Ich spiele zwar kein Highgain/Metal, aber habe mich recht ausführlich mit der Thematik auseinandergesetzt vom Amp auf einen Modeler zu wechseln bzw. alternativ mit einer IR-Lösung in den Mixer zu gehen.
Modeler:
Grundsätzlich muss man sich im Klaren darüber sein, dass der Umstieg auf einen Modeler mit einer Einarbeitung in das System verbunden ist. Das braucht nicht nur Zeit, sondern auch eine Menge Wissen über Amps, Cabs, Mikrofonie, Effekte, EQ-ing, Signalarten und -flüsse usw.. Letztendlich wird man nämlich mit den von anderen Leuten angebotenen Patches, wie mit den Factory Presets nicht wirklich glücklich. Darüber hinaus ändert sich, bei sensiblen Gitarristen, das Spielgefühl und das Hörempfinden, weil es sich eben um da Hören eines mikrofonierten Amps handelt. Das ist weit von dem Amp/Cab-Höreindruck entfernt, den man üblicherweise gewohnt ist. Am Ende besteht die Gefahr, dass man dann, wie auch in meinem Fall, wieder alles dafür tut, sich dem ursprünglich gewohnten Soundempfinden beim Spielen zu nähern. Ich endete dann, neben einem "normalen" Monitor (Bandbühnensound) mit einem separaten Gitarrenmonitor von KME, der parallel läuft und so eingestellt ist, dass alles wieder satter und dichter klingt. Insgesamt ist das System dann kaum leichter als Amp mit Box.
Dagegen steht natürlich eine schier endlose Vielfalt an Möglichkeiten, wenn es um Sounds, Amps und Effekte geht. Alle Modellingsysteme sind heute in der Lage recht amtliche Sounds zu liefern. Daran besteht kein Zweifel! Auch Metalsounds bekommt man sehr gut hin, wenn man dann weiß, wie es systemabhängig funktioniert.
Raumanpassungen muss man über Global-EQs oder ähnliches auch machen, wenn man zum Auftritt fährt.
Amp mit Loadbox (Power Soak, Attentuator):
Eine altbewährte und gute Methode den Amp im Sweet Spot zu fahren und dennoch die eigenen Ohren und das Umfeld zu schonen. Das Spielgefühl ist amtlich. Einige Power Soaks ermöglichen heute auch schon die Box komplett abzuschalten und dann mit einem Linesignal oder Mikrofonlevel (DI) oder IR zum Monitor zu routen. In dem Fall hört man auch nur das Gitarrensignal über den Floormonitor, kann aber das Cab zu Hause lassen.
Raumanpassung mit Cab erfolgt mit den vertrauten Reglern des Amps.
IRs:
Sie sind im Studiobereich entstanden und finden auch auf den Bühnen heute viele Anwender. Man sollte sich dabei im Klaren sein, dass es sich dabei immer um ein Impulsabbild handelt, das unter bestimmten Bedingungen entstanden ist und nicht wirklich dem Verhalten eines echten Lautsprechers entspricht. Klingt trotzdem gut und ist sehr flexibel einsetzbar.
Der Nachteil im Bühnenalltag ist, dass man das IR-Signal im Mixer meistens wieder an den Bandsound anpassen muss. Das bedeutet, dass der FOH möglicherweise mit einem EQ eingreift oder vielleicht noch einen Compressor verwendet und damit das schöne IR-Signal, in seinem Sinne abändert. Also hört man aus dem Floormonitor auch wieder ein verändertes Signal. Wie bei DI, ist der Vorteil, dass das vom Gitarristen übergebene Signal recht konsistent und relativ gleichbleibend übergeben wird.
Bei Verwendung von IRs und Cab ergeben sich in etwa die Dinge, die ich schon weiter oben (Amp mit Loadbox) genannt habe.
"Hardware-Modelling":
Systeme wie das Torpedo C.A.B. ermöglichen noch eine weitere Anwendung. Da dort zum Beispiel auch eine Ampsimulation integriert ist, kann man direkt mit einem vorhandenen Pedalboard hineingehen und dann ein fertiges Preamp-, "Endstufe"-, IR-Signal verwenden. Da viele Overdrive-Pedale auch als Amp-in-a-Box fungieren, kann man damit auf einen klassischen Preamp verzichten. Ggf. kann man auch einen Pedalamp verwenden. Meine Erfahrungen damit sind jedoch nicht besonders zufriedenstellend gewesen.
Kombination - Modeler mit IR:
Da gilt eigentlich das was unter IRs steht.
Abschließend möchte ich noch einmal sagen, dass Modelling funktioniert und sich mMn in vielen Fällen anbietet. Auch im Metal sind Sounds so realisierbar, dass man, je nach Anspruch, mehr als gut damit leben kann.
Darüber hinaus entwickelt sich da eine interessante Welt, die uns technische Möglichkeiten bietet, die wir vor ein paar Jahren noch nicht hatten. Andererseits bin ich überzeugter Röhrenampspieler und habe Spaß daran technische Möglichkeiten auszutesten. Im Detail würde ich Axe und Kemper vielleicht eine Nuance höher einordnen als andere Modeler, wenn es um das letzte Quäntchen Sound und Auflösung (Studio) geht. Dagegen ist das Helix die flexibelste Maschine, wenn es um die Signale (hinein oder hinaus) geht und die angebotenen Amps, Effekte und Cabs plus IR-Verwendung, sind auch hier auf einem sehr hohen Niveau. Von der Bedienung her, mein Favorit. Aber ich möchte damit nicht die anderen Systeme abwerten!
Panta Rhei: alles fließt...
Da gibt es sicher noch vieles zu entdecken!
Ich hoffe es hilft bei der Entscheidung!
Ray