akkordeon-Paradestücke waren typische MII-Stücke.

Also, wen die MIII-Musik reizt und wer eine weitere Herausforderung sucht, der muss es tun. Um schöne, interessante und auch anspruchsvolle Akkordeonmusik aller (!) Stilrichtungen zu machen, braucht man nicht notwendig das MIII.

Viele Grüße

morino47
 
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Auch ich kenne in meinem Orchester mehrere studierte Akkordeonspieler, die überhaupt kein M3 mehr spielen.
Aber auch umgekehrt kenne ich Spieler, die mit 40/50 + mit Erfolg M3 begonnen haben und sehr rasche Fortschritte machen.

Fakt ist jedoch, dass der Umsatz an M3 Literatur im Grunde genommen vernachlässigbar gering ist.

Meiner Meinung nach liegt’s nicht an dem System selbst sondern an dem Bild, welche Musik man „typischerweise“ mit M3 zu spielen hat.

Daran könnte man ansetzen.
 
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Das finde ich einen sehr guten Ansatz ,
man muß einfach die Leute dort abholen, wo sie musikalisch stehen :
Nicht blind mit dem typischerweise vorhandenen MIII Material füttern ,
nach dem Motto "da haben wir alle mit gelernt" ,
sondern die persönlichen Vorlieben (seine eigenen oder die der Schüler) mit einbeziehen.

Bei der Klassik ist da ja ein relativ großes Notenangebot vorhanden.
Anders bei Tango, Jazz oder Populärmusik.
Da kommt man mit dem Notenangebot nicht weit,
sondern muß selbst arrangieren.

Z.B. habe ich hier gerade Noten von der "The Godfather" Trilogie auf dem Notenpult.
Vieles von Nino Rota und natürlich für Klavier gesetzt ...

Einen Teil , eher die Walzer und Mazurkas spiele ich mit MII ,
wobei die rechte Hand teilweise Töne aus dem Bass mitnimmt ,
wo es nicht mit Wechselbässen geht , oder die Läufe mit Grundbässen nicht so passen.
Hier wird das MII auch als rythmisches Element gebraucht,
was man so locker+flüssig auf MIII nicht hinbekommt.

Die eher romantischen oder tragischen Stücke spiele ich dann mit MIII .
Dabei werden eher fette Akkorde im Bass in Skalen zerlegt,
oder der Diskant greift hier auch noch Töne mit.
Mit MII würde da manches Detail einfach verloren gehen.

Ich probiere da dann erst eine Zeitlang mit herum ,
wechsele zwischen MII und MIII (in meinem Fall also die Instrumente...)
und werde mir nach einer Orientierungszeit die schönsten Stücke mit musescore ausnotieren.
 
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Meiner Meinung nach liegt’s nicht an dem System selbst sondern an dem Bild, welche Musik man „typischerweise“ mit M3 zu spielen hat.
Bei der Klassik ist da ja ein relativ großes Notenangebot vorhanden. Anders bei Tango, Jazz oder Populärmusik. Da kommt man mit dem Notenangebot nicht weit,

Ich denke, dass es nicht sinnvoll ist, sich auf die Barock-Standardliteratur zu beschränken, wenn das nicht DAS DING ist, was man machen will. In diesem Fall wird das Akkordeon nämlich zum Cembaloersatz. Hilfreicher ist sich überhaupt zu fragen, was man mit dem MIII anstellen kann. Praktisch habe ich für mich darauf bisher zwei Antworten gefunden: Einerseits kann man das MIII nutzen, um Begleit-Linien zu improvisieren wie ich es im MIII-Thread mit "Danny Boy" probiert habe. Andererseits kann man das MIII nutzen, um bekannte Begleitfiguren zu spielen, die höher als im MII verlaufen. Auch ein ultrahohes Um-pa-pa kann manchmal weiterhelfen. In diesem Zusammenhang kann es auch wichtig sein, zwischen MII und MIII in einem Stück zu wechseln. Chernikovs Lonely Harmonica ist dafür ein Paradebeispiel. Das anfängliche Thema wird in MII genommen, die erste Variation im MIII mit einem akkordischen Begleitschema mit absteigendem Bass, die dritte Variation zeigt, dass man im MIII auch über verschiedene Oktaven laufen kann, während danach eine Begleitlinie zu spielen ist. So muss das sein. Freilich ist das Stück auch für die Virtuosen unter uns nicht ganz leicht. Dennoch kriegt das MIII damit einen eigenständigen Charakter und ist keine Kopie mehr - weder von einem Cembalos noch von einem MII-Akkordeon.

