Stratspieler
Helpful & Friendly User
Vorab
"Mann ist die leicht!" entfuhr es mir, als ich die Vela aus ihrer Verpackung, d.h. ihrem extrem robusten und gut gepolsterten Gigbag schälte....
...wenn man ansonsten auch 4kg-Strats gewöhnt ist.
Seit 2015 habe ich mit einer Vela geliebäugelt. Und nun ist mir diese aus Schweden gebraucht, aber in neuwertigem Zustand, ins Haus geflattert.
Gestatten, dass ich mich mit meinem sperrigen Namen vorstelle:
Paul Reed Smith S2 Vela Satin Limited Edition McCarty Tobacco Sunburst.
Oder so ähnlich. Für mich ist sie "die Vela".
Zwar geliebaeugelt und irgendwann auch schon mal kurz angetestet, aber dennoch ertappe ich mich immer wieder bei der plumpen Irritation: Leicht und zierlich ist sie vs. schwer und wuchtig in der Haptik selbst meiner leichtesten Strat - taugt diese PRS was? Erstaunlich, wie ich "Qualität" jahrelang offenbar nur nach Gewicht bemesse. Überhaupt ist es erstaunlich und fast schon gefühlt befremdlich, wie ich mich, wie in einen Spiegel schauend, ertappe, jahrelang offenbar nichts weiter als Gewohnheiten und Umfeld aufgesessen zu sein.
Auch wenn ich aus deutscher Gewohnheit (oder ist es Conditioniertheit?) noch so suche: da ist nicht das kleinste Fitzelchen, was zu beanstanden wäre. Die Verarbeitung der Vela ist ohne jedes Wenn und Aber, die Abrichtung der Bünde ist wie aus einem Guß, die Bespielbarkeit ist traumhaft. Saitenziehen ohne Scheppern, Leeklang ohne Scheppern...
Will's so schreiben: Da ist einfach und ohne jedes Brimborium drumherum eine Gitarre, deren Grundjustagen und Verarbeitung von Anfang an so dermaßen gut sind, dass ich mich frage, wieso man das bei anderen und wohlgemerkt - deutlich teureren (!) - Herstellern nicht auch mal einfach so hinbekommt: Befreit von jedem Mythos, ohne all die alten und längst verstaubten Heroen und Legenden zu bemühen (und trotzdem noch aus welchen Gründen auch immer hie und da zu schlampern), sagt die Vela einfach: Hier bin ich?!!
Auch hinsichtlich der Lackerung bin ich einen neuen Weg gegangen - diese Vela kommt ohne deckende Glanzlackierung.
In manchen Berichten liest man, dass die Besitzer hier sehr unzufrieden sind: Angeblich kann man bereits schon mit dem Fingernagel eine Kerbe ins Holz drücken. Das kann ich so nicht feststellen. Das Holz dieser Vela ist einfach nur hart. Man erkennt gut die Oberflächenstruktur. Natürlich sollte man sich vorsehen: schabt man zum Beispiel versehentlich mit dem scharfkantigen Ende einer Schraube übers Holz, dann ist zwar kein Kratzer im Lack, dafür ist dann aber eine häßliche Schramme im Holz.
Test clean
Mit dem Klang der Vela war ich zunächst nicht so zufrieden: Hm, für eine Gitarre in dieser (Neu-)Preisklasse hätte ich eigentlich mehr erwartet. Die vielen Hörbeispiele im web sind hier ziemlich eindeutig positiv - dem war aber bei dieser Vela nicht so. Der Neck-Pickup klang zwar ganz gut. Nee, das ist falsch, es muss eigentlich schon so heißen: Der Neck-Pickup klang unerwartet gut. Mit einem Neck-Pickup meiner Strats verglichen, klingt er voller, runder, dynamischer mit deutlich weniger Brummeinstreuungen. Das geht in Richtung des Neck-Pickups von Kloppmann, die ich auf einer der Strats drauf habe, wenngleich der feinzeichnender kommt.
Aber die Zwischenpositionen und der Stegpickup: Nee, das war irgendwie quäkig und plärrig, das war nichts für mich. Allerdings sah ich auch, dass der Stegpickup für meine Begriffe irgendwie doof eingestellt war - viel zu hoch und viel zu gekippt in Richtung der hohen Saiten. Ich vermag nicht zu sagen, ob es eine Werkseinstellung war, oder ob hier der Vorbesitzer dran geschraubt hat.