Die Gründe, warum man das MIII- Instrument verkauft, sind damit auch klar:
- Weil man immer dieselben ollen Kamellen (Bach, Scarlatti) spielen muss, wie @Malineck und @morino47 gesagt haben, was einen aber nicht interessiert,
- Weil wie @polifonico sagt kein Notenangebot da ist, auf das man so ohne Weiteres zugreifen kann, ,
- Weil die tollen genuinen Stücke für MII und MIII teilweise affenschwer sind,
- Und vielleicht: weil man nicht gelernt hat, auf dem MIII ohne Noten zu improvisieren, was man auf dem MII vielleicht hinkriegt. Für mich ist das existenziell. Ich will mit geschlossenen Augen spielen und mir zuhören können. Das setzt freilich einen Unterricht voraus, der nicht nur auf Noten basiert. Für mich war der irgendwie unbewusst gewählte Zugang im MIII-Thread darum Gold wert.
- Für mich spielt auch noch die Instrumentengröße eine Rolle: Die MIII-Piano-Kisten sind groß. Ein ganzes Konzert damit würde ich nicht durchhalten. Besser etwas Kleines mit Knöpfen, wenn man nur mit einem Instrument unterwegs sein möchte.
 
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Ich denke, dass es nicht sinnvoll ist, sich auf die Barock-Standardliteratur zu beschränken

Ich würde das, was ich unter "Klassik" beschrieben habe nicht auf Barockmusik beschränkt sehen ,
da ich eigentlich nur nach Originalliteratur spiele , ist da alles möglich, von Purcell über Bach ,
bis Ilbert , Bartok und Arvo Pärt. Und noch nie kam mir dabei der Gedanke an ein Cembaloersatz.

Improvisation ist sicher ein sehr interessanter (bei mir leider hoffnungsloser) Ansatz .
Aber nur weil es sich für Verlage nicht wirklich lohnt , MIII mit Noten zu versorgen ,
muß man sein gutes Akkordeon nicht frustriert verkaufen.
Die Euphorie , die Dich , Bernnt , bei Improvisation mit geschlossenen Augen entflammt
empfinde vielleicht auch ich , wenn z.B. ein genial (für Klavier) gesetztes Jazzarrangement
auf dem Akkordeon was ganz Eigenes bekommt.
Denn zumindest in den Großstädten gibt es in den Leihbücherein unerschöpflich viel Notenmaterial !
 
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In der letzten Trossinger Grenzenlos-Woche hat Lars Holm in einem Konzert sein M3 Konzept quasi vorgestellt und das war so bezaubernd wie easy.
Er bearbeitet recht einfache Stücke z. B. zu verschiedenen Musikrichtungen, die ganz typisch gespielt werden, vor allem rhythmisch. Alles M3!
Zb Happy Birthday als Marsch, Tango, Musette, Debussy- like, Mozart like, als Raggae .... etc
Das klang so schön und auch mit recht wenigen Tönen, dass man richtig Lust bekam, das auch zu können.

Damit meine ich:
Raus aus der Klassik Ecke oder gar Neue Musik, rein in die Weltmusik, und Vielfalt demonstrieren.

Da hast Du so recht. Ich kenne viel von Lars Holm und er schafft es als einer der wenigen, die technischen Schwierigkeiten zu beschränken, ohne dass die Musik banal wird. Und eben wie Du sagst: Das Akkordeon ist zu jung, um sich festzulegen.
Ich kenne ebenfalls einige, die nach dem Studium ihr MIII-Instrument verkauft haben. Wie schade, denn sie haben es gelernt und keine Freude an dessen Möglichkeiten entwickeln können. Und bei mir war es so, dass ich mit MIII erst im Studium in Berührung gekommen bin. Und das bedaure ich sehr, denn unter meinen Schülern sind viele, die inzwischen große Freude daran haben, je nach Laune zwischen den Systemen zu wechseln. Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene (Anfänger und Wiedereinsteiger). Und da kommt wieder das Thema Literatur in den Fokus, denn richtig Spaß macht es, wenn man mit JEDER (Literatur-)Idee kommen kann und dann schaut, wie und auf welchem System es am besten umzusetzen ist.
 
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MII, MIII? Ich spiele beides.

Und warum MIII?
Ich habe Stücke im Repertoire, die ich liebe, und die mit MII unspielbar wären.
Z.B. all die schönen Stücke für Harmonium von César Franck.

je nach Laune zwischen den Systemen zu wechseln
Je nach Laune? Würde ich so nicht sagen. Ich versuche, die Stücke so original zu spielen wie möglich.

Es gibt doch Situationen und Stücke, bei denen ich hin- und her wechsle. Bei den Annen-Polka von Johann Strauss kommen zwischen dem 2. Teil und der Reprise des 1. Teil ein paar Zwischentakte mit einem Triller und untergelegten Akkorden: umschalten auf MIII, Triller rechts, Akkorde links - und dann wieder zurück auf MII.
Geht doch bestens.
Die Stelle kommt bei Min. 1.00

und dann schaut, wie und auf welchem System es am besten umzusetzen ist.
Dem stimme ich voll zu.
Also ehrlich, ich würde das MIII sehr vermissen, wenn ich keines mehr hätte!

Gruss
chnöpfleri
 
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Vielen Dank, ich hätte dich jetzt gern bekekst, aber leider darf ich nicht... :weep:
 
Also ehrlich, ich würde das MIII sehr vermissen, wenn ich keines mehr hätte!
ich würde das bei unserer Knöpflerin allerdings auch stark vermissen. ;) Sie zeigt uns da immer wieder herrlich, was damit möglich ist.

Zu der Annenpolka: Die hatten wir ja mal hier im Board diskutiert und sind zu drei Lösungen gekommen:
1. Knöpfleri: Triller rechts und links den Aufgang perfekt, wie er notiert ist
2. CCR-Fan: Triller rechts und links den Aufgang mit M2: Ist nicht Original, an einer Stelle ist die Aufwärtsfigut unterbrochen, aber nicht sooooo tragisch
3. So habe ich das gespielt: Triller links mit Einzeltonregister auf der Gola, Aufgang rechts -> Auch perfekt.

Für solche 'Klinkerlitzchen' braucht es kein M2, die Stärken des M2 liegen da schon woanders.
 
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ich würde es auch vermissen, wenn du keines mehr hättest!
... stimmt, die Hälfte unserer Stücke könnten wir gerade mal vergessen!
Z.B. das "Ave Maria" weg - undenkbar! Wir würden beide weinen. :weep:
 
Ich habe mit 45 erst angefangen Akkordeon zu spielen, MII weil ich nicht wußte, dass es MIII gibt. Aber das lernte ich schnell kennen durch meinen Lehrer und durch seine anderen Schüler. Ich fand das toll und wollt das auch können.
So kam ich dann zu meinem Borsini, mit 48. Jetzt bin ich fast 54 und mir macht das viel Spaß. Ich spiele aber auch MII. Mir gefällt das gut so.

Mein Lehrer fördert das auch. Ihm gefällt es beides zu unterrichten, ist für ihn mehr Abwechslung, nur MII wäre ihm zu fad. hier in Kärnten unterrichtet die Mehrzahl der Lehrer nur MII. Meiner hat 32 Schüler und davon spielen 20 MII.

Gruß grollimolli
 
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