Da neue Saiten nebst Justage für mich bei einer erworbenen Gitarre ohnehin Pflicht sind: Also runter mit den Anlieferungssaiten (vermutlich 009er) und "meine" D'Addario EXL110 draufgezogen. Das Griffbrett bekam gleich sein Lemon-Öl dazu und außerdem flogen bei dieser Gelegenheit gleich die Schutzfolien vom Pickguard ab: Es waren zwei Schutzfolien drauf. Eine vom Pickguard und eine weitere da nochmals drüber. Ach ja, das Pickguard kam natürlich auch erst mal runter, denn der Toggle Switch schaltete mir "zu schräg". Ich habe ihn etwas verdreht, so das es für mich passt. Außerdem wollte ich mir bei dieser Gelegenheit gleich mal die Verdrahtung sowie die Halseinleimung beschnarchen: "Long Tennon". So ganz nebenbei: Die Bohrlöcher für die Verschraubungen des Pickguards sitzen extrem genau.
Zusammen mit den neuen Saiten habe ich die Höhe von Neck- und Stegpickup neu justiert, so, wie es mir nach meinem Gefühl richtig erscheint.
Angeworfen das ganze an den clean eingestellten Blues Deluxe. Dessen Einstellungen habe ich einfach von denen der Strats, die sonst dran sind, übernommen.
Und nach dem ersten Anspielen einzelner Töne, Akkorde und Arpreggios entfuhr mir entgegen meiner eigentlich sonstigen Gewohnheiten nur noch ein ungläubiger Laut, allzu bekannt dem Zitat von Götz von Berlichingen entsprechend…
Die Vela klingt wie ein Klavier am Neck-Pickup. Und mit den Zwischenpositionen ist jetzt dieses Plärrige, Quäkige weg. Hier ist der Ton kehlig und voll, er erinnert an eine Strat, ist aber eben nicht strattypisch, sondern eigenständig. Der "Klavierton" ist immer noch da, er liegt quasi über dem Kehligen drüber. Schalte ich um auf den Stegpickup, so bekommt der Ton einen Growl. Er wird nicht störend schneidend oder beißend, es hört sich humbuckertypisch an, als wartet der Pickup jetzt knurrend und in Lauerstellung darauf, loszubrüllen. Die Kombination von splitbarem Steghumbucker und Singlecoil am Neck kann ich nur als gelungen betrachten. Der Lautstärkesprung ist kaum hörbar und es sind genug Höhen am Stegpickup da.
Die Saitentrennung ist einzigartig. Man will gar nicht wieder aufhören mit Spielen. Und das aus diesem federleichten, geradezu zierlichen Ding! Kein Schwingen, kein "vorzügliches Räsonieren des Korpusses…". Einfach so. Befreit von allem verstaubten Mythen. Keine Literatur mit endlosen Geschichten, die jährlich stets neu erfunden werden. Kein Schwadronieren von Kolumnenschreibern über die ach so herrliche, alte Zeit, wo nur dort das Vintage so trefflich gedieh, der alte Muff des alten Lackes so herrlich riecht und jeder alte Amp, der neu getestet wird, von nun ab der beste ist, den man jemals zu hören bekam... Bis der nächste Amp kommt, denn dann wird es dieser sein... Bis die nächste Vintage-Gitarre kommt, denn dann wird es diese sein...
Aktiviert man den Coil Split des Neck-Humbuckers, so wird der Ton insgesamt kehlig-ausgedünnter. Das kann man durchaus als netten Effekt betrachten; ich denke, mein Fall wird das nicht so unbedingt. Das ging mir schon so, als ich die Baja-Telecaster meines Sohnemannes testete. Der Coil-Split der Vela klingt für mich in Richtung der Phasenauslöschung der Telecaster.
Bin auf den Test im Proberaum gespannt, wenn es gezerrt zur Sache geht. Die Hörbeispiele im web sind vielversprechend.
Fazit
Hier bin ich - die Vela. Federleicht, zierlich, schlicht, schnörkellos, modern. Einfach so. Mit Sustain ohne Ende. Die Kombination von Singlecoilsound und wenn es sein muss, wahrscheinlich irrem Humbucker-Bratsound.
Ja, so habe ich mir das über die Jahre klanglich vorgestellt.
Und ja - ich fürchte, dass das nicht meine einzige Vela bleiben wird, denn da gibt es noch was richtig schönes...
"Mann ist die leicht!" entfuhr es mir, als ich die Vela aus ihrer Verpackung, d.h. ihrem extrem robusten und gut gepolsterten Gigbag schälte....
...wenn man ansonsten auch 4kg-Strats gewöhnt ist.
Seit 2015 habe ich mit einer Vela geliebäugelt. Und nun ist mir diese aus Schweden gebraucht, aber in neuwertigem Zustand, ins Haus geflattert.
Gestatten, dass ich mich mit meinem sperrigen Namen vorstelle:
Paul Reed Smith S2 Vela Satin Limited Edition McCarty Tobacco Sunburst.
Oder so ähnlich. Für mich ist sie "die Vela".
Zwar geliebaeugelt und irgendwann auch schon mal kurz angetestet, aber dennoch ertappe ich mich immer wieder bei der plumpen Irritation: Leicht und zierlich ist sie vs. schwer und wuchtig in der Haptik selbst meiner leichtesten Strat - taugt diese PRS was? Erstaunlich, wie ich "Qualität" jahrelang offenbar nur nach Gewicht bemesse. Überhaupt ist es erstaunlich und fast schon gefühlt befremdlich, wie ich mich, wie in einen Spiegel schauend, ertappe, jahrelang offenbar nichts weiter als Gewohnheiten und Umfeld aufgesessen zu sein.
Auch wenn ich aus deutscher Gewohnheit (oder ist es Conditioniertheit?) noch so suche: da ist nicht das kleinste Fitzelchen, was zu beanstanden wäre. Die Verarbeitung der Vela ist ohne jedes Wenn und Aber, die Abrichtung der Bünde ist wie aus einem Guß, die Bespielbarkeit ist traumhaft. Saitenziehen ohne Scheppern, Leeklang ohne Scheppern...
Will's so schreiben: Da ist einfach und ohne jedes Brimborium drumherum eine Gitarre, deren Grundjustagen und Verarbeitung von Anfang an so dermaßen gut sind, dass ich mich frage, wieso man das bei anderen und wohlgemerkt - deutlich teureren (!) - Herstellern nicht auch mal einfach so hinbekommt: Befreit von jedem Mythos, ohne all die alten und längst verstaubten Heroen und Legenden zu bemühen (und trotzdem noch aus welchen Gründen auch immer hie und da zu schlampern), sagt die Vela einfach: Hier bin ich?!!
Auch hinsichtlich der Lackerung bin ich einen neuen Weg gegangen - diese Vela kommt ohne deckende Glanzlackierung.
In manchen Berichten liest man, dass die Besitzer hier sehr unzufrieden sind: Angeblich kann man bereits schon mit dem Fingernagel eine Kerbe ins Holz drücken. Das kann ich so nicht feststellen. Das Holz dieser Vela ist einfach nur hart. Man erkennt gut die Oberflächenstruktur. Natürlich sollte man sich vorsehen: schabt man zum Beispiel versehentlich mit dem scharfkantigen Ende einer Schraube übers Holz, dann ist zwar kein Kratzer im Lack, dafür ist dann aber eine häßliche Schramme im Holz.
Test clean
Mit dem Klang der Vela war ich zunächst nicht so zufrieden: Hm, für eine Gitarre in dieser (Neu-)Preisklasse hätte ich eigentlich mehr erwartet. Die vielen Hörbeispiele im web sind hier ziemlich eindeutig positiv - dem war aber bei dieser Vela nicht so. Der Neck-Pickup klang zwar ganz gut. Nee, das ist falsch, es muss eigentlich schon so heißen: Der Neck-Pickup klang unerwartet gut. Mit einem Neck-Pickup meiner Strats verglichen, klingt er voller, runder, dynamischer mit deutlich weniger Brummeinstreuungen. Das geht in Richtung des Neck-Pickups von Kloppmann, die ich auf einer der Strats drauf habe, wenngleich der feinzeichnender kommt.
Aber die Zwischenpositionen und der Stegpickup: Nee, das war irgendwie quäkig und plärrig, das war nichts für mich. Allerdings sah ich auch, dass der Stegpickup für meine Begriffe irgendwie doof eingestellt war - viel zu hoch und viel zu gekippt in Richtung der hohen Saiten. Ich vermag nicht zu sagen, ob es eine Werkseinstellung war, oder ob hier der Vorbesitzer dran geschraubt hat.
Da neue Saiten nebst Justage für mich bei einer erworbenen Gitarre ohnehin Pflicht sind: Also runter mit den Anlieferungssaiten (vermutlich 009er) und "meine" D'Addario EXL110 draufgezogen. Das Griffbrett bekam gleich sein Lemon-Öl dazu und außerdem flogen bei dieser Gelegenheit gleich die Schutzfolien vom Pickguard ab: Es waren zwei Schutzfolien drauf. Eine vom Pickguard und eine weitere da nochmals drüber. Ach ja, das Pickguard kam natürlich auch erst mal runter, denn der Toggle Switch schaltete mir "zu schräg". Ich habe ihn etwas verdreht, so das es für mich passt. Außerdem wollte ich mir bei dieser Gelegenheit gleich mal die Verdrahtung sowie die Halseinleimung beschnarchen: "Long Tennon". So ganz nebenbei: Die Bohrlöcher für die Verschraubungen des Pickguards sitzen extrem genau.
Zusammen mit den neuen Saiten habe ich die Höhe von Neck- und Stegpickup neu justiert, so, wie es mir nach meinem Gefühl richtig erscheint.
Angeworfen das ganze an den clean eingestellten Blues Deluxe. Dessen Einstellungen habe ich einfach von denen der Strats, die sonst dran sind, übernommen.
Und nach dem ersten Anspielen einzelner Töne, Akkorde und Arpreggios entfuhr mir entgegen meiner eigentlich sonstigen Gewohnheiten nur noch ein ungläubiger Laut, allzu bekannt dem Zitat von Götz von Berlichingen entsprechend…
Die Vela klingt wie ein Klavier am Neck-Pickup. Und mit den Zwischenpositionen ist jetzt dieses Plärrige, Quäkige weg. Hier ist der Ton kehlig und voll, er erinnert an eine Strat, ist aber eben nicht strattypisch, sondern eigenständig. Der "Klavierton" ist immer noch da, er liegt quasi über dem Kehligen drüber. Schalte ich um auf den Stegpickup, so bekommt der Ton einen Growl. Er wird nicht störend schneidend oder beißend, es hört sich humbuckertypisch an, als wartet der Pickup jetzt knurrend und in Lauerstellung darauf, loszubrüllen. Die Kombination von splitbarem Steghumbucker und Singlecoil am Neck kann ich nur als gelungen betrachten. Der Lautstärkesprung ist kaum hörbar und es sind genug Höhen am Stegpickup da.
Die Saitentrennung ist einzigartig. Man will gar nicht wieder aufhören mit Spielen. Und das aus diesem federleichten, geradezu zierlichen Ding! Kein Schwingen, kein "vorzügliches Räsonieren des Korpusses…". Einfach so. Befreit von allem verstaubten Mythen. Keine Literatur mit endlosen Geschichten, die jährlich stets neu erfunden werden. Kein Schwadronieren von Kolumnenschreibern über die ach so herrliche, alte Zeit, wo nur dort das Vintage so trefflich gedieh, der alte Muff des alten Lackes so herrlich riecht und jeder alte Amp, der neu getestet wird, von nun ab der beste ist, den man jemals zu hören bekam... Bis der nächste Amp kommt, denn dann wird es dieser sein... Bis die nächste Vintage-Gitarre kommt, denn dann wird es diese sein...
Aktiviert man den Coil Split des Neck-Humbuckers, so wird der Ton insgesamt kehlig-ausgedünnter. Das kann man durchaus als netten Effekt betrachten; ich denke, mein Fall wird das nicht so unbedingt. Das ging mir schon so, als ich die Baja-Telecaster meines Sohnemannes testete. Der Coil-Split der Vela klingt für mich in Richtung der Phasenauslöschung der Telecaster.
Bin auf den Test im Proberaum gespannt, wenn es gezerrt zur Sache geht. Die Hörbeispiele im web sind vielversprechend.
Fazit
Hier bin ich - die Vela. Federleicht, zierlich, schlicht, schnörkellos, modern. Einfach so. Mit Sustain ohne Ende. Die Kombination von Singlecoilsound und wenn es sein muss, wahrscheinlich irrem Humbucker-Bratsound.
Ja, so habe ich mir das über die Jahre klanglich vorgestellt.
Und ja - ich fürchte, dass das nicht meine einzige Vela bleiben wird, denn da gibt es noch was richtig schönes...
